Zeitreise Strom – Das Deutsche Elektrizitätsmuseum im Umspannwerk Recklinghausen
Stellen Sie sich einen Tag ohne Strom vor. Kein Licht, keine Geräte, kein Internet. Vor allem bei einem Stromausfall wird uns bewusst, wie unverzichtbar Elektrizität für unser modernes Leben ist. Doch dieser ständige, unsichtbare Begleiter ist so selbstverständlich geworden, dass wir seine faszinierende Geschichte und Bedeutung kaum noch wahrnehmen. Genau hier setzt das Deutsche Elektrizitätsmuseum im Umspannwerk Recklinghausen an.
In den historischen Mauern vom alten Umspannwerk Recklinghausen der VEW aus den 1920er Jahren erwartet Besuchenden eine „spannende“ Reise durch die Welt des Stroms – von den ersten Entdeckungen bis hin zur Elektronik, die unser heutiges Leben bestimmt. Wer hätte gedacht, dass sich hinter den Schaltern und Leitungen solch eine Welt verbirgt?
Das Umspannwerk Recklinghausen – Zeugnis der Elektrifizierung
Das Umspannwerk Recklinghausen, erbaut im Jahr 1928, war ein Meilenstein in der Elektrifizierung des Ruhrgebiets. An der Grenze zu Herne, direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegen, war es zentral für die Umwandlung von Hochspannungsstrom (110 kV) in die für Haushalte und Betriebe nutzbare Mittelspannung (10 kV). Besonders aufgrund der Nähe zur Emscher und der damit verbundenen Feuchtigkeit sowie der Staubbelastung in der Luft entschied man sich allerdings für ein geschlossenes Gebäude, um Kurzschlüsse zu verhindern.
In den späten 1990er Jahren wurde das Umspannwerk Recklinghausen technisch modernisiert und die Anlagen ins Freie verlegt.
Von der Modernisierung zum Museum
Das historische Gebäude blieb bei dieser Modernisierung bestehen, und so wurde der Weg frei für das größte Elektrizitätsmuseum Deutschlands, das im Jahr 2000 noch unter dem Namen „Museum Strom und Leben“ seine Türen öffnete.
Heute bekannt als „Zeitreise Strom“, ist es ein wichtiger Ankerpunkt der Route Industriekultur und eine lebendige Hommage an die Geschichte der Elektrizität. Gleichzeitig wird der Strom hier nach wie vor umgespannt – es handelt sich um eine aktive Betriebsstätte.
Die Entdeckung und Erzeugung von Strom
Die Geschichte des Stroms begann mit bahnbrechenden Entdeckungen im 18. Jahrhundert. Pioniere wie Benjamin Franklin und Alessandro Volta legten die Grundlagen der Elektrizitätsforschung. Franklin bewies durch sein berühmtes Drachenexperiment, dass Blitz und Elektrizität zusammenhängen, während Volta die erste elektrische Batterie, die sogenannte „Voltasche Säule“, entwickelte. Mit diesen Erkenntnissen begann der Siegeszug der Elektrizität als Energieform.
Die Stromerzeugung selbst entwickelte sich rasch weiter. Anfangs wurden mechanische Energiequellen wie Wind- und Wasserkraft genutzt. Mit der Erfindung des Generators, der durch die Bewegung von Magnetfeldern Elektrizität erzeugt, konnte der Strom in großem Maßstab produziert werden. Im Ruhrgebiet kam dafür die Steinkohle ins Spiel, da die Verbrennung von Kohle Dampfmaschinen antrieb, die wiederum Generatoren mit Energie versorgten.
Heutzutage stammt unser Strom aus einer Vielzahl von Quellen – von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas über Wasserkraft bis hin zu modernen erneuerbaren und sauberen Energien wie Wind- und Solarenergie.
Das Deutsche Elektrizitätsmuseum zeigt anschaulich, wie die Stromerzeugung sich über die Jahrzehnte entwickelt hat, und lädt Besuchende dazu ein, die Grundlagen der Stromproduktion in interaktiven und ungefährlichen Experimenten selbst zu erleben. Hier und dort zischt und blitzt es allerdings trotzdem.
