Der Grugaweg in Essen
Bahntrassenradweg zwischen Mülheim-Heißen, Steele-Süd und Altendorf (Ruhr)
Als die Stadt Essen sich 2017 als Grüne Hauptstadt Europas benannte, haben dies viele belächelt. Die Großstadt, die stellvertretend für Kohle und Stahl mit Zollverein und Krupp bekannt ist, und die mitten im Ruhrgebiet sicherlich lange Zeit nicht gerade für grüne Umwelt stand. Doch man wird überrascht sein, wenn man sich auf einer Radtour quer durch die südliche Stadtmitte auf einer alten Bahntrasse begibt.
Im gesamten Ruhrgebiet gab es zahlreiche Güter- oder Zechenbahnen. Nach dem Niedergang der Industrie und des Bergbaus wurden sie vielerorts überflüssig, stillgelegt und abgebaut. Die Trassen werden heute an manchen Stellen als Radwege genutzt, die eine schnelle, vom Straßenverkehr unabhängige und geradlinige Bewegung mit dem Fahrrad ermöglichen. Ein sehr schöner dieser typischen Bahntrassenradwege ist der Grugaweg. Er führt auf etwa 12 von 15 Kilometern der alten Bahnstrecke zwischen Mülheim-Heißen und Altendorf bis Steele. Er passiert sehenswerte Arbeitersiedlungen früherer Zeiten, die namensgebende Ruhrländische Gartenausstellung samt Messegelände und begleitet ein Stück die Ruhr stromaufwärts.
Die folgende Übersichtskarte zeigt den Verlauf des Grugaweges im Süden von Essen. Die mit Nummernpunkten gekennzeichneten Orte ( , usw.) werden im Text näher beschrieben. Die blauen Pfeile symbolisieren Anschlüsse zu anderen Radwegen in der Region, zum Beispiel den RuhrtalRadweg oder die Wasserroute.
Wegebeschaffenheit, Höhenprofil und Beschilderung:
Die Oberfläche ist unterschiedlich gut ausgebaut. Während der westliche Teil bis zur Messe Essen in der Mitte der Strecke bei Rüttenscheid eine wassergebundene Oberfläche hat (feiner, plattgefahrener Splitt), ist der östliche Teil von der Messe bis zum Ende durchgehend asphaltiert. Auf der gesamten Strecke gibt es zwischen Heißen und kurz vor Steele nur zwei Straßenkreuzungen, davon ist eine selten befahrene Zufahrtsstraße. Alle übrigen Querungen sind Brücken oder Tunnel. Trotzdem gibt es an vielen Stellen Rampen und Zufahrtswege. Erst am Ende in Steele müssen je nach weiterer Fahrtstrecke Straßen an Ampeln oder Übergängen gequert werden. Im Bereich Steele ist der Radweg vom Fußweg am Ruhrufer getrennt.
Die komplette Strecke hat ein sehr einfach zu verstehendes Höhenprofil, das zugleich den Radfahrer ein wenig fordert. Der Start in Heißen und das Ziel in Steele sind mit ca. 65 m ü. NN etwa auf demselben Höhenniveau. Dazwischen führt der Grugaweg fast symmetrisch über einen Berg, dessen Gipfel ungefähr in der Streckenmitte an der Messe auf 116 m ü. NN liegt. Die Steigung ist von beiden Seiten her ähnlich stark. Motorisierte Radfahrer sind natürlich im Vorteil, doch auch für die meisten halbwegs trainierten Ab-und-zu-Radelnden sind die Steigung von ca. 70 hm und das Gefälle von ebenfalls ca. 70 hm schaffbar.
Insgesamt ist die Tour als vergleichsweise leicht zu bewerten und insbesondere wegen der wenigen Kreuzungen auch für Anfänger, Familien und Kinder geeignet.
