Archäologischer Lehrpfad Oberaden

Sie heißen Augustusstraße, Legionärstraße, Tiberiusweg, Kohortenweg, Cheruskerstraße und Am Römerberg – Straßennamen im Bergkamener Ortsteil Oberaden, die dem Asterix-Leser einen Hinweis darauf geben, dass sich hier etwas befindet, das auf die Antike und die Römer deutet. Ein Römerlager nämlich, so eines mit Holzwall, Zelten und so weiter, wie man es von den Römerlagern Kleinbonum, Aquarium, Laudanum und Babaorum kennt. Aber auch für die, die nicht auf gallische Comics stehen, kann ein kleiner Spaziergang rund um den Römerbergwald in Oberaden ganz schön sein. Der Archäologische Lehrpfad Oberaden erkundet das Gelände.

Etwa 3,5 Kilometer ist der Lehrpfad lang. Er beginnt am Stadtmuseum an der Jahnstraße und führt gegen den Uhrzeigersinn rings um und durch das ehemalige Römerlager. Bedeutende Fundstellen, die ursprüngliche Lage von Gebäuden oder auch der vier Tore in der Lagerbefestigung werden durch Informationstafeln markiert. Man muss aber im Vorhinein sagen, dass auf der Wanderung kaum echte Relikte der Römerzeit zu sehen sind. Der Spaziergang veranschaulicht allerdings sehr gut die große Dimension der Stätte.

Übersichtskarte Römerlehrpfad Oberaden

Informationspunkte, Wegebeschaffenheit und Anreise

In der Karte ist der Lehrpfad Oberaden mit einem pinkfarbenen Band eingezeichnet. Es sind ausgesuchte Orte am Weg markiert, die in der Beschreibung ebenfalls mit Nummernpunkten versehen sind. Die Punkte mit dem i symbolisieren die Standorte von Infotafeln. Am Startpunkt führt der Radweg auf dem Kuhbachweg zum nahen Sesekeweg. Angebunden ist das gesamte Gelände an den Radfernweg Römer-Lippe-Route zwischen Detmold und Xanten. Alle Anschlüsse sind mit blauer Farbe gekennzeichnet.

Schön gestaltete und informative Schilder an einem Mast in der Form eines Speers mit Texten und Abbildungen zu Funden von beispielsweise Centurionenhäusern oder Villen stehen heute vor Spielplätzen oder modernen Einfamilienhäusern in verkehrsberuhigten Zonen, sodass hier nur schwer der Eindruck eines Blicks in die Vorzeit entsteht. Das Glanzstück des Weges ist jedoch die authentische Rekonstruktion eines Teils der das Lager einst umgebenden Holz-Erde-Mauer.

Die Tour verläuft hauptsächlich auf sehr ruhigen Nebenstraßen und in geringen Teilen auf Wald- und Wiesenwegen. Piktogramme mit Händen, die in Laufrichtung weisen, wiederholen sich auf der Tour regelmäßig. Die Stationen sind in römischen Ziffern durchgezählt (I, II, III, IV, V usw.)

Anreise mit dem Auto:

Auf der A2 bis zur Ausfahrt 15 Kamen / Bergkamen. Dort rechts abbiegen auf die B61 Lünener Straße Richtung Lünen. Nach ca. 2 km wird Oberaden erreicht. An der Ampel rechts in die Jahnstraße (Beschilderung Stadtmuseum). Hinter dem Lebensmitteldiscounter links abbiegen und auf den Parkplatz vom Museum fahren.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Jahnstraße 31 / Museumsplatz in Bergkamen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Lünen Hbf. mit dem Schnellbus S20 Richtung Hamm / Quellenstraße bis Museumsplatz Oberaden (ein Halt davor zum Bereitmachen: Beckinghausen Kreuzstraße). Die Fahrtzeit beträgt etwa eine Viertelstunde. Die Haltestelle befindet sich direkt am Stadtmuseum.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Vom Sesekeweg bei Oberaden auf den Kuhbachweg abbiegen und bis zur Jahnstraße fahren. Dort links zum Stadtmuseum. Die Römer-Lippe-Route führt direkt am Museum und am Ausstellungsbereich Holz-Erde-Mauer vorbei.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000). Auch im Spiralo Bikeline Römer-Lippe-Route: Vom Teutoburger Wald zum Niederrhein* (1:50.000, Spiralo-Bindung) ist ein Teil der Region dargestellt.

