Der Radweg auf der Klöcknerbahntrasse und Umgebung
Aus dem dichten Netz von Zechenbahnen und Güterbahntrassen ist im Ruhrgebiet heute nicht viel übriggeblieben. Die Bergwerke und Industrien, die sie einst bedienten, gibt es vielfach nicht mehr und ließen die Schienen-Anbindungen überflüssig werden. Aus vielen Trassen im Revier wurden Radwege. Ein kleines Netz bestehend aus mehreren zusammenhängenden Bahntrassenradwegen findet man im Kreis Unna zwischen Unna, Bönen, Kamen, Bergkamen und Werne. Die Hauptachse ist dabei die alte Klöcknerbahntrasse, die vor allem die Zeche Königsborn mit verschiedenen Schachtanlagen an das übrige Eisenbahnnetz angebunden hat. Auf einer Radtour kann man mehrere alte Fördergerüste anschauen, an der Marina Rünthe ein Eis essen oder die große Haldenlandschaft in Bergkamen bezwingen.
Die folgende Karte zeigt den Verlauf der Hauptachse von Unna bis Werne (pinkfarbenes Band). Es zweigen verschiedene ehemalige Bahnstrecken (rot) ab, die als Zubringer beispielsweise vom Bahnhof Kamen genutzt werden können oder zu alten Industrie- und Zechenanlagen führten. Eingezeichnet sind außerdem andere Themenradwege (blau) wie der Sesekeweg oder die Römer-Lippe-Route. Die schwarz-weißen Linien sind noch heute genutzte Bahnstrecken oder nicht mehr vorhandene Anschlussgleise ohne Radweg.
Die Nummernpunkte , usw. markieren Standorte oder Sehenswürdigkeiten, die in der Tourenbeschreibung näher vorgestellt werden.
Oberflächenbeschaffenheit und Beschilderung
Die Trasse und alle abzweigenden Bahntrassenradwege sind gut ausgebaut und befahrbar. Die Oberfläche ist meist wassergebunden, in kurzen Abschnitten asphaltiert oder gepflastert und in einzelnen Abzweigen auch weniger befestigt.
Es gibt keine thematische Beschilderung des Radweges. Man kann sich aber sehr gut mithilfe des Radverkehrsnetzes NRW mit den bekannten weiß-roten Richtungsschildern orientieren. Kleine, quadratische Tafeln mit rotem Fahrrad-Piktogramm geben mit einem Pfeil die Fahrtrichtung an. Stößt der Weg auf einen anderen Radweg, so findet man größere Richtungsschilder mit einer Ortsangabe und Entfernung. Zusätzlich kann man dem Knotenpunktnetz des Radreviers.Ruhr folgen, das an diesen großen Richtungsschildern ebenfalls gekennzeichnet ist. So ist der Kreuzungspunkt mit dem Sesekeweg Punkt Nr. 1, die Marina Rünthe Nr. 2, der Bahnhof Kamen Nr. 14 und eine in der Nähe des Streckenendes in Stockum befindliche Brücke über die Lippe die Nr. 4. Sowohl am Abzweig nördlich von Kamen und nördlich von Bergkamen ist aus Richtung Norden besondere Achtung geboten, sich nicht zu verfahren. Die Beschilderung dort ist allerdings eindeutig, sofern man das Richtungsziel kennt.
Bezeichnung des Weges
Die Bezeichnung des Weges verschwimmt manchmal etwas. Der heute nach dem Schriftsteller Max von der Grün benannte Abschnitt nach Bönen wird meist auch als Klöcknerbahntrasse bezeichnet, wohingegen auf der Klöcknerbahntrasse zwischen Schattweg und Kamen auch Schilder mit dem Namen dieses Schriftstellers hängen. Der Abschnitt nördlich von Bergkamen hat eigentlich mit der Klöcknerbahn ebenfalls nichts zu tun.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Klöcknerbahn bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) sowie teilweise am Rande in der Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radregion Münsterland, Kreis Warendorf* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Bahnradeln im Ruhrgebiet: Auf 12 Radtouren*
Gesammelte Koordinaten für die Zieleingabe in Navigations- und GPS-Geräte finden Sie am Ende des Beitrags.
