Halden in Ibbenbüren
Ganz im Norden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, kurz vor der Grenze nach Niedersachsen, befindet sich das Tecklenburger Land. Hier sind die westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes, der die Grenze zwischen dem flachen Münsterland und der Norddeutschen Tiefebene markiert. Autofahrer nehmen es auf der Autobahn A1 wahr, die kurz vor der Landesgrenze das kleine Gebirge in der sonst eher flachen Landschaft überwindet und Auto- und LKW-Fahrer zum Herunterschalten zwingt, wo viele Menschen nördlich der Mittelgebirge überhaupt keine Berge mehr vermuten. Ziemlich genau in der Mitte des Tecklenburger Landes liegt Ibbenbüren. Und hier befindet sich ein kleines Steinkohlerevier rund um die Stadt. Es gibt sogar einige Halden in Ibbenbüren, die an dieser Stelle näher vorgestellt werden.
Steinkohlerevier im Tecklenburger Land mit Anthrazitkohle
Rund um Ibbenbüren befand sich eines der kleineren Steinkohlereviere in Deutschland u. a. neben dem Ruhrgebiet, Saarland und dem Aachener Revier. Unter der Erde ist hier auch die besonders energiereiche Anthrazitkohle zu finden. Diese hat einen hohen Heizwert. Vor allem das weithin sichtbare Kohlekraftwerk Ibbenbüren wurde damit zur Stromerzeugung beliefert. Obwohl das Revier eher klein und weniger bekannt ist, hat es eine ähnliche Geschichte wie das Ruhrgebiet. Auch hier ist im Mittelalter bereits oberflächennah Kohle gefördert worden. Mit Ibbenbüren, Hopsten, Hörstel oder Recke wurden Städte wirtschaftlich vom Bergbau geprägt und standen bei Aufgabe des Bergbaus vor großen strukturellen Problemen. Nur wenige Wochen vor der Zeche Prosper Haniel in Bottrop als letzte Steinkohlezeche in Deutschland stellte die Zeche Ibbenbüren als zweitletzte im Sommer 2018 den Betrieb ein. Die Bergwerke in dieser Region haben nach dem Aus der Kohleförderung im Saar-Revier 2012 für einige Jahre Bergarbeitende übernommen.
Die folgende Karte gibt einen kleinen Überblick über die Region und Halden in Ibbenbüren (rote Dreiecke). Gut zu erkennen sind in der Karte auch die Verläufe des Dortmund-Ems- und Mittelland-Kanals, die zusammen das sogenannte „Nasse Dreieck“ bei Hörstel bilden. Außerdem ist die Autobahn A30 zu sehen, die außerhalb der Karte auf die eingangs erwähnte Autobahn A1 trifft.
Es gibt neben wesentlich kleineren Standorten im Tecklenburger Land hauptsächlich zwei große Halden in Ibbenbüren. Die eine ist die Halde Rudolfschacht, die andere die Halde Hopstener Straße. Beide werden teilweise noch gestaltet, aber zumindest die Halde Rudolfschacht ist (Stand 2024) teilweise begehbar.
Die Halde Rudolfschacht
Die auch Rudolfhalde genannte Bergehalde liegt nahe der Ortschaft Ibbenbüren-Dickenberg auf dem Weg von Ibbenbüren nach Recke. Da sie an das Waldgebiet Buchholz grenzt, trägt sich auch den Namen Buchholzhalde. Das Gebiet trug auch einmal den Namen Staatsforst Münster bzw. Königlicher Forst Münster. Die Halde ist mit 100 ha Fläche sehr groß und von der Grundfläche her vergleichbar mit der Halde Großes Holz in Bergkamen (Ruhrgebiet). Ihr höchster Punkt liegt auf etwa 190 Metern über dem Meeresspiegel und damit etwa 60 Meter über der Umgebung am Parkplatz vor dem Zugang. Außerdem ist die Halde der höchste nicht-natürliche Punkt der Stadt Ibbenbüren. Im gesamten Tecklenburger Land wird die Halde jedoch noch von einigen natürlichen Bergen übertroffen.
