Haldenlandschaft im Mansfelder Land
Das Mansfelder Land liegt zwischen dem Harz und dem Saaletal bei Halle im Südwesten von Sachsen-Anhalt. Bereits aus der Ferne fallen hier einige große Berge auf, die je nach Blickwinkel wie perfekte Pyramiden aussehen, so wie die von Gizeh in Ägypten. Während die zu den Sieben Weltwundern zählenden Bauwerke in Afrika jedoch mehrere tausend Jahre alt sind, schaffen es die meisten der Hügel hier nur auf einige Jahrzehnte. Es sind Spitzkegelhalden aus dem Kupferschieferbergbau, der seinen Höhepunkt zu Zeiten der Deutsch-Demokratischen Republik (DDR) hatte.
Spitzkegelhalden des Kupferschieferbergbaus
Die höchsten Spitzkegel von einer Höhe um etwa 130 Metern über dem Grund sind nur vier von vielen Abraumhalden, die sich in der Umgebung ehemaliger Schächte befinden und das Landschaftsbild prägen. Hinzu kommen beinahe unzählige frühe Mini-Halden, die bei Hettstedt, Gerbstedt, Klostermansfeld, Helbra und Wimmelburg ganze Kleinhaldenlandschaften bilden.
Die folgende Karte zeigt eine Übersicht der größeren Abraumhalden des Kupferschieferbergbaus sowie die Lage der Kleinhaldenlandschaften. Zwei Kalihalden liegen knapp außerhalb des Kartenausschnitts in Teutschenthal-Bahnhof. Zum Gebiet zählt auch die große Spitzkegelhalde Hohe Linde in Sangerhausen, die in der Nebenkarte abgebildet ist und einige Kilometer westlich der übrigen Halden liegt. Etwas außerhalb von Sangerhausen findet man an der Autobahn A38 zwei weitere kleinere Spitzkegel bei Niederröblingen und Nienstedt.
Im Herbst 2021 habe ich das Mansfelder Land zwischen Hettstedt, Mansfeld und Lutherstadt Eisleben besucht. Daher möchte ich an dieser Stelle die Halden näher vorstellen.
Informationen zum Besuch:
Kaum eine der Halden ist öffentlich zugänglich. Bestiegen werden können die Halden an den Otto-Schächten in Wimmelburg sowie die Halde am Max-Lademann-Schacht am Rande von Lutherstadt Eisleben (siehe weiter unten). Die übrigen Halden sind entweder als Bergwerksgelände oder Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat) unzugänglich und mehr oder weniger gut abgesperrt oder beschildert. An besonderen Terminen, überwiegend einzelne Tage im Jahresverlauf, werden Führungen beispielsweise auf die Halde am Zirkelschacht angeboten.
Als Ausgangspunkt für die Erkundung des Gebietes bieten sich Lutherstadt Eisleben, Klostermansfeld sowie Hettstedt an. Bei Regenwetter können alternativ das Mansfeld-Museum in Hettstedt oder die Lutherhäuser in Eisleben besichtigt werden.
Anreise mit dem Auto:
Das gesamte vorgestellte Gebiet ist von einem dichten Netz von Land- oder Bundesstraßen durchzogen. Es besteht im Süden bei Eisleben eine Anbindung an die Autobahn A38 (Göttingen-Leipzig) sowie im Norden bei Hettstedt eine Anbindung an die Autobahn A36 (Bad Harzburg-Bernburg).
Anreise mit der Bahn:
Bahnhöfe existieren in Lutherstadt Eisleben, Sangerhausen, Teutschenthal, Klostermannsfeld und Hettstedt mit Anbindung z. T. an Erfurt sowie an Magdeburg.
Erkundung mit dem Fahrrad / E-Bike und wandernd:
Eine Erkundung mit dem Fahrrad drängt sich zwar scheinbar förmlich auf. Zumindest, wenn man sich das dichte Netz an Wegen im Mansfelder Land auf der Karte anschaut. Aber Radfahren ist in dem Bereich nach eigener Erfahrung nur mit Mountainbikes empfehlenswert. An den Landstraßen gibt es so gut wie keine ausgebauten Radwege (Stand Frühjahr 2023), die meisten Feldwege sind durch landwirtschaftliche Maschinen sehr uneben sowie großen und teils tiefen Pfützen muss nach Regenfällen ausgewichen werden. Die Ortsdurchfahrten haben teilweise sogar noch Kopfsteinpflaster. Es gibt kein ausgeschildertes Radwegenetz und andere Radfahrende sind nicht ganz überraschend nur selten außerhalb der Städte anzutreffen.
