Zeche Bonifacius I / II
Es ist ein rotes Fördergerüst in einer der schönsten Bauvarianten, das Radfahrer auf der alten Bahntrasse hier zu sehen bekommen. Das Denkmal ist Teil der Zeche Bonifacius, die im Osten Essens gar nicht weit von der Stadtgrenze nach Gelsenkirchen und Bochum entfernt liegt. Die Vorläufer der Zeche liegen in den 1850er Jahren. Zu der Zeit wurden die beiden Schächte I und II mit den so typischen, burgähnlichen Malakowtürmen errichtet.
Nach Übernahme des Bergwerks durch die Gelsenkirchener Bergwerks AG im Jahr 1899 wurde die Anlage in den folgenden Jahren bis 1913 grundlegend umgebaut, umstrukturiert und erweitert. Dabei entstand um 1900 auch das weithin sichtbare Deutsche Fördergerüst in Fachwerkbauweise über dem Schacht I, dessen Malakowturm kurz zuvor abgebrannt ist. Der zweite und verbliebene Malakowturm wurde 1929 abgerissen und durch ein heute auch nicht mehr existierendes Fördergerüst ersetzt.
Die folgende Ansicht zeigt den Kernbereich des Bergwerks in den 1920er Jahren von Osten gesehen. In der Bildmitte sind das Fördergerüst (mit einer Schachthalle) und der vermutlich nur wenig später abgerissene Malakowturm zu erkennen. Auffallend sind die zahlreichen Hallen mit Tonnendächern. Im Hintergrund befindet sich die Siedlung mit den Straßen Zollernweg, Teutoburger Weg, Erinweg, Rheinelbeweg usw., die auch heute noch existiert. Das, was im Hintergrund an freien Feldern zu sehen ist, wird heute von Wald oder Buschland bedeckt. Im weiteren Verlauf des Artikels ist noch ein zweites Luftbild zu finden.
Neben der Hauptförderanlage Bonifacius I / II existierten drei weitere zumeist Wetter- und Luftschächte in der näheren Umgebung. Im Jahre 1967 erfolgte die Stilllegung der Zeche Bonifacius, die kurz zuvor mit der Zeche Holland in Wattenscheid zusammengelegt wurde.
Das Zechengelände heute
Wenige Jahre nach Schließung der Zeche wurden die Übertageanlagen von privater Hand erworben, in der Folgezeit restauriert, können teilweise besichtigt werden oder sind vermietet. So bleibt das einmalige Gebäude-Ensemble erhalten und wird trotzdem aktiv genutzt. Auf dem Gelände der Kokerei auf der anderen Seite der Eisenbahn liegt heute zu Füßen des Mechtenbergs ein kleines Gewerbegebiet.
Rings um einen zentralen grünen Platz sind die wesentlichen Anlagen angeordnet. Das mächtigste Gebäude ist die Lohnhalle von 1900 mit markanter neogotischer Fassade, Treppengiebeln und Zinnen. Es beherbergt heute das Restaurant „Über Tage“ und das Hotel „Alte Lohnhalle“. Direkt angrenzend befindet sich die Kaue und Lampenstube, in der heute ein Fitness-Studio untergebracht ist.
Die Maschinenhalle mit dem markanten Tonnendach ist ein Weinhandel geworden. Überragt wird die Anlage vom Förderturm. Südlich davon befindet sich die Gebäudeanlage von Fördermaschinenhalle, Umformerhalle und Magazin. Von außen sind die meisten Gebäude gut zu besichtigen. Richtig lohnenswert ist jedoch erst eine Führung, mit der einige der Hallen und je nach Wetterlage auch der Förderturm zugänglich gemacht werden (gegen Gebühr, Infos auf der Webseite der Zeche Bonifacius).