Ein bisschen Hintergrundgeschichte
Bei der Fahrt auf der Tour ist es ganz nützlich zu wissen, welche Trassen zu welchem Zeitpunkt gebaut wurden und welchen Hintergrund sie haben. Von Interesse ist dabei aber weniger die Jahreszahl (wir sind ja hier nicht in der Schule) als der Fakt, ob ein Abschnitt vor oder nach einem bestimmten anderen errichtet wurde. Von Unna-Königsborn bis zum Kamener Bahnhof führt seit 1900 eine Strecke, die ein Teilstück der Bahnstrecke von Unna und Fröndenberg ist. Dies ist einer der wenigen Abschnitte mit einem Personenverkehr, wenn dieser auch schon früh wieder eingestellt wurde. Nördlich von Königsborn kreuzte dieser Abschnitt die Bahnstrecke, die ebenfalls vom Bahnhof Königsborn aus über Heeren-Werve bis Bönen zu den dortigen Schachtanlagen der Zeche Königsborn führte. Sie ist heute ein anderer Radweg und als Max-von-der-Grün-Weg bekannt.
Vom Bahnhof Kamen führte außerdem eine Strecke mit Anschluss der Zeche Grillo westlich um die Stadt herum und endete an der Zeche Monopol. Die dritte wichtige Strecke ist die 1902 eröffnete Bahnstrecke der Werne-Bockum-Höveler Eisenbahn von der Zeche Werne in Richtung Hamm, ganz im Norden unserer Tour. Hier fand ebenfalls ein geringfügiger Personenverkehr statt.
So haben wir hier zunächst drei verschiedene Streckenabschnitte südlich von Kamen, nördlich von Kamen und von Bergkamen nach Werne und weiter nach Hamm. Erst später erfolgte allerdings die Verbindung dieser drei Strecken über die Ostumgehung von Kamen und von Bergkamen nach Rünthe. In Heeren-Werve gab es später auch eine Verbindungskurve mit der Zechenbahn (heute Max-von-der-Grün-Weg) nach Bönen und in Bergkamen erfolgte aus nördlicher Richtung kommend ein weiterer Anschluss an die Zeche Monopol, während die Trasse nach Kamen stillgelegt wurde.
Von Unna-Königsborn und Heeren-Werve nach Kamen
Der Startpunkt des Bahntrassenradweges auf der Klöcknerbahn liegt einsam und verlassen am Schattweg in Kamen. Vom Bahnhof Königsborn aus ist der größte Teil der Trasse bis hierher zwar ebenfalls stillgelegt, führt allerdings über das Gelände der aktiven Glückauf-Kaserne der Bundeswehr und ist für Zivilisten nicht zugänglich. Ein paar hundert Meter südöstlich von uns führt der Radweg auf der stellenweise ebenfalls Klöcknerbahn genannten Trasse nach Bönen. Nach dem gleichnamigen Schriftsteller ist er Max-von-der-Grün-Weg genannt. Der Name des Autors taucht auch auf unserem Abschnitt Richtung Kamen weiter auf. Hier am Schattweg (der damals noch nicht in der heutigen ausgebauten Form existierte) gab es früher einen Bahn-Haltepunkt. Ob dieser intensiv genutzt wurde, ist fraglich. Mit der Stilllegung des Personenverkehrs um 1919 auf dieser Strecke wurde dieser Halt jedenfalls jetzt vor über 100 Jahren aufgegeben.