Ganz anders sieht das jedoch „auf Schusters Rappen“ aus. Mit geeigneten Wanderschuhen kann eine große Rad-Rundtour auch in kleinere Wanderetappen beispielsweise mit 20 km Länge für mehrere Tage aufgeteilt werden.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Harzvorland bzw. die Region abgebildet: Radwander- und Wanderkarte Östliches Harzvorland*, Kompass Wanderkarte Harz*, ADFC Regionalkarte Harz*.
Geeignete Koordinaten für die Tourenplanung oder für GPS-Geräte finden Sie in den jeweiligen Abschnitten.
Quellen und weitere Informationen:
Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V.: www.kupferspuren.eu
Mansfelder Bergwerksbahn: www.bergwerksbahn.de
Mansfeld-Museum: www.mansfeld-museum-hettstedt.de
Touristische Eisenbahn „Wipperliese“: www.wipperlese.de
Reiseregion Mansfeld-Südharz: www.mansfeldsuedharz-tourismus.de
Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V.: www.vmbh-mansfelder-land.de
Einige der Halden konnten aufgrund eines Defekts der Kamera nicht wie üblich mit hoher Qualität aufgenommen werden. Leider muss an einigen Orten daher auf die Aufnahmen des Mobiltelefons zurückgegriffen werden.
Die drei großen Pyramiden
Spitzkegelhalden im Herzen des Mansfelder Landes
Im Grunde ist es hier im Mansfelder Land ganz einfach: eine kleine Bergehalde steht für eine kleine Schachtanlage, die großen für eine große. Und so markieren die drei auffallend großen Spitzkegelhalden ziemlich genau in der Mitte des Mansfelder Landes sehr zuverlässig die Standorte der drei Groß-Schachtanlagen in der Mansfelder Mulde: den Fortschrittschacht, den Ernst-Thälmann-Schacht und den Otto-Brosowski-Schacht. Sie entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts und trugen bei ihrer Gründung noch andere Namen.
Von der jeweiligen Stirnseite betrachtet sehen sie wirklich aus wie perfekte symmetrische Pyramiden, so wie die berühmten von Gizeh bei Kairo in Ägypten – nur mit einem runden Grundriss, haben also geometrisch korrekt eher eine Kegelform. Schaut man aber von einer anderen Stelle, sind es schiefe Kegel, die an einer Seite, wo die alte Förderstrecke für den Abraum auf die Spitze der Halde führte, eine flachere Böschung haben.
Die folgenden drei Bilder zeigen Reliefbilder des Digitalen Geländemodells der drei großen Halden, die in diesem Abschnitt vorgestellt werden. In ihnen ist die Struktur der Halden sowie jeweils der zentrale Spitzkegel der Bauwerke gut zu erkennen. Auch die Lage der Förderstrecke des Abraums vom Bergwerk auf die Halde lässt sich anhand der geradlinigen Formen vom Fuß bis zur Spitze gut nachvollziehen.
© GeoBasis-DE / LVermGeo LSA • Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)
Halde am Fortschrittschacht
Die höchste der Halden ist die Halde am Fortschrittschacht südöstlich von Volkstedt, ein wenig außerhalb von Lutherstadt Eisleben. Bis Ende der 1940er Jahre hieß der Schacht jedoch Wolfschacht. Die Halde ragt auf 298 m über dem Meeresspiegel und ist damit je nach Betrachtungsweise bis 150 Meter über dem Grund hoch. Die Grundfläche beträgt etwa 23 ha. Aus mehreren niedrigeren Aufschüttungen erhebt sich ein zentraler, annähernd konzentrischer Spitzkegel mit der Förderstrecke auf der Südostseite, die die Böschung hier abflacht. Ausgehend von der Straße Am Stadtberg führt ein Feldweg teilweise um die Halde, auf der Nordseite wird sie von der Landstraße 160 umrundet. Wege im Bereich der ehemaligen Schachtanlage südlich von der Halde liegen auf Privatgrund.