Erleben und Anfassen – Alltagsgegenstände und Wiedererkennung
Das Museum führt Besuchende in 12 thematischen Kapiteln durch die Welt der Elektrizität. So bietet das Kapitel „Werben“ leuchtende Reklametafeln aus vergangenen Jahrzehnten, die einen nostalgischen Blick auf alte Werbestrategien werfen. Im Bereich „Wohnen“ lassen sich Haushaltsgeräte aus verschiedenen Epochen entdecken: vom klassischen Handstaubsauger bis hin zum modernen Saugroboter.
Im Kapitel „Spielen“ kann man nostalgische Spielekonsolen anschauen oder ein Tetris-Spiel ausprobieren.
Besonders beliebt ist die „Elektrische“, eine historische Straßenbahn, in der Besucher den Wagen sowie den Führerstand besteigen und dort die Glocke läuten und den Blinker bedienen können. Natürlich sind auch Elektroautos Teil der Ausstellung, unter denen sich echte Raritäten befinden – E-Autos sind viel älter, als manche Person glauben mag.
Der „Aha-Effekt“ zieht sich durch das gesamte Museum: Viele der ausgestellten Geräte sind Alltagsgegenstände, die vor allem bei älteren Besuchern nostalgische Erinnerungen wecken. „Das hatten wir auch mal“ ist wahrscheinlich einer der am meisten ausgesprochenen Sätze, die man wahrnehmen kann.
Vom legendären Commodore C64 und dem „Handy-Knochen“ bis zum Smartphone, vom alten Wählscheibentelefon bis zum modernen Touchscreen – die Entwicklung der Kommunikationstechnologie wird eindrucksvoll dargestellt. Auch Haushaltsgeräte wie Toaster und Mixer aus den 50er und 60er Jahren oder Schreibmaschinen laden zum Anfassen und teilweise zum Ausprobieren ein. Wo kann man schon noch mit Wählscheibe wählen und einen anderen Teilnehmer erreichen oder auf einer Schreibmaschine tippen und verstehen, wie sie funktioniert hat?
Informationen zum Besuch:
Das Museum ist täglich 10.00-17.00 Uhr bzw. sonntags bis 18.00 Uhr geöffnet, mit Ausnahme einiger Schließtage, die häufig Feiertage, Extraschicht sowie die Adventszeit bzw. Weihnachtszeit betreffen.
Für genaue Öffnungszeiten bitte die Webseite des Museums Zeitreise Strom besuchen: www.zeitreisestrom.de
Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen entsprechen der mittleren Kategorie €€ (zwischen 5,- Euro und 10,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.
Tipp des Autors:
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Stadthafen Recklinghausen am Rhein-Herne-Kanal. Zu Fuß ist auch das nahe Schloss Strünkede in Herne erreichbar. Nicht weit ist es außerdem zur ehemaligen Kläranlage Herne, wo ein Faulturm als Aussichtspunkt bestiegen werden kann.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 22 Herne-Baukau. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Duisburg links abbiegen auf den Westring. Dem Verlauf auch durch den Kreisverkehr bis zur Kanalbrücke folgen. Nach ca. 2 km hinter der Emscherbrücke rechts in die Uferstraße und auf dem kleinen Parkplatz oder am Straßenrand parken.
Von der A43 bis zur Ausfahrt 13 Hochlarmark. Aus Richtung Bochum rechts, aus Richtung Münster links abbiegen auf die Theodor-Körner-Straße. Nach 1,4 Kilometern rechts abbiegen auf die Bochumer Straße und nach weiteren 1,2 Kilometern links abbiegen in die Uferstraße. Dort auf dem kleinen Parkplatz rechts oder am Straßenrand parken.
Zieleingabe fürs Navigationssystem: Bochumer Straße 253 in Recklinghausen (Achtung: Stadtgrenze in der Nähe)
Anreise mit Bus und Bahn:
Vom Bahnhof Recklinghausen-Süd links auf die Hochlarmarkstraße und dieser ca. 800 Meter folgen. Rechts auf die Bochumer Straße, dann links auf die Uferstraße bis zum Museum, das rechts liegt.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Das Museum liegt unmittelbar am Emscherweg und Emscher-Park-Weg. Ein Knotenpunkt des Radreviers.ruhr liegt direkt am Museum.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Umspannwerk Recklinghausen bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie der Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Abenteuer im Ruhrgebiet: Lilly, Nikolas und das Bergmannstagebuch* sowie Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°33’41.42″N, 7°12’31.11″E – Eingang Umspannwerk Recklinghausen
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
375828 m, 5713793 m – Eingang Umspannwerk Recklinghausen
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.