Dieser Streckenabschnitt ist einer der wenigen früher zeitweise von Personenzügen befahrenen Teile. Es ist der letzte Abschnitt der Strecke, die von Fröndenberg/Ruhr über Unna nach Kamen führte und der einzige stillgelegte Teil davon. Zwischen Fröndenberg und Unna ist sie heute eine von einer Regionalbahn befahrene Strecke, zwischen Unna und Königsborn ist sie Teil der S-Bahn Rhein-Ruhr mit der nach Dortmund fahrenden Linie S4. Auf alter Bahntrasse fahren wir nun in nordwestlicher Richtung durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Rechts von uns liegt das Heerener Holz, ein Waldstück, das eine Naturwaldzelle hat und unter Naturschutz steht. Im recht waldarmen nördlichen Kreis Unna ist dies eine der wenigen größeren Waldflächen. Vom Anschluss an die Straße In der Bredde können wir den Wald erreichen.
Rechts an Kamen vorbei
Auf der Trasse unterfahren wir die neue Autobahnbrücke der A1. Unsere Strecke beschreibt dahinter eine deutliche Rechtskurve. Einst führte die ursprüngliche Bahnstrecke Fröndenberg-Kamen geradeaus weiter zum Bahnhof Kamen, wo sie dann endete. Wir fahren jetzt auf einer vergleichsweise jungen Bahnstrecke, die erst Jahrzehnte nach der Verbindung nach Kamen entstanden ist. Sie umrundet die Stadt Kamen auf der Ostseite. Gleich mehrfach entdecken wir Schilder des Radverkehrsnetzes, die jeweils links in Richtung Stadtmitte weisen. Unter anderem am Knotenpunkt 1 des Radreviers.Ruhr.
Hier kreuzen wir den Sesekeweg, der entlang der Seseke von Bönen über Kamen nach Lünen bis zu ihrer Mündung in die Lippe führt. Gar nicht weit von uns, links können wir sie teilweise hinter dem Feld sehen, liegt eine der ältesten Eisenbahnbrücken Deutschlands, die „Fünf-Bogen-Brücke“. Wer also am Thema Eisenbahn und Architektur interessiert ist, kann einen kurzen Abstecher dorthin machen. Über den Sesekeweg würden wir auch zur westlichen Güterbahnstrecke um Kamen kommen, die im folgenden grauen Kasten als Alternativstrecke Richtung Bergkamen vorgestellt wird.
Wir unterfahren die Bahnstrecke zwischen Dortmund und Hamm, auf der immer wieder schnelle Nahverkehrs- und Fernverkehrszüge hin und her fahren. Diese führt einige hundert Meter westlich von hier über besagte Fünf-Bogen-Brücke.
Kamener Kreuz – meistbesuchter Wallfahrtsort Deutschlands
Wir sind nicht weit vom berühmten Kamener Kreuz entfernt, wo sich die Autobahn A1 „Hansalinie“ mit der „Warschauer Allee“, der A2, kreuzt. Seit den 1930er Jahren existiert das Autobahnkreuz. Der Volksmund sagt, das Kamener Kreuz sei die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland und gleichzeitig wichtigste Pilgerstätte vieler auch internationaler Auto- und LKW-Fahrer. Nicht einmal der Kölner Dom oder das Schloss Neuschwanstein kommen ansatzweise auf die Zahl tausender „Besucher“ pro Tag. Das Kamener Kreuz gilt als das zweitälteste „Kleeblatt-Kreuz“ Deutschlands aus den 1930er Jahren, wobei die Autobahn A1 erst in den 1960er Jahren fertiggestellt wurde und es auch wirklich zu einem Kreuz wurde.
Am besten ist die Entwicklung des Kamener Kreuzes anhand der nachfolgenden vier Luftbildaufnahmen aus verschiedenen Jahren zu erklären. Links oben ist die Landschaft, wo heute täglich tausende Fahrzeuge in allen Himmelsrichtungen fahren, noch landwirtschaftlich geprägt. Nichts deutet in den 1920er Jahren auf die spätere Zerschneidung durch zwei Fernstraßen hin. In den 1950er Jahren ist das Kreuz zuimindest zu erahnen. Die Autobahn A1 ist noch nicht fertiggestellt, wohl aber die grobe Trasse und die späteren Anschluss-Stellen im Süden.