An bestimmten Tagen im Jahr ist eine Besteigung der Halde möglich, die durch den Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute organisiert wird. Informationen dazu bietet die oben angegebene Internetseite.
Halde am Ernst-Thälmann-Schacht
Gar nicht wesentlich kleiner ist die Halde am Ernst-Thälmann-Schacht, zuvor Vitzthumschacht bezeichnet. Er liegt wenige Kilometer nördlich vom Fortschrittschacht zwischen Volkstedt und Hübitz. Die Halde ist etwa 130 Meter über der Umgebung hoch und bis zu 349 m über dem Meeresspiegel. Die Grundfläche beträgt etwa 27 ha. Auch hier ragt ein annähernd kreisrunder Spitzkegel aus einer flacheren Haldenaufschüttung mit größerer Grundfläche heraus. Die Förderstrecke befand sich auf der Südwestseite und flacht die Böschung dort etwas ab. Auf der östlichen Seite führt ein Feldweg an der Halde vorbei. Auf halber Höhe ist auf der Ostseite der Halde eine Skulptur „Mansfelder Auge“ zu finden. Allerdings ist das Auge vom Haldenfuß kaum zu erkennen. Ganz oben steht am höchsten Punkt ein Gipfelkreuz.
Halde am Otto-Brosowski-Schacht
Die dritte große ist die Halde am Otto-Brosowski-Schacht, der vorher Paulschacht hieß. Sie liegt zwischen Helmsdorf und Augsdorf. Die Halde ist ca. 125 Meter hoch und der höchste Punkt auf ca. 279 m über dem Meeresspiegel. Die Grundfläche beträgt etwa 21 ha. Die Förderstrecke lag im Nordosten. Ein Feldweg führt zwischen den beiden Dörfern unmittelbar an der Halde vorbei.
Alle drei Halden können im Normalfall von den öffentlichen Wegen in der Nähe angeschaut werden, eine Besteigung ist nur im Rahmen organisierter Führungen möglich. Diese finden bei verschiedenen Halden ein- bis zweimal im Jahr statt.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten der Gipfel:
51°33’15.33″N, 11°33’55.26″E – Fortschrittschacht
51°34’59.44″N, 11°33’39.77″E – Thälmann-Schacht (Kreuz)
51°36’07.35″N, 11°35’20.44″E – Otto-Brosowski-Schacht
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten naher Positionen an der Halde (Zone 32):
677596 m, 5714821 m – Fortschrittschacht, Am Stadtberg
677741 m, 5717627 m – Thälmann-Schacht, Feldweg
679204 m, 5719736 m – Otto-Brosowski-Schacht, Feldweg
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Halden Nienstedt und Niederröblingen
Autofahrende auf der A38 können zwei „Pyramiden“ unmittelbar bei der Vorbeifahrt bewundern, also einen Eindruck des Mansfelder Landes gewinnen, ohne das Fahrzeug zu verlassen. Rechts und links der Autobahn stehen im Abstand von nicht einmal 3 Kilometern nämlich zwei Prachtexemplare der Kupferschieferhalden im Mansfelder Land.
Sie gehören zur Schachtanlage Bernard Koenen, die in den 1950er Jahren im Sangerhäuser Revier in Betrieb ging. An zwei getrennten Standorten befanden sich die Förderschächte Bernard Koenen I und II. Dazu gab es später noch zwei weitere Schächte u.a. für die Bewetterung. Das Bergwerk gehört zu den zuletzt stillgelegten der Bergbau-Region im Mansfelder Land. Benannt war es zunächst nach den jeweiligen nahen Ortschaften, ab 1964 nach dem Politiker Bernard Koenen.
Zu diesen zwei Schächten gehört jeweils auch eine große Abraumhalde. Wie die anderen Pyramiden und Halden im Mansfelder Land sind diese weitgehend frei von Pflanzen und ragen als braun-rote Kegel in die Höhe, in der perfekten Geometrie nur unterbrochen durch die Förderstrecke auf einer Seite.
