Emscherweg Teil 3 (Recklinghausen – Oberhausen) und Inseltour
Auf etwa 100 Kilometern Länge verläuft der Emscherweg von der Quelle bis zur Mündung der Emscher. Er macht dabei den Wandel von einer offenen Abwasser-Kloake zum lebendigen Fluss erlebbar und verbindet durch den Emscherkunstweg dabei geschickt Natur und Landschaft mit spannenden Kunstwerken am Wegesrand.
Die dritte Etappe führt nun von Recklinghausen und Herne bis nach Oberhausen. Immer entlang der Emscher oder dem Rhein-Herne-Kanal, die in ihrer Mitte die langgestreckte Emscherinsel bilden, fahren wir also durch Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Oberhausen. Wir sehen alte Zechen, beeindruckende Brückenbauwerke, Halden und viele Sehenswürdigkeiten, die entweder direkt oder durch einen kleinen Abstecher erreichbar sind. Die Etappe ist so konzipiert, dass der Rückweg zum Ausgangspunkt komplett und täglich ohne weiteren Umstieg mit dem Zug von Oberhausen nach Herne bewältigt werden kann.
In dieser Etappe führt die Insel-Tour fast parallel zum Emscherweg. Diese Tour konzentriert sich auf die Emscherinsel zwischen Henrichenburg und Oberhausen und erschließt ebenfalls zahlreiche Sehenswürdigkeiten und interessante Orte zwischen Kanal und Fluss.
Ein kurzer Hintergrund zur Emscher
Über etwas mehr als 80 Kilometer fließt die Emscher von Osten nach Westen quer durch das Ruhrgebiet. Sie entspringt dabei in Holzwickede im Kreis Unna, ganz im Osten des Ruhrgebietes. Dann verläuft sie durch Dortmund und einige weitere Großstädte bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken.
Durch die rasche Industrialisierung und die zahlreichen Kohlezechen stieg der Bedarf an Wasser im Ruhrgebiet zum Ende des 19. Jahrhunderts enorm an. Sauberes Trinkwasser wurde aus den beiden großen Flüssen Ruhr im Süden und Lippe im Norden gewonnen. Das Abwasser wurde dagegen in die Emscher geleitet, was auf den ersten Blick ein gutes System zu sein scheint, um die Hauptflüsse sauber zu halten. Fortan verlief jedoch ein offener Schmutzwasserkanal quer durchs Ruhrgebiet.
Zur Verhinderung von Hochwasser und für die rasche Ableitung der Fäkalien musste der Fluss sogar eingedeicht werden. Dies lag auch an Bodensenkungen durch den Bergbau. So erhielt das Flussbett eine Betonsohle sowie hohe Deiche. Schnurgerade durchschnitt der Fluss nun die Landschaft, stank zum Himmel und war eine ökologische Katastrophe – die Emscher war dabei der dreckigste Fluss Deutschlands, praktisch unbewohnt von Tieren und ein Sinnbild für das heruntergekommene Ruhrgebiet. Man kann sich vorstellen, dass auch die Siedlungsgebiete in Hauptwindrichtung hinter dem Fluss nicht die populärsten und teuersten ihrer Art sind oder waren.
Emscherumbau
Nach Abklingen der Bergsenkungen konnte ein unterirdischer Abwasserkanal errichtet werden. Es war ein großer Kraftakt, der unter der Federführung der Emschergenossenschaft bewirkt wurde. Die Emscher ist jedoch heute frei von Abwasser und wird derzeit noch abschnittsweise natürlich gestaltet. Inzwischen hat sie in Voerde am Rhein ein neues Mündungsdelta erhalten. Auf dem Fahrrad auf dem Emscherweg lässt sich der Wandel aber sehr schön nachvollziehen.
Beschilderung und Wegebeschaffenheit
Der Emscherweg ist durchgehend gut beschildert. An wichtigeren Punkten findet man große blaue Schilder mit dem Logo der Route, an den rot-weißen Verkehrsschildern des Radverkehrsnetzes NRW sind außerdem kleinere blaue Piktogramme angebracht. Stellenweise ist jedoch einfach nur dem roten Fahrrad-Piktogramm auf quadratischem weißen Grund mit einer Richtungsangabe in Form eines Pfeils zu folgen. Außerdem sind hin und wieder orangefarbene Elemente am Wegesrand zu finden, die sich entlang der nahezu deckungsgleichen Insel-Tour ziehen. Dies können beispielsweise orangefarben angestrichene Zaunpfähle oder Laternenringe an Straßenlaternen sein.
