Margarethenhöhe und Halbachhammer in Essen

Ein trautes Heim, schön gelegen mit Sonnenblick und Heimgarten – und dies mitten in der Großstadt im Herzen des Ruhrgebietes. Was ein wenig nach Widerspruch klingt, wird auf der Margarethenhöhe tatsächlich Wirklichkeit. Zumindest, wenn es nach den Straßennamen dort geht.

Die Margarethenhöhe ist eine Arbeitersiedlung im Süden von Essen, nicht weit entfernt vom Grugapark. Sie entstand unter der Stiftung von Margarethe Krupp (1854 – 1931), der Frau des bekannten Industriellen und Unternehmers Friedrich Alfred Krupp (1854 – 1902). Dem gehörte u. a. das Guss-Stahlwerk im heutigen Westviertel Essen – bis heute steht der Name Krupp neben Hoesch und Thyssen für Industrie im Ruhrgebiet schlechthin.

Es ist zweifellos eine der schönsten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet. Am besten ist die Siedlung bei einem Spaziergang zu besichtigen. Mit der Musterwohnung und dem Halbachhammer gibt es außerdem zwei Außenstellen des Ruhr-Museums an dieser Stelle. Die Siedlung sowie das Hammerwerk unterhalb der Siedlung im Nachtigallental sind Thema in diesem Beitrag. Das folgende Luftbild zum Einstieg zeigt dazu den Kernbereich der Siedlung um den Markt aus der Vogelperspektive:

Luftbild von der Margarethenhöhe in Essen
Luftbild von der Margarethenhöhe in Essen

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Die Margarethenhöhe kann zwar jederzeit wie ein normaler Stadtteil besucht und besichtigt werden. Dabei ist die Siedlung aber bewohnt und kein Museum, weswegen auf die Bewohner Rücksicht genommen werden sollte (z. B. beim Fotografieren).

Mit der Musterwohnung und dem Halbachhammer befinden sich zwei Außenstellen des Ruhr Museums der Zeche Zollverein in der Siedlung. Beide Stationen können als Teil verschiedener öffentlicher Führungen regelmäßig besichtigt werden (gegen Gebühr, teilweise mit Voranmeldung, Informationen dazu siehe „Quellen und weitere Informationen“). Geöffnet ist der Halbachhammer von Mai bis Oktober an jedem 1. Sonntag im Monat von 14.00-18.00 Uhr mit öffentlichen Schmiedevorführungen. Der Eintritt ist dabei frei! Für Gruppen können außerdem Vorführungen auf Anfrage gegen Gebühr gebucht werden (siehe offizielle Internetseite) unten.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A52 aus Richtung Düsseldorf und Essen / A40 bis zur Ausfahrt 27 Essen-Haarzopf. Jeweils geradeaus auf die Norbertstraße fahren, die parallel zur Autobahn verläuft. Aus Richtung Essen / A40 kommend nach etwa 1 km rechts abbiegen auf die Sommerburgstraße, aus Richtung Düsseldorf kommend an der nächsten Ampel links in die Sommerburgstraße. Dieser dann folgen bis zur Margarethenhöhe. Am besten ist es, in einer Nebenstraße zu parken, allerdings ist der Parkraum stark begrenzt und die Nachfrage u. a. bei Veranstaltungen hoch.

Eingabe in das Navigationssystem: Steile Straße in Essen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Essen Hauptbahnhof oder Altenessen Bahnhof mit der U-Bahn U17 Richtung Margarethenhöhe. Im Umfeld der Margarethenhöhe gibt es drei geeignete Haltestellen: Die nächstliegende Station zum Marktplatz ist Laubenweg. Die Station Halbe Höhe liegt in der Nähe des Torhauses kurz vor dem Viadukt und die Station Margarethenhöhe in der Nähe des Nachtigallentals am südlichen Rand der Siedlung.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Unmittelbar an der Margarethenhöhe verläuft der Grugaweg auf alter Bahntrasse vorbei. Er verbindet dabei den Radschnellweg RS1 bei Heißen mit dem RuhrtalRadweg. Auch die Wasser-Route führt vom Ruhrtal kommend westlich an der Siedlung am Halbachhammer vorbei.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Margarethenhöhe bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Wanderkarte Baldeneysee / Elfringhauser Schweiz* (1:25.000)

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Urbane Steige in Essen: Der BaldeneySteig und der Kettwiger Panoramasteig* und Grüne Routen: Urbanes Wandern rund um Essen*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°25’57.59″N, 6°58’36.56″E – Marktplatz Margarethenhöhe
51°25’43.32″N, 6°58’12.47″E – Halbachhammer
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
359365 m, 5699882 m – Marktplatz Margarethenhöhe
358888 m, 5699455 m – Halbachhammer

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Musterwohnung (Außenstelle des Ruhr Museums): www.ruhrmuseum.de
Halbachhammer (Außenstelle des Ruhr Museums): www.ruhrmuseum.de

Arbeitersiedlung Margarethenhöhe

Mit den Planungen einer neuen Siedlung wurde ab 1906 anlässlich der Hochzeit der Tochter von Friedrich Alfred und Margarethe Krupp zum Ziele der Schaffung günstiger Wohnungsbedingungen nicht nur für Angestellte sowie Mitarbeiter des Krupp-Konzerns begonnen.