Halde Niederröblingen
Unweit vom heutigen Autobahn-Dreieck Südharz befand sich die Hauptschachtanlage Bernard Koenen I in Niederröblingen (Helme). Daneben befindet sich das größere der beiden Halden-Geschwister in Bezug auf Höhe und Ausdehnung. Mit etwa 15 ha Fläche ist sie nicht ganz doppelt so groß wie die Nachbarhalde in Nienstedt. Sie überragt die Umgebung um etwa 125 Meter und erreicht eine Höhe von ca. 261 Meter über dem Meeresspiegel.
Von der Höhe her spielt die Halde Niederröblingen damit fast in einer Liga mit den drei großen Spitzkegeln im Herzen des Mansfelder Landes mit, ist aber flächenmäßig wesentlich kleiner als beispielsweise die Halde am Ernst-Thälmann-Schacht mit 27 ha. Auffallend sind noch drei kleinere Anschüttungen direkt vor der Halde, die möglicherweise aus der Zeit des Teufens, also des Baus des Schachtes in der Frühphase des Bergwerks stammen könnten.
Die Halde und das Gelände des ehemaligen Bergwerks sind nicht öffentlich zugänglich.
Halde Nienstedt
Das östliche der beiden Halden-Geschwister ist die Halde Nienstedt am südlichen Rande des gleichnamigen Ortes und an der Autobahn-Abfahrt Allstedt. Sie erhebt sich unmittelbar hinter dem Fördergerüst vom Bernhard-Koenen-Schacht II. Es ist das einzige erhaltene Fördergerüst eines größeren Bergwerks in dieser Region.
Die Halde hat eine Höhe von ziemlich genau 100 Metern über Grund und erreicht eine Höhe von ca. 261 Metern über dem Meeresspiegel. Ihre Grundfläche beträgt knapp 10 ha. Ihre Förderstrecke liegt im Nordwesten, sodass sie auf der Autobahn aus Richtung Halle kommend als annähernd perfekter Kegel bzw. aus der Distanz als Pyramide am Horizont erscheint.
Die Halde und das Gelände des ehemaligen Bergwerks sind nicht öffentlich zugänglich. Allerdings lässt sich die Halde ziemlich gut von den Straßen und von umgebenden Wirtschaftswegen betrachten.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°25’36.47″N, 11°21’24.05″E – Halde Niederröblingen
51°25’57.50″N, 11°24’03.48″E – Halde Nienstedt
51°26’03.93″N, 11°23’43.84″E – Fördergerüst Bernard-Koenen-Schacht II
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
663839 m, 5699927 m – Halde Niederröblingen
666896 m, 5700672 m – Halde Nienstedt
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Hohe Linde
Ein wenig abseits vom Kerngebiet des Kupferschieferbergbaus im Mansfelder Land gibt es noch eine vierte große „Pyramide“. Oberhalb von Sangerhausen sticht die „Hohe Linde“ oder auch „Schachthalde“ mit ihren steilen und nackten Böschungen aus einem Waldgebiet hervor. Die Spitzkegelhalde hat eine Höhe von ca. 150 Metern über dem Grund. Damit erreicht sie auf ihrem Gipfel eine Höhe von fast 400 Metern über dem Meeresspiegel. Ihre Fläche beträgt knapp 15 Hektar. Gesehen von der Stadt beginnen hinter der Halde die südlichen Ausläufer des Harzes.
Der Thomas-Müntzer-Schacht entstand gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und ging Anfang der 1950er Jahre in Betrieb. Der Schacht lag dort, wo sich heute am Bahnhof von Sangerhausen rund um die Schachtstraße ein Gewerbegebiet befindet. Im Jahre 1990 wurde der Betrieb nach fast genau 40 Jahren eingestellt.
Der Abraum wurde aus Platzgründen bereits kurz nach Beginn der Kupferschiefer-Förderung über eine Seilbahn fast 1 km lang nördlich aus dem Ort heraus zur heutigen Halde Hohe Linde transportiert. Wie bei den anderen drei Spitzkegeln im Mansfelder Land hat sie eine Förderstrecke, die sich auf der Südseite befindet und der Stadt zugewandt ist. Hier verlief früher die Seilbahn bis zum Gipfel, wo das Material abgekippt wurde.