Überwiegend hat der Weg eine wassergebundene Oberfläche. Einige Abschnitte sind auch asphaltiert. Für kurze Abschnitte sind überwiegend ruhige Nebenstraßen durch Wohngebiete zu befahren. Zwischen Essen und Bottrop ist eine Straße stärker von Autos befahren, die Radwegführung jedoch gut markiert. Da wir flussabwärts fahren und Wasser selten bergauf fließt, hat die Tour ein leichtes Gesamt-Gefälle von etwa 18 Metern.
Folgende Berichte zur Komplettbefahrung des Emscherweges sind zu lesen:
Erste Etappe Holzwickede (Quelle) – Dortmund
Zweite und vorherige Etappe Dortmund – Herne / Recklinghausen
Nächste vierte Etappe Oberhausen – Dinslaken (Mündung in den Rhein)
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie am Rand Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott* und Radtouren am Wasser*
In diesem dritten Teil ist die Emscher im Vergleich zur vorherigen Etappe deutlich breiter geworden. Es gibt entlang des Radweges eine hohe Dichte an sehenswerten Orten wie Zechen, Halden und Kunstwerke, die die Radtour so abwechslungsreich machen. Satteln wir also das Fahrrad – es geht los:
Stadthafen Recklinghausen und Landschaftspark Hoheward
Wir beginnen die Fortsetzung der letzten Etappe am Stadthafen Recklinghausen oder Umspannwerk Recklinghausen zwischen den Knotenpunkten 39 und 89 des Radreviers.Ruhr. Als Ausgangspunkt eignet sich aber auch der Bahnhof Recklinghausen Süd.
Die Insel-Tour verläuft am Kanal entlang, der Emscherweg entfernt sich zunächst von der Emscher. Noch ist es nichts mit flussbegleitendem Radweg. Wir passieren am Waldfriedhof die Dreiecksiedlung in Hochlarmark, eine vor allem aus der Luft gesehen markante Siedlung mit Straßenzügen und Häuserfluchten in der Form eines großen Dreiecks. An der Kreuzung mit der Wanner Straße kann man auf dem Emscher-Park-Radweg geradeaus weiter in den Stadtteilpark Hochlarmark mit den verbliebenen Anlagen der Zeche Recklinghausen fahren.
Über die schöne Drachenbrücke gelangt man so auch zum Fuße der Halde Hoheward im Landschaftspark Hoheward. Die Halde gehört zu den höchsten im Ruhrgebiet und ist Teil der größten Haldenlandschaft auf dem Kontinent. Auf ihrem Gipfel findet man eine Sonnenuhr und das Horizontobservatorium. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, wie gut die Aussicht von oben ist – entsprechendes Wetter natürlich vorausgesetzt. Eine Ringpromenade führt mit zahlreichen Aussichts-Balkonen schon auf halber Höhe rings um die Halde und zur Zeche Ewald auf der anderen Seite. Auf dem Weg dorthin passiert man das alte Trainingsbergwerk unter einer kleinen Halde gegenüber vom Friedhof.
Wir fahren aber weiter auf der Straße Im Emscherbruch und passieren die Halde Hoppenbruch, die ebenfalls Teil des Landschaftsparks Hoheward ist. Auf ihrem Gipfel befindet sich ein Windrad zur Stromerzeugung. Interessant ist die Halde auch für die mit Mountainbikes unter dem Gesäß und Überwindung im Kopf für etwas steilere Auf- und Abfahrten am Haldenhang.
Emscherbruch und Resser Mark
An der Emscherbrücke der Wiedehopfstraße können wir, statt dem Weg zu folgen, einen kleinen Abstecher zur alten Zeche Unser Fritz machen. Aus dem Gelände wurde die Künstlerzeche mit Spielplatz und Parkanlage am Kanal.
Am Fuße der Deponie Emscherbruch besteht die Möglichkeit, über einen Verbindungsweg zur Grimberger Sichel über den Rhein-Herne-Kanal zu gelangen. Dies ist eine sehr interessante Brückenkonstruktion unweit der ZOOM-Erlebniswelt. An der Brücke beginnt der Radweg auf der Erzbahntrasse Richtung Bochum. Sie ist eine von zahlreichen Bahntrassenradwegen im Ruhrgebiet, sehr beliebt und an schönen Wochenendtagen gut befahren. Hier gelangt man bis zur Zeche Hannover, zur Jahrhunderthalle oder zum UNESCO-Welterbe Zollverein.