Nach der Fertigstellung der „Hansalinie“ ist das Kreuz ein richtiges Kleeblatt, wie es in dem Luftbild aus den 1990er Jahren zu sehen ist. Mitten im Autobahnkreuz befand sich zeitweise eine Dienststelle der Autobahnpolizei, die heute etwas weiter südlich an der Ausfahrt Kamen steht. In den 2000er Jahren verlor es allerdings die typische Form durch Umbauarbeiten teilweise. Die nordwestliche innere Verbindungsrampe ist stillgelegt, dafür gibt es aus Richtung Hannover kommend und Richtung Unna fahrend nun einen Tunnel und eine Brücke mit Einfädelung in die Verbindungsrampe aus Richtung Oberhausen.
Der Hubschrauber im Kamener Kreuz
Im September 2011 hat der Hügel inmitten der stillgelegten Verbindungsrampe im Nordwesten innerhalb der vier ursprünglichen Kleeblätter eine Landmarke bekommen. Seitdem steht hier ein echter kleiner, gelber Rettungshubschrauber des ADAC mit dem Namen „Christoph“ auf 6 rostigen Stahlskulpturen in Form von Engeln. Die Skulptur von Alfred Gockel, Maler und Bildhauer und vor allem für Litographien und Radierungen bekannt, ist aus seiner Sicht sein bisher spektakulärstes Werk und ist möglicherweise das täglich meistgesehenste Kunstwerk in Deutschland. Allerdings ist es gleichzeitig auch unerreichbar, da man hier nachvollziehbarerweise nicht halten und aus dem Auto aussteigen kann. Gewissermaßen handelt es sich um ein Drive-In-Kunstwerk.
Auf der Derner Straße (Zugang von der Klöcknerbahntrasse) könnte man von der nahen Autobahnbrücke auf das Kreuz schauen und auch die markante Skulptur mit einem gelben ADAC-Hubschrauber von weitem sehen.
Am Galgenberg
Links liegen die Ausläufer der Stadt mit einigen Mehrfamilienhäusern (mal mehr und mal weniger schön), rechts einige Felder oder kleine Wäldchen. Die A2 markiert das Ende der städtischen Siedlung von Kamen. Dahinter befindet sich rechts die Parkanlage (Am) Galgenberg, die über eine Treppe (mit schiefer Ebene für schiebende Fahrräder) erreicht wird. Die hügelige Landschaft der Parkanlage und insbesondere eine zentrale Erhebung im Norden hängen nach Aussagen eines Anwohners mit dem Kamener Kreuz zusammen. Hier ist der Aushub der Bauarbeiten des Autobahnkreuzes abgelagert. Wege durchziehen den Park mit Wiesen, auf denen dicht inzwischen recht alt gewordene Bäume stehen. Es handelt sich übrigens nicht um den Galgenberg an sich, den man einige Kilometer westlich von hier findet. Daher betont man hier gerne Am Galgenberg.
Kurz darauf erreichen wir die Abzweigung zum Radweg auf der älteren Trasse, die sich vom Kamener Bahnhof aus Südwesten kommend angenähert hat.
Alternative Strecke vom Bahnhof Kamen
Vom Bahnhof Kamen aus führte eine weitere Bahnstrecke westlich um die Stadtmitte herum. Auch sie ist abgebaut und kann als ausgebauter Radweg quer durch die Stadt genutzt werden. Der Radweg beginnt an der Westicker Straße ein wenig westlich vom Bahnhof (Knotenpunkt 14). Von dort führt sie zunächst schnurgerade in nördlicher Richtung. Wir stoßen am Knotenpunkt 15 auf die Seseke samt Radweg Sesekeweg, der den Fluss zwischen Bönen und Lünen begleitet. Zuvor haben wir an der Kreuzung mit der Wilhelm-Bläser-Straße die Möglichkeit, bis zur Mündung des Körnebachs in die Seseke und dort auf den Radweg entlang der Körne in Richtung Dortmund zu fahren.
