Die Luisenhütte Wocklum

und auf der Waldroute rund um den ältesten erhaltenen Hochofen Deutschlands

Die schöne hügelige sauerländer Berglandschaft kombiniert mit alter Industriegeschichte lässt sich im oberen Hönnetal bei Balve erleben. Ein wenig abseits des Flusstals liegt mit der Luisenhütte der älteste vollständig erhaltene Hochofen Deutschlands aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er existierte damit viele Jahre vor den späteren, bekannten Hochofenwerken in Duisburg-Meiderich oder Phoenix-West in Dortmund. In diesem Beitrag statten wir dem sehenswerten Industriemuseum auf der Anlage einen Besuch ab.

Wir kombinieren die Besichtigung mit einer Wanderung. Im dichten Netz der Wanderwege sticht der etwa 7 Kilometer (plus Extrarunde) lange Rundweg um die Luisenhütte hervor. Von Wocklum aus führt er zur Wallburg, nach Mellen und über das Orlebachtal über Schloss Wocklum zurück zur Luisenhütte. In einer Variante kann ein Abstecher zur Balver Höhle gemacht werden, der für Bahnanreisende auch als Zubringer dient.

In der Karte ist die Wandertour rund um die Luisenhütte eingezeichnet. Die Nummernpunkte markieren interessante Orte am Weg, die auch im Beschreibungstext näher vorgestellt werden.

Karte Wanderweg Rund um die Luisenhütte
Karte Wanderweg Rund um die Luisenhütte

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Die Luisenhütte ist saisonal geöffnet vom 01.05. bis 31.10. Di-Fr 09:30-17.00 Uhr und Sa, So und Feiertag 11.00-18.00 Uhr. Der im weiteren Verlauf beschriebene Wanderweg ist natürlich ständig zugänglich.

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.

Das Museum ist aufgrund der Architektur bedingt nur zu geringen Teilen barrierefrei. Es sind Freitreppen außen sowie steile, schmale Stiegen und einzelne Stufen sowie zum Teil enge Durchgänge innerhalb des Gebäudes zu bewältigen. Der Bodenbelag ist teilweise uneben. Dazu ist es gewollt an einigen Stellen etwas dunkler. Im und am Gebäude mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte gibt es hingegen Rampen.

Während der Museumsöffnungszeiten ist die Hüttenschänke mit Biergarten geöffnet. Am Museum steht eine Ladestation für E-Bikes zur Verfügung. An der Hüttenschänke befinden sich Toiletten.

Von der Luisenhütte aus ist ein Bergbaustollen zu Fuß erreichbar. Die Internetseite des Märkischen Kreises empfiehlt neben dem auf dieser Seite vorgestellten Wandertour „Rund um die Luisenhütte“ weitere Touren wie auch den Bergbaulehrpfad in Langenholthausen.

Anreise mit dem Auto: Anreise mit dem Auto: Auf der B229 von der B515 aus Menden (Sauerland) / Hönnetal oder von Werdohl /Lennetal bis Balve. Zwischen Balve und Sanssouci auf die Wocklumer Allee und der Beschilderung zur Luisenhütte folgen. Dazu nach einer Bachüberquerung rechts fahren und am Ende auf dem Parkplatz parken.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Wocklum 10 in Balve

Anreise mit Bus und Bahn: Anreise mit Bus und Bahn: Von Fröndenberg/Ruhr und Menden (Sauerland) mit der RB54 Richtung Neuenrade bis Balve. Von Unna mit der RB 54 (Nord) bis Fröndenberg oder Menden und dort in den „Südast“ umsteigen. Derzeit gibt es keine direkte Verbindung von Unna nach Balve. In Balve vom Bahnhof auf der Bundesstraße nach links oder über ruhigere Nebenstraßen am Mühlenweg und entlang der Hönne bis zur Balver Höhle. Dort in die Wandertour einsteigen.