Auf der anderen Seite der Emscher, am Kanal, befindet sich etwas verdeckt für uns der Hafen Bismarck. Hier ist in einem alten Zechenhafen ein Yachthafen entstanden und entwickelt sich zu einem kleinen Freizeitziel mit Cafés an der Hafenpromenade. Auch die kleine Brücke über die Hafeneinfahrt ist schön anzusehen und etwas Besonderes. Das ganze Hafengelände und Wohngebiet war einmal die Zeche Graf Bismarck mit einer kleinen Halde und einem Kraftwerk.
Auf der linken Seite entdecken wir den Kugel-Gasspeicher mit seinem auffallenden Punktmuster wie auf einem Ball.
Hinter der großen Straßenbrücke der Kurt-Schumacher-Straße müssen wir am Knotenpunkt 63 aufpassen. Geradeaus geht der Weg in den Radweg auf der Hugobahn über. Das ist zwar auch eine sehr schöne Radstrecke, führt aber leider in eine völlig falsche Richtung. Wir biegen rechts ab, halten uns links und fahren in Südrichtung auf die Sutumer Brücke.
Emscherinsel und Wilde Insel
Zum zweiten Mal auf dieser Etappe (ein kurzes Stück war schon – unerwähnt – unterhalb der Deponie Emscherbruch) und der Tour auf dem gesamten Emscherweg überhaupt sind wir jetzt für ein längeres Stück auf der sogenannten „Emscherinsel“ unterwegs. Auf einer Länge von fast 40 Kilometern verlaufen zwischen Castrop-Rauxel und Oberhausen Emscher und Rhein-Herne-Kanal mal mehr und mal weniger dicht parallel zueinander, teilweise nur wenige Meter auseinander. Dies bildet die schmale Zunge, die eigentlich keine Insel ist. Die Nebenstraße, auf der wir nun fahren, führt auf der Emscherinsel am Kanalufer entlang.
Auf der anderen Kanalseite ist der Stadthafen Gelsenkirchen zu sehen, der jedoch im Gegensatz zum Hafen Bismarck heute noch industriell und gewerblich genutzt wird und ein Verladehafen ist. Eine Bogenbrücke, die entfernt an die Fehmarnsundbrücke erinnert, überquert auch hier die Hafeneinfahrt. Dahinter quert eine besondere, blaue Hängebrücke den Kanal. Sie ist jedoch nicht befahr- oder begehbar, sondern trägt irgendwelche Rohrleitungen vom einen zum anderen Ufer.
Direkt neben der Schleuse bildet die Emscherinsel einen Hügel. Es ist ein bisschen wenig Masse, um ihn „Berg“ zu bezeichnen, und ein bisschen viel, um ihn zu ignorieren. Die sogenannte Wilde Insel erhebt sich unmittelbar an der Gelsenkirchener Schleuse auf eine Höhe von sagenhaften zwölf Metern über der Umgebung (Schleuse: 36 m ü. NN). Der höchste Punkt liegt auf 48,1 Metern über dem Meeresspiegel.
Künstlicher Felsen „Monument for a Forgotten Future“
Der Hügel ist keine Bergehalde, wie man denken könnte und wie manche Quelle im Internet vermuten lässt, sondern besteht aus Bodenaushub vom Bau des Rhein-Herne-Kanals und der Schleusenanlage. Er wird verziert durch ein äußerst ungewöhnliches Denkmal – den singenden Felsen: Das „Monument for a Forgotten Future“ (engl.: Denkmal für eine vergessene Zukunft) ist die originalgetreue Nachbildung einer im Joshua-Tree-Nationalpark befindlichen Stein-Formation. Der Nationalpark liegt im Süden Kaliforniens unweit von Los Angeles. Der Felsen ist ein besonders interessantes Werk und Teil des Emscherkunstweges. Anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 wurde die Emscherinsel in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Vielerorts sind oder waren Kunstwerke und Aktionen Teil der Emscherkunst, die zum Teil noch heute erhalten sind.
Wer die Ohren spitzt, vernimmt ungewöhnliche Klänge von dem Objekt, denn aus seinem Innern erklingt im Sommerhalbjahr eine Symphonie der schottischen Band Mogwai. Wir werden später noch auf weitere Werke der Emscherkunst treffen und haben in den vorherigen Etappen schon einige gesehen. Außerdem bietet die Wilde Insel in der Nähe der Freitreppe einen guten Einblick auf die angrenzende Raffinerie. Von hier ist auch die markante Halde Rungenberg mit den zwei Pyramidengipfeln zu erkennen, zu der ja die Hugobahn führt, der wir vorhin begegnet sind.
