Zeche Consolidation „Consol“ in Gelsenkirchen
Im Herzen des Ruhrgebiets, wo Geschichte und Industrie Hand in Hand gehen, erhebt sich ein Bergwerk mit einem klangvollen Namen, der womöglich nicht nur Zungen brechen, sondern auch Geschichten erzählen kann. Von 1865 bis 1993 war die Zeche Consolidation in Gelsenkirchen ein pulsierendes Zentrum der Kohleförderung – ihr Name wird abgeleitet vom lateinischen Begriff für die Zusammenlegung von Grubenfeldern. Im Volksmund wird sie Zeche Consol genannt.
Majestätisch erhebt sich das leuchtend rote Fördergerüst der Schachtanlage Consolidation III/IV/IX, eingebettet zwischen den beiden Maschinenhallen, mitten im Consol-Park im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck. Diese Schachtanlage ist eine von mehreren, die sich über das Stadtgebiet erstrecken und bis heute als Zeugnisse der industriellen Vergangenheit der Region bestehen. Wo einst Kohlezüge ratterten, schlängelt sich heute ein idyllischer Radweg entlang der alten Bahntrasse, die das Bergwerk einst mit der weiten Welt verband.
Der erste Schacht der Zeche Consol befand sich dabei in der Gemeinde Schalke, die heute für ihren Bundesliga-Fußballverein bekannt ist (der wiederum Verbindungen mit der Zeche Consol besaß, aus deren Arbeiterschafter einst Feldspieler rekrutierte). In den folgenden Jahren expandierte sie stark, weshalb von der Gründung bis 1922 neun Schächte entstanden, die das Bergwerk zu einem der größten des Ruhrgebiets machten.
Folgende Themen sind Teil dieses Beitrags:
► Zeche Consol III/IV/IX
Fördergerüste
Maschinenhäuser
Sammlung Werner Thiel
Consol-Theater
Anreise
► Bahntrassenradweg
„Consol-Trasse“
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zeche Consol bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Bahnradeln im Ruhrgebiet: Auf 12 Radtouren
Die Fördertürme im Consol-Park
Der letzte Schacht IX, auf dem Gelände der Schachtanlage III / IV im Gelsenkirchener Vorort Bismarck gelegen, wurde schließlich zum Hauptförderschacht der Zeche, die drei Schachtanlagen in Schalke und Bismarck betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Schacht IV im Jahr 1958 sein heute noch vorhandenes Stahlbeton-Fördergerüst mit den typischen halb sichtbaren Seilscheiben.
Das folgende Luftbild zeigt die beiden heute noch vorhandenen Fördergerüste im aktiven Umfeld der Zeche Consolidation Ende der 1970er Jahre. Der im Vordergrund hervorstechende Beton-Förderturm über dem Schacht III entstand nur wenige Jahre vor der Aufnahme 1973, war seinerzeit einer der höchsten Fördertürme in Deutschland und wurde, wie die meisten anderen im Foto sichtbaren Gebäude, nach der Stilllegung abgerissen. Neben ihm geht Schacht IV fast unter.
Zusammenlegungen mit der Zeche Pluto und Graf Bismarck sowie zum Verbundbergwerk mit der Zeche Nordstern konnten das endgültige Aus der Zeche Consol nicht verhindern. 1993 erfolgte noch der Verbund mit der Zeche Hugo, am 1. Oktober wurde die Förderung auf Zeche Consol eingestellt.
Ein besonderes Potenzial für erlebbare Geschichte bieten Zechen, wenn ihre Gebäude nach der Aufgabe der Schachtanlagen nicht allesamt abgerissen, sondern erhalten und unter Denkmalschutz gestellt werden. Aus diesem Grunde bildet der Förderturm über Schacht IX mit seinem roten Stahlgerüst von 1922 ein eindrucksvolles und filigranes Industriedenkmal inmitten der weitläufigen Parklandschaft, die heute auf dem Boden der Zeche zu finden ist.
