Bergbaurundweg Muttental in Witten
Keine andere Region zeigt auf so vielfältige und beeindruckende Weise die Zeugnisse des frühen Bergbaus verbunden mit einer wilden Romantik des Tales, Wälder und dem gemächlich dahin plätschernde Muttenbach mitten im Ruhrgebiet. Hier im Muttental bei Witten wurde vermutlich die erste Kohle im Ruhrrevier gefunden. Zahlreiche Klein- und Kleinstzechen förderten hier einst Kohle in Stollen und ersten Schächten zutage. Heute lassen sich viele Relikte der vergangenen Zeit anhand von rekonstruierten und erhaltenen Objekten während eines Spaziergangs auf dem beliebten Bergbauwanderweg im Muttental besichtigen.
Der Bergbaurundweg führt als etwa 6 km langer Rundweg an knapp 30 Stationen mit Informationstafeln, Denkmalen oder Rekonstruktionen vorbei. Er erschließt dabei auch die Burgruine Hardenstein. Es sind Kombinationen mit dem Besuch der Zeche Nachtigall und der Zeche Theresia mit dem Gruben- und Feldbahnmuseum möglich. Auch das Schloss Steinhausen ist ein Abstecher wert.
Die Karte zeigt den klassischen Bergbaurundweg mit den wichtigsten Stationen sowie einige weitere Ziele und Parkmöglichkeiten.
Vom Hirtenjungen aus der Legende zum frühen Bergbau
In vielen Bergbauregionen wird erzählt, dass ein Hirtenjunge zufällig Kohle entdeckte – so auch im Muttental in Witten. Schon im Mittelalter gruben Bauern hier in kleinen Tagebauen nach Steinkohle für den Eigenverbrauch. Diese oberflächennahen Löcher, Pingen genannt, sind heute noch als Mulden im Gelände erkennbar. Der Abbau endete oft wegen des ansteigenden Grundwassers, da es noch keine Pumpen gab. Im 18. Jahrhundert wechselte man zum Stollenbergbau, nachdem Gesetze zum Landschaftsschutz erlassen wurden.
Im 19. Jahrhundert erfolgte der Übergang zum Schachtabbau. Mithilfe von Göpeln oder Haspelanlagen wurden kohlebeladene Gefäße an die Oberfläche gehoben. Durch die nördlich gelegenen Großzechen im Ruhrgebiet wurde der Abbau in Klein- und Kleinstzechen im Muttental unrentabel. Bis zum 20. Jahrhundert wurden viele Zechen aufgegeben. Die Weltkriege belebten den Abbau kurzzeitig aufgrund des Mangels von Heizmaterial. Mit dem Wirtschaftsaufschwung verschwand der Bergbau im Muttental vollständig. Ausführlicher wird all dies entlang des Bergbaurundwegs erläutert.
Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A43 Bochum-Wuppertal bis zur Ausfahrt 20 Witten-Heven. Dort auf der See-Straße Richtung Witten. Die Straße geht schließlich in die Herbeder Straße über. Am Kreisverkehr auf die B226 Ruhrdeich Richtung Wetter. An der nächsten Ampel rechts in die Ruhrstraße. Über die Ruhr fahren und hinter der Kurve an der Ampel rechts in die Nachtigallstraße abbiegen. Zum Abstellen des Autos bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die je nach Interesse des Beginns der Wanderung sowie Besucherandrang genutzt werden können. Alle beschriebenen Parkplätze sind kostenfrei.
Parkplatz Nachtigallstraße: Unterhalb von Schloss Steinhausen direkt neben dem Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia mit Haltestelle der Muttenthalbahn. An Tagen mit hohem Besucherstrom (gutes Wetter und Sonntag) kann dieser Parkplatz allerdings rasch belegt sein.
Parkplatz Zeche Nachtigall: Unmittelbar am Industriemuseum mit sehr begrenzter Kapazität, allerdings nur für Besuchende des Museums.