Links von uns liegt hinter der Brücke über die Seseke das neue Wohngebiet Seseke-Aue. Es erstreckt sich teilweise auf dem Gelände der alten Zeche Grillo. Noch heute sind das Fördergerüst und die Maschinenhalle zu sehen. Außerdem befindet sich hier eine langgestreckte Bergehalde. Mit einem kleinen Abstecher über die Kreuzung an der Hochstraße geht es auf dem Korridor weiter und rings um die Stadt Kamen. Ein kleiner Supermarkt liegt direkt an der Trasse, ansonsten fahren wir hinter Garagen und Gärten meist von Mehrfamilienhäusern her. Unter der Autobahn A2 führt eine Brücke, hinter der die Kupferbergsiedlung erreicht wird. Nach Überqueren der Münsterstraße stoßen wir auf den Radweg, der aus Richtung Unna kommend Kamen auf der Ostseite umrundet hat.
Von Kamen nach Rünthe
Die beiden unterschiedlich alten Streckenäste haben Kamen an diesem Abzweig nun in die Zange genommen. Unser Radweg führt durch die Felder. Links ist in der Ferne die Halde Großes Holz zu sehen, davor der ungewöhnlich gebaute Förderturm der Zeche Monopol. Hinter einem Bauernhof führte nach rechts abzweigend ein Gleisanschluss zu einer Firma. Heute ist dieser ein Weg.
Die Siedlungsbereiche von Kamen und Bergkamen liegen gar nicht so weit auseinander. Daher enden die Felder bald schon wieder und wir fahren durch die Wohnsiedlungen am Rande von Bergkamen. Die ursprüngliche Bahnstrecke beschrieb von hier aus eine langgestreckte Linkskurve und führte parallel zur heutigen Fritz-Husemann-Straße bis zur Zeche Monopol.
Wir folgen einem erst später entstandenen Abzweig von dieser Strecke weiter nach Norden. Unsere Bahnstrecke führte hier bis etwa in die 1970er oder 1980er Jahre weiter. Dann wurde sie auf dem Teilstück abgebaut, während etwa zeitgleich eine neue Strecke nach Südwesten zur Zeche Monopol gebaut wurde. An der Brücke unter der Strecke zwischen Lünen und Hamm ist der Verlauf wieder identisch. Für uns äußert sich das darin, dass wir auf eine in einer langen Kurve verlaufenden anderen Radweg stoßen, der von hier noch ein Stück weiter führt, um nahe der sogenannten Gartensiedlung zu enden.
Früher gab es eine direkte Verbindung zum alten Zechenhafen am Datteln-Hamm-Kanal. Noch heute ist der alte, knapp 3 Meter hohe Damm hinter einer Pferdeweide zu erkennen.
Abstecher zur Zeche und Halde Werne III
Kurz vor der Rünther Straße führte ein aus der Gegenrichtung abzweigendes Anschlussgleis zur Schachtanlage III der Zeche Werne. Auf dessen Weg gelangen wir zum heutigen Veranstaltungszentrum „Schacht III“.
Interessant ist außerdem die nicht verachtenswerte Bergehalde. Sie liegt ein wenig östlich von der heute bekannten Marina am Datteln-Hamm-Kanal in der Rünther Heide südlich der Wohnsiedlungen. Wenn sie auch deutlich niedriger als ihr Gegenstück auf der Hauptschachtanlage I / II ist, überrascht sie durch ihre Ausdehnung, die zunächst nicht ganz offensichtlich ist. Sie erstreckt sich auf fast einem Kilometer Länge von der Klöcknerbahntrasse in Ostrichtung entlang des Beverbaches bis zur Schlägel- und Westfalenstraße in der Kettelersiedlung.
Der höchstgelegene Punkt liegt mit 70 Metern Höhe über dem Meeresspiegel etwa 15 Meter über der Umgebung. Einen scharfen Einschnitt erfährt sie durch die Verlängerung der Straße Zum Schacht III, die den künstlichen Abraumberg hart in einen großen Ost- und einen schmalen, zungenförmigen Westteil aufteilt. Während die höchste Böschung im Westen nur fünf Meter hoch ist, ist der Ostteil bis zu dreimal so hoch. Beide Haldenteile sind durch einen jungen Wald mit unterschiedlichen Gehölzarten bewachsen.