Nördlich und südlich vom Fördergerüst, das nachts in einigen Teilen durch die Lichtkunstinstallation Consol Gelb von Prof. Günther Dohr farbig beleuchtet wird, sind die beiden Maschinenhäuser von 1922 und 1937 erhalten. So frei, wie sie heute stehen, waren sie in der letzten Zeit des Betriebs nicht. Sie waren sogar ziemlich zugebaut.
Nach Abriss der übrigen Anlagen blieb unter dem Fördergerüst zunächst noch die Hängebank erhalten, die jedoch als bisher letztes Bauteil bis 2023 abgerissen wurde.
Maschinenhalle Süd
Das südliche ältere Maschinenhaus ist ein repräsentativer Bau aus Klinkersteinen und großen Fensterachsen von Heinrich von Bonin. In ihm befindet sich eine erst 1963 von der Gutehoffnungshütte Oberhausen erbaute Zwillings-Dampfmaschine, eine der letzten gebauten und größten ihrer Art von dieser Hütte, die trotz der zunehmenden Verbreitung elektrischer Anlagen neu angeschafft wurde. Sie hat ein Gesamtgewicht von 285 Tonnen und war in der Lage, Güter mit 18 m/s und Personen (Seilfahrt) mit 8 m/s zu befördern.
Dieses südliche Maschinenhaus dient als regelmäßig geöffnete Ausstellungshalle und Industriemuseum des Initiativkreises Bergwerk Consolidation. Eine besondere Attraktion für alle Freunde der Mechanik ist das Anfahren der großen, funktionsfähig gehaltenen Dampfmaschine mit Druckluft, wenn sich die mächtigen Kolben und das Treibrad noch einmal in Bewegung setzen.
Informationen zum Besuch und zur Anreise finden Sie weiter unten.
Maschinenhalle Nord – Sammlung Werner Thiel
Das nördliche Maschinenhaus ist jünger und schlichter als das südliche. Die große Halle hat eine Empore erhalten. Rings um die alte Fördermaschine wurde ab 2004 eine Dauerausstellung eingerichtet, die die Sammlung des Künstlers Werner Thiel (1927-2003) präsentiert. Dieser fing in den 1980er Jahren an, Gegenstände und Arbeitsmittel aus dem Bergbau zu sammeln. Dazu gehören Schrauben, Bohrer und Sägeblätter ebenso wie technische Geräte, wie zum Beispiel Lampen, Telefone, Messgeräte und Uhren, oder Schilder und Drahtkörbe aus den Waschkauen.
Nach dem Tod des Künstlers wurde die Sammlung aus seinem Nachlass auf seinen Wunsch hin in diesem Maschinenhaus eingerichtet und steht Besuchenden seitdem zur Besichtigung frei (Öffnungszeiten siehe unten).
Informationen zum Besuch und zur Anreise finden Sie weiter unten.
Consol-Theater
Eine weitere Besonderheit stellt das Consol-Theater dar. Es ist im ehemaligen, benachbarten Lüftergebäude der Zeche untergebracht, dessen Aufgabe die Bewetterung war, also der Verbesserung der klimatischen Bedingungen unter Tage. Dazu saugten starke Ventilatoren die Luft aus der Tiefe, sodass anderswo automatisch frische Luft durch Unterdruck in die Tiefe gezogen wurde.
Seit 2001 ist das Lüftergebäude Kulturstandort und bietet verschiedene Räumlichkeiten von 160 bis 200 m² für alle Generationen. Darüber hinaus befinden sich hier Probenräume.
Consol-Park
Rings um das Gebäudeensemble von Schacht IX und dem Consol-Theater erstreckt sich auf etwa 17 Hektar Fläche der ausgedehnte Consol-Park zwischen Bickern-, Bismarck-, Consol– und Kanalstraße. Geprägt ist er durch ein hügeliges Relief mit unterschiedlichen, vor allem von großen Wiesenflächen bedeckten Höhenstufen. Im Park befinden sich einzelne Aktionspunkte wie eine Skateranlage, ein Spielplatz oder ein kleiner Fußballplatz. Hier und dort lassen sich rostige Skulpturen und Relikte der Zeche entdecken. Natürlich sind die Höhenstufen künstlicher Natur und jüngeren Datums aus der Zeit der Gestaltung des Parks.