Parkplatz Berghauser Straße: Die Nachtigallstraße geht in die Berghauser Straße über. Etwa 2 km hinter der Zeche Nachtigall befindet sich links hinter Station 18 (hölzernes Fördergerüst) ein Wanderparkplatz, auf dem sich sogar an gut besuchten Tagen noch ein Plätzchen finden lassen sollte.
Parkplatz Rauendahl: Wenn von der Ruhrstraße nicht hinter der Ruhrbrücke in die Nachtigallstraße eingebogen wird, kann auch noch 500m weitergefahren werden und rechts abgebogen in die Rauendahlstraße. Nach etwa 1,6 km am Scheitelpunkt einer Haarnadelkurve rechts zu einem weiteren Wanderparkplatz (Station ).
Zieleingabe ins Navigationssystem: Nachtigallstraße, Berghauser Straße, Rauendahl in Witten
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Witten Hauptbahnhof aus dem Bahnhofsgebäude zu Fuß links bis zur Bahnunterführung Herbeder Straße. Dieser links folgen bis zum Kreisverkehr und dann links. Im nächsten Kreisverkehr links auf die Straße Ruhrdeich (Fußgängerinsel nutzen) und etwa 50 Meter hinter dem Kreisel rechts auf den Fußgängerweg. Diesem über die Nachtigallbrücke über die Ruhr folgen und dann rechts laufen bis zur Zeche Nachtigall bzw. weiter zur Station 1 des Bergbaurundweges.
Anreise mit dem Museumszug:
Auf der Museumsbahnstrecke zwischen Witten und dem Eisenbahnmuseum Bochum werden Fahrten mit historischen Fahrzeugen angeboten, die beispielsweise auch an der Henrichshütte halten und verschiedene Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal miteinander verbinden. Informationen zum Betrieb finden Sie im aktualisierten Beitrag zum Eisenbahnmuseum (Abschnitt Anreise ► Museumsbahn).
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:
Direkt an der Zeche Nachtigall sowie am Muttental führt der Radfernweg RuhrtalRadweg von Winterberg nach Duisburg vorbei. Parallel verläuft auch der Radweg Von Ruhr zu Ruhr. Unmittelbar an der Ruine Hardenstein verkehrt mangels Brücke eine saisonale Fußgänger- und Fahrradfähre über die Ruhr. Von Rauendahl zum Schloss Steinhausen quert der WestfalenWanderWeg das Muttental.
Beschilderung, Perspektivwechsel und Wegebeschaffenheit:
Auf Richtungsschildern sind an einigen Kreuzungen Ziele wie beispielsweise Ruine Hardenstein oder das Bethaus gekennzeichnet. Ganz grob kann man sich am A3-Weg orientieren. Eine Wegemarkierung hat der Bergbaurundweg nicht. Übersichtskarten an verschiedenen Ausgangspunkten geben einen Überblick. Der in der Karte markierte Bergbauwanderweg überschneidet sich größtenteils mit dem Weg Perspektivwechsel. Mithilfe eines Smartphones und einer App erfährt man interaktiv mehr über einzelne Stationen mithilfe von Erzählungen durch verschiedene Personen.
Der Untergrund der Wanderung reicht von Asphaltstraße bis zum schmalen Waldpfad oder ausgewaschenen Hohlweg mit Auf- und Abstiegen. Der Weg ist daher nicht barrierefrei begehbar. Entsprechend geländegeeignetes Schuhwerk und Kleidung sind empfehlenswert.
Besondere Hinweise
An schönen Wochenend-Tagen oder bei Veranstaltungen (zum Beispiel Muttentalfest) kann es im Muttental und vor allem auf den Parkplätzen voll werden. Wer eine ruhige Wanderung ohne viele andere Wandernde, Hunde oder Reiter bevorzugt, sollte diese Tage meiden oder früh anreisen. Für diese Tage gibt es im Ruhrgebiet auch einige andere Bergbauwanderwege, die vielleicht etwas ruhiger sind.
