Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck
Inmitten der Landschaft des nördlichen Ruhrgebiets findet sich ein eher unbekanntes Monument der industriellen Vergangenheit: die Maschinenhalle Zweckel. Nur vergleichsweise selten zu besuchen, aber ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint und die Geschichte des Bergbaus lebendig wird.
Als repräsentativer Ziegelbau mit Freitreppe und Rundbogenfenstern ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für die harte Arbeit und auch für den technologischen Fortschritt des 20. Jahrhunderts, wurde hier doch beispielsweise schon früh auf Elektrizität zum Betrieb der Anlagen gesetzt, wo andernorts noch sehr lange Dampfmaschinen standen.
Wir betrachten das Gelände und die Maschinenhalle an dieser Stelle ausführlicher.
Die Zeche Zweckel – damals und heute
Die Zeche Zweckel, nördlichste von fünf Zechen in Gladbeck, erzählt eine Geschichte, die eng mit der industriellen Entwicklung des Ruhrgebiets verbunden ist. Gegründet durch den preußischen Staat, beherbergt die Maschinenhalle noch heute den Wappenvogel, der einst als Symbol der staatlichen Zechenverwaltung diente. Die Kohle, die hier gefördert wurde, fand vor allem Verwendung in der Eisenbahn, insbesondere für die Dampfloks. Am Standort Zweckel wurde nämlich überwiegend Magerkohle abgebaut.
Die Förderung der Zeche begann 1912 und lief bis zur Stilllegung im Jahr 1963. Die Schächte blieben als Wetterschacht für die Zeche Scholven erhalten, wurden jedoch schließlich verfüllt. Beide Fördergerüste der Zeche Zweckel stehen heute unter Denkmalschutz und sind Zeugnisse einer vergangenen Ära des Ruhrkohlen-Bergbaus.
Die folgende Abbildung zeigt das Zechengelände damals und heute. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Ein interessantes Detail der Geschichte der Zeche Zweckel ist die Entdeckung von solehaltigem Wasser beim Teufen des Schachtes II. Dies führte zur Gründung des Solbades Zweckel, das bis 1950 existierte und ein beliebter Ort für Kur- und Badeurlaube war.
Teile des ehemaligen Zechengeländes und des Bahnanschlusses gehören heute zu einem Chemiewerk. Die Anlagen und Schornsteine lassen sich vom Umfeld der Maschinenhalle betrachten.
Die Maschinenhalle von außen
Die Maschinenhalle Zweckel, ein zentrales Bauwerk aus der Gründungszeit der Zeche im Jahr 1909, beeindruckt durch ihre Architektur und ihre historische Bedeutung. Mit einer Gesamtlänge von ca. 126 Metern besteht sie aus einer zentralen großen Halle und zwei jeweils rechts und links angrenzenden Maschinenhäusern, die die elektrischen Fördermaschinen beherbergen. Das Ziegelgebäude im Baustil des Historismus zeichnet sich durch seine großen Rundbogenfenster aus und weist dabei eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zur großen Maschinenhalle der Zeche Zollern auf, die für ihre Jugendstil-Elemente bekannt ist, z.B. das große Eingangsportal.
Ein zentrales Merkmal der Maschinenhalle ist auch hier in Zweckel das Portal in der Mitte mit einem Giebel und einer großen zweiseitigen Freitreppe. In der hölzernen Tür findet man Symbole aus dem Bergbau wie Schlägel und Eisen wieder.
Vor der Halle ist eine große Grünanlage angelegt, die erst um 2008 fertiggestellt wurde. An ihrer Stelle bestand bis in die 1990er Jahre eine hohe Kohlenhalde als Teil einer Kohle-Reserve, die die Maschinenhalle von der Frentroper Straße aus verdeckte. Direkt dahinter verstecken sich noch zwei Fördergerüste aus der Gründungszeit der Zeche, die als Stahlfachwerk-Gerüste zu den ältesten erhaltenen ihrer Art zählen und denkmalgeschützt sind.