Die Halde kann auf Wald- und Feldwegen vollständig (zum Teil etwas entfernt) umrundet werden. Auf der Förderstrecke führt zwar ein schnurgerader Weg steil bergauf zum Gipfel. Allerdings ist das Betreten der Hohen Linde außerhalb besonderer Veranstaltungen verboten.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
51°29’39.69″N 11°17’9.88″E – Gipfel der Hohen Linde
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten naher Positionen an der Halde (Zone 32):
658812 m, 5706977 m – Standpunkt am Fuße der Halde Hohe Linde
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Halden mit Aussicht in Eisleben und Wimmelburg
Nur wenige der Halden im Mansfelder Land sind überhaupt begehbar. Wenn, dann sind wenige der „Pyramiden“ meist nur im Rahmen von Veranstaltungen zugänglich. Doch von den nennenswerten, größeren Halden gibt es drei Ausnahmen. Sie befinden sich in unmittelbarer Umgebung der Lutherstadt Eisleben.
Halde Max-Lademann-Schacht
Unweit der Wilhelm-Pieck-Siedlung am Rande der Stadtmitte von Eisleben befand sich der Max-Lademann-Schacht, über den ebenfalls Kupferschiefer gefördert wurde. Er gibt der heutigen Bergehalde zwischen der Martinstraße, Glumestraße und einer Kleingartenanlage ihren Namen. Die Halde hat eine Grundfläche von etwa 8 ha und eine Höhe von ca. 40 bis 50 Metern. Damit sticht diese Halde deutlich aus dem Stadtgebiet hervor. Insbesondere, wenn man von den angrenzenden Höhenzügen über die Stadt blickt. Der Bach Glume führt mitten unter der Halde hindurch.
Von der Nordwest-Spitze aus ist die Halde Max-Lademann-Schacht direkt von der Seite der ehemaligen Schachtanlage an der Martinstraße begehbar. Ein Weg führt auf kurzer Strecke entlang der nördlichen Böschungskante bis zum Gipfelplateau. Die Böschungen der Halde sind überwiegend unbewachsen und steil. Das Plateau, das in seiner Oberfläche aus zahlreichen langgestreckten Aufschüttungen (ähnlich wie kleine Dämme) besteht, wird von der Natur zurückerobert. An der Ostseite bieten sich schöne Aussichten auf die Innenstadt von Eisleben mit ihren Kirchtürmen, die typischen sanierten Plattenbau-Siedlungen in der Nachbarschaft und das hügelige Mansfelder Land außerhalb der Stadt. Die großen Pyramiden stechen in Auge, die ebenso wie dieses Exemplar auf den Standort von Bergbauschächten hindeuten.
Otto-Schächte-Halden
Im südwestlich und etwas außerhalb von Eisleben an der Landstraße nach Sangerhausen gelegenen Dorf Wimmelburg gibt es eine weitere zugängliche Bergehalde. Sie erstreckt sich hinter dem ehemaligen Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert. Ein Weg führt von der Straße Unterdorf unweit vom Parkplatz am Kloster (Platz der LPG) auf die Halde. Auf einer Länge von etwas mehr als einem Kilometer schmiegt sich die Halde an die natürlichen Hänge an und folgt dem Verlauf der Eisenbahnstrecke. Die Halde besteht aus einer Reihe von Schüttkegeln, die zur Talseite in Wimmelburg steile Böschungen haben. Der Weg auf der Halde folgt im Abstand der Böschungskante.
Immer wieder hat man schöne Ausblicke auf den Ort und die gegenüberliegenden Schlackenhalden der ehemaligen Krughütte. Der höchste Punkt liegt auf einem aufgestockten Schüttkegel mit ca. 210 Meter über dem Meeresspiegel und damit etwa 40 Meter über Grund. Die übrigen Teile der Halde liegen etwa 20 bis 30 Meter über der Umgebung. Die Halde an den Ottoschächten ist sogar touristisch erschlossen. Hier stehen einige Informationstafeln, z. B. an den alten Standorten der Schächte I und III sowie der alten Drahtseilbahn zur Krughütte.
