Die Zeche Westhausen I / III
Ensemble aus Malakowturm und Lohnhalle, Supermarkt, ein Museum und ehemalige Halden
Manchmal hat man Pech mit dem Wetter, der vorgesehene Plan haut nicht hin oder irgendetwas anderes geht auf einer Exkursion schief. Aber hin und wieder hat man einfach doppelt Glück. Und unerwartet wird man überrascht.
Mit Begleitung habe ich an jenem ersten Samstag im September eine Veranstaltung rund um das nahe Schloss Bodelschwingh besucht. Die Begleitung hatte jedoch anschließend noch den Wunsch, kurz für sich für das Wochenende einzukaufen – zu Hause würde es zu spät werden. Und so fuhren wir den ALDI an der Bodelschwingher Straße an. Sie können sich vorstellen, dass ich den nicht ganz zufällig ausgewählt habe. Sie ging in Ruhe einkaufen („lass dir Zeit“), ich habe währenddessen die benachbarte Zeche Westhausen inspiziert. Und so stand ich an jenem Tag ungläubig vor dem Schild am offenen Tor, das besagte, dass das Museum des Geschichtsarbeitskreises an jedem ersten Samstag im Monat von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet sei. Ein Zeitfenster von nur 6 Stunden im Monat.
Und was soll ich sagen? Es war Samstag. Und der erste im Monat. Und es war kurz nach 15.00 Uhr, als gerade ein historischer Schlepper durchs Zechentor rollte. Also nicht lange zögern, sondern rasch hinterher und hoffen, dass die Kassenschlange heute so lang wie nie sein würde. Oder die Person ganz vorne Geld zuhause vergessen hat.
Benannt nach dem nahegelegenen Schloss Westhusen (ohne a) lässt sich heute der über der Erde erhaltene Rest der Zeche Westhausen (mit a) anschauen. Das Bergwerk förderte zwischen 1873 und 1980 Steinkohle. Die Schachtanlage I / III befindet sich im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh unweit des heutigen S-Bahnhofs Westerfilde. Ein Luftschacht befand sich in einiger Entfernung in südlicher Richtung. Zuletzt wurde sie von der Zeche Hansa im Stadtteil Huckarde übernommen und schließlich stillgelegt. Nach der Schließung wurden einige Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Ein Spaziergang über das Zechengelände
Wichtigste Bauwerke sind die Lohnhalle im Jugendstil und der monströse Malakowturm. Dieser Turm-Typ ist heute nur noch etwa ein Dutzend Mal im Ruhrgebiet zu finden. Es sind markante steinerne Fördertürme mit dicken Ziegelsteinmauern. Im Innern befand sich die Förderanlage. Später wurden diese Bauten durch die filigranen Stahl-Fördergerüste ersetzt. Ihren Namen tragen sie vom Fort Malakow in Sewastopol auf der Halbinsel Krim, da sie eben an ein Fort oder eine Burg erinnern. Besonders markant sind die Treppentürme in den Ecken, die als Fluchtweg im Brandfalle dienten. Immerhin war das Fördergerüst im Innern des Turms aus Holz. Im Zusammenhang mit der Zeitweise hatte der steinerne Turm ein aufgesetztes Stahl-Fördergerüst, wie es noch heute einmaliger Weise bei der Zeche Prosper in Bottrop zu sehen ist. Im Luftbild ist das Zechengelände zu sehen. Der Malakowturm befindet sich in der oberen linken Ecke, die Maschinenhalle mit der Ausstellung rechts. Der ALDI ist oberhalb vom Turm.
Die Lohnhalle wurde Anfang der 1990er Jahre um ihre angrenzende, ebenfalls denkmalgeschützte Waschkaue beraubt, als diese abgebrannt ist und später abgerissen wurde. Insgesamt stellt sich das Ensemble der markantesten Bauwerke als sehr heruntergekommen und ruinös dar. In Eigeninitiative erfolgen langsame Sanierungsarbeiten insbesondere des Turms. Ob es mal zu besichtigen ist, weiß vielleicht nur der Besitzer und Bauherr. Anstelle der Waschkaue befindet sich heute der LIDL mit den neuen Wohnungen darüber. Es ist einer der zwei Discounter in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bergwerk. Die Zufahrt zum Gelände liegt zwischen den beiden Parkplätzen.
Ausstellung in der Maschinenhalle
Am offenen Tor weist ein Schild nach links zum Museum der Zeche Westhausen. Es befindet sich in der Maschinenhalle von Schacht III, dessen Gerüst heute nicht mehr vorhanden ist und vor der Maschinenhalle stand. Links vom Gebäude führt eine Treppe ins erste Obergeschoss, wo man zu den Öffnungszeiten die gewaltige Dampf-Fördermaschine besichtigen kann. Außerdem ist der Raum voll mit Gegenständen zum Thema Bergbau, die liebevoll zusammengetragen wurden. Bei Interesse kann man sich bereitwillig von den Betreuern des Museums durch die Ausstellung führen lassen – nur Fotografieren ist nicht erwünscht. So kann ich an dieser Stelle leider nur Außenaufnahmen der Zeche zeigen. Das übrige Areal wird von verschiedenen Gewerbebetrieben und einer Spedition genutzt. Es ist nur begrenzt zugänglich und womöglich sogar außerhalb der Öffnungszeiten des Museums durch das Tor versperrt. Der eindrucksvolle Malakowturm ist nicht zugänglich und zu besichtigen.