Die Luisenhütte Wocklum

Am Originalstandort erhält man als Besucher einen sehr interessanten Eindruck, wie mithilfe eines Hochofens Eisen aus dem Erz erzeugt wird bzw. wurde und wie daraus Eisenteile für Maschinen, Werkzeuge oder Alltagsgegenstände wurden. Dabei ist es kein klassisches Museum, wo sich einige Ausstellungsstücke hinter Vitrinen verstecken und viele Texte zu lesen sind. Man läuft durch das authentische historische Gebäude und kann die Anlagen und originale Bausubstanz anfassen.

Der Rundgang führt, nachdem man die Eintrittskarten gekauft hat, über das gesamte Gelände der Luisenhütte (mit Ausnahme eines Wohnhauses). Hinweisschilder und Leuchtschilder weisen den Weg oder locken zur nächsten Station. Nach dem kurzen Besuch im Schreiberhäuschen, einem schönen, kleinen Fachwerkhaus vor der eigentlichen Hochofenanlage, folgt man dem Weg des Materials durch den Produktionsvorgang. Über die Rampe gehen wir zum Möllerboden ganz oben unter dem Dach des Hochofengebäudes. Wir können sehen, wo Kalkstein, Kohle oder Koks und Eisenerz oben in den Ofen hineingefüllt wurden. Schubkarren mit Ladung können probeweise angehoben werden, um einen Eindruck des großen Gewichts zu bekommen, das die Körper der Arbeiter heben mussten. Hier oben unter dem Dach ist es warm. Nicht nur, wenn die Sonne auf die Ziegel brät, sondern auch von unten. Trotzdem der Hochofen lange erloschen ist, simulieren Heizstrahler die Wärme. Sie springen an, wenn der Besucher in die Nähe kommt.

Unten in der Abstichhalle steht man vor der Ofenöffnung. Ringsherum sorgen Gebläse für das Anfachen des Feuers im Hochofen. Hier laufen Schlacke und Roheisen heraus, das Roheisen wird direkt in röhrenförmige, etwa 2,5 Meter lange „Masseln“ geleitet, die später in der Eisengießerei handlich verarbeitet werden konnten. Eine Licht-Installation simuliert diesen Effekt am Boden. Untermalt wird dies durch typische Geräusche und wieder mächtig einheizende Strahler von oben.

Die Luft für das Gebläse wird im benachbarten Gebläsehaus in Kolben produziert, die von einem Wasserrad angetrieben werden. Für mich bisher einmalig und sehr beeindruckend: Auf Knopfdruck setzt sich das Wasserrad nach kurzer Zeit langsam in Bewegung und die Kolben werden kurze Zeit wieder zum Leben erweckt. Im Nebenraum beginnen sie gemächlich, sich auf und nieder zu bewegen. Da der Wasserstand im Jahresverlauf stark schwankte oder bei Eiskälte im Winter das Wasserrad nicht in Betrieb genommen werden konnte, gab es hier zusätzlich zur Unterstützung und als Ersatz noch eine Dampfmaschine. Auch sie kann geräuschvoll auf Knopfdruck in Betrieb genommen werden. Im Obergeschoss der Gießhalle sind die Pausenräume zu besichtigen.

Hochofen von 1834 mit Rotglühendem hinter der Ofentür, Licht-Installation simuliert den Weg des Roheisens durch die Kanäle
Hochofen von 1834 mit Rotglühendem hinter der Ofentür, Licht-Installation simuliert den Weg des Roheisens durch die Kanäle

In der Eisengießerei, direkt neben der Abstichhalle, wurden zwei Kulpolöfen errichtet, kleine Modelle eines Hochofens, um das Roheisen erneut und unabhängig vom Hochofenbetrieb für eine Weiterverarbeitung schmelzen zu können.

Tritt man aus dem Tor der Gießhalle, darf man nicht die nächsten Stationen übersehen. Es geht in die Platzknechtswohnung, wo auf mehreren Etagen alles gesehene theoretisch beschrieben und dokumentiert ist. Man kann einen historischen Film anschauen und Modelle verschiedener Hochöfen betrachten. Ein interaktiver Medientisch erläutert Funktionsweise und Arbeitsabläufe am Hochofen.