Schleuse Gelsenkirchen
Gegenüber dem Zugang zur Wilden Insel queren wir die Schleusenbecken der Gelsenkirchener Schleuse, dessen fehlender Erdboden ja auf dem benachbarten Hügel liegt. Es ist die mittlere von fünf Schleusen zwischen dem Duisburger Hafen und dem Übergang zum Dortmund-Ems- und Wesel-Datteln-Kanal bei Datteln. Mit der Überquerung verlassen wir auch wieder die Emscherinsel, werden aber später wieder darauf zurückkehren.
Ein relativ kurzes Stück fahren wir nun am südlichen Ufer des Rhein-Herne-Kanals vorbei am Verladehafen der Ruhr-Oel und bis zum Knotenpunkt 90. Hier biegen wir links ab in den Nordsternpark.
Doppelbogenbrücke im Nordsternpark
Der Nordsternpark liegt auf dem Gelände der Zeche Nordstern und ist ein großer Park mit Erholungs- und Spielflächen. In seinem Zentrum stehen die Fördertürme der Zeche Nordstern mit dem auffälligen Herkules auf der Spitze. Besonderes Bauwerk ist jedoch die große Doppelbogenbrücke, die wir sogleich benutzen, um den Kanal zu überqueren. Vorbei am Amphitheater und der Aussichtspyramide queren wir auch wieder die Emscher über eine interessante Fachwerkbrücke und biegen links ab. Die Inseltour hat uns bereits hinter der Doppelbogenbrücke verlassen und folgt bis Welheim lieber dem Kanal. Natürlich kann man den Park noch ein wenig erkunden, in einem Biergarten einkehren oder eine der kleinen Halden im Park erklimmen.
Auf der rechten Seite liegt das blaue Pumpwerk der Emschergenossenschaft, im Hintergrund ist immer noch dieser Herkules auf dem Turm zu sehen.
Hoch über der Emscher folgen wir ihrem Verlauf. Zwei Fachwerkbrücken zweigen links ab, die zweite davon, die blaue, führt zum Knotenpunkt 61 am Ende des Radweges auf der alten Nordsternbahn. Von hier aus können wir noch einmal sehr bequem zum UNESCO-Welterbe Zollverein, aber auch über weitere Bahntrassenradwege wie die Kray-Wanner Bahn beispielsweise zur Halde Rheinelbe, zur Erzbahntrasse und letztlich zurück zum Emscherweg am Anfang unserer aktuellen Etappe fahren. Von hier aus ist auch die Schurenbachhalde erreichbar. Kurz hinter der Brücke zur Nordsterntrasse verlassen wir Gelsenkirchen und erreichen Essen.
Emscherpark Karnap und Carbon Obelisk
Rechts von uns liegt der kleine Emscherpark Karnap an der nördlichsten Spitze der Stadt Essen, die der gleichnamige Ortsteil bildet. Größtenteils besteht er aus Wiesenflächen und Wäldchen. Hier und dort befinden sich Spielpunkte und Sitzgelegenheiten. Eine Skulptur von Raimund Kummer namens Die Schwelle, das von weitem an die Plastiktüren einer Schlachterei oder einer Waschstraße erinnert, steht an erhöhter Position in einer Wiese.
In den 1950er Jahren befanden sich hier Wiesen und Felder, mitten darin lag Grüterings Hof. Noch in diesem Jahrzehnt begann die fortschreitende Aufschüttung einer Bergehalde, die sich von Ost nach West ausdehnte und Jahre später auch den ehemaligen Bauernhof überdeckte. Benannt nach der im Norden begrenzenden Straße heißt sie Halde Lohwiese. Der höchste von zwei Gipfeln des Überrestes der Halde liegt auf 44 Metern über dem Meeresspiegel und immer noch im Mittel etwa zehn Meter über der Umgebung. Diesen höchsten Punkt markiert die beschriebene Skulptur, die auf einer kleinen Lichtung inmitten der Büsche und Bäume steht.
Direkt hinter dem Emscherpark fährt man auf dem Emscherweg auf eine markante, schwarze Säule zu. Der ca. 14 Meter hohe Carbon Obelisk ist ein weiterer Teil der Emscherkunst und stammt von Rita McBride. Mit dem Werkstoff, aus dem sie besteht, geht sie direkt auf die Kohle ein, die das Ruhrgebiet so geprägt hat.