An dessen Stelle befand sich vor allem ein großer Rangierbahnhof. In älteren topographischen Karten von 1894 ist in einem Bereich östlich dieser Gleisanlagen, der sich etwa an der Stelle des höchsten Punktes im Consol-Park befindet, eine langgestreckte Bergehalde mit der größten Ausdehnung etwa am heutigen Kreisverkehr an der Kanalstraße eingezeichnet. Höhe und Ausmaß dieser Althalde sind unbekannt – es ist zu vermuten, dass diese bereits während der Expansionsphase abgetragen wurde.
Informationen zum Besuch:
Der Consol-Park und das Außengelände des Industriedenkmals Zeche Consol können jederzeit frei besichtigt oder genutzt werden.
Die Maschinenhalle Süd ist jeden 1. So im Monat zwischen 13.00 und 18.00 Uhr geöffnet. Genaue Termine sind der Internetseite des Initiativkreises Bergwerk Consolidation e.V. zu entnehmen. Der Eintritt ist frei. Zu den vollen Stunden um 14.00, 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr geht die Dampf-Fördermaschine für etwa 10 Minuten durch Druckluft in Betrieb.
Die Maschinenhalle Nord mit der Ausstellung Werner Thiel ist jeden Sa und So von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 18 Gelsenkirchen-Bismarck. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf die Reckfeldstraße. Nach ca. 1,1 km am Kreisverkehr rechts in die Erdbrüggenstraße. Im folgenden Kreisverkehr die zweite Ausfahrt rechts in die Consolstraße und hier im weiteren Verlauf am Rand parken, auf einem kleinen Parkplatz vor der Ampel – oder in den angrenzenden Wohnstraßen.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Consolstraße in Gelsenkirchen
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund, Herne oder Dorsten mit der RB 43 bis Gelsenkirchen-Zoo. Vom Bahnsteig die Treppe hinunter und links auf die Bismarckstraße. Dieser bis zur Kreuzung Bickernstraße folgen und dort links abbiegen. Hinter der roten Radweg-Brücke befindet sich ein Zugang.
Von Gelsenkirchen Hbf. mit der Linie 301 Richtung Buer Rathaus bis Bergwerk Consolidation (eine davor zum Bereitmachen: Bismarckstraße). Von dort auf der Marschallstraße Richtung Osten (Bramkampstraße und Solarsiedlung links liegen lassen) bis zum Zechengelände.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Vom Radweg Erzbahntrasse nahe der Autobahnbrücke der A42 auf der Consol-Trasse (siehe weiter unten) bis zum Park.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°31’45.39″N, 7° 6’37.58″E – Maschinenhalle IX Süd
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 368929 m, 5710377 m – Maschinenhalle IX Süd
Quellen und weitere Informationen:
Ausstellung Sammlung Werner Thiel: www.gelsenkirchen.de
Consol-Theater: www.consoltheater.de
Bahntrassenradeln (Consol-Trasse): www.bahntrassenradeln.de
Der Radweg auf der Consol-Trasse
Es gab wohl nie eine direkte Verbindung von der Erzbahntrasse auf die Anschlussbahn zur Zeche Consolidation. Dennoch kann man heute ganz einfach vom Radweg auf der Erzbahn auf den Radweg auf der Güterbahnstrecke überwechseln. Damit ist er einer von zahlreichen Bahntrassenradwegen im Ruhrgebiet, die die alten, stillgelegten Strecken nutzen, um abseits des Straßenverkehrs steigungsarm, sicher und zügig zum Ziel zu gelangen.
Zugegebenermaßen ist die Anschlussbahn zur Zeche Consolidation nicht sehr lang. Etwa 2,5 Kilometer sind zwischen den Endpunkten an der Bismarckstraße und an der Erzbahntrasse zu bewältigen. Aber es ist eine schöne und ruhige Verbindung von der Erzbahn zum Consol-Park. Die Karte zeigt den Streckenverlauf mit dem pinkfarbenen Band.