Der Radweg ist nicht als thematischer Weg mit einem Piktogramm ausgeschildert. Man kann jedoch der Beschilderung des Radverkehrsnetzes NRW folgen. An vielen Stellen helfen sie an Kreuzungen mit anderen Radwegen der Orientierung – letztlich muss man auf dem Radweg einfach nur geradeaus fahren. Kurz vor Steele besteht ein Anschluss an den RuhrtalRadweg, dessen Trasse wir bis Steele nutzen.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Grugaweg bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie ausschnittsweise Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Radgenuss Ruhrgebiet: Auf Traumtouren durch das Revier*
Ein bisschen Geschichte…
Die Bahnstrecke zwischen Mülheim-Heißen und Altendorf (Ruhr), heute Burgaltendorf, war etwa 15 Kilometer lang und wurde ab 1872 in mehreren Bauabschnitten errichtet und befahren. Sie zweigte im Westen von der Rheinischen Bahn ab und führte im südlichen Essen bis ins Ruhrtal bei Steele. Dort existierten in der Vergangenheit vier verschiedene Bahnhöfe – der heutige Ostbahnhof von Steele, der zeitweise die stolze Bezeichnung „Hauptbahnhof“ führen durfte, der Südbahnhof, der Westbahnhof und der heutige Bahnhof Steele in der Nähe des Ortszentrums. Mehrere Bahnstrecken führten aus sechs Richtungen zusammen, heute noch erhalten sind die S-Bahnstrecken zum Hauptbahnhof, nach Bochum und nach Wuppertal. Neben der Bahnstrecke nach Altendorf gab es noch eine kleine Zechenbahn. Die Strecke von Heißen nach Altendorf hat nur den Südbahnhof angefahren. Dahinter querte sie die Ruhr nahe dem Holteyer Hafen, die Wassergewinnungsanlage und erreichte den kleinen Knotenpunkt Bahnhof Altendorf, wo sie wiederum mit den Bahnstrecken nach Kupferdreh, Dahlhausen sowie einer Zechenbahnstrecke zusammenkam. In mehreren Schritten wurde die Bahnstrecke aufgrund des großen Güter- und Personenverkehrs-Aufkommens zweigleisig ausgebaut. Nach der Zerstörung der Ruhrbrücke südlich von Steele wurde dieser Streckenabschnitt frühzeitig stillgelegt, die weitere Strecke zunächst 1965 für den Personenverkehr und später für den Güterverkehr. Der letzte bis 2001 betriebene Abschnitt im Güterverkehr war von Heißen bis Rüttenscheid. Auf dem schon eher stillgelegten Streckenteilen im Osten wurde schon in den 1980er und 1990er Jahren der erste Radweg errichtet, die anderen Abschnitte folgten sukzessive bis zum heutigen Erscheinungsbild, das zuletzt mit dem Anschluss an den Radschnellweg RS1 in Heißen die letzte Veränderung fand.
Vom Radschnellweg ins Ruhrtal:
Der Grugaweg beginnt am Rande von Mülheim-Heißen am ehemaligen Abzweig der Bahnstrecke von der Rheinischen Bahn. Hier befand sich einst der Bahnhof Mülheim-Heißen. Auf der Rheinischen Bahn verläuft heute der Radschnellweg Ruhr „RS1“, der im Endausbau vom westlichen bis ins östliche Ruhrgebiet bei Hamm führen soll. Ein altes Anschlussgleis u. a. zu einem Umspannwerk wird hier überquert. Ein Prellbock im Grünen an einer Rastbank markiert das Streckenende. Nach ein paar Metern sehen wir links ein großes Signal stehen, das sicherlich einst den Abzweig aus der Gegenrichtung kommend abgesichert hat. Es ist ein altes Formsignal, eines mit diesen „Ärmchen“, die mechanisch aus einem Stellwerk gesteuert wurden. Wir werden im Laufe der Tour auf ein weiteres dieser Art am Scheitelpunkt der Strecke treffen.
Anreise zum Startpunkt in Heißen:
Anreise mit dem Auto: Auf der A40 aus Richtung Dortmund bis zur Ausfahrt 20 Mülheim-Heimaterde. Rechts auf die Straße Wackelsbeck und dieser bis zum Ende folgen. Rechts abbiegen auf den Frohnhauser Weg. Aus Richtung Mülheim bis zur Ausfahrt 19 Heißen und direkt links auf den Frohnhauser Weg. Im Bereich der Rechtskurve am Straßenrand (von der Ausfahrt 19 aus nach ca. 1,5 km), ggf. in der Clausewitzstraße oder im Gewerbegebiet an der Dessauerstraße parken. Im weiteren Verlauf kreuzt der Frohnhauser Weg nicht weit vom offiziellen Startpunkt der Tour den Grugaweg.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Frohnhauser Weg, Kreuzung Clausewitzstraße in Mülheim an der Ruhr
Anreise mit Bus und Bahn: Von Essen Hbf. oder Oberhausen mit der S1 oder S3 bis Essen-Frohnhausen. Vom Ausgang Onckenstraße links auf diese Straße 700m bis zur Kreuzung Frohnhauser Straße. Dem Verlauf ca. 1,5 km bis zur Kreuzung mit dem Grugaweg folgen.