Die Maschinenhalle von innen
Seit Ende der 1980er Jahre steht die Maschinenhalle unter Denkmalschutz und ist seit 1997 Standort der Industriedenkmalstiftung. Sie ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Industriegeschichte des Ruhrgebiets, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis der technologischen Entwicklung und des Erbes des Bergbaus.
Die Maschinenhalle ist heute eine große Halle im ersten Obergeschoss, die überwiegend leer ist. Genutzt wird sie heute vor allem für Veranstaltungen.
Besonders markant ist eine Empore mit der ehemaligen Schaltzentrale, die einen Teil der Fläche der Halle einnimmt. An der Marmorwand dieser Empore (man munkelt, dass fehlende Segmente von ehemaligen Bergarbeitern als Erinnerung abmontiert wurden) sind Manometer und Anzeiger zu finden, die, ähnlich wie bei der Zeche Zollern, einen Einblick in die technischen Aspekte der Zeche geben, jedoch nicht in derselben Fülle erhalten sind. Die Steuerungsanlagen sind vollständig abgebaut, ebenso zu größten Teilen der Maschinenpark. Die Teile wurden vermutlich andernorts wiederverwendet.
Am anderen Ende der Halle entdeckt man jedoch noch eine Reihe großer Maschinen. Es sind Generatoren und Umformer für elektrischen Strom bzw. Gleichstrom sowie Kompressoren, die für Druckluft sorgten. Sie stammen aus dem Jahr 1908.
Hervorzuheben ist auch der erhaltene Fliesen-Fußboden mit seinem markanten Muster sowie Malereien an der Wand, die teilweise rekonstruiert wurden.
Fördermaschinen
Die Fördermaschinen in den beiden Anbauten an die Halle stammen ebenfalls aus dem Jahr 1908 und sind elektrische Maschinen. Sie stehen im Gegensatz zu den in vielen anderen Bergwerken im Ruhrgebiet verwendeten Dampfmaschinen, die teilweise bis zur Schließung der jeweiligen Zechen kurz vor oder um die Jahrtausendwende dort im Einsatz waren.
Informationen zum Besuch
Die Maschinenhalle Zweckel ist nur im Rahmen einer Veranstaltung oder in einer der regelmäßig angebotenen öffentlichen Führungen zugänglich. Diese finden immer an jedem zweiten Sonntag im Monat um 14 Uhr statt (gegen Gebühr). Der Treffpunkt ist am Tor an der Bushaltestelle „Maschinenhalle Zweckel“. Mehr Informationen bietet die offizielle Website der Industriedenkmalstiftung.
Offizielle Internetseite: www.industriedenkmal-stiftung.de
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zum Dreieck Bottrop und dort auf die A31 Richtung Emden bis zur Ausfahrt 40 Bottrop-Kirchhellen. Rechts abbiegen auf die Feldhausener Straße. Nach ca. 1,2 km rechts abbiegen auf die Dorstener Straße, die an der Stadtgrenze zu Gladbeck übergeht in die Frentroper Straße. Kurz hinter der Stadtgrenze in Höhe der Bushaltestelle „Maschinenhalle Zweckel“ am besten in der Nebenstraße am Rand parken. Unter Umständen kann bei Veranstaltungen der Parkplatz auf dem Gelände genutzt werden.
Anreise mit Bus und Bahn:
Vom Bahnhof Gladbeck-Zweckel oder dem ZOB Dorsten mit den Bussen der Linien 188 bzw. 253 bis Maschinenhalle Zweckel.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Das Radverkehrsnetz NRW mit dem Knotenpunktsystem des Radreviers.Ruhr verläuft in der Nähe der Zeche vorbei. In Zweckel ist ein Abstecher über die Frentroper Straße möglich.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Maschinenhalle bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet* sowie Industrieland Nordrhein-Westfalen: Eine fotografische Reise durch die Industriegeschichte*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°35’36.75″N 6°58’6.27″E – Maschinenhalle Zweckel (Eingangsportal)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
359274 m, 5717785 m – Maschinenhalle Zweckel (Eingangsportal)
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.