Der Grugapark in Essen
Die meisten Besucher der Stadt assoziieren den Begriff Gruga mit der Messe Essen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass bereits Schilder am Hauptbahnhof, Zielanzeigen an U-Bahnen oder Aushangfahrpläne den Begriff ausschließlich in der Kombination Messe / Gruga führen. Selbsterklärend ist das Wort jedenfalls nicht. Nicht besonders hilfreich ist dabei auch zu wissen, dass es eine Grugahalle, ein Grugabad, einen Grugapark, eine Grugabahn und ein ehemaliges Grugastadion gibt.
Beim Blick auf die Großstadt Dortmund, wo es in ähnlicher Benennung einen Westfalenpark, eine Westfalenhalle (auch Messe), ein Westfalenstadion – dank des Sponsorenvertrages derzeit als Signal-Iduna-Park bekannt – gibt und eine Westfalen-Tankstelle existierte, könnte man auf die Idee kommen, dass sich der Name Gruga wie in Dortmund auf eine Landschaft oder eine alte Provinz bezieht. Das ist allerdings falsch.
Gartenbau-Ausstellung aus den Zwanzigern
Der Begriff bezeichnet das, was man im einst so industrialisierten Essen mit zahlreichen Zechentürmen und Schornsteinen vermutlich am wenigsten verbinden würde: die Große Ruhrländische Gartenbauausstellung – kurz Gruga – wurde ab 1927 auf einem Brachen- und Sumpfgebiet zwischen der Siedlung Margarethenhöhe und der Messe aufgebaut. Im Juni 1929 eröffnete die bis in den Oktober andauernde Gartenbauausstellung. Ihre heutige Ausdehnung hat die Gruga seit der 8. Bundesgartenschau im Jahre 1965.
Durch die Lührmannstraße getrennt teilt sich der Park in einen nördlichen Bereich mit Themengärten, Wasserspielen und Pflanzenregionen sowie in einen südlichen mit Tummelwiesen, Spielplätzen, Sportflächen und Tiergehegen – also in einen für Freunde der Botanik und Gärten und einen für Spiel und Spaß.
So finden sich im Norden beispielsweise der Garten der Sinne, Kräuter- und Bauerngärten, Alpinum, Staudenhang und Rosengarten, der Waldsee und der tosenden Wasserfall, Pflanzenschauhäuser für tropische und Kakteenpflanzen mit Bonsaigarten und die altbekannte Dahlienarena. Interessanterweise bildet der Südfriedhof eine von der Straße frei zugängliche, abgeschottete Insel mitten im Park.
Hundertwasserhaus im Grugapark
Ein bemerkenswertes Bauwerk im Norden wird mit Begeisterung immer wieder von einer hochgelegenen Brücke fotografiert: Es handelt sich dabei um das von Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) entworfene und fünf Jahre nach seinem Tod eröffnete Haus der McDonald´s Kinderhilfe. Es trägt wie viele von diesem Künstler bekannte Hundertwasserhäuser die typischen Schnörkel, Rundformen und bunten Farben mit Goldanteilen sowie eine besonders auffällige goldene Zwiebelturmspitze.
Tulpenmeer
Sind es im Sommer die wunderbar blühenden Dahlien, die Bienen ebenso wie Menschen anziehen, sind es im Frühjahr die Tulpenfelder. Natürlich kann der Park nicht ganz mit dem berühmten Keukenhof in den Niederlanden mithalten, aber die Vielfalt der Zwiebelgewächse, aber auch der Stiefmütterchen, Hornveilchen und später der Pfingstrosen beeindruckt. Im Frühjahr geben sich dann die Stauden nach und nach ihr Stelldichein. Somit lohnt ein Besuch zu jeder Jahreszeit.
Der Grugapark ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Rhododendren-Tal und Azaleen
Ähnlich wie im Botanischen Garten Rombergpark in Dortmund stehen im Grugapark zahlreiche verschiedene Rhododendren und Azaleen, die im Frühsommer mit ihrem Blütenmeer verzaubern. Damit ist der Grugapark eines der wenigen Ziele im Umkreis des Ruhrgebiets für Freunde dieser besonders großen Blüten. Neben dem Rombergpark gehören auch der Rhododendrenwald am Kurpark Bad Sassendorf bei Soest oder der Schlossgarten Lembeck dazu.