Anreise mit dem Fahrrad: Auf dem RS1 bis zum Knotenpunkt 1 in Heißen. Dort beginnt der Grugaweg.
In der Einleitung habe ich geschrieben, dass es nur zwei Straßenquerungen gibt. Die erste liegt gleich nach den ersten paar hundert Metern vor uns. Früher gab es auch hier eine Brücke, die jedoch abgerissen wurde. Nicht weit von hier befand sich die Zeche Rosenblumendelle, auf deren Gelände sich heute ein Gewerbegebiet und Umspannwerk befindet. Die Zeche hatte aber mit unserer Bahnstrecke keine Berührung. Wir fahren nach einem Rechtsbogen lange geradeaus. Links neben uns liegt unsichtbar die Stadtgrenze zwischen Mülheim an der Ruhr und Essen. Nach Unterquerung der Autobahn A40 überqueren wir die Grenze.
Auf der rechten Seite befand sich früher ein weiteres Bergwerk, die Zeche Humboldt, die jedoch ebenfalls keinen Gleisanschluss zu unserer Bahnstrecke hatte. Auf dem Zechengelände ist 1973 mit dem „Rhein-Ruhr-Zentrum“ eines der ersten Einkaufszentren dieser Art in Deutschland eröffnet worden. Und es existiert bis heute. Unmittelbar an der Bahnstrecke hat sich offenbar auch eine kleine Bergehalde befunden. Von ihr ist heute jedoch nichts zu sehen. Der Beschilderung folgend erreicht man das Rhein-Ruhr-Zentrum nach einem kurzen Abstecher vom Grugaweg (ca. 450 m – Fahrradparkplätze vorhanden).
Ein Begleiter an unserer Seite ist der Borbecker Mühlenbach, der bis zur Margarethenhöhe links neben uns fließt. Leider ist er im dichten sommerlichen Laub kaum zu sehen. Hinter einer großen Brücke der Fulerumer Straße mit blauen stählernen Viaduktbögen zweigt nach rechts der Radweg auf der „Wasserroute“ ab. Von hier aus würden wir auf dem Weg entlang des Kesselbachs zunächst am Halbachhammer und letztlich nach etwa 8 Kilometern zum RuhrtalRadweg zwischen Werden und Kettwig kommen. Dieser Weg kann zur Planung einer ganzen Runde genutzt werden (Tipp dazu siehe weiter unten).
Bald darauf erreichen wir ein weiteres Viadukt, diesmal aus Stein. Oben führen Straße und Straßenbahn zu einer der bekanntesten Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet, zur Siedlung Margarethenhöhe. Am Viadukt lohnt sich ein Abstecher in die Margarethenhöhe, die den Charakter einer Gartenstadt hat und sehr schöne Häuser besitzt. Im Zentrum der Siedlung liegt der kleine, rechteckige Markt mit seinem Brunnen. Es ist einfach möglich, mit dem Fahrrad durch die ganzen Nebenstraßen mit sehr blumigen Namen wie „Schöngelegen“ oder „Daheim“ zu fahren und auch versteckte Orte abseits des Marktplatzes zu entdecken. Benannt ist die Siedlung nach Margarethe Krupp, Frau des Industrie-Unternehmers Friedrich Alfred Krupp, zu dessen Unternehmen u. a. das große Gussstahlwerk in Essen gehörte – der Name Krupp spricht im Ruhrgebiet für sich.
Bald haben wir den Scheitelpunkt der Steigung erreicht. Wir passieren das Hundertwasserhaus Essen auf seiner Vorderseite. Es steht bereits im Grugapark. Sowohl vom Park aus als auch auf der Trasse ist es nur von weitem zu sehen und nicht zu besichtigen. Der Grugapark selbst befindet sich auf dem Gelände der Großen Ruhrländischen Gartenbauausstellung im Jahr 1927, kurz Gruga. In der Folge ist hier der Park erhalten geblieben, der Gärten, große Wiesen, aber auch kleine Tiergehege und Spielplätze bietet. Besonders schön anzusehen sind die Dahlienarena im Sommer, die großen Tulpenflächen im Frühjahr oder auch die Schaugärten.