Der Bau der ersten Häuser begann im Jahre 1910. Bis 1938 entstand somit die Siedlung in mehreren Bauabschnitten unter dem ausführenden hessischen Architekten Georg Metzendorf. Die Margarethenhöhe, benannt nach der Stifterin, zählt in Bezug auf die Architektur zu den ersten sogenannten Gartenstädten. Dabei ist die Gartenstadt im Ursprung ein Entwurf des Engländers Ebenezer Howard.

Gartenstadt im Ruhrgebiet

Heute existieren zu diesem Begriff zwei Definitionen. Während man größtenteils namensentsprechend unter einer Gartenstadt ein Vorort mit hohem Grünanteil und Gärten versteht, zielt der Originalentwurf auf die Gründung kleiner, in sich geschlossener Orte auf der »Grünen Wiese« mit allen Versorgungsfunktionen einer Stadt, guten Wohnverhältnissen und niedrigen Preisen. Dazu sollten die Vorteile von Stadt- und Landleben kombiniert werden. Howards Idealentwurf sah mehrere einen Stadtkern umgebende Vororte vor. Die einzelnen Vororte sollten über eine Eisenbahn miteinander und mit dem Kern verbunden werden. Die Margarethenhöhe wurde vom Architekten unter dem Vorbild der neu aufgekommenen Gartenstadt-Bewegung errichtet.

Häuserzeilen am Hohen Weg
Häuserzeilen am Hohen Weg

Durch ihre Geschlossenheit, die nicht nur baulich, sondern auch durch ihre Lage auf einem Gelände-Plateau erreicht wurde, und die Lage vor der Innenstadt von Essen, wird die Siedlung als eine der ersten deutschen Gartenstädte angesehen. Die Architektur der zunächst freistehenden Giebelhäuser und später zu Einheiten zusammengefügten Reihenhäuser ist sehr ähnlich, jedoch sehr abwechslungsreich gestaltet. Alle beinhalteten bereits nach ihrer Errichtung Öfen und sogar Bäder, was für die damalige Zeit ein besonderer Fortschritt war.

Trautes Heim, schöngelegen

Den Haupteingang der Siedlung bildet ein großer Tordurchgang unterhalb eines Hauses. Über ein Viadukt ist der Vorort an Essen selbst angebunden – die U-Bahn pendelt heute oberirdisch in kürzester Zeit und im dichten Takt sogar bis in die Innenstadt und zum Hauptbahnhof. Der Mittelpunkt der Siedlung ist der rechteckige, kleine Marktplatz mit dem Konsum und dem Gasthaus am Süd- und Nordende. Auffällig sind, wie bereits erwähnt, sehr blumige Straßennamen, die ein optimales Zuhause beschreiben: „Schöngelegen“, „Daheim“, „Stiller Weg“, „Heimgarten“, „Trautes Heim“, „Sonnenblick“ oder „Im Stillen Winkel“ sind Beispiele dafür. Mit der Metzendorfstraße wird aber auch dem Architekten ein Straßenname gewidmet.

Seit 1987 steht die Margarethenhöhe unter Denkmalschutz und kann wie jeder normale Stadtteil frei besucht werden. Ein Musterhaus in der Stensstraße kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden (Informationen dazu siehe weiter unten). Dabei ist es möglich, die Häuser nicht nur von außen, sondern auch die typische Einrichtung zu sehen. Besonders schön anzusehen ist die Siedlung, wenn das verbreitet vorkommende Weinlaub an vielen Häusern im Herbst eine rote Färbung annimmt.

Eingangstor zur Siedlung vom Viadukt der Holsterhauser Straße gesehen
Eingangstor zur Siedlung vom Viadukt der Holsterhauser Straße gesehen

Tipp des Autors:

Der Bau von Bergarbeitersiedlungen ist ein wichtiges Thema im Ruhrgebiet und die Margarethenhöhe dabei eines der schönsten Beispiele, um sich damit zu befassen. Am besten eignet sich die Anreise mit dem in die Richtung gut ausgebauten Nahverkehr oder dem Fahrrad. Im nahen Umkreis lassen sich der Grugapark mit dem Hundertwasserhaus (direkte Nachbarschaft, fußläufig erreichbar), das Museum Folkwang und der Baldeneysee mit der Villa Hügel besuchen.