Die Trasse nach dem Abzweig der Anschlussbahn ist nun wieder älter als das Teilstück zwischen Bergkamen und Rünthe, das hinter uns liegt. Bereits in den 1920er Jahren existierte die Bahnstrecke zwischen den zwei Schachtanlagen der Zeche Werne und damit auch die Fluss- und Kanalbrücke.
Marina Rünthe, Lippe- und Kanalbrücke
Hier haben wir den Knotenpunkt 2 erreicht. Direkt neben uns befindet sich ein Parkplatz, der sich auch als Ausgangspunkt für eine Radtour auf dem kleinen Radwegenetz eignet. Von hier aus kommen wir unmittelbar zur Marina Rünthe. Aus dem alten Verladehafen der Zeche Werne wurde der größte Yachthafen NRWs. Es gibt mit Restaurant, Biergarten und Eisdiele einige Einkehrmöglichkeiten. Man kann den Moment jedoch auch nutzen, an der Promenade zu spazieren und auf einer Bank mit Blick aufs Wasser von der enormen Leistung des fast ebenen und unglaublichen 10 Kilometer langen Radwegs bis hierher zu erholen. Ausführlicher ist die Marina in ihrem eigenen Beitrag beschrieben.
Wir nutzen die Straßenbrücke mit den schönen blauen Stahlbögen der Werner Straße (B233) über den Datteln-Hamm-Kanal und fahren dahinter auf der parallel zur Straße verlaufenden Bahntrasse fort. Die Eisenbahnbrücke über den Datteln-Hamm-Kanal existiert heute nicht mehr. Unser Bahntrassenradweg endet daher ziemlich unerwartet am Wasser. Aber keine Sorge, man wird das Ende nicht übersehen und unfreiwillig baden gehen.
Hier verläuft außerdem der Themenradweg Römer-Lippe-Route zwischen Detmold im Teutoburger Wald und Xanten am Niederrhein. Den Ostenhellweg queren wir wieder mithilfe einer Ampel. Dann nähern wir uns der Lippe. Über den Fluss spannt sich eine schöne rot-graue Stahlfachwerkbrücke direkt neben der Straßenbrücke.
Bis ins Jahr 2012 endete der schöne Radweg auf alter Bahntrasse direkt hinter einer mustergültig sanierten Lippebrücke an einem Zaun, denn das Zechengelände war nicht öffentlich zugänglich. Dann allerdings wurde der Radweg von Rünthe nach Stockum eröffnet, der auf der weiteren Trasse der Zechenbahn verläuft und das Areal neu erschloss. Die Zäune sind nun abgerissen und das Zechengelände öffentlich zugänglich. Die Lippe markiert übrigens die Stadtgrenze. Wir sind nun in Werne.
Zeche Werne und eine alte Schleuse
Der Fluss verlief hier ursprünglich in engen Mäanderbögen und wurde zum Teil begradigt. Sogar eine Schleuse hat sich hier befunden – einzelne Altarme sind heute noch vorhanden, andere verschwunden, der Verlauf des Schleusenkanals lässt noch erahnen.
Keilförmig schiebt sich die Halde zwischen Bundesstraße, Zechenanlage und die ehemalige Bahntrasse, dem heutigen Radweg von Rünthe nach Stockum. Sie erstreckt sich auf einer Grundfläche von ca. 6,5 ha. An ihrer höchsten Stelle ist sie 74 Meter über dem Meeresspiegel hoch und überragt die Umgebung um etwa 18 Meter.
Vor ihrer Existenz floss der Hornebach von der Innenstadt kommend über das Gelände und in Höhe der ehemaligen Schleuse in die Lippe. Anhand historischer Ansichten lässt sich nachweisen, dass je ein Haldenkörper nördlich und südlich des Bachs angeschüttet wurde, ehe dieser umgeleitet wurde und die Bergehalde zu einer einzigen über das alte Bachbett hinüber zusammenwuchs. Heute verläuft der Bach parallel zur B233 nach Süden und mündet unweit der roten Brücken in Rünthe.