Von der Erzbahn zum Consol-Park
Zunächst noch kurz parallel zum Hüller Bach verlaufend, macht der Radweg einen scharfen Linksbogen und führt parallel zur Emschertalbahn nach Westen. Auf der anderen Seite ist durch die Bäume das Bahnbetriebswerk Bismarck zu sehen. Unsere Strecke macht bald einen sanften Linksbogen und überquert die Autobahn A42. Dahinter besteht die Möglichkeit, den Abstieg vom Bahndamm auf die Albenhausenstraße zu machen, um den Personen-Bahnhof Zoo zu erreichen. Wir queren zwei Nebenstraßen und befahren den Consol-Park, das ehemalige Zechengelände. Schon von weitem ist das große Fördergerüst zu sehen, auf das wir geradewegs zufahren. Etwa 2 Kilometer war die Strecke von der Erzbahn bis hier her lang.
Den Charakter eines Bahntrassen-Radweges nimmt er hinter dem Park nach Überquerung der Consolstraße wieder an. Hinter den Häusern an der Christinenstraße folgt die Trasse einer langen Rechtskurve, wo die Güterbahn früher auf die hier befindliche Bahnstrecke eingefädelt ist. Am Bahnübergang der Bismarckstraße, der Bundesstraße B227, endet der kurze Radweg nach etwa 2,8 Kilometern.
Die Halde Consolidation II / VI
Etwa ein Kilometer östlich von der Gründungsschachtanlage I / VI und einen Kilometer südwestlich der oben vorgestellten Schachtanlage wurde im Jahr 1871 der Schacht II in Betrieb genommen, der in unterschiedlichen Quellen die Namen Wilhelm oder Wilhelmine trägt. Hieraus wurde 1903 die zweite Schachtanlage der Zeche Consolidation, die spätere Schachtanlage II / VII. Auf dem Gelände an der Magdeburger Straße, das bis 1996 in Betrieb blieb, findet man heute Gewerbebetriebe. Es gibt leider nicht mehr viel, das an die Zeche erinnert.
Die angrenzende Bahnstrecke zwischen Wanne-Eickel und Bottrop (Emschertalbahn) wurde historischen Aufnahmen zufolge von zwei kleinen Bauwerken überragt, die möglicherweise Bandbrücken o.ä. darstellten. Auf der anderen Seite der Schienen ist eine kleinere von zwei Bergehalden aufgeschüttet. Sie lag am Abzweig einer weiteren, heute nicht mehr existierenden Bahnstrecke zum Bahnhof Gelsenkirchen-Bismarck in der Fläche zwischen den auseinanderführenden Schienen. Auf der Innenfläche der Kurve dieses Abzweigs befand sich eine zweite, wesentlich größere Halde, die zuletzt etwa 5 ha groß war und bis zur Hochkampstraße reichte.
Vermutlich existierte sogar noch eine dritte Haldenfläche nördlich der Hochkampstraße. Bereits in den 1950er Jahren ist von der kleinen Halde nichts mehr zu sehen. An ihrer Stelle befand sich zu diesem Zeitpunkt die auch heute noch existierende Kleingartenanlage Grenzgarten neben dem katholischen Friedhof. Nur wenige Jahre später wurde offenbar auch die große Halde abgetragen. Heute liegen hier Ausläufer des Industrieparks Berliner Brücke – nach der Straßenbrücke über die Eisenbahn – bzw. dem Gewerbepark Schalke. Die abzweigende Eisenbahn wurde weiter nördlich etwa um 2005 zur Alfred-Zingler-Straße umgebaut.
In der nachfolgenden Grafik ist die historische Situation dargestellt. Die zwei bzw. drei Haldenflächen sind hervorgehoben. Mit der Maus oder dem Finger lässt sich die Abbildung durch ein aktuelles Luftbild austauschen. Somit lässt sich mit Hin- und Herschieben zwischen damals und heute vergleichen und die Entwicklung nachvollziehen.