Dort, wo an der Straße Buchholzer Damm der Zugang mit einem kleinen Parkplatz zur Halde liegt, befand sich früher der Schacht Rudolf. Diese Schachtanlage ist heute praktisch vollständig von der Halde bedeckt. Kleine Denkmäler an der Halde und Tafeln am Parkplatz erinnern an den Standort.
Der Berg ist dicht mit Büschen und Bäumen bewachsen. Das sind hier regionstypisch zahlreiche Kiefern. Deshalb wird die Halde kaum als künstlicher Berg wahrgenommen. Allerdings halten sich dadurch auch die Aussichten in Grenzen und beschränken sich auf wenige Stellen. Vom Parkplatz führt die asphaltierte Straße in die Höhe bis in die Nordost-Spitze der Halde. Dort geht sie in einen befestigten Weg über. Daneben zweigen immer wieder andere Pfade und auch eine Treppe ab, mit der man über die Terrassen und kleineren herausragenden Gipfel laufen kann. Auf dem Asphaltweg passiert man einige Gedenksteine mit „Glück Auf“-Schriftzug für ehemalige Schächte und als Erinnerung an verunglückte Bergarbeiter.
Friedenskreuz und Kompassrose
An erhöhter Stelle steht ein hölzernes Friedenskreuz, das zum Zeitpunkt der Aufstellung 2006 wohl tatsächlich auf dem Gipfel stand. Vergleichbar mit Halde Haniel in Bottrop und Oberhausen (Ruhrgebiet) gab es auch hier noch an anderer Stelle eine Aufschüttung. Damit ist dies heute nicht mehr der höchste Punkt und kein klassisches Gipfelkreuz mehr.
In der größten fußläufigen Entfernung zum Parkplatz befindet sich der letzte Aufstieg zum höchsten Punkt über eine Treppe. Auf dem Gipfel steht ein Stein mit einer aufgesetzten Kompassrose. Auf ihr sind einige Landmarken und ehemalige Schächte markiert. Von hier aus ergeben sich Blicke über Ibbenbüren und zur anderen großen Halde an der Hopstener Straße im Nordwesten. Auffällig sind viele Windräder im nahen Niedersachsen. Von hier aus ist mit etwas Glück und klarer Sicht das Kernkraftwerk Emsland in Lingen zu sehen.
Man trifft hier mitunter auf einige andere Besuchende, die an dieser Stelle nach dem Aufstieg rasten und den Blick in die Ferne schweifen lassen. In unmittelbarer Nähe war die weitere Haldenfläche zum Zeitpunkt des Besuchs durch einen Zaun versperrt.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A30 bis zur Ausfahrt 11a Ibbenbüren-West. Etwa 4 km immer geradeaus fahren, dann am Ende links in die Rheiner Straße abbiegen und sofort wieder rechts in die Recker Straße. Nach 2 km links in die Straße Rudolfschacht. Bei Bedarf hier parken, sonst geradeaus auf den Parkplatz vor der Halde.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Buchholzer Damm, Kreuzung Rudolfschacht in Ibbenbüren
Anreise mit Bus und Bahn:
Vom Bahnhof Ibbenbüren mit dem Bus bis zur Haltestelle Abzweig Steinbecker Straße fahren und von dort zu Fuß in die Buchholzstraße laufen. Dann links in den Buchholzer Damm bis zum Parkplatz an der Halde.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
52°19’12.76″N, 7°41’33.08″E – Parkplatz
52°19’15.41″N, 7°41’19.37″E – Aussichtspunkt (2022)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
410626 m, 5797545 m – Parkplatz
410884 m, 5797458 m – Aussichtspunkt (2022)
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die Halde ist über das Radverkehrsnetz NRW zu erreichen. Es besteht Anbindung an den Töddenland-Radweg, der als Rundweg u. a. Ibbenbüren berührt.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist xx bzw. die Region abgebildet: ADFC-Regionalkarte Osnabrücker Land* (1:75.000) und Kompass Wanderkarten-Set Münster, Osnabrück (2 x 1:35.000), Kompass Fahrradkarte Osnabrücker Land* (1:70.000)
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Im tiefen Norden: Die Geschichte des Steinkohlenbergbaus in Ibbenbüren*
Weitere Halden in Ibbenbüren
Halde Hopstener Straße • Halde Matilde
Die Halde Hopstener Straße oder auch die Hopstener Halde liegt nicht weit entfernt von der im vorherigen Abschnitt beschriebenen Halde Rudolfschacht nördlich von Ibbenbüren-Dickenberg auf der Grenze zur Gemeinde Recke. Sie ist mit etwa 90 ha nur ein bisschen kleiner von der Fläche, wurde zum Zeitpunkt des Besuchs noch gestaltet und war nicht zugänglich.