Wir passieren auf dem Grugaweg den nördlichen Parkeingang an der Orangerie. Hier steht ein zweites Formsignal, das in seiner Stellung mit zwei angewinkelten Ärmchen die Aufforderung zur „Langsamfahrt“ darstellt.
Unser Grugaweg wird nun fast eben. In Höhe der Messe ist der höchste Punkt der Strecke, der Scheitelpunkt also, erreicht. Von jetzt an geht es konstant und merklich bergab. An der nächsten Straße kann man zum Museum Folkwang fahren, das eine interessante Kunst-Dauerausstellung und wechselnde Sonderausstellungen anbietet (ca. 1 km auf der Alfriedstraße, Beschilderung folgen). Auf der zweiten Brücke im Bereich der Messe verläuft über uns die allgemein als „Rü“ bekannte Rüttenscheider Straße. In Richtung Stadtmitte Essen liegen rechts und links viele Restaurants, Bars und Cafés, die für die Rü typisch sind.
An dieser Stelle befand sich einmal der durchaus ausgedehnte Bahnhof Essen-Rüttenscheid, von dem einige Gütergleise wie Finger von der Hauptstrecke abzweigten. Heute befindet sich auf dem gesamten Gelände ein großer Bedarfsparkplatz der Messe Essen. Ein Anschlussgleis führte in südlicher Richtung zur nahen Zeche Langenbrahm I / III. Da der Parkplatz am Tag meiner Tour geschlossen ist und mehr Inline-Skater und Scooter-Anfänger die asphaltierte Strecke nutzen, zählt der Weg nicht als Bahnübergang. Apropos Asphalt: Unser Bodenbelag hat sich geändert. Jetzt rollen wir leise auf schön asphaltierter Oberfläche zunächst am Kraftwerk vorbei aus Rüttenscheid heraus. Und beinahe können wir sogar wirklich rollen lassen bis ins Ruhrtal.
Tun wir aber nicht, denn hinter der Brücke über die Autobahn A52 können wir nach der kleineren Straßenbrücke mit den markanten Bögen rechts von der Trasse fahren und dann geradeaus in die Arbeitersiedlung Altenhof II. Einen älteren Teil I gibt es auch, von dem ist jedoch im Bereich des Krankenhauses, das auf großen Teilen der Siedlung errichtet wurde, nicht mehr viel erhalten. Die zweite Siedlung entstand hier in den ersten Abschnitten zwischen 1907 und 1914 und wurde einige Jahre später noch um weitere Gebäude ergänzt. Ähnlich wie die Margarethenhöhe in der Nähe, die wir schon besichtigt haben, orientiert sich Altenhof II auch am Gedanken der Gartenstädte. Auffällig ist hier eine deutliche Hanglage, die uns beim Befahren mit dem Fahrrad nun doch zu weiteren Steigungen zwingt.
Durch einen grünen Korridor kommen wir hinter Altenhof II bergab rasch vorwärts. Rechts liegen einige Wohnhäuser von Essen-Stadtwald, links Felder oder Kleingartenanlagen. Nach einer Linkskurve fahren wir durch ein Gewerbegebiet. Hier befand sich früher der Bahnhof Rellinghausen. Möglicherweise sind kleinere Mauern sogar noch Reste einer Bahnsteigkante. Ein deutlich sichtbares Denkmal ist abermals ein originaler Prellbock, der am Rande des ALDI-Parkplatzes aufgestellt wurde. Hier steht eine sehr ausführliche Informationstafel zur Geschichte des Bahnhofs und der Bahnstrecke.
Unmittelbar am Bahnhof Rellinghausen befand sich die zweite Schachtanlage der Zeche Langenbrahm, die bis 1910 noch als eigenständiges Bergwerk Zeche Schnabel ins Osten (kein Schreibfehler) hieß. Von ihm trägt das Gewerbegebiet und die zentrale Straße den Namen „Schnabelstraße“. An der Straße St. Annental befindet sich die alte Kapelle mit dem niedlichen Türmchen. Direkt gegenüber wird die Kläranlage von Überresten einer alten Bergehalde eingeschlossen.
Wir fahren den letzten Kilometer bergab, lassen jetzt wirklich rollen und kommen hinter der großen Brücke unter der B227 zum Knotenpunkt 51 des Radreviers.Ruhr, an dem der RuhrtalRadweg zu uns stößt. Nach rechts führt dieser zum Baldeneysee, fast bis zu unserem Ende wird er uns nun flussaufwärts ein Stück begleiten. Vor allem für die uns entgegenkommenden Radfahrer besteht die Gefahr, sich ohne abzubiegen auf unseren schönen Grugaweg zu verirren.