Für den Wanderweg ohne Museumsbesuch sollte bei normaler Fuß-Geschwindigkeit und mit Verweilen an den Stationen und Picknick etwa 2 bis 3 Stunden Zeit eingeplant werden. Bei einer Führung in der Zeche Nachtigall ist auch etwa eine Stunde zu rechnen, dazu eine mögliche Besichtigungs- und Wartezeit in der Zeche und der Ziegelei sowie im Gruben- und Feldbahnmuseum und im Schloss. Bei Fahrten mit der Muttenthalbahn sind Fahrtage und der Taktfahrplan zu beachten.
Kartenmaterial / Literatur
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Muttental bzw. die Region abgebildet: Kompass Wanderkarte Südliches Ruhrgebiet* (1:50.000), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet* sowie Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung finden Sie ganz unten.
Mit der Muttenthalbahn zu den Industriemuseen Theresia und Nachtigall
Vom Parkplatz Nachtigallstraße aus lässt sich eine an bestimmten Tagen verkehrende Feldbahn zur Zeche Nachtigall nutzen, die auch im nahegelegenen Gruben- und Feldbahnmuseum Station macht. Knapp 1,2 km lang ist die Strecke, die man als Abkürzung der Wanderung nutzen kann. Gertrud heißt sie, die kleine, orangefarbene Lok, die laut pfeift, ehe sie die Nachtigallstraße mit kleinen Personenwaggons am Haken überquert. Dann rumpelt der Feldbahnzug durch das offene Tor auf das Gelände der Zeche Theresia.
Gruben- und Feldbahnmuseum Theresia
Das Museum auf dem Gelände der alten Zeche Theresia bietet seit 2002 einen spannenden Einblick in kleinere Güter- und Personenbahnen unter Tage, im Moor oder auf dem Acker, die meist zum Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Bodenschätzen oder Baustellenmaterial dienten. Vielfach verliefen derartige Strecken in anspruchsvollem Gelände, das für andere Fördermittel schwierig war, zum Beispiel in Mooren. Die Schienen konnten flexibel bei wandernden Transportbedingungen (zum Beispiel im Tagebau) provisorisch verlegt und einfach umgelegt werden. Unter Tage dienten diese Grubenbahnen vor allem dem Transport der Kohle aus den langen Stollen sowie der Bergleute zu ihrem jeweiligen Arbeitsplatz.
Im Freiland sind Feldbahngleise verlegt, auf denen die teils hergerichteten und teils rostigen Ausstellungsstücke stehen und mit Schildern über technische Daten erläutert werden. Das Museum beherbergt inzwischen fast 100 Lokomotiven mit Elektro-, Diesel- oder Pressluftantrieb sowie etwa 200 Waggons für Güter- und Personentransport auf dem Feld oder unter Tage im Bergbau.
In den Ausstellungsräumen im Obergeschoss eines der historischen Zechengebäude wird die Geschichte und Gegenwart dieser Mini-Eisenbahnen und der Aufbau des Museums in vielen Fotos, Beschreibungen sowie einem Film vorgestellt.
Informationen zum Besuch:
Das Gruben- und Feldbahnmuseum ist von Ostern bis Oktober an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Darüber hinaus gibt es Sonderöffnungszeiten zu speziellen Anlässen (siehe Internetseite mit den Fahrtagen, Link ganz unten). An diesen Tagen fährt auch die Feldbahn zwischen Parkplatz und Zeche Nachtigall hin und her.
Der Eintritt in das Museum selbst ist frei, eine Spende ist möglich. Für die Fahrt mit der Muttenthalbahn ist ein Fahrpreis zu entrichten. Die Fahrkarte ist dabei eine Tageskarte, die für beliebig viele Fahrten auf der Strecke zwischen Parkplatz und Zeche Nachtigall genutzt werden kann. Die Muttenthalbahn fährt im regelmäßigen Takt nach Fahrplan. Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen können begrenzt in einem Spezialwagen mitgenommen werden.