Schlackenhalde der Krughütte
Von den Ottschächten war es nur ein kurzer Weg des Erzes zur benachbarten Krughütte, die 1870 gegründet wurde. Ein Denkmal aus Beton erinnert heute an die später umbenannte Karl-Liebknecht-Hütte und die Arbeit auf der Hütte. Bereits von den Halden sind die auf der gegenüberliegenden Seite des Tals befindlichen schwarzen Schlackenhalden zu sehen. Unweit der Halde führte eine Bahnverbindung von Eisleben zur Krughütte über die sogenannte Millionenbrücke. 1972 erfolgte die Stilllegung des Hüttenwerks. Vor den Schlackenhalden kann man ein Modell der Krughütte aus Beton und Stahl anschauen.
Große Teile des Geländes der „Krughütte“ oder „Karl-Liebknecht-Hütte“ bei Wimmelburg sind zu einem Solarpark zur Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie geworden. Knapp 120.000 Module erzeugen dabei Strom mit einer Leistung von fast 30 MW. Die südliche Böschung einer der Schlackenhalden-Ausläufer wird jedoch durch den Kulturlehrpfad auf den Friedrichsberg erschlossen. Auf ihm gelangt man schräg entlang der Böschung nach oben und hat dabei schöne Ausblicke auf Wimmelburg. Der Lehrpfad ist ausgeschildert und beginnt an der Seitenstraße Unterdorf auf der nördlichen Seite in einer scharfen Kurve. Auf seinem Weg kommt man sehr dicht am unteren Ende der Schlackenhalde vorbei. Das Material, die Schlacke, war ein beliebtes Material für Kopfsteinpflaster.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°31’15.47″N, 11°30’59.40″E – Zugang Ottoschächte-Halden
51°30’56.32″N, 11°30’54.08″E – Hochbereich der Haldenlandschaft
51°31’17.83″N, 11°30’48.41″E – Haldenaufstieg Kulturlehrpfad
51°31’13.06″N, 11°30’50.05″E – Parkplatz und Informationstafel am Kloster
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
674584 m, 5710762 m – Zugang Ottoschächte-Halden
674502 m, 5710167 m – Hochbereich der Haldenlandschaft
674370 m, 5710828 m – Haldenaufstieg Kulturlehrpfad
674406 m, 5710682 m – Parkplatz und Informationstafel am Kloster
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Die Kleinhalden-Gebiete
Im deutlichen Kontrast zu den hoch herausragenden und weithin sichtbaren Pyramiden stehen die Kleinhalden-Gebiete im Mansfelder Land. Sie werden auch Kleinhalden-Areale genannt. Dabei stellen diese einen völlig anderen Aspekt der sehr vielfältigen Haldenlandschaft dar. Die scheinbar unzähligen Halden des früheren Bergbaus teilweise aus dem 16. Jahrhundert sind meist nur einige wenige Meter lang bzw. breit und über der Umgebung hoch. Sie erheben sich in großen Gruppen kleiner Hügel meist aus Ackerflächen oder Wiesen hervor, auf denen die Traktoren und Maschinen der Landwirte einen Bogen machen müssen. Aus der Luft betrachtet sieht es aus wie kleine Streusel auf der Erdoberfläche. In Gebieten bei Hettstedt, Wimmelburg und Klostermannsfeld findet man dabei zahlreiche Klein- und Kleinsthalden, die oben in der Übersichtskarte gekennzeichnet sind. Die Gebiete sind alle als Flora-Fauna-Habitat (FFH) sowie teilweise als Landschaftsschutzgebiet eingetragen.
Einen ersten Eindruck von der Struktur der Halden erhält man im nächsten Luftbild. Es zeigt einen Ausschnitt aus einer der Kleinhalden-Gebiete im Mansfelder Land. Im Luftbild sind dabei einige ausgesuchte, beispielhafte Exemplare der Halden mit Maßen versehen, die bei Einzelhalden an der größten Breite meist nur 40 Meter betragen und selbst bei kleinen „Haldenketten“ oder Kleingruppen nur knapp 70 Meter erreichen. In der linken oberen Ecke ist sogar anhand der Fahrspuren im Rapsfeld zu erkennen, wie die Landwirte um die unter Schutz stehenden Halden herumfahren müssen. Im konkreten Gebiet ist sogar das Düngen und der Eintrag von Pestiziden in meterbreiten Schutzstreifen um die Hügel verboten. Für die Kleinhalden gelten insbesondere in den Schutzgebieten besondere Verhaltensweisen. Das Befahren (beispielsweise mit Fahrrad, Motorrad usw.) ist nicht erlaubt, stellenweise ist auch das Betreten verboten.
