Zeche Fürst Hardenberg und Minister Stein
In den meisten Fällen gehörten filigrane Fördergerüste aus Stahl zum gewohnten Bild eines Bergwerks im Ruhrgebiet. Spezielle Bauweisen oder alte Fördertürme waren dabei die Ausnahme. Doch im Dortmunder Norden lassen sich gleich zwei Ausnahmen besichtigen: ein alter, steinerner Malakowturm und ein sogenannter Hammerkopfturm. Sie gehören je zur Zeche Fürst Hardenberg und Minister Stein.
Die Zeche Fürst Hardenberg befand sich am Dortmund-Ems-Kanal, die Zeche Minister Stein lediglich wenige Kilometer östlich davon in Eving. In der folgenden Karte sind die Standorte der beiden Schachtanlagen eingetragen:
Die Zeche Fürst Hardenberg
Auf der nördlichen Seite des Hardenberghafens des Dortmund-Ems-Kanals befand sich die Zeche Fürst Hardenberg, die allerdings noch vor Bau des Kanals entstanden ist. Im Jahre 1876 begann die Förderung durch den ersten Förderschacht, über dem der noch heute existierende Förderturm gebaut wurde. Etwa 20 Jahre später begann der Bau eines zweiten Schachtes neben dem ersten, der um 1900 in Betrieb ging. Ein Jahr zuvor wurde der Dortmund-Ems-Kanal erst eröffnet.
Das folgende Luftbild zeigt die Zeche mit Blick nach Nordwesten. Im Hintergrund quert der Dortmund-Ems-Kanal das Bild, am linken Bildrand zweigt als Stich der auch heute noch existierende Hardenberghafen ab. Der Malakowturm und die Maschinenhalle, die noch steht, sind beschriftet. Gut zu erkennen ist auch das stählerne Fördergerüst oberhalb des Steinturms.
Von der Zeche zur Brachfläche
Im Jahr 1963 erfolgte die Stilllegung der Doppelschachtanlage. Aus dem Zechengelände wurde Gewerbegebiet, ein Teil ist derzeit allerdings auch noch eine unbebaute Brachfläche. Die meisten übrigen Zechenanlagen und sogar Teile einer Zechensiedlung wurden in den 1990er Jahren abgerissen. Anschließend wurde zwischen Hardenberghafen und Bahnstrecke nördlich der neuen Lindnerstraße das Güterverteilzentrum mit drei großen Hallen erbaut. Eine Vertriebsstelle einer Großbäckerei ist unmittelbarer Nachbar des Kulturdenkmals geworden.
Einer der wenigen erhaltenen Malakowtürme im Ruhrgebiet
Erhalten von der Zeche ist lediglich der Malakowturm samt Maschinenhalle von 1876. Malakowtürme sind imposante, gemauerte Türme aus Stein, die mitunter an eine Burg erinnern. Ihren Namen haben sie vom Fort Malakow auf der Halbinsel Krim erhalten. Später wurden stählerne Fördergerüste gebaut, viele frühe Malakowtürme wurden abgerissen und somit sind nur noch 14 Exemplare im Ruhrgebiet erhalten. Der Förderturm der Zeche Fürst Hardenberg ist somit einer der wenigen noch existierenden Bauwerke dieser Art und steht unter Denkmalschutz. Er ist ca. 32 Meter hoch und hat sehr markante Strebepfeiler an den Seiten. Diese verstärken noch den Eindruck einer früheren Befestigungsanlage. Der Anbau im Erdgeschoss mit den spitz zulaufenden Fenster-Einfassungen ist jedoch erst in den 1930er Jahren entstanden.
Im folgenden Foto aus der Vogelperspektive ist der Malakowturm in der linken Bildhälfte zu sehen. Der Blick reicht nach Osten. Gut erkennbar ist außerdem die Lage in der Nähe des Hardenberghafens am Dortmund-Ems-Kanal.
Im Jahre 1997 hat die Industriedenkmalstiftung die Anlage von Förderturm und Maschinenhalle in Obhut genommen und sogar saniert. Eine Nachnutzung stand allerdings lange Zeit in den Sternen. 2012 haben Privatleute den Turm gekauft und planen einen schrittweisen Umbau, offenbar übrigens inspiriert durch eine ausnahmsweise Öffnung während des Tags des offenen Denkmals. Vorgesehen ist eine Nutzung als Bürogebäude und Ausstellungsraum. Lassen wir uns daher überraschen, was aus diesem Denkmal geschehen wird.
Tipp des Autors:
Gut zu sehen ist der Malakowturm übrigens auch vom nahen Deusenberg.