Zeche Nachtigall im Muttental
Das nächste Ziel von Wandernden und gleichzeitig Endbahnhof der Muttenthalbahn ist das Industriemuseum Zeche Nachtigall. Mit dem Herculesschacht befand sich hier einst einer der ersten Schächte im Ruhrgebiet. Nach Schließung der Zeche im Jahre 1892 entstand eine Ziegelei, weswegen im heute hier befindlichen Museum sogar zwei Industriezweige besichtigt werden können. Besonders schön ist die Dampfmaschine im Maschinenhaus anzusehen. Hauptattraktion des Museums und praktisch ein Muss für jeden Besucher ist jedoch die Führung durch den Nachtigallstollen bis in das Flöz. Auch hier bietet sich Gastronomie für eine Stärkung an. Für den Ausstieg aus der Muttenthalbahn und eine Einkehr in der Gastronomie sind keine Eintrittsgelder fällig!
Von der Zeche Nachtigall führt der Wanderweg auf Asphalt geradeaus am Bahnübergang vorbei zunächst entlang der Muttentalstraße sowie der Ruhrtalbahnstrecke nach Süden. Es wird ruhiger und die Straße wird zum Forstweg. Nun befinden wir uns auf dem eigentlichen Bergbaurundweg.
Bergmann, Bethaus und Bergbaustollen
Hinter der Siedlung und einer scharfen Linkskurve ist der Steinbruch Dünkelberg erreicht. Neben dem Steinbruch, in dessen Wand hoch oben deutlich ein schmales, schwarzes Kohleflöz sichtbar ist, lässt sich durch ein Gittertor auch ein Blick in den Nachtigallstollen erhaschen, der mit einer Museumsführung vom Gelände der Zeche Nachtigall erkundet werden kann.
Zunächst geht es auf der Muttentalstraße weiter nach Südosten. An einem eisernen Bergmann mit Geleucht in der Hand biegt der Straßenverlauf nach rechts ab und der stille Weg geradeaus durch den Wald beginnt. Gleich am Anfang stößt man auf die ersten Hinweisschilder über die Entwicklung des Bergbaus, den Östlichen Tagtrieb Frielinghaus und schließlich den Stollen Turteltaube. Auf einer ruhigen Waldstraße geht es dann direkt auf das Bethaus der Bergleute zu. Hier gibt es in der Sommersaison sogar die Möglichkeit einer Stärkung.
Die Wanderung im Tal wird durch die Stationen aufgelockert und ist sehr abwechslungsreich. In die Stollen können Besuchende hineinschauen. Technische Anlagen können angefasst werden und sind kurz und knapp in ihrer Funktion beschrieben – beispielsweise die noch im weiteren Verlauf des Weges liegende Haspelanlage oder die Verladung der Zeche Jupiter, auf der Loren aus der Zeche auf tiefer stehende Lastkraftwagen ausgekippt wurden. Manchmal stehen auch nur Schilder am Wegesrand, wo früher Stollen verliefen und heute oberflächlich nur noch Wiese oder Wald zu sehen ist.
Monas Wandertipps
Das Muttental ist voller interessanter Motive. Bring doch mal eine Kamera mit (oder dein Smartphone) und mach Fotos von Dingen, die deine Aufmerksamkeit erreichen. Ob Pilze am Wegesrand, Ausstellungsstücke am Zechenhaus Herberholz oder schöne Ausblicke auf die Ruhr. Damit schärfst du deinen Fokus und schaffst zugleich eine schöne Erinnerung.
Bergbau-Ausstellung Zechenhaus Herberholz
Nicht weit hinter dem Bethaus befindet sich die Bergbau-Ausstellung am Zechenhaus Herberholz. Auf dem großen Freigelände lässt sich eine Sammlung von Werkzeugen und Gegenständen ganzjährig ständig frei besichtigen. Besonders der Fortschritt der Technisierung steht im Fokus der Ausstellung. Dabei werden Ausbauschilde ebenso gezeigt wie Werkzeuge, Bohrmaschinen, Grubenwagen und viel mehr. Das Zechenhaus selbst bietet an Wochenenden und Feiertagen eine kleine Sammlung zum historischen Bergbau. Darüber hinaus gibt es hier zu den Öffnungszeiten die Möglichkeit einer Stärkung.