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bahn und Fahrrad finden Sie oben auf dieser Seite.

Der Halbachhammer im Nachtigallental

Industriemuseen zeigen in der Regel sehr eindrucksvoll die Arbeit mit bestimmten Werkstoffen, wie sie früher einmal an dieser Stelle durchgeführt wurde. Im Prinzip trifft dies zwar auch auf den sogenannten Halbachhammer zu, der unweit der Essener Margarethenhöhe im bewaldeten Tal des Kesselbachs, auch Nachtigallental oder Waldpark genannt, steht. Es ist ein fast romantisch wirkendes Fachwerkgebäude, ein Stauteich daneben dient der Nutzung der Wasserkraft für die Anlagen und ist ein idyllisches Fleckchen in der Großstadt und Ruhrmetropole. Einen einzigen Schönheitsfehler hat die teilweise mehrere Jahrhunderte alte Anlage allerdings: Sie hat nie an dieser Stelle produziert. Noch nicht einmal im Ruhrgebiet.

Umzug vom Siegerland ins Ruhrgebiet

Beim Halbachhammer handelt sich um ein Hammerwerk, das sowohl die Eisenverhüttung als auch das Schmieden in einem Produktionsprozess unter einem Dach vereint. Die Anlage arbeitete mehrere Jahrhunderte lang bis ins Jahr 1900 in Weidenau bei Siegen und produzierte schmiedbares Stabeisen.

Dort wurde sie 15 Jahre später von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach im bereits zerlegten und teilweise schlechten Zustand gekauft und in den 1930er Jahren hier im Nachtigallental mit einigen Originalteilen oder mit am Vorbild rekonstruierten Ersatzteilen wiederaufgebaut. Womöglich ist es damit sogar eines der ersten örtlich umgesetzten Industriedenkmäler in Deutschland überhaupt und ein frühes Freilichtmuseum dieser Art. Der Stifter gab dem Hammerwerk schließlich auch seinen neuen (eigenen) Namen – Halbach. Die Eröffnung als betriebsfähiges Industriedenkmal und Museum fand 1936 statt.

Das Luftbild deutet an, wo sich der Halbachhammer am Rande der Siedlung Margarethenhöhe befindet. Der Blick aus der Vogelperspektive reicht in der Abbildung aber nach Süden.

Luftbild von der Margarethenhöhe und dem Halbachhammer in Essen
Luftbild von der Margarethenhöhe und dem Halbachhammer in Essen

Aufwerfhammer und Teich

Mehrfach musste das Gebäude bis heute auch bedingt durch die zahlreichen hölzernen Bestandteile saniert werden. Zeitweise wurde die Anlage stillgelegt, allerdings 1993 unter Denkmalschutz gestellt. Der Halbachhammer war von Anfang an eine Außenstelle des damaligen Ruhrlandmuseums, dem heutigen Ruhr-Museum mit Hauptstandort an der Zeche Zollverein, und kann auch heute noch regelmäßig bei öffentlichen Schmiedevorführungen besichtigt werden. Kern der Anlage sind der riesige von Wasserkraft betriebene Aufwerfhammer mit dem 300 kg schweren Hammerkopf als sogenanntes Hammerwerk, ein Schmiedefeuer sowie die Windanlage, die für den konstanten Luftstrom für das Feuer sorgte.

Die folgenden Aufnahmen zeigen den Halbachhammer sowie den kleinen Teich von außen.

Der Halbachhammer im Nachtigallental unterhalb der Siedlung Margarethenhöhe
Der Halbachhammer im Nachtigallental unterhalb der Siedlung Margarethenhöhe

Etwa 650 Meter ist der Rundweg um den Teich lang, der allerdings unter Einbeziehung des Tals, der Grugatrasse und dem Tal des Sommerburgbachs zu einer größeren Runde um die Siedlung erweitert werden kann.

Korrekt liegt der Halbachhammer übrigens nicht im Stadtteil Margarethenhöhe, sondern bereits in Essen-Fulerum. Kesselbach und Waldweg markieren die Grenze.

Informationen zum Besuch

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bahn und Fahrrad sowie zu Öffnungszeiten finden Sie oben auf dieser Seite.

Erreichbar sind der Halbachhammer und der Stauteich im Nachtigallental von der Siedlung aus am besten über die Metzendorfstraße, die die ganze Siedlung durchzieht. Am westlichen Ende führt ein Fußweg bis zum Hammer. Alternativ auf der Straße Altenau, einer Nebenstraße von der Sommerburgstraße unweit der U-Bahn-Haltestelle Margarethenhöhe. Von dort kurz steil bergab ins Tal, rechts am Halbachhammerteich vorbei und dann links zum Halbachhammer.