Die Halde Sachsen in Hamm
Im heute als Vorort zu Hamm gehörenden Heessen existierte von 1912 bis 1976 die Zeche Sachsen. Sie förderte Kohle zunächst in zwei Schächten und wurde stetig erweitert. Der für NRW etwas ungewöhnliche Name der Zeche ist an die Provinz angelehnt, in der die Begründer ihren Sitz hatten. Die Zechengebäude über Tage wurden vom Architekten Alfred Fischer (1881-1950) im funktionalen Stil erbaut. Unter anderem konzipierte er auch die RVR-Verwaltung an der Kronprinzenstraße in Essen sowie den kubistischen Förderturm der Zeche Königsborn in Bönen.
Nach Schließung der Zeche 1976 wurden ein Großteil der Anlagen abgerissen und die Schächte verfüllt. Erhalten blieb jedoch die ehemalige Maschinenhalle, die 2003 als Alfred-Fischer-Halle zu einem Veranstaltungszentrum umfunktioniert wurde. Den übrigen Teil des Zechengeländes bilden heute das Ökozentrum sowie der Gewerbepark. In diesem Gebiet befinden sich einige Überreste der Zeche zum Beispiel in Form von Fundamenten der ehemaligen Kühltürme, die zu Biotopen umfunktioniert wurden.
In der folgenden Abbildung ist die Zeche in den 1950er Jahren im Vergleich zu heute zu sehen. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Die heutige Halde Sachsen befindet sich dabei in der linken Bildhälfte.
Drei Hügel der Sachsenhalde
Im Norden des ehemaligen Zechengeländes schließt sich die Halde Sachsen an, vielmehr eine Haldenlandschaft, die eigentlich aus drei einzelnen Abraumbergen besteht. Ihre Gesamtfläche umfasst dabei etwa 10 ha. Jeder dieser Berge ist unterschiedlich dicht bewachsen und bietet daher eine mehr oder weniger weite Sicht über das Umland. Bei der Gestaltung der Halden wurde besonderer Wert auf den Schutz der nach Stilllegung der Zeche zurückgekehrten Natur gelegt.
Alte Halde
Der östlichste Hügel ist zugleich der höchste der kleinen Haldenlandschaft. Er wird dabei als Alte Halde bezeichnet und überragt die Umgebung um 32 Meter. Der höchste Punkt liegt dabei auf 102 Metern über dem Meeresspiegel. Damit ist die Halde nur zehn Meter niedriger als die ebenfalls in Hamm befindliche Kissinger Höhe. Den Zugang bildet eine langgezogene Natursteintreppe von Norden, die gleichzeitig als Mountainbike-Trail fungiert. Vom nächsten Hügel, der Windsegelhalde, ist die Alte Halde durch ein Tal getrennt, das Zwischen den Halden genannt wird und durch das außerdem der Edelweißweg verläuft.
Windsegelhalde
Die sogenannte Windsegelhalde ist etwa 22 Meter hoch beziehungsweise 92 Meter über dem Meeresspiegel. An einer Weggabelung weist ein Schild mit dem Ziel Windzeiger nach links und rechts zugleich. Doch was zunächst als schlechter Scherz verstanden werden könnte, sagt ein wenig missverständlich nur aus, dass hier quasi alle Wege nach Rom führen – einmal links und einmal rechts um die Halde, um von hinten das Haldentop zu erreichen.
Der Windzeiger stand lange Zeit am höchsten Punkt des mittleren Berges und war eine große, bewegliche Skulptur von Jens J. Meyer. Einerseits diente das von weitem besonders filigran wirkende Objekt als Landmarke, andererseits zeigte es tatsächlich immer rein mechanisch die aktuelle Windrichtung an, genauso wie ein Wetterhahn auf dem Kirchenturm.
Anscheinend ist der Zeiger jedoch einem Sturm zum Opfer gefallen. Auf dem Gipfel stehen nämlich nur noch das Fundament und der Mast selbst. Es ist schon das zweite Windbauwerk an dieser Stelle gewesen und ersetzte ein Windrad zur Stromerzeugung, das allerdings wegen der Nähe zur Wohnbebauung wieder abgebaut wurde. Die folgenden Bilder zeigen teilweise den Windzeiger, als er noch nicht zerstört war.
Panorama-Halde
Der dritte Berg ist die etwa 83 Meter über dem Meeresspiegel und somit nur 13 Meter über Umgebung hohe Panoramahalde. Es klingt merkwürdig, aber tatsächlich ist die kleinste der drei Halden diejenige mit der größten Aussicht. Sie entstand vor allem durch Bauschutt der ehemaligen Zeche und nicht durch Abraum.