Neben dem Gelände befindet sich hinter dem Amboss der Zeche Verlorener Posten die Halde der Zeche Vereinigte Hermann. Die kleine, aber offensichtlichste Bergehalde im Muttental lässt sich über einen beleuchteten Pfad komplett umrunden und ist nur wenige Meter über der Umgebung hoch.
Das Muttental ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Haspelanlage, Stollen und eine Halde
Kurz darauf ist die rekonstruierte Haspelanlage erreicht. Man passiert dahinter nun auf für Fahrzeuge gesperrtem Waldweg die allerdings nicht zu besichtigenden Gebäude am Schacht Constanz. Idyllisch fließt der Muttenbach rechts in einem schmalen Wiesental am Weg entlang. Man hört ihn hin und wieder leise plätschern. Später wird er in Mäanderbögen durch die Wiese verlaufen.
Schon hinter der nächsten Wegbiegung befindet sich die Verladung der Zeche Jupiter. Schienen führen hier aus einem Stolleneingang mit schmiedeeisernem Gitter vor dem Tor und enden nach einem kleinen Schwenk an einem Gerät, mithilfe dessen die Loren gedreht sowie auf einem Lastwagen ausgeleert werden konnten.
Am Stollen Stettin gabelt sich dann der Weg. Rechts geht es auf kürzestem Wege zum rekonstruierten Schacht Margarethe, geradeaus noch ein Stückchen weiter. Den Stollenmund der Zeche Maximus erreicht man über einen kleinen Pfad parallel zum Bach.
Auf dem Hauptweg erreichen wir bald auf einem Stück Gleis aufgestellte Loren der Muttenthalbahn. Man kann ja mal versuchen, sie anzuschieben. Etwa 350 Meter führt der Waldweg dahinter durch das Muttental. Links am Berg befindet sich der Stollen Fortuna. Hier sind auch die Reste einer Verladerampe zu sehen, die mit Ziegelsteinen gemauert ist.
Die folgende Informationstafel klärt über eine weitere Bergehalde auf: Es handelt sich um die Halde von Schacht Juno, die allerdings in der gewohnten Form nicht sichtbar ist. Vielmehr handelt es sich um das Verfüllen des Talbodens im Muttental, der Abraum befindet sich somit unter der großen Wiesenfläche.
Direkt hinter der Halde Juno stößt man erneut auf eine Wegekreuzung. Links geht es zum Haus Rauendahl, einer Gaststätte an der Rauendahlstraße, rechts überquert man den Muttenbach und hat schließlich das südliche Ende des Bergbauwanderweges erreicht. Auf der anderen Talseite wird der Weg nun fortgesetzt.
Dreibaum, Pferdegöpel und Förderturm
Kurz nach Überquerung des Muttenbachs stößt man auf ein eigenartiges Holzkonstrukt am Wegesrand. Es handelt sich dabei um das rekonstruierte Fördergerüst sowie Maschinenhaus der Kleinzeche Renate. Diese Zeche hat von 1950 bis 1955 gefördert. Von ihr sind die betonierte Umfriedung des Schachtes und sogar eine Eisenleiter darin original erhalten.
Direkt am Parkplatz Rauendahl befinden sich ein rekonstruierter Dreibaum und ein Gedenkstein für verunglückte Bergleute. Auf schmalen Waldpfaden geht es weiter. Hat man die Abkürzung von der Zeche Stettin gewählt, stößt man an einem Flözaufschluss auf den Bergbauwanderweg.
Biegt man an der fingerförmigen Kreuzung ganz links ab, stößt man auf den Göpelschacht Moses der Zeche Ankunft & Anclam. Auch das Göpelhaus ist sehr ungewöhnlich und fällt durch das Kegeldach mit Anbau auf. In einem derartigen Göpel wurde eine Seilzuganlage meist durch rundlaufende Tiere angetrieben und über Umlenkrollen in einen Schacht geleitet. Einen ähnlichen Göpel kann man sich im Westfalenpark anschauen. Neben der Handhaspel und dem Dreibaum stellt dies eine weitere verbreitete Variante der Förderung von Kohle aus Schächten im frühen Bergbau dar.