Die Praxis zuerst und die Theorie anschließend zu erfahren, hat Vor – und Nachteile. Sicherlich ist es auf diese Art und Weise spannender gestaltet und beginn nicht zu trocken – vor allem für Kinder. Für mich hatte es die Folge, die ein oder anderen Abläufe und Stationen nach der Theorie in der letzten Station einfach noch einmal am Objekt anzuschauen. Beim zweiten Gang machen die ein oder anderen Armaturen und Öffnungen mit dem neuen Wissen viel mehr Sinn.

Museum für Vor- und Frühgeschichte

Nebenbei kann man noch das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Balve anschauen. Mit dem Eintritt zur Luisenhütte kann auch dieses kleine Museum angeschaut werden. Es ist in einem kleinen, zweiteiligen Fachwerkhaus des alten Stabhammers untergebracht. Es ist ein modernes, interessant gestaltetes Heimatmuseum mit Schwerpunkten auf der Geologie im Bereich des Hönnetals. Man findet Reste von Dinosauriern, Spuren von Mammuts und Waffen menschlicher früher Besiedlung.

Unmittelbar am Museum befindet sich ein Technikspielplatz mit Wasserspiel und Kletterturm als Nachbau der Hochofenanlage mit dem Namen „Kleine Luise“. Dieser ist auch unabhängig vom Museumsbesuch ständig frei zugänglich.

Offizielle Internetseite (Märkischer Kreis): www.maerkischer-kreis.de


Wandertour Rund um die Luisenhütte und zum Orlebach

Der Weg ist mit Piktogrammen (teilweise z.B. Waldroute-W) bzw. Rundwegkürzeln (teilweise z.B. L4) und dem Zusatz „Rundweg Luisenhütte“ gekennzeichnet. Er nutzt Wald- und Forstwege, zeitweilig Feldwege und wenige sehr ruhige asphaltierte Nebenstraßen. Während die Luisenhütte nur im Sommerhalbjahr zu besichtigen ist, liegt der Reiz im Winter darin, die zahlreichen Mäanderbögen des Orlebachs ohne Sommerlaub besser betrachten und bewundern zu können.

Ich treffe mich mit Mareike am Wanderparkplatz an der 1 Luisenhütte in Wocklum. Wir sind nicht die einzigen, der Parkplatz ist gut genutzt. Wir schnüren die Wanderschuhe und die Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Mareike und ich umrunden die Luisenhütte. Auf der Rückseite des Hochofens führt der Weg in den Wald. Man könnte auch geradeaus weiterlaufen und Mellen von Westen aus erreichen. Wir wenden uns aber links und steigen bald steil bergauf. Der steilste Abschnitt liegt damit direkt am Beginn der Wanderung und ist mit noch ausgeruhten Beinen bald geschafft. Oben auf dem Burgberg besteht die Möglichkeit zu einem Abstecher auf den rechterhand liegenden Gipfel. Hier sind 2 Spuren der alten Burg zu sehen – allerdings mehr in Form von Gräben und Abhängen. Mauern gibt es hier nicht mehr. Dafür bieten sich zwischen den Bäumen hindurch ganz schöne Aussichten auf das Hönnetal. Unten ist beispielsweise das Schloss Wocklum zu sehen, das wir später noch passieren werden.