Tipp für eine Rundtour:
Der Abzweig am Knotenpunkt 51 nach rechts ist für uns eine Möglichkeit, aus unserer Streckentour eine annähernde Rundtour zu machen. Dazu rechts auf dem RuhrtalRadweg Richtung Kupferdreh, vorbei am Baldeneysee und hinter Werden auf der Wasserroute bis zur Grugabahn zurück. Entlang des Baldeneysees können wir dabei entweder südlich auf dem RuhrtalRadweg entlang der Hespertalbahn vorbei an Haus Scheppen fahren, oder unserem Thema „Bahntrassenradweg“ treu bleiben und auf der alten Ruhrtalbahn von Kupferdreh am Nordufer vorbei an der Zeche Carl Funke und dem Haus Baldeney bis Werden fahren. Der Abzweig zur Wasserroute befindet sich am Biergarten „Zwölf Apostel“.
Nachdem wir den Campingplatz an der Zornigen Ameise und ein gutbesuchtes Café am linken Wegesrand passiert haben, sehen wir die Ruhr, die rechts neben uns fließt. Im nahen Spillenburg wird die Ruhr an einem langen Wehr, dem Spillenburger Wehr, aufgestaut. Wie so typisch für die Ruhr, ist dies nicht einfach quer zur Fließrichtung aufgebaut, sondern als Schlagd mit zwei Stufen auch teilweise längs in Fließrichtung. Auf dem gegenüberliegenden Ufer befindet sich die zum Wehr zugehörige Alte Schleuse, die in den 1990er Jahren durch die nicht weit vom Radweg liegende Neue Schleuse samt Bootsrutsche ersetzt wurde. Auf zwei Eisenbahnbrücken hintereinander queren wir zunächst Unter- und dann Obergraben.
Ein Schild an der Brücke über den Obergraben nennt die wesentlichen Fakten zum Bauwerk von der Inbetriebnahme 1878 über den Ausbau und die Einstellung und Umbau zur Fuß- und Radwegbrücke in den 1980er Jahren.
Hinter der zweiten Brücke ist das Ruhrufer bei Steele gut ausgebaut für Freizeitnutzung. Unser Radweg ist getrennt vom Fußgängerweg, der neben uns näher am Flussufer verläuft. Es gibt einige Bänke mit Blicken in die Ruhraue. An die Eisenbahn erinnert hier heute nur noch wenig. Am linken Wegesrand ist es beispielsweise der Rest eines Ablaufberges (auch Abrollhügel), mithilfe dessen Güterwagen zu neuen Zugverbänden zusammengestellt wurden. Vor und hinter der heutigen Kurt-Schumacher-Brücke erstreckte sich der Südbahnhof am Ruhrufer entlang. Fast alle Bahnhöfe von Monopoly waren einmal oder sind heute in Steele vorhanden – vom Westbahnhof über den Ostbahnhof, der früher einmal Hauptbahnhof bezeichnet wurde. Gleich mehrere S-Bahn-Strecken aus Wuppertal (S9), aus Hattingen (S3) und Dortmund (S1) kommen hier zusammen und führen gemeinsam zum Essener Hauptbahnhof. Soweit es sich überblicken lässt, gab es von unserer „Grugabahn“ wohl keine Verbindung zu den übrigen Bahnstrecken. In einem Bogen führte die Trasse unter der Bahnstrecke aus Wuppertal hindurch und vorbei an einem weiteren Güterbahnhof nach Südosten. Es folgte die im Zweiten Weltkrieg zerstörte und nicht wieder aufgebaute Ruhrbrücke bei Holtey und die Durchquerung der Wassergewinnungsanlage. Am Bahnhof Altendorf fädelte die Bahn dann auf die Strecke aus Kupferdreh ein. Ihr Verlauf wird heute teilweise von einer Alternativroute des RuhrtalRadwegs vorbei an der Zeche Altendorf und durchs Wichteltal genutzt. Von Altendorf aus führte die Strecke neben einer Stichbahn zur Zeche Altendorf wieder über die Ruhr und endete im Bahnhof Dahlhausen unweit vom heutigen Eisenbahnmuseum Bochum. Die Ruhrbrücke dort ist noch heute vorhanden. Letztlich existierte an dieser Stelle nun doch eine Verbindung zu den übrigen Steeler Monopoly-Bahnhöfen.