Insbesondere das Rhododendren-Tal ist dann einen Besuch wert, denn hier stehen teils viele Jahrzehnte alte Rhododendren, die zu ausgewachsenen, knorrigen Bäumen herangewachsen sind. Von einer Aussichtsplattform können die großen Büsche dann von oben betrachtet werden. Insgesamt sind es etwa 500 Arten.
Einige Gewächse sind allerdings auf eine größere Fläche quer über den Park verteilt, sodass man beim Spaziergang durch den Grugapark zu der entsprechenden Jahreszeit immer wieder auf einzelne blühende Büsche stößt. Einige Gewächse tun dies bereits im März, der größte Teil des Rhododendren-Tals Ende Mai bis Juni.
Der Vogel-Bereich: Eulen-Volieren und Vogelfreiflug-Anlage
Der Grugapark teilt sich, wie beschrieben, in einen nördlichen und einen südlichen Teil, die jeweils durch die Lührmannstraße getrennt sind. An der östlichen Unterquerung dieser Straße unweit vom Margarethensee befinden sich dabei die Eulen-Volieren, in denen sich die mächtigen nachtaktiven Tiere auch am Tage beobachten lassen können. Nur eine Ecke weiter, hinter einem Spielplatz und Kiosk, lassen sich verschiedene Papageien bewundern.
Gar nicht weit entfernt von den Eulen und Papageien kann man eine der größten Vogelfreifluganlagen in Deutschland betreten. Dazu muss man nur durch zwei Türen einer „Schleuse“ hindurchgehen und steht in einer Voliere mit einem Netz als Dach.
Hier gibt es einen kleinen Teich, der durch einen Bach mit Wasserfall gespeist wird, und eine Landschaft mit typischer Vegetation und Felsen. Ein Weg verläuft mitten durch das Gebiet, von dem aus die freifliegenden Bewohner gut angeschaut werden können. Wer ein wenig Zeit verbringen möchte, kann sich auch auf einer Sitzbank niederlassen oder einen Aussichtspunkt mit erhöhter Position nutzen. In der Anlage findet man unter anderem Nimmersattstörche, Flamingos und rote Sichler, die auch in den folgenden Fotos zu sehen sind.
Parkleuchten im Grugapark
Alljährlich findet im Grugapark die Lichtkunst-Aktion „Parkleuchten“ statt. Ähnlich wie im Dezember im Westfalenpark oder im Herbst im Maximilianpark werden dabei Bäume, Büsche und Pflanzen bunt beleuchtet und durch Lichtskulpturen ergänzt. Traditionell ist das Parkleuchten über mehrere Wochen im Februar, wenn die Tage langsam wieder länger werden. Die folgenden Bilder zeigen einige Eindrücke von der Aktion im Jahr 2022.
Tipp des Autors:
Im nahen Umkreis lassen sich außerdem die eindrucksvolle Siedlung Margarethenhöhe (direkte Nachbarschaft, fußläufig erreichbar), das Museum Folkwang und der Baldeneysee mit der Villa Hügel besuchen.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Der Park ist ganzjährig von 09.00 Uhr bis zum Einbruch der Dämmerung geöffnet.
Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für diesen Park entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind jedoch der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. Im Winter wird gewöhnlich Rabatt gewährt (Ankündigung auf Webseite des Grugaparks beachten). Der Grugaturm ist gegen geringes Eintrittsgeld nur in der Sommersaison an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Extra-Kosten entstehen bei der Nutzung beziehungsweise Miete von Räumen und Grillplätzen, bei der Fahrt mit der Grugabahn und evtl. beim Parken. Für die Aktion Parklichter sind außerdem besondere Eintrittspreise fällig.
Im Park verteilt sind Einkehrmöglichkeiten und Kioske. Die meisten Wege sind barrierefrei nutzbar. Ein mit taktilen Streifen markierter Rundweg führt ohne Hindernis und für Blinde nutzbar einmal durch den gesamten Park.