Zurück auf der Hauptroute führt der Weg wieder bergab. Wir verlassen den Wald und kommen nach Mellen, einem kleinen Dorf inmitten sanfter Berge. An einem kleinen Pfad am Waldrand, der rechts abzweigt, befindet sich ein schöner Aussichtsturm auf das Dorf. Hier stoßen auch die wieder zu uns, die an der Luisenhütte geradeaus gelaufen waren. Die Glocken läuten und laden zum Kirchgang, aber wir folgen den Schildern durch die Ringstraße ortsauswärts, bis wir rechts abzweigend einen Weg einschlagen. Vorbei an Kühen, die sich in den Ställen beim Wiederkäuen beobachten lassen, kommen wir wieder in die Natur. Bald zweigt links unser Weg ab und kurz darauf dürfen wir einen Abzweig auf einem unscheinbaren Wiesenweg nicht verpassen. Am Ende stoßen wir auf den Orlebach. Auf der anderen Straßenseite beginnt das 3 Naturschutzgebiet Orlebachtal. Warum der Bach so besonders ist, werden wir sehen, wenn wir zunächst rechts ein kurzes Stück auf der Straße laufen und dann links der Tour weiter folgen.

Blick über die sanften Täler bei Mellen
Blick über die sanften Täler bei Mellen

Der Orlebach zeigt sich insbesondere im Winter ohne Blätter an den Bäumen in seiner vollen Schönheit. Sein besonderes Merkmal sind die vielen kleinen Gewässer-Schlingen, die Mäanderbögen, mit denen sich der Bach kurvenreich talabwärts bewegt. Selten habe ich so ausgeprägte Mäander gesehen, wie hier am Bach. Im Sommer ist der Galeriewald der Bäume, die rechts und links direkt am Ufer stehen, dicht und verbirgt den Bachverlauf. Immer wieder ergeben sich schöne Ansichten auf das Tal und viel zu schnell haben wir das Naturschutzgebiet durchquert. Am Ende kommen wir am Reiterhof neben dem 4 Schloss Wocklum raus. Pferdefreunden wird das „Balve Optimum“ ein Begriff sein, das hier regelmäßig stattfindet. Das Schloss ist ein Wasserschloss mit einem Park und vollständig umgebendem Wassergraben.

Mareike und ich begleiten den Orlebach auf seiner letzten Etappe bis zu seiner Mündung in die Borke, die wiederum Antriebsbach für Wasserräder an der Luisenhütte war und nach wenigen hundert Metern ihrerseits in die Hönne münden wird. Wir biegen links ab und erreichen den Ausgangspunkt am Wanderparkplatz an der Luisenhütte. Wer möchte, kann nun noch eine Extra-Runde zur 5 Balver Höhle machen, die allerdings nur für Gruppen nach Vereinbarung zugänglich ist. Bahnanreisende müssen sowieso diese Fortsetzung laufen, um zum Bahnhof Balve zurück zu kommen.

Die vielen Mäander geben dem Orlebachtal den typischen Charakter
Die vielen Mäander geben dem Orlebachtal den typischen Charakter

Lohnenswert ist auch der Bergbauwanderweg um Langenholthausen, der jedoch auf recht langer Strecke in der prallen Sonne verläuft.

Hönnetalpfad und Feldhofhöhle

Wir entscheiden uns als Bonus für einen Ortswechsel. Mit dem Auto fahren wir auf der Hönnetalstraße nach Norden Richtung Menden, um nach einer Einkehr im Haus Recke die Wanderung auf dem Hönnetalpfad fortzusetzen. Mit Taschenlampen ausgerüstet besichtigen wir die Feldhofhöhle oberhalb der Eisenbahnstrecke und werden alsbald von der jetzt rasch untergehenden Sonne zurück zum Auto getrieben. Die Fotos dazu sind im folgenden Abschnitt zu sehen.

So haben wir unsere Höhle doch noch besichtigen können (prinzipiell hätte man auch die zum Haus Recke zugehörige Reckenhöhle anschauen können), ein Schloss von außen besichtigt und den ältesten Hochofen gesehen. Das Orlebachtal war ebenso wie die gesamte Landschaft sehr schön.

Geographische Koordinaten:
51°20’13.37″N, 7°52’57.96″E – Wanderparkplatz Luisenhütte
51°22’40.88″N, 7°51’12.67″E – Feldhofhöhle (ungefähre Position)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
422174 m, 5687899 m – Wanderparkplatz Luisenhütte
420208 m, 5692487 m – Feldhofhöhle (ungefähre Position)

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co