Die Westruper Heide
Zahlreiche Spaziergänger hinterlassen ihre Fußabdrücke in den Sandfeldern der Westruper Heide, die sich im Spätsommer in einer einzigartigen Blütenfarbe präsentiert. Weite Felder von zart rosa bis lila blühendem Heidekraut erstrecken sich über eine hügelige, von einigen Kiefern, Birken und Wacholderwäldern unterbrochene Landschaft. Bienen summen und produzieren nahrhaften Heidehonig, der mit etwas Glück direkt neben dem Bienenhaus zum Verkauf angeboten wird.
Häufig trifft man im Sommerhalbjahr auch eine Herde Heidschnucken an, typische Schafe, die sich kauend durch das Gras bewegen und einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser einmaligen Kulturlandschaft leisten.
Der Standort ist allerdings nicht, wie man anhand der folgenden Fotos zunächst vielleicht annehmen könnte, die bekannte Lüneburger Heide in Niedersachsen, sondern liegt tatsächlich im nördlichen Ruhrgebiet bei Haltern am See, nur etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit mit dem Auto von Essen entfernt, aber auch perfekt von den Radwegen im Revier mit dem Fahrrad zu erreichen.
Menschgemachter Kulturraum Heidelandschaft
Wie kein zweiter Landschaftstyp passt die Heide damit zum Revier, das ja bekanntlich ein vor allem in der Zeit der Industrialisierung von Menschenhand erschaffener Kultur- und Siedlungsraum ist. Denn auch die Heide ist ein künstlicher Kulturraum, allerdings einer, der deutlich älter ist.
Die typischen Gewächse in Heiden, die Besenheide, auch Erika oder Heidekraut genannt, und Wacholder, gedeihen vor allem auf nährstoffarmen Böden, auf denen Gehölze und andere Pflanzen künstlich niedrig gehalten oder entfernt werden. Dies geschieht neben dem Beschnitt vor allem durch Plaggen (Abnahme der obersten Deckschicht samt Bewuchs), Abbrennen oder auch durch das Abfressen durch Tiere – wie beispielsweise den Heidschnucken. Ohne diese Pflegemaßnahmen würde innerhalb von ca. 15 Jahren die Heide vergehen. Zunächst würden sich schnellwachsende Gehölze wie Birken, später ein Eichenwald einstellen.
Ansätze dieser Bewaldung gab es in den 1970er Jahren, nachdem die Bewirtschaftung aus Kostengründen eingestellt wurde. Die bereits 1937 zum Naturschutzgebiet erklärte Heide wurde 1980 zum Sanierungsfall. Konzepte für eine tragfähige Zukunft der Heide wurden entwickelt und eingehalten. In den 90er Jahren kam nach langer Zeit wieder eine Herde Heidschnucken in die Westruper Heide. Mit diesen Maßnahmen bleiben diese eindrucksvolle alte Kulturlandschaft und auch die farbenfrohe Heideblüte auch noch folgenden Generationen erhalten. Sie erreicht eine Ausdehnung von fast 90 Hektar.
Die Westruper Heide ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Sand- und Wiesenwege durch die Westruper Heide
Um die Natur zu schonen und die Besucher gezielt zu führen, wurden auf dem bestehenden Wegenetz Themenwege errichtet, die durch farbige Kennzeichnungen an Leitpfosten am Wegesrand markiert werden. Thementafeln erläutern dabei je nach Route entlang der Wege wesentliche Merkmale der Landschaft, der Pflanzen- und Tierwelt. Außerdem führt von der Nordwestecke ein mit taktilen Streifen ausgestatteter Weg für Sehbehinderte in die Landschaft. Die Wege dürfen zum Schutz der Heide nicht verlassen werden, eine von wenigen einfachen Regeln zum Verhalten im Naturschutzgebiet.
Besonders gut lässt sich fast die gesamte Heide von einer hervorstechenden Sicheldüne in der Mitte überblicken. Nicht nur hier bieten sich Sitzgelegenheiten für eine Rast an: die gesamte Westruper Heide ist gut mit Bänken und Rastplätzen ausgestattet.
Informationen zum Besuch:
Das kleine Heidegebiet ist ganzjährig auf Wanderwegen frei zugänglich. Bitte beachten Sie die üblichen Verhaltensweisen beim Betreten des Naturschutzgebietes!
Die Heideblüte hat ihre volle Farbenpracht meist im August, eventuell bis in den September hinein.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A43 oder der A52 bis zum Kreuz Marl Nord. Dort der Beschilderung Richtung Flaesheim folgen – die A52 geht dort in eine Landstraße über. Dem Bossendorfer Damm etwa 6 km bis zur Lippebrücke folgen. Fluss und Kanal überqueren. Nach weiteren 1,8 km ist rechts ein kostenloser Wanderparkplatz ausgeschildert. Zu Fuß die Straße überqueren und die Heide von Süden betreten.
Alternativ weiter bis zur Ampelkreuzung. Hier geradeaus und auf dem linkerhand liegenden Parkplatz parken. An eben dieser Ampel die Straße überqueren und die Heide von Nordosten betreten.
Hinweis: An Sonntagen mit gutem Wetter kann an den Parkplätzen großer Andrang herrschen. An diesen Tagen ist eine frühe Anreise sinnvoll.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Flaesheimer Damm, Nähe Kreuzung Westruper Straße in Haltern am See
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Essen Hbf., Wuppertal oder Bottrop mit der S9 bis Haltern am See. Dort mit dem Bus der Linie 272 Richtung Hullern Ehrenmal bis Seehof (eine Station zuvor zum Bereitmachen: Seebad) oder eine Station weiter bis Abzweig Haus Niemen. Von der Haltestelle Seehof in Fahrtrichtung des Busses laufen und an der Einführungstafel zur Westruper Heide hinter dem Seehof rechts. Nach wenigen hundert Metern steht man in der Westruper Heide. Vom Abzweig Haus Niemen direkt rechts in die Heide laufen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike oder für Wandernde:
Direkt am Nordwestzipfel der Westruper Heide verläuft die Naturpark Hohe Mark Route um den Halterner Stausee. In einiger Entfernung verläuft auch der Rundkurs Ruhrgebiet durch Flaesheim an der Heide vorbei. Für beide Touren bietet sich ein Abstecher sehr gut an. Erschlossen wird die Westruper Heide auch durch die Römer-Lippe-Route.
Wandernde können die Westruper Heide auf dem Hohe-Mark-Steig durchqueren.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Westruper Heide bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie Kompass Wanderkarte Naturpark Hohe Mark / Westmünsterland* (1:35.000)
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*, Wanderzeit im Ruhrgebiet*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°43’51.39″N, 7°14’23.40″E – Wanderparkplatz Flaesheimer Damm
51°44’32.84″N, 7°14’31.89″E – Parkplatz nahe Stevermündung 51°43’58.17″N, 7°14’21.94″E – Bienenstock
51°44’09.68″N, 7°14’14.74″E – Aussichtspunkt Sicheldüne
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
378444 m, 5732579 m – Wanderparkplatz Flaesheimer Damm
378638 m, 5733856 m – Parkplatz nahe Stevermündung
378421 m, 5732789 m – Bienenstock
378292 m, 5733148 m – Aussichtspunkt Sicheldüne
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.