Schacht Margarethe und Kohlentransportweg zur Ruhr
Vom Göpelschacht Moses ist es nur ein Katzensprung zum Schacht Margarethe am Parkplatz Berghauser Straße. Dabei ist der Schacht Margarethe ein an sehr schöner Lage (inzwischen nach einem Brand 2010 zum zweiten Mal) rekonstruierter kleiner Förderturm samt Maschinenhaus. Die Architektur dieses Nachbaus richtete sich dabei nach originalen alten Plänen.
Von dieser Position am Waldrand bietet sich ein Blick über die Felder sowie das Muttental bis nach Witten. Dabei ist unter anderem das gelbe Rathaus zu erkennen. Bänke laden außerdem wieder zu einer kleinen Rast ein.
Wahlweise durchs Feld oder vorbei am Gasthaus „Zur Alten Tür“ geht es bis ins Hardensteiner Tal. Man betritt nun das Naturschutzgebiet Hardenstein, das sich südlich um den Ruhrbogen zieht.
Den Talboden erkennt man an der Fülle von Informationstafeln, denn hier warten mit dem Westlichen Tagtrieb Zeche Frielinghaus und dem Stollen Reiger wieder zwei historische Stollenmundlöcher auf ihre Begutachtung. Der Ort der Zeche Orion direkt daneben ist ähnlich wie beim Schacht Juno eine das Tal teilverfüllende Bergehalde – die dritte ihrer Art auf der Wanderung bisher.
Ruine Hardenstein
Dem Hinweisschild folgend ist die Ruine Hardenstein schon durch die Bäume zu erahnen. Der Wald lichtet sich und die Reste der im 14. Jahrhundert errichteten Burg werden sichtbar, die im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde und verfiel. Heute sind nur noch Mauerreste und zwei Türme zu sehen, ein Teil der Mauern wurde aufwendig restauriert. Von der Ruhr ist die Burgruine nur durch die Museumseisenbahn getrennt. Direkt nebenan gibt es sogar einen Haltepunkt. Die Ruine kann man frei erkunden und die Räume teilweise besichtigen.
Nicht weit entfernt von der Ruine verkehrt die Fähre Hardenstein, die Radfahrende und Wandernde von der einen Seite der Ruhr im Verlauf des RuhrtalRadweges auf die andere transportiert.
Es ist ein sehr schönes Fleckchen auf der Wanderung. Wenn man möchte, kann man einen kleinen Abstecher zur Schleuse Herbede am anderen Ufer machen (kostenlose Überfahrt, Spende möglich – Verkehrszeiten beachten!).
Die Fähre Hardenstein ist ein „blauer Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Melanie Brozeit. Unter dem Leitsatz „Fahr raus und tauch ein“ bietet es fast 80 Ziele am Ufer, auf oder im Wasser an Flüssen, Seen, Kanälen und Häfen im Revier. Blaue Glücksorte im Ruhrgebiet*
Stollen und ein Hindenburgkopf
Zurück auf dem Bergbauwanderweg ist die allerletzte Etappe zu bewältigen. Der St.-Johannes-Erbstollen befindet sich unterhalb des Haltepunkts der Ruhrtalbahn an der Ruine. Aus ihm tritt rostrot gefärbtes Grubenwasser aus in die Ruhr, damit ist er noch heute nichts anderes als ein zentraler Ableiter von Grundwasser aus den alten Schächten und Stollen. Das Informationsschild dazu steht auf dem Bahnsteig. Das Stollenmundloch selbst kann nicht erreicht werden, ohne die Schienen zu überqueren. Dies ist grundsätzlich nicht nur verboten, sondern auch durch unregelmäßigen Bahnverkehr der Museumsbahnen oder Leerfahrten auch gefährlich.
Mit dem Vereinigungsstollen und dem Nachkriegsstollen lassen sich zwei weitere, letzte Stollenmundlöcher auf dem Bergbaurundweg im Muttental besuchen.