In Ruhrgebiet: Wandern. Kultur. Genuss* deckt eine Tour teilweise den Lehrpfad (und die Halde Großes Holz) ab.

Das Römerlager in Oberaden

Kurz vor Christi Geburt bestand in der Lippeniederung von 11 v. Chr. bis ca. 7 v. Chr. das größte Römerlager nördlich der Alpen. Gegründet wurde es durch den römischen Heerführer und Statthalter Galliens Nero Claudio Drusus (Stiefsohn von Kaiser Augustus) im Zuge der Gemanienfeldzüge. Das Lager mit einer vermuteten Größe von über 50 ha – ca. 70 Fußballfelder – beherbergte wahrscheinlich zwei Legionen mit insgesamt 12.000 Menschen. Große Teile des erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckten Lagers sind heute durch Wohnsiedlungen überbaut (ein Neubau in Oberaden ist meist mit archäologischen Untersuchungen verbunden und bringt manchmal Überraschungen mit sich) oder durch einen Wald bewachsen. Archäologische Ausgrabungen förderten Fundamente von Häusern, Brunnen oder Gegenstände wie Münzen zutage.

Ausstellungstücke dieser Funde und Ausgrabungen sind in einer Dauerausstellung im Stadtmuseum zu besichtigen. Daneben bietet das Museum auch Ausstellungen zur Heimatkunde und insbesondere zum Bergbau mit der Galerie Sohle 1 (Das Stadtmuseum ist Di-Fr 10.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, Sa von 14.00-17.00 Uhr und So von 11.00 bis 18.00 Uhr. Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen).

Vom Stadtmuseum zur Lagerumfriedung

Die Wanderung beginnt an einer einführenden Informationstafel direkt vor dem Eingang des 1 Stadtmuseums in Oberaden. Auf dem Schild ist die Laufrichtung mithilfe einer Hand angegeben. Daneben befindet sich auf jedem Schild ein Schrägluftbild mit eingezeichnetem Pfad. Schon bald entdeckt man diese Hand als Wegepiktogramm an interessant gestalteten Schildern wieder. Auf dem Boden finden sich am Anfang hier und dort zur weiteren Hilfe gemalte Fußtritte.

Durch eine kleine Gasse wird die Straße Am Osttor erreicht. Hier stößt man auf eine Informationstafel, die durch die römische Ziffer II gekennzeichnet ist und die Lage des einstigen breiten und offenbar ungewöhnlich weit verschobenen Osttors. Kurz darauf biegt der Weg rechts durch eine weitere Gasse ab und stößt auf die Preinstraße. Hier geht es links und bald darauf rechts in den Wald, vorbei an der Tafel III zu Funden von Latrinen und der Lagerumfriedung.

In der Nähe eines Sportplatzes befindet sich die Tafel IV zu einer germanischen Viehtränke. Zurück auf dem Hauptweg wird bald eine Freifläche erreicht. Hier findet der Wanderer einen Spiel- und einen Rastplatz vor. Ein durch die Wiese verlaufender „Damm“ mit dahinterliegendem Graben wird als Rest der Lagerumfriedung (Tafel V) gekennzeichnet. Eine kleine, runde Arena bietet sich ebenfalls zum Ausruhen an.

Holz-Erde-Mauer

Am Ende der Wiese ist die rekonstruierte 2 Holz-Erde-Mauer in den Sommermonaten zu besichtigen (im Sommerhalbjahr Sa und So geöffnet von 14.00 bis 17.00 Uhr, der Eintritt ist frei), an allen anderen Tagen sind Besuchende Zaungäste. Man erblickt dabei eine um einen Erddamm errichtete Holzsteg-Konstruktion mit einem typischen Wachturm, wie sie im Abstand einiger Meter die Lagermauer sicherten. Ergänzend befindet sich auf der Außenseite ein spitzer Graben zum zusätzlichen Schutze. Der Wehrgang ist über eine Rampe zu besteigen. Hier lassen sich auch Erkenntnisse über Baustoffe und -Technik gewinnen (wobei man als Laie bezweifeln darf, ob die Römer in der Lage waren, Holzlatten und Pfosten in dieser Exaktheit zu sägen).