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Das Außengelände ist ständig frei zugänglich. Hotel, Weinhandel und Restaurants lassen sich in den Öffnungszeiten besuchen. Weitere Gebäude und der Förderturm sind im Zuge einer Führung zu besichtigen. Die Termine, Anmeldung und Kosten sind auf der offiziellen Internetseite der Freiherr von Fürstenberg`schen Vermögensverwaltung (Zeche Bonifacius – siehe unten) zu finden. Die Osthalde ist ebenfalls ständig zugänglich.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A40 bis zur Ausfahrt 27 Essen-Kray. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Essen links abbiegen und geradeaus auf der Krayer Straße bleiben. Nach 800 m an der Ampel links abbiegen in die Rotthauser Straße und die Brücke unterfahren. Achtung: Nach knapp 300 m rechts abbiegen auf das Zechengelände Bonifacius.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Rotthauser Straße 40 in Essen
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Steele, Steele-Ost, Zollverein Nord, Kray Nord oder Borbeck mit dem Bus der Linie 170 bis Zeche Bonifacius. Von Gelsenkirchen Hbf., Kray Nord, Kray Süd oder Steele mit dem Bus der Linie 194 bis zur gleichen Haltestelle. Zu Fuß zunächst bis zur Kreuzung Bonifaciusstraße / Rotthauser Straße laufen. Danach etwa 200 m vorbei am Supermarkt nach Süden bis zum Bergwerk.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Zollverein-Radweg auf der gleichnamigen Bahntrasse mit den Themarouten Emscher-Park-Radweg und Deutsche Fußballroute NRW passieren die Zeche Bonifacius. Dabei wird die östliche erhaltene kleine Halde direkt vom Radweg erschlossen und auch die nördliche ehemalige passiert. Zur Zeche die Rampe an der Rotthauser Straße (aus Richtung Zollverein) oder an der Zeche (aus Richtung Gelsenkirchen: kurz vor dem abknickenden Abzweig) nutzen.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zeche bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Essen von oben – die schönsten Luftbilder der Stadt* und Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°28’24.70″N, 7° 5’1.82″E – Alte Lohnhalle
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 366925 m, 5704225 m – Alte Lohnhalle
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Offizielle Internetseite: www.zeche-bonifacius.de
Die Halden der Zeche Bonifacius
Das Bergematerial wurde zumeist auf zwei großen Halden in der Nachbarschaft aufgeschüttet. Die folgende Übersichtskarte zeigt deren Lage. Etwa in der Mitte liegt das Zechengelände westlich der Eisenbahnstrecke zwischen Essen und Gelsenkirchen.
Ein Haldengelände liegt östlich davon, eines nördlich der Zeche. Beide werden von alten Eisenbahntrassen oder Straßen begrenzt. Zur Orientierung sind der Radweg auf der Zollvereinbahn (pink) und der auf der Kray-Wanner Bahn (blau) eingezeichnet. Der Radweg berührt beide Halden und hat an der Osthalde sogar einen Zugang.
Halde Bonifacius I / II Ost
In einem Dreieck zwischen der heutigen S-Bahn-Strecke Essen-Gelsenkirchen sowie den Verbindungen zur Kray-Wanner Bahn Richtung Wanne-Eickel östlich der Zeche und südlich der Kokerei, auf deren Gelände heute ein Gewerbegebiet liegt, befindet sich eine der beiden Bergehalden. Die östliche Halde ist mit ca. 3 ha Fläche recht klein und auch niedrig. Sie liegt auf Teilen alter Ländereien des Hofs Nettelbusch. Sie ist die einzige erhaltene Bergehalde der Zeche. Das historische Luftbild unten ist aus einer ähnlichen Perspektive wie das ganz oben aufgenommen. Sein Standort liegt allerdings weiter östlich. Es zeigt die Kokerei und das Gleisdreieck in den 1920er Jahren, in dem später die Halde aufgeschüttet werden würde. Das Zechengelände mit den beiden Fördertürmen befindet sich in der Mitte am oberen Rand.
Es ist nicht die größte Halde im Revier, nicht die höchste und sie bietet auch keine Aussicht. Ein Weg führt auf den Berg hinauf und anschließend wieder zurück zum Ausgangspunkt. Durch die unmittelbare Anbindung an den Radweg auf der Zollvereinbahn im Norden kann ein kleiner Abstecher in Form einer „Bergetappe“ in die Tour eingebaut werden. Unten ist ein Reliefbild der Osthalde abgebildet. Danach folgen zwei Aufnahmen des kurzen Rundweges in den größten Höhen dieses Hügels.
Halde Bonifacius I / II Nord
Eine frühe Bergehalde erstreckte sich von der Zeche Bonifacius in Nordrichtung. In historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme an der Schwelle des 20. Jahrhunderts verlief diese entlang der Güteranschlussbahn nördlich der Bonifaciusstraße, die diese Bahnstrecke seinerzeit noch über einen Bahnübergang überquerte. In den 1920er Jahren bestand eine 3,5 Hektar große Halde zwischen Rotthauser Straße und der Eisenbahn, etwa 150 Meter nördlich der Bonifaciusstraße. Der Umriss dieser Halde ist im Luftbild unten markiert. Bereits in den 1950er Jahren wurde diese Halde abgetragen. In Teilen ist sie der neuen Zollvereinbahn zur Zeche Zollverein gewichen, die von der Güterbahn im spitzen Winkel abzweigte. Bis heute zeigt sich das Areal als grüne Brachfläche. Auf der Zollvereinbahn verläuft häute ein Radweg.
Für einen Vergleich zwischen der Situation damals und heute kann die nachfolgende Abbildung interaktiv bedient werden. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Informationen zur Anreise usw. befinden sich im Abschnitt über die Zeche Bonifacius.