Recht versteckt ist im Felsen rechts vom Weg irgendwo ein in das Gestein gehauener Kopf. Es ist nicht ganz das Ensemble von Mount Rushmore aus den USA. Aber das Gesicht ist deutlich erkennbar. Es handelt sich um das Bildnis des Präsidenten des Deutschen Reiches Paul von Hindenburg (1847-1934). Der markante Schnäuzer im Gesicht ist gut zu erkennen. Nach der Jahreszahl stammt das Bildnis aus dem Jahre 1930. Es ist nicht ausgeschildert und muss aktiv gesucht werden.
Vorbei an der ehemaligen Zeche Martha, deren Betriebsgebäude privat bewohnt werden, ist die Muttentalstraße unweit des Steinbruchs Dünkelberg wieder erreicht. Damit ist die Runde vollendet.
Schloss Steinhausen
Geht man von der Zeche Martha rechts statt links zum Ausgangspunkt und läuft nach 150 m der Markierung des WestfalenWanderWeges folgend links den Berg hinauf, so führt der Feldweg fern der Nachtigallstraße durch ein ruhiges Tal. Der Feldweg endet direkt am Schloss Steinhausen.
Im und am Schloss trifft man auf afrikanische Tiere. Giraffen, Elefanten und Vögel wird man in dieser Fülle nirgends an einem Schloss im Ruhrgebiet und vermutlich im Rest der Bundesrepublik ebenfalls nicht sehen. Im Schlosshof und in einem Galeriegebäude sind Steinskulpturen aus Zimbabwe ausgestellt. Das ist das Land zwischen Botswana, Südafrika und Mosambik, das vor allem für seinen Tierreichtum und die Victoriafälle bekannt ist. Der Außenbereich kann besichtigt werden, die Gebäude abgesehen von der Galerie jedoch nicht.
Das Herrenhaus beherbergt ein Restaurant. Ursprünge der ehemaligen Burg reichen bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Doch im Laufe der Zeit hat die Anlage starke Umbaumaßnahmen durchlaufen. Neben dem 1810 klassizistisch umgebauten Herrenhaus, das zum Teil auf das 17. Jhd. zurückgeht, fällt vor allem das Gebäude mit dem Rundturm ohne Dach auf. Dabei ist der Turm mit außenliegender Wendeltreppe aus dem 19. Jhd. auf einem mittelalterlichen Fundament aufgebaut. Aufgrund des Bauzustandes ist der Turmhelm abgebaut.
Vom Schloss aus geht es die Straße entlang bergab direkt bis zum Parkplatz Nachtigallstraße.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°25’37.80″N, 7°19’41.83″E – Parkplatz Nachtigallstraße
51°25’44.82″N, 7°18’46.76″E – Zeche Nachtigall
51°25’24.45″N, 7°19’05.02″E – Bethaus der Bergleute
51°25’07.31″N, 7°18’43.50″E – Schacht Margarethe
51°25’14.36″N, 7°18’06.15″E – Ruine Hardenstein
51°25’41.46″N, 7°19’21.57″E – Schloss Steinhausen
51°25’41.38″N, 7°19’30.33″E – Gruben- und Feldbahnmuseum
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
383780 m, 5698654 m – Parkplatz Nachtigallstraße
382722 m, 5698896 m – Zeche Nachtigall
383060 m, 5698258 m – Bethaus der Bergleute
382632 m, 5697738 m – Schacht Margarethe
381916 m, 5697973 m – Ruine Hardenstein
383391 m, 5698776 m – Schloss Steinhausen
383561 m, 5698770 m – Gruben- und Feldbahnmuseum
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Weitere Informationen:
LWL-Museum Zeche Nachtigall: www.zeche-nachtigall.de
Tourist-Service Witten: www.stadtmarketing-witten.de
Gruben- und Feldbahnmuseum: www.muttenthalbahn.org
RuhrtalBahn Museumszüge: www.eisenbahnmuseum-bochum.de
Steinskulpturen Schloss Steinhausen: www.shona-art.com