In Werne begann das Montanzeitalter um die vorletzte Jahrhundertwende. Im Jahre 1902 lief die Förderung durch die Zeche Werne mit ihrer Schachtanlage I / II an. Diese liegt nur wenig südlich der historischen Stadtmitte in unmittelbarer Nähe zum Fluss Lippe, der die südliche und östliche Grenze der Anlage darstellt. Ab 1913 begann auch der Betrieb auf der wenige Kilometer südlich in Bergkamen-Rünthe liegenden Schachtanlage III, die wir auf unserer Radtour ja schon gesehen haben. Im Jahre 1975 erfolgte die Stilllegung nach Zusammenlegung mit der Zeche Heinrich Robert in Hamm, die ins spätere Bergwerk Ost aufging und 2010 geschlossen wurde.
Von der Zeche Werne zum Streckenende
Während Teile der Schachtanlage I / II durch Gewerbeansiedlungen genutzt sind, ist die größte Fläche des Geländes bis zum Lippeufer mit dem ehemaligen Kohlenlager eine Brachlandschaft, auf der sich die Natur ausbreitet. Parallel zum Radweg verläuft ein Pfad näher am Ufer entlang und ermöglicht es, das Stauwehr und wenige Überreste der Schleusenanlage (wassergefüllte Senken in der gedachten Verlängerung der Wehranlage) näher zu untersuchen.
Völlig unbemerkt haben wir nicht nur die Stadt, sondern auch die Bahnstrecke gewechselt. Nun fahren wir auf der Werne-Bockum-Höveler Eisenbahn in östlicher Richtung. Allzu lang ist der Radweg allerdings nicht. Er endet hinter der Wohnsiedlung und dem Gewerbegebiet kurz vorm Gerstein-Kraftwerk. Bis dorthin ist aus der Gegenrichtung die Strecke noch in Betrieb. Das Ende kommt erneut unerwartet.
Wir haben einige Optionen. Die einfachste ist, die Strecke einfach wieder zurückzufahren. Von hier aus kommt man in südlicher Richtung bis zur Lippe, aber nicht viel weiter. Zur Römer-Lippe-Route muss man sich durch Stockum schlängeln. Wenn man nur ein Stück zurückfährt, kann man die Lippebrücke am Fischerhof nehmen und auf der anderen Seite zurück nach Rünthe fahren. Vielleicht wird aber auch alles einfacher und der Radweg durchgängig bis Hamm. Irgendwann. Dann komme ich wieder.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°34’21.26″N, 7°41’26.87″E – Radwegbeginn am Schattweg
51°35’25.29″N, 7°40’59.42″E – Sesekeweg, Knotenpunkt 1
51°35’07.23″N, 7°39’38.74″E – Bahnhof Kamen
51°36’31.94″N, 7°39’41.87″E – Abzweig zum Kamener Bahnhof
51°37’44.92″N, 7°38’49.29″E – Abzweig Z. Monopol, Gartensiedlung
51°38’30.39″N, 7°38’56.21″E – Anschluss Werne Schacht III
51°38’55.83″N, 7°38’35.19″E – Lippebrücke
51°40’00.71″N, 7°41’03.03″E – Streckenende in Stockum
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
409270 m, 5714312 m – Radwegbeginn am Schattweg
408778 m, 5716299 m – Sesekeweg, Knotenpunkt 1
407215 m, 5715770 m – Bahnhof Kamen
407323 m, 5718385 m – Abzweig zum Kamener Bahnhof
406353 m, 5720658 m – Anschluss Zeche Monopol, Gartensiedlung
406512 m, 5722061 m – Anschluss Werne Schacht III
406123 m, 5722854 m – Lippebrücke
409000 m, 5724806 m – Streckenende in Stockum
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.