Durch die günstige Lage am Radweg Römer-Lippe-Route direkt am Kilometer CLXXVIII ist die Anlage immer wieder Ziel von Radfahrenden. Man muss nicht lange warten, bis man die bekannten Sätze wie „Die spinnen, die Römer“ oder irgendwas mit „beim Teutates“ hört (Asterix-Leser wissen Bescheid, alle übrigen sollten überlegen, die Bildungslücke in der örtlichen Stadtbibliothek zu schließen).

Während der Öffnungszeiten der Anlage gibt es hier übrigens eine zugängliche Toilette. Informationsmaterialien werden angeboten und die Beschriftung „Taberna“ spricht für sich.

Kleines Freilichtmuseum zum Anfassen direkt an der Römer-Lippe-Route: Holz-Erde-Mauer mit Graben an Außenseite (links dahinter)
Kleines Freilichtmuseum zum Anfassen direkt an der Römer-Lippe-Route: Holz-Erde-Mauer mit Graben an Außenseite (links dahinter)

Westtor und Grubenlampen-Kirchturm

Vom Gelände aus geht es links (in nördlicher Richtung) bis zur Straße Am Römerberg und auf einem kurzen Waldweg parallel dazu wiederum nach links. Tafel VI klärt über das nicht weit von hier befindliche Nordtor auf, dessen Lage sogar noch durch verräterische topographische Formen im Waldboden identifizierbar sein soll – der Weg erschließt diese Stelle allerdings nicht.

An der Straße weist die Hand geradeaus weiter vorbei an letzten Häusern entlang einer Weide, die unweit der Eisenbahnstrecke umrundet wird. Auf die Art und Weise wird nach wenigen hundert Metern eine Siedlung mit hauptsächlich ostdeutschen und polnischen Straßennamen erreicht. An der Kreuzung Potsdamer und Danziger Straße steht das Hochhaus auf Fundamenten des Westtors. Entweder direkt weiter auf der Potsdamer Straße oder mit einem kleinen Abstecher über Station IX geht es an einem Fachwerkhaus vorbei auf der Preinstraße zur 3 Martin-Luther-Kirche. Der Kirchturm erinnert in seinem Aufbau an ein Geleucht, eine Grubenlampe aus dem Bergbau.

Centurionenhäuser und Skulptur am Kuhbachweg

Direkt gegenüber der Kirche weist ein Hinweisschild von Station XI am Zaun eines Spielplatzes auf das Haus des Kommandeurs hin. Es geht rechts in die Augustusstraße und durch ein neues, ruhiges Wohngebiet. Die Stationen XII, XIII und (mit einem kurzen Wegabstecher) XIV über Atriumhäuser, Stabsgebäude und Villen stehen direkt an Grundstücksgrenzen oder ebenfalls vor Spielplätzen. Die heutige Bebauung lässt für den Wanderer praktisch keine Rückschlüsse mehr auf die Antike zu. Biegt man nach rechts ab in die Burgstraße, befindet sich die letzte Tafel XV über Centurionenhäuser am Rande eines Bolzplatzes. Direkt am Sportplatz links wird die Lerchenstraße erreicht. Hinter dem Bolzplatz rechts ist am Kuhbach eine 4 Holzskulptur mit verschiedenen Köpfen zu sehen. Hier kann man auf dem Kuhbachweg zur Seseke gehen oder fahren. Nach wenigen hundert Metern ist man dann wieder am Ausgangspunkt vor dem Stadtmuseum angekommen.

Kurz vor dem Ziel: Holzskulpturen am Kuhbach (Foto: M. Bösehage)
Kurz vor dem Ziel: Holzskulpturen am Kuhbach (Foto: M. Bösehage)

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°36’33.01″N, 7°35’21.76″E – Startpunkt am Stadtmuseum
51°36’49.65″N, 7°34’57.89″E – Holz-Erde-Mauer
51°36’40.41″N, 7°34’52.77″E – Martin-Luther-Kirche
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
402321 m, 5718512 m – Startpunkt am Stadtmuseum
401872 m, 5719035 m – Holz-Erde-Mauer
401768 m, 5718752 m – Martin-Luther-Kirche

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Für die Durchsicht und Korrektur dieses Artikels sei an dieser Stelle Herrn Freiberg aus Oberaden herzlich gedankt.

Quellen und Weitere Informationen:

Die folgenden Internetseiten betrachten den Archäologischen Lehrpfad oder das Stadtmuseum:

www.stadtmuseum-bergkamen.de

www.bergkamen.de/roemerpark-bergkamen

www.bergkamen.de

www.stadtmuseum-bergkamen.de