Das Mobiltelefon klingelt. Die Begleitung steht mit einem vollen Einkaufswagen neben meinem Auto. Es ist Zeit, das Gelände zu verlassen. Die weitere Recherche findet am heimischen Arbeitsplatz statt, beispielsweise mit den historischen Luftbildern und alten Karten.
Das folgende zeigt das Zechengelände aus der Blickrichtung vom Supermarkt, nämlich nach Süden aufgenommen. Damit ist es genau gegensätzlich zum weiter unten folgenden Luftbild aufgenommen, was die ein oder anderen Betrachtenden möglicherweise vor eine Herausforderung stellt. Ungefähr in der Bildmitte ist der Malakowturm zu sehen. Links davon befindet sich der andere Förderturm. Am rechten Bildrand, also im Westen, erhebt sich eine größere Halde. Dahinter ist an verschiedenen Spitzkegeln Kohle gelagert, die wesentlich dunkler erscheint. Vorne links ist ein Teil der Bahnstrecke zu erkennen.
An drei Orten rings um die Zeche lassen sich historische Bergehalden in alten Aufnahmen entdecken. Sie liegen östlich, westlich und südwestlich vom Verladebahnhof. In der unten abgebildeten Darstellung erreichen sie zum Teil mit Ach und Krach 1 Hektar Fläche. Schon wenige Jahre nach der Aufnahme des Luftbildes in den 1920er Jahren wurden die Halden abgetragen und überbaut. Die westliche und südwestliche wurden durch Wohnsiedlungen und einem Kindergarten überbaut, die östliche ist Teil des Zechengeländes oder angrenzender Betriebe. Die Wenemarstraße bildet noch heute ihre Form nach. Besucher, die mit der Bahn kommen, passieren also die alte Bergehalde. Um zwischen der historischen und einer aktuellen Darstellung hin und her zu wechseln, klicken Sie bitte einfach auf die Grafik unten. Beide Luftbilder zeigen denselben Kartenausschnitt nur zu verschiedenen Zeiten.
Am folgenden Montagmorgen nach dem Besuch auf Zeche Westhausen fragte mich meine Auszubildende nach vergangenen Aktivitäten am Wochenende. Ich erzähle, da es sie wirklich interessiert, vom Schloss Bodelschwingh. Kennt sie nicht. Sie kennt nur die Zeche Westhausen, weil ihr Mann dort eine Parzelle oder einen Hallenteil für irgendein Gewerbe als Lager angemietet hat. Die Welt ist ein Dorf.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Das Museum ist an jedem ersten Samstag des Monats von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet – Der Eintritt ist frei. Außerhalb der Öffnungszeiten kann eine „Besichtigung“ des eigentlichen Geländes nicht garantiert werden. Der Turm ist auch bei Öffnung des Museums nicht zu besichtigen. Über die Besitzverhältnisse kann ich leider nichts sagen. In der Maschinenhalle gibt es – sofern das Museum geöffnet ist – Toiletten und ein Imbiss-Angebot. Die Maschinenhalle ist zwar nur über Treppen erreichbar, da sie im 1. Obergeschoss liegt. Aber ein Treppenlift bietet auch Menschen mit geringer Mobilität die Möglichkeit, die Halle zu besichtigen.
Fotografieren ist im Museum nicht erwünscht.
Anreise mit dem Auto: Auf der A42 oder A45 bis zum Kreuz Castrop-Rauxel-Ost und dort Richtung Dortmund-Bodelschwingh fahren. Am Ende der Ausfahrt links auf die Straße Königshalt. Nach 700 m links in die Richterstraße abbiegen. Nach 800 m rechts auf die Deininghauser Straße. Diese geht in die Bodelschwingher Straße über. Nach etwa 1 km liegt die Zeche mit den Supermarktparkplätzen rechts.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Bodelschwingher Straße 142 in Dortmund (Supermarkt)
Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund Hbf., Dorstfeld oder Castrop-Rauxel Hbf. mit der S2 bis Westerfilde. Aus Richtung Dortmund den Ausgang in Fahrtrichtung, aus Richtung Mengede den hinteren benutzen. Links auf dem Fußweg zur Wenemarstraße laufen und rechts abbiegen. Links auf den Parkplatz vom Supermarkt und diesen überqueren.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Südlich von Westerfilde verläuft der Emscher-Park-Radweg. Von ihm ist in Höhe Bahnstrecke ein Abstecher zur Zeche möglich.
Kartenmaterial / Literatur: In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Die thematisch passenden Bücher sind zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Geographische Koordinaten: 51°33’0.33″N, 7°22’31.58″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 387361 m, 5712249 m
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Zeche Westhausen bei Ruhrzechenaus.de: www.ruhrzechenaus.de