Hunde dürfen nur an der Leine angeleint mit in den Park genommen werden. Fahrräder und Tretroller müssen allerdings an Fahrradständern vor den Eingängen abgestellt werden und dürfen nicht mit in den Park.
Offizielle Internetseite: www.grugapark.de
Anreise mit dem Auto:
Auf der A52 Düsseldorf-Essen bis zur Ausfahrt 27 Essen-Haarzopf. Von dort der Norbertstraße und der Beschilderung zur Gruga folgen. Rings um die Messe befinden sich kostenpflichtige Parkplätze. Bevorzugt werden sollte der Haupteingang an der Grugahalle bzw. neben Messegebäude 12. Der Eingang West am Gebäude 3 ist nur für Dauerkartenbesitzer geeignet.
Hinweis: Bei Messen sollte auf eine Anreise mit dem Auto wegen der Parkplatzknappheit möglichst verzichtet werden! Doch auch in ruhigeren Zeiten wird die Anfahrt mit Bus und Bahn, allein wegen der schnellen und guten Verbindung über den Hauptbahnhof, wärmstens empfohlen.
An der Lührmannstraße befindet sich ein kostenloser Parkplatz am Eingang an den Mustergärten. Dieser ist jedoch bei gutem Wetter schnell gefüllt. An der Lührmannstraße bestehen darüber hinaus kostenpflichtige Parkmöglichkeiten, die aber ebenfalls erfahrungsgemäß im Laufe des Vormittags schnell voll sind. Hier lohnt es sich, frühzeitig anzureisen.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Messeplatz, Norbertstraße, Lührmannstraße oder Lührmannwald in Essen
Es existieren noch weitere Eingänge, die aber nur mit Dauerkarten passierbar sind.
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Essen Hauptbahnhof mit der U11 Richtung Messe West-Süd / Gruga bis zur Haltestelle Messe Ost / Gruga-Halle (eine davor zum Bereitmachen: Martinstraße). Von dort zu Fuß zum Haupteingang des Gruga-Parks. Alternativ mit der U17 Richtung Margarethenhöhe bis zur Endstation. Von dort in die Lührmannstraße bis zur Kreuzung Lührmannwald und schräglinks zum Eingang an den Mustergärten (ca. 500m zu Fuß). Bei dieser Variante bietet sich außerdem ein Besuch der sehenswerten Siedlung Margarethenhöhe an. Dazu könnte man auch an der Station Laubenweg aussteigen und die Siedlung einmal über den Marktplatz durchqueren.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Grugapark wird durch zahlreiche regionale Themenwege um Essen erschlossen, beispielsweise Essen Erleben West oder die Fußballtour. Ein Radweg auf alter Trasse der Grugabahn bildet einen sehr guten Anschluss an den Radschnellweg RS1 bei Heißen und dem RuhrtalRadweg bei Rellinghausen.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Grugapark bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) und Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet* und Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*.
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Blühende Oasen: Ausflüge zu den schönsten Parks und Gärten im Ruhrgebiet* und Grüne Routen: Urbanes Wandern rund um Essen*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°25’53.23″N, 6°59’19.03″E – Hundertwasserhaus Essen
51°25’50.28″N, 6°59’33.82″E – Grugaturm
51°25’49.63″N, 6°59’49.53″E – Haupteingang / U-Bahn Messe Ost
51°25’54.30″N, 6°59’31.13″E – Eingang Orangerie
51°25’39.98″N, 6°58’54.50″E – Eingang Mustergärten
51°25’22.44″N, 6°59’14.37″E – Eingang Grugabad
51°25’42.09″N, 6°59’26.67″E – Eingang Lührmannstraße
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
360181 m, 5699725 m – Hundertwasserhaus Essen
360464 m, 5699626 m – Grugaturm
360767 m, 5699597 m – Haupteingang / U-Bahn Messe Ost
360416 m, 5699751 m – Eingang Orangerie
359696 m, 5699328 m – Eingang Mustergärten / U-Bahn Margarethenhöhe
360065 m, 5698776 m – Eingang Grugabad
360319 m, 5699376 m – Eingang Lührmannstraße
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.