Durch niedrigen Bewuchs hat der Besucher von dieser Anhöhe einen guten Blick auf Heessen, die Stadt Hamm sowie das Östliche Ruhrgebiet. Spiralförmig führt der Weg mittels eines Abzweiges von der Windsegelhalde auf die niedrige Panoramahalde und endet schließlich am Picknickplatz auf dem Haldentop. In den Steinen werden markante Ziele der näheren Umgebung benannt. Seit 2010 steht auf der Panoramahalde das acht Meter hohe und stählerne Sachsenkreuz von Paul Reding mit Bronze-Relief-Tafeln. Es ist eine Stelle, von der alle drei Bergehalden der Zeche Sachsen gleichzeitig betrachtet werden können.
Tipp des Autors:
Nicht weit entfernt befinden sich die Lippeauen und der Kurpark von Bad Hamm, die man Rahmen einer Wanderung auch von hier aus gut erkunden kann. In der Nähe liegen außerdem der Tierpark sowie der Maximilianpark und die Zeche Radbod mit der Haldenlandschaft im Lippepark Hamm.
Informationen zum Besuch:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 Dortmund-Hannover bis zur Ausfahrt 18 Hamm. Dort auf die B63 Richtung Hamm abbiegen. Dem Straßenverlauf sieben Kilometer folgen. Sie überqueren dann die Lippe und den Datteln-Hamm-Kanal. Weiter geradeaus unter der Bahn bis zum Kreisverkehr, in dem die Straße Sachsenring rechts abzweigt. Es folgen drei weitere Kreisverkehre. Schließlich am letzten (vor OBI) links abbiegen in den Sachsenweg und nächste Straße wieder links Anhalter Straße. Hinter der Linkskurve am Rand parken. Direkt von der Straße führen Wege auf die Panorama- und Windsegelhalde (versteckte Beschilderung), außerdem der Weg durch das Tal zur Natursteintreppe auf die Alte Halde. Alternativ weiter auf dem Sachsenweg und in Höhe der Alfred-Fischer-Halle parken. Alternativ kann die Erkundung auch von Norden über die Straße Am Hämmschen erfolgen – einfach ein Kreisverkehr vorher in den Droste-Weg und dann rechts. Die Halden sind über eine Treppe oder Wege erreichbar.
Zieleingabe in das Navigationssystem: Anhalter Straße / Sachsenweg oder Am Hämmschen in Hamm
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Hamm mit RRX 6 oder RB 69 bis Hamm-Heessen. Es ist dabei zu beachten, dass weder Hamm noch Heessen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr liegen und hier je nach Abfahrtsbahnhof ein anderer Tarif gilt. Von dort zu Fuß vom Vorplatz die Rampe zur Straßenbrücke rechts hoch, über die Brücke und erste links. Vorbei an den Eiscafés. Am Fachwerkhaus können Sie bereits rechts in den Schotterweg abbiegen, hier stoßen Sie auf die Kühlturmfundamente. Dort zweigt auch ein erster Weg auf die Alte Halde ab. Folgen Sie dem Weg weiter, befindet sich hinter einem Parkplatz der Zugang zur Windsegelhalde.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Am Kanal verlaufen mit der Römer-Lippe-Route, dem Emscher-Park-Radweg, der LandesGartenSchau-Route sowie dem Werseradweg gleich mehrere bedeutende Themenwege entlang. Etwa am Kurpark Hamm (vor dem Maximare) sind für einen Besuch die beiden Wasserwege zu queren. Kurz darauf links auf die B61 und nach ca. 1,1 km im Kreisverkehr rechts. Hinter der Bahn rechts in den Sachsenweg. Links in die Anhalter Straße zum Fuße der Halden.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Halde bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), ADFC Regionalkarte Münsterland* (1:75.000) und BVA Radregion Münsterland, Kreis Warendorf* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Halden, Himmel, Horizonte: Die Gipfel des Reviers*
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick* und Wanderungen für die Seele: Ruhrgebiet*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°42’11.61″N, 7°48’56.53″E – Sachsenkreuz
51°42’19.16″N, 7°48’58.59″E – Windsegel
51°42’14.63″N, 7°49’08.47″E – Parkplatz
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
418162 m, 5728694 m – Sachsenkreuz
418205 m, 5728927 m – Windsegel
418392 m, 5728784 m – Parkplatz
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Ökozentrum Heessen: www.oekozentrum-nrw.de
Alfred-Fischer-Halle in Heessen: www.alfred-fischer-halle.de