Sie liegt westlich der namensgebenden Landstraße am Kälberberg in der Nähe des Mittellandkanals. In historischen Karten sind hier zahlreiche Steinbrüche zu finden, die durch die Halde verfüllt und überdeckt wurden. Sie erstreckt sich langgezogen in südwestlicher Richtung. Wenn die Halde für die Öffentlichkeit zugänglich wird, ist ein neuer Besuch geplant. Auf der anderen Straßenseite der Hopstener Straße befindet sich noch eine kleinere Halde auf dem Grund älterer Flotationsbecken.
Halde Mathilde / Matilde
Eine weitere Halde befindet sich noch am ehemaligen Wilhelmschacht der Zeche Mathilde. Sie ist allerdings nur etwa 10 Meter über der Umgebung hoch und ist komplett bewaldet.
Tipps für weitere Ziele
Den Besuch der Halden in Ibbenbüren kann man mit weiteren schönen Orten in der Umgebung verbinden. So wird daraus ein schöner Ausflugstag ins Tecklenburger Land und in den Teutoburger Wald. Die folgenden Vorschläge sind nur ein paar Ideen, die Sie in die Tat umsetzen können.
Tecklenburg mit Altstadt, Burgruine und Bismarckturm (16 km entfernt)
Die Altstadt von Tecklenburg mit der Burgruine ist einen Abstecher wert. Auf dem Burggelände finden regelmäßig Festspiele statt. Auf dem Hexenpfad oder auf dem Teutoschleifchen des Hermannsweges „Auf Modersohns Spuren“ kann man den Ort, die Hexenküche als Felsformation und Aussichtspunkte erkunden.
In der Nähe des Bismarckturms bieten sich gute Ausblicke vom Ausläufer des Teutoburger Waldes nach Süden ins Münsterland und nach Norden ins Tecklenburger Land.
Lengericher Canyon (22 km entfernt)
Bei Lengerich lässt sich der große Canyon auf einem weiteren „Teutoschleifchen“ des Hermannsweges umrunden. Es ist ein ehemaliger Kalksteinbruch. Heute ist er mit türkisfarbenem Wasser gefüllt, das ihn so bekannt macht. Allerdings lässt er sich im Osten und im Norden nur an zwei Stellen offiziell überblicken. Ansonsten ist er unzugänglich und steht unter Naturschutz.
Am besten beginnt man die ca. 5 km lange Schleife am Wanderparkplatz an der Straße Am Kleeberg.
Dörenther Klippen (13 km entfernt)
Nicht weit außerhalb von Ibbenbüren liegen die Dörenther Klippen. Das sind bizarre Felsformationen entlang des Höhenzuges, die man teilweise sogar erklettern kann. Der bekannteste Felsen ist das „Hockende Weib“, außerdem gibt es noch den „Dreikaiserstuhl“, die „Siamesischen Zwillinge“ und den „Königstein“. Am besten lassen sich die Felsen von der Münsterstraße (Nähe Autobahnabfahrt 11b Ibbenbüren) aus erkunden. Auf verschiedenen Wegen kann man hier unterhalb, oberhalb oder teilweise mitten durch die Felsen bis zum Schweinskopf auf der anderen Seite wandern (eine Strecke ca. 4,5 km). Hin und wieder hat man einen schönen Blick ins Münsterland.
Aber Achtung: An Wochenenden ist der Wanderparkplatz schnell voll! Hier benötigt man dann Geduld und Nervenstärke. Und bitte geeignete Schuhe anziehen.