Da der Radweg ab Steele-Süd nur noch ein kurzes Stück auf der alten Bahntrasse verläuft, verlassen wir den Grugaweg an einem kleinen Denkmal in Form eines Kilometersteins, der sich in der Nähe einer Kreuzung an der Straße Ruhrau rechts an der Buschreihe versteckt. Wir queren die Straße geradeaus, folgen der Beschilderung weiter geradeaus bis zum kleinen Fußgängertunnel und unterqueren die Bahn. Rechts kommen wir zum heutigen Bahnhof Steele Ost und können mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Anreise zum Startpunkt in Steele:
Anreise mit dem Auto: Auf der A40 bis zur Ausfahrt 27 Essen-Kray. Aus Richtung Dortmund links, aus Richtung Essen rechts abbiegen auf die Krayer Straße und dieser ca. 6 km bis zum Ende folgen. Dann links abbiegen auf die Grenoblestraße und hinter der Brücke links auf die Bochumer Landstraße. Hinter der Bahn wieder rechts zum P&R-Parkplatz Steele Ost. Hinweis: Grundsätzlich ist der Parkplatz als P&R für Bahnreisende gedacht. Das Parken erfolgt auf eigenem Risiko. Wer nicht auf dem P&R-Parkplatz stehen möchte, kann auch in die Siedlung Kanarienberg fahren oder an der Dahlhauser Straße parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Bochumer Landstraße 122 in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Von Essen Hbf., Dortmund Hbf., Hattingen oder Oberhausen bis Essen-Steele Ost. Hier befindet sich der östliche Endpunkt der Tour.
Anreise mit dem Fahrrad: Auf dem RuhrtalRadweg bis Steele. Hier nutzen RuhrtalRadweg und Grugaweg bis zum Abzweig an der „Zornigen Ameise“ (Knotenpunkt 51) dieselbe Trasse.
Alternativ kann die Tour auf der Kurt-Schumacher-Brücke auf beliebiger Länge flussaufwärts fortsetzen.
Koordinaten für GPS-Geräte und die Tourenplanung:
Geographische Koordinaten:
51°26’50.02″N, 6°56’43.78″E – Beginn Grugaweg am RS1
51°26’18.17″N, 6°57’17.10″E – Rhein-Ruhr-Zentrum
51°26’06.29″N, 6°58’46.37″E – Margarethenhöhe Viadukt
51°25’57.38″N, 6°58’36.73″E – Margarethenhöhe Markt
51°25’55.08″N, 6°59’30.41″E – Grugapark Eingang Orangerie
51°25’47.93″N, 7°00’25.21″E – Ehemaliger Bahnhof Rüttenscheid
51°25’37.69″N, 7°00’55.69″E – Zugang Siedlung Altenhof II
51°25’38.91″N, 7°02’37.95″E – Prellbock, Bahnhof Rellinghausen
51°25’46.81″N, 7°02’49.98″E – Kapelle im Annental
51°25’52.42″N, 7°03’20.28″E – Abzw. RuhrtalRadweg, Zorn. Ameise
51°26’15.52″N, 7°03’38.08″E – Eisenbahnbrücken / Schleuse
51°26’39.71″N, 7°05’19.33″E – Bahnhof Steele Ost
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
357233 m, 5701562 m – Beginn Grugaweg am RS1
357848 m, 5700560 m – Rhein-Ruhr-Zentrum
359562 m, 5700145 m – Margarethenhöhe Viadukt
359368 m, 5699875 m – Margarethenhöhe Markt
360402 m, 5699776 m – Grugapark Eingang Orangerie
361454 m, 5699526 m – Ehemaliger Bahnhof Rüttenscheid
362034 m, 5699194 m – Zugang Siedlung Altenhof II
364010 m, 5699178 m – Prellbock, Bahnhof Rellinghausen
364249 m, 5699416 m – Kapelle im Annental
364838 m, 5699574 m – Abzweig RuhrtalRadweg, Zornige Ameise
365201 m, 5700278 m – Eisenbahnbrücken / Schleuse
367175 m, 5700974 m – Bahnhof Steele Ost
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Der Grugaweg bei Bahntrassenradeln.de: www.achim-bartoschek.de