Das Schloss Bodelschwingh
Industrie und Bergbau prägten bekanntlich das Ruhrgebiet im sanften Tal der Emscher zwischen Holzwickede und Duisburg. Insbesondere vor dem Wissen, dass die Emscher über mehr als hundert Jahre lang bekanntlich ein offener Abwasserkanal war, der dreckigste Fluss Europas, und erst seit jüngerer Zeit zum idyllischen Flüsschen zurückgebaut wird, erscheint der Begriff des »Emscherschlosses« eher belustigend. Manch Ortsfremder hält dies für einen Scherz. Und doch lassen sich zahlreiche historische Wasserschlösser oder -Burgen mit alten Wurzeln im Verlauf der Emscher finden – darunter sind Haus Rodenberg, die Hörder Burg, Schloss Oberhausen, Schloss Strünkede oder die Burg Vondern die bekannteren.
Ein ganz besonderes Wasserschloss liegt im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh. Die Besonderheit äußert sich zum Einen in der besonderen Idylle und Schönheit des von einem großen Gräfteteich umgebenden Gebäudes. Zum Anderen durch die Unzugänglichkeit der Anlage mit dem großen Park, der durch Privatbesitz des Gebäudes generell nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Umso wertvoller sind die seltenen Momente, in denen die Familie zu Inn- und Knyphausen die Schlosstore öffnet und zu Veranstaltungen lädt. Darunter sind die Erlebnismärkte und der Tag des offenen Denkmals, der alljährlich im Spätsommer stattfindet. Bei letzterem werden sogar Führungen durch das Innere des Schlosses angeboten.
Ein Emscherschloss im Seerosenteich
Kern der Anlage ist das prächtige Herrenhaus, das sich inmitten der mit Seerosen bewachsenen Wasserfläche befindet und nur über die steinerne Bogenbrücke mit der alten Vorburg verbunden ist. Es ruht noch heute auf den historischen Eichenpfählen im Untergrund und besteht aus mehreren verschachtelten Gebäudeteilen und Türmen mit verschiedenen Turmhelmen, also unterschiedlichen Turmspitzen.
Die ältesten Teile mit Wurzeln ins Jahr 1300 liegen auf der nördlichen Seite. Der heutige Renaissancebau mit den charakteristischen Türmchen entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Es überstand den Zweiten Weltkrieg und auch den Bergbau durch die nahe Zeche Westhausen ohne Schäden. Der barocke Landschaftsgarten entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Auch der angrenzende Wald war ein Teil davon, wurde jedoch durch den Bau der nahen Autobahn A45 abgeteilt. Der Garten hat alten Baumbestand, einige Teiche und Springbrunnen und erstreckt sich rings um die Wasserfläche mit dem Herrenhaus:
Die zugehörige Vorburg gruppiert sich U-förmig vor der Brücke zum Herrenhaus und umschließt einen Hof. Auch sie ist von einem Wassergraben vollständig umgeben. Nach Umbau aller historischen Gebäude in den 1980er Jahren wird in der Vorburg Wohnen und Arbeiten kombiniert. So gibt es hier Wohnungen für Familien und Büroräume, die zusammen eine große, grüne Wiese einrahmen. Überragt wird die Anlage vom an der Zufahrt stehenden großen Wohnturm mit seinem Fachwerkaufbau auf einem gemauerten Turmschaft.
Gartenflair und Weihnachtsflair
Ich habe die Gelegenheit genutzt und Schloss Bodelschwingh im Zuge der mehrtägigen Veranstaltung „Gartenflair“ im Spätsommer 2017 besucht. Die vielen Besucher, die sich im Schlossgarten verteilen, können hier Stauden und Obstbäume für den heimischen Garten kaufen, zwischen Blumenzwiebeln stöbern und handgemachte Kunstwerke aus Stein, Holz oder Bronzeguss und andere bewundern und erwerben. Der Teich konnte mit Ruderbooten erkundet werden.
Natürlich gab es auch vieles für das leibliche Wohl – von der Elsässer Bratwurst bis hin zur Folienkartoffel, vom Flammkuchen bis zum Wrap war das Angebot erfreulich groß. Die folgenden Bilder zeigen einen Eindruck von der Veranstaltung, die sich rings um das Herrenhaus und den Gräfteteich erstreckte.
Die Veröffentlichung aller Fotos auf dieser Seite wurde freundlicherweise von der Knyphausen’schen Verwaltung genehmigt.
Tipp des Autors:
Ein Besuch am Schloss ist während der Veranstaltungen sehr lohnenswert. Für Bergbaufreunde ist ein Abstecher zur nahen Zeche Westhausen möglich. In der Nähe befindet sich die Halde Schwerin mit ihrer übergroßen Sonnenuhr auf dem Gipfel. Und auch zum LWL-Industriemuseum Zeche Zollern II / IV ist es nur ein Katzensprung.
Informationen zum Besuch:
Das Schloss ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Auch der umgebende Schlosspark ist nur in wenigen Teilen zugänglich. Ausnahmen bieten sich bei besonderen Veranstaltungen wie den Erlebnismärkten „Gartenflair“ oder „Weihnachtsflair“ oder dem Tag des offenen Denkmals. Diese Termine werden auf der Internetseite des Schloss Bodelschwingh sowie in der örtlichen Presse und zum Teil im TV angekündigt. Für einige der Veranstaltungen ist ein Eintrittsgeld zu bezahlen. Bei Führungen ist gewöhnlich eine Voranmeldung nötig.
Es gilt das Hausrecht. Die Veröffentlichung von Fotos (auch Hochzeitsfotos) ist nicht bzw. nur nach Erlaubnis möglich.
Offizielle Internetseite: www.schloss-bodelschwingh.de
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 und A45 bis zum Autobahnkreuz 27 bzw. 3 Castrop-Rauxel-Ost und dort Richtung Dortmund-Bodelschwingh. Am Ende der Ausfahrt links abbiegen auf den Königshalt. Nach ca. 2 km an der Ampel links abbiegen in die Bodelschwingher Straße, die hinter der Kreisgrenze in die Schloßstraße übergeht. Nach etwa 1 km am besten rechts in der Wohnsiedlung Am Schlosspark parken. Einen größeren öffentlichen Parkplatz gibt es nicht. Der Zugang zum Schlosspark und Schloss befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Bei Veranstaltungen (z.B. Gartenflair) wurde in der Vergangenheit eine große Wiese in Entfernung von wenigen hundert Metern zum Eingang zum Parkplatz umgestaltet. Er wurde bisher örtlich – erfahrungsgemäß bereits ab Autobahn-Ausfahrt – ausgeschildert.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Schloßstraße, Kreuzung Am Schlosspark in Dortmund
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund Hbf. oder Herne mit der S2 bis Westerfilde. Von dort mit dem Bus der Linie 477 Richtung Göllenkamp bis Schloss Bodelschwingh.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Emscher-Park-Radweg führt südlich von Bodelschwingh am Schloss vorbei. Ein Abstecher ist westlich von Schloss Westhusen im Wald möglich und könnte auch an der nahen Zeche Westhausen vorbeiführen.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Schloss abgebildet: BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000)und Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Schlösser, Burgen und Ruinen: Historische Gemäuer und ihre Geschichte im und um das Ruhrgebiet* sowie Ritter, Ruinen & Romantik: Wanderungen zu Schlössern und Burgen im Ruhrgebiet*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°33’2.34″N, 7°21’42.36″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 386414 m, 5712333 m
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.