Am Ende dieses Abschnitts finden Sie ausgesuchte GPS-Koordinaten zu den Kleinhalden-Gebieten.
Kupferschiefer-Kleinhalden nördlich von Hettstedt
Am nördlichen Stadtrand von Hettstedt erstreckt sich das erste hier vorgestellte Kleinhalden-Gebiet in nordwestlicher Richtung ausgehend vom bei Anglern beliebten Ölgrundteich. Die Halden lassen sich dabei sehr gut vom Teich kommend nach einem kurzen, steilen Berganstieg auf einigen Feldwegen anschauen. Es fällt auf, dass die verstreuten Halden teilweise dicht bewachsen sind, was im Vergleich zu anderen Kleinhalden-Gebieten im weiteren Verlauf noch ganz anders aussehen wird. Dieser Bereich ist FFH-Gebiet 105.
Die folgenden Fotos zeigen Eindrücke von einem Spaziergang zu den nördlichen Kleinhalden in Hettstedt, so gerade noch rechtzeitig in den letzten Minuten des Sonnenlichts am Tag vor dem Sonnenuntergang. Sie konnten aufgrund eines Defekts der Kamera leider nicht mit gewohnter Qualität aufgenommen werden. Ich musste zwangsläufig die Kamera des Mobiltelefons nutzen.
Kupferschiefer-Kleinhalden östlich von Hettstedt
Wir bleiben in Hettstedt, springen aber von der Nord- auf die Ostseite der Stadt. Hier liegt das mit Abstand ausgedehnteste Kleinhalden-Gebiet in einem etwa 10 km langen Streifen zwischen Hettstedt und Zabenstedt. Ein Ausschnitt dieses Gebietes ist oben im Luftbild zu sehen. Dieses besondere Kleinhalden-Gebiet im nördlichen Mansfelder Land ist nicht nur FFH-Gebiet (ebenfalls Nr. 105), sondern auch ein seit 2001 ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. Die Schutzfunktion soll einerseits die Kulturlandschaft erhalten und gleichzeitig seltene Tiere (Eidechse, Natter und Kreuzotter, Rebhuhn, Wiesel und Hermelin) und Pflanzen („Kupferpflanzen“), die sich an Standorten mit schwermetallhaltigen Böden angesiedelt haben. Es gibt sogar einige interessante Forschungsbeiträge in der Naturwissenschaft zur Vegetation auf diesen Halden. Die Formen und Ausmaße der Halden sind vielfältig. Häufig erscheinen sie im Gegensatz zum ersten vorgestellten Gebiet nördlich von Hettstedt noch sehr ursprünglich sowie wenig bewachsen, was vor allem am für die meisten Pflanzen giftigen Schwermetallgehalt des Abraums liegt.
Mini-Halden und Maschinendenkmal
Vereinfacht gesagt sind die Halden im Norden älter, kleiner sowie dichter beieinander gelegen. Im Süden sind sie jünger, größer und weiter voneinander entfernt. Im westlichen Teil, in dem die meisten der Kleinhalden und zudem im kleinen Abstand zueinander liegen, verlaufen einige Feldwege zum Teil sehr nahe oder unmittelbar an den Halden vorbei. Einen recht guten Ausblick auf die Landschaft bietet das Maschinendenkmal nahe der Eislebener Straße (mit Parkmöglichkeit). Es erinnert dabei an die erste in Deutschland errichtete Dampfmaschine („Feuermaschine“) von 1785 am König-Friedrich-Schacht und stammt aus dem Jahr 1890, anlässlich des ungefähren 100-jährigen Jubiläums dieses Ereignisses. Auch das Maschinendenkmal steht auf einer kleinen Halde und ist damit ein schöner Anlaufpunkt auf einer Wanderung oder Radtour mit Möglichkeit zur Rast.