Informationen zum Besuch:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zum Kreuz Dortmund-Nordost und dort auf die B236 Richtung Schwerte, auf der B1 als Verlängerung der A44 aus Richtung Unna und der A40 aus Essen auf die B236 Richtung Lünen. Aus beiden Richtungen in Derne abfahren. Von Schwerte zunächst links und dann nochmal links abbiegen auf die Walther-Kohlmann-Straße. Aus Richtung Lünen rechts abbiegen. Nach 500 m rechts abbiegen in die Kemminghauser Straße. Dieser 2,6 km folgen, bis diese in die Grävingholzstraße übergeht und nach 1,3 km rechts abbiegen auf die Holhauser Straße. Sofort links auf die Fürst-Hardenberg-Allee. Nach 1 km rechts in die Lindnerstraße bis zum Malakowturm, der auf der linken Seite liegt. Ausreichend Parkplätze befinden sich am Straßenrand.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Lindnerstraße in Dortmund
Anreise mit Bus und Bahn:
Mit dem Nahverkehr ist die Anreise etwas komplizierter oder zumindest mit Fußwegen verbunden, wenn man kurze Verbindungen bevorzugt. Nächstliegende Bushaltestelle ist „Kolberger Straße“ an der Einmündung zur Lindnerstraße. Hier fahren Busse der Linien 411, die Bahnhöfe von Regionalbahnlinien oder S-Bahnen anfahren, so z. B. Derne, Brackel oder Aplerbeck. Etwa 1,5 km lang ist der Fußweg zur Haltestelle Güterstraße der U41, die auch am Hauptbahnhof vorbeifährt.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Im nahen Lindenhorst besteht die Möglichkeit eines Abstechers zum Malakowturm von der Radroute Dortmund-Ems-Kanal, die auf der anderen Seite des Kanals verläuft, und vom Emscher-Park-Radweg bzw. Emscherweg. Die Anreise erfolgt dabei am besten über die Lindenhorster Straße und die Lindnerstraße.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern sind die beiden Zechen bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie Radfernweg Dortmund-Ems-Kanal* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radtouren am Wasser* und Dortmund von oben – die schönsten Luftbilder der Stadt*
Die Zeche Minister Stein
Im Jahr 1875 begann die Kohleförderung im damals ländlichen Eving. Es sollte eine Großzeche mit sieben Schächten werden, die als letztes Bergwerk in Dortmund 1987 stillgelegt werden würde.
Die Schachtanlage I / II / IV / VII ist im folgenden Luftbild zum Aufnahmezeitpunkt im Jahr 1982 zu sehen. Der Blick ist diesmal Richtung Osten. Der später noch näher betrachtete Hammerkopfturm ist am oberen Bildrand mittig zu erkennen und beschriftet. Auffällig ist auch der große Gasometer am Rande des Friedhofs, der jedoch wie die meisten Gebäudeanlagen Geschichte ist.
Industriedenkmal Hammerkopfturm
Bekanntestes Relikt der Zeche und inzwischen ein Wahrzeichen für den Stadtteil Eving ist der große Hammerkopfturm über dem Schacht IV. Dies ist übrigens eine weitere besondere Bauweise von Fördertürmen, bei denen die beiden Fördermaschinen (in diesem Falle sind es zwei) oben in der Turmspitze untergebracht sind. Diese ist aus Platzgründen erweitert, weshalb der Turm die Form eines auf dem Stil stehenden Hammers hat. Einen weiteren Turm dieser Art gibt es übrigens, allerdings in deutlich kleinerer Bauweise, in Castrop-Rauxel bei der Zeche Erin. Große Teile der Zeche wurden in den 1990er Jahren abgerissen, einige Gebäude wie der denkmalgeschützte Hammerkopfturm oder die Kaue sind jedoch erhalten geblieben. Der große Gasometer wurde jedoch 2003 gesprengt. Die Anlage ist im Luftbild gut zu erkennen. In der rechten Hälfte steht der hohe Hammerkopfturm.
Neue Mitte Eving
Unter der Bezeichnung Neue Evinger Mitte beziehungsweise Service- und Gewerbepark Minister Stein wurde das Gelände im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park völlig umstrukturiert. Die Neue Mitte beinhaltet heute ein Einkaufszentrum sowie die Prisma Nachterlebniswelt. Im Gewerbepark sind zahlreiche Betriebe entlang einer zentralen Straßenachse angesiedelt.
Hinter dem neuen Saturn-Elektrofachmarkt befand sich einst eine Ziegelei. Die dabei entstandene Lehmgrube wurde später von der Zeche als Flotationsbecken genutzt. Allerdings ist davon heute nicht mehr viel zu sehen. Die Teiche gibt es noch, allerdings sind diese ringsherum durch einen hohen Zaun abgesperrt. Es ist eine sehr kleine, grüne Oase, jedoch kein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Man kann einmal ringsherum laufen. Und mit Glück sogar einen Blick auf den feuchten Grund der Kuhle durch den Zaun und Lücken zwischen den dichten Zweigen erhaschen.
Informationen zum Besuch:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zum Kreuz Dortmund-Nordost und dort auf die B236 Richtung Schwerte, auf der B1 als Verlängerung der A44 aus Richtung Unna (A1) und der A40 aus Essen auf die B236 Richtung Lünen. Jeweils aus beiden Richtungen in Derne abfahren. Von Schwerte zunächst links und dann nochmal links abbiegen auf die Walther-Kohlmann-Straße. Von Lünen rechts abbiegen. Nach 500 m rechts abbiegen in die Kemminghauser Straße, dann nach 1,8 km links abbiegen in die Lüdinghauser Straße. Nach 400 m hinter dem Supermarkt rechts auf die Deutsche Straße abbiegen. Diese führt schließlich bis zur Neuen Evinger Mitte mit dem Hammerkopfturm, der nach ca. 1,5 km erreicht ist. Im Bereich des Einkaufszentrums bestehen viele zeitbegrenzte kostenlose Parkmöglichkeiten.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Deutsche Straße, Kreuzung Gewerbeparkstraße in Dortmund
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund Hbf. mit der U41 Richtung Brechten und Brambauer bis Zeche Minister Stein.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die Deutsche-Fußballroute NRW verläuft auf der Derner Straße und der Bornstraße durch Kirchderne. Auch hier ist ein Abstecher durch das Naherholungsgbiet An den Teichen, über die Osterfeldstraße und die Oberevinger Straße zur Zeche Minister Stein möglich.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°32’48.70″N, 7°27’51.40″E – Hammerkopfturm Minister Stein
51°32’57.04″N, 7°26’32.40″E – Zeche Fürst Hardenberg
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
393513 m, 5711758 m – Hammerkopfturm Minister Stein
391997 m, 5712048 m – Zeche Fürst Hardenberg
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.