Die Fotos zeigen Eindrücke von einer Radtour entlang des Kleinhalden-Gebietes zwischen Hettstedt und Gerbstedt.
Eine zentrale Achse entlang dieses Kleinhalden-Gebietes ist die ehemalige Eisenbahnstrecke zwischen Hettstedt und Halle. Sie ist schon längere Zeit stillgelegt. Teilweise liegen Schwellen und Schienen aber noch. Ein Ausbau zum Bahntrassenweg ist allerdings nicht erfolgt. Im westlichen Teil wird die Trasse von einem Feldweg begleitet. Der Weg passiert dabei zahlreiche der Haldenstandorte. Er führt außerdem am Denkmal für die Schlacht bei Welfesholz bis Gerbstedt vorbei. Am besten lassen sich die Halden also auf einer Wanderung vor allem auf diesem Weg zwischen Hettstedt und Welfesholz anschauen. Radfahrende haben dabei einen wesentlich größeren Aktionsradius. Allerdings müssen sie sich mit dem schlechten Zustand der Feldwege abfinden.
Kupferschiefer-Kleinhalden in Klostermansfeld
In gleich drei Teilgebieten befindet sich das Kleinhaldengebiet in Klostermansfeld. Die ein wenig auseinanderliegenden Teile bilden das FFH-Gebiet 107. Meist zeigen diese sich im Gegensatz zu dem großen Gebiet östlich von Hettstedt mit Büschen und Bäumen bewachsen und wirken in der Vielzahl im Vergleich niedriger und lassen sich teilweise daher eher zu den Kleinsthalden einordnen. Die drei Teilgebiete befinden sich in Bahnhofsnähe, am Bad Anna bei Helbra sowie am Ortsausgang in Richtung Mansfeld. Sie alle lassen sich von öffentlichen Straßen oder Pfaden an den Rändern der Felder und Wiesen betrachten.
Kupferschiefer-Kleinhalden in Wimmelburg
Zuletzt liegen zahlreiche Kleinhalden am Rande von Wimmelburg und Wolferode südwestlich von Eisleben. Sie bilden das FFH-Gebiet 109. Dabei wird das Gebiet von der Landstraße L151 und der Eisenbahnstrecke von Hann Münden nach Halle durchschnitten. Ganz in der Nähe halten sogar die Züge in Wolferode. Zu Fuß erreichbar sind von hier aus die großen Halden an den Otto-Schächten sowie eine Schlackenhalde der Krughütte.
Ein Ausschnitt des Kleinhalden-Gebietes Wimmelburg ist im folgenden Senkrecht-Luftbild zu sehen. In der linken unteren Ecke kreuzt die Bahnstrecke das Bild.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°40’14.41″N, 11°29’56.56″E – Kleinhaldengebiet nördlich Hettstedt
51°39’60.00″N, 11°30’17.71″E – Ölgrundteich
51°37’59.27″N, 11°31’32.32″E – Maschinendenkmal Hettstedt
51°38’01.11″N, 11°32’23.15″E – Kleinhaldengebiet östlich Hettstedt
51°34’27.73″N, 11°29’03.35″E – Kleinhaldengebiet Klostermansfeld
51°33’51.37″N, 11°28’42.12″E – Kleinhaldengebiet Bad Anna
51°31’09.08″N, 11°29’28.17″E – Kleinhaldengebiet Wimmelburg
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
672807 m, 5727370 m – Kleinhaldengebiet nördlich Hettstedt
673225 m, 5726936 m – Ölgrundteich
674787 m, 5723256 m – Maschinendenkmal Hettstedt
675762 m, 5723347 m – Kleinhaldengebiet östlich Hettstedt
672146 m, 5716624 m – Kleinhaldengebiet Klostermansfeld
671776 m, 5715487 m – Kleinhaldengebiet Bad Anna
672833 m, 5710505 m – Kleinhaldengebiet Wimmelburg
Hinweis: Bei den Kleinhalden-Gebieten weisen die Koordinaten immer auf Standorte an frei zugänglichen Wegen mit Sicht auf die Halden. Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.