Kokerei Prosper und Faultürme
Es geht rechts ins Hinterland der Emscher und auf der Straße II. Schockenhecke durch Karnap bis zur Arenbergstraße. Nach (!) Überqueren der großen Kreuzung biegen wir links ab in die Straße In der Welheimer Mark, die zur Kläranlage führt. Zunächst haben wir einen sehr schönen Blick über die Felder zur „Wolkenfabrik“, der Kokerei Prosper, die im Abstand einiger Minuten beim Löschen des Koks dicke Wasserdampfwolken ausstößt.
Der Emscherweg umrundet einen Hügel, den man einige hundert Meter vor dem eigentlichen Abzweig nahe der eierförmigen Faultürme auch erklimmen und überqueren kann. Es bietet sich eine Aussicht auf die Stadt Essen und die Kokerei. Auch der Tetraeder auf der Halde Beckstraße ist durch die Bäume zu sehen. Hinter dem Hügel hat man vom Weg, der sich wieder der Emscher annähert, einen guten und hochgelegenen Überblick auf die Kläranlage Bottrop mit den Belebungs- und Nachklärbecken und den markanten Faultürmen, die die Form von vier großen, silbrig glänzenden Eiern besitzen und nachts blau beleuchtet werden. Es sind bereits nach Deusen die zweiten markanten Eiertürme, die wir sehen. Und auch kurz vor der Mündung bei Dinslaken werden wir in Etappe 4 eine weitere Kläranlage mit dieser Form antreffen. Alle unterscheiden sich in der Anzahl der „Eier“. Bottrop hat die meisten.
BernePark Bottrop
Wir werden zurück zum Fluss geleitet, den wir hoch oben auf dem Deich begleiten. Aber nur sehr kurz, denn bald darauf führt der Weg für eine Umfahrung in ein Wäldchen. Unterhalb des hohen Deiches kommt fast schon Küsten-Feeling auf. Vorbei am Pumpwerk biegt der Weg abermals ins Landesinnere ab, passiert einen Spielplatz und kehrt auf der Parallelstraße zur Emscher zurück. An den orangefarbenen Pfosten und Markierungen an den Straßenlaternen merken wir, dass wir uns auch wieder auf der Insel-Tour befinden. Bis zum Ziel in Oberhausen wird sie nun auf unserer Route verlaufen. Endlich überqueren wir den Fluss wieder und setzen auf der Emscherinsel fort. Vor der Brücke sollte man schon rechts auf den straßenbegleitenden Weg fahren, da es von der Straße keine Abbiegemöglichkeit mehr geben wird.
Wir biegen also rechts ab und fahren zwischen Autobahn und Fluss zügig weiter und sind zurück auf der Emscherinsel. Bis zum Ende der Etappe bleiben wir jetzt links der Emscher. Unter der Autobahnbrücke erblicken wir eine Herde Schafe aus Beton, die hier vor sich hingrast.
Das nächste Etappenziel ist der BernePark. Aus der ehemaligen Kläranlage des Bachs Berne wurde 2010 ein ungewöhnlicher Park. Aus dem einen Rundklärbecken wurde ein Goldfischteich, aus dem anderen ein großer Staudengarten. Im Betriebsgebäude kann man Einkehren, in Fässern im Park übernachten. Es gibt hier auch einen Spielplatz. So etwas findet man auch nur im Ruhrgebiet.
Siedlung Prosper I
Hinter dem BernePark befindet sich die Zechensiedlung Prosper I. Neben Resse und Pöppinghausen gehört sie zu den wenigen Wohnsiedlungen überhaupt, die auf der Emscherinsel liegen. Das zugehörige Bergwerk befand sich nicht weit von hier. Drei Halden befanden sich hier einmal, die in der Rubrik „ehemalige Halden“ dokumentiert werden.
Wir machen abseits des Emscherweges einen kleinen Abstecher nach links und durch die erste Parallelstraße rechts, die Bergbaustraße, in der noch sehr schöne und einheitliche Zechenhäuser stehen. Am Ende fahren wir einfach wieder rechts und gelangen zurück zum Emscherweg.
Am Bernepark endet die Berne-Route, die beschildert bis in die Innenstadt von Essen führt und uns ein Stück begleitet.
An der Brücke der Essener Straße gibt es die Möglichkeit, auf die nächste thematische Radtour umzuschwenken. Die Wasser-Route führt auf ca. 20 Kilometern Länge quer durch Essen bis zum RuhrtalRadweg und passiert zum Beispiel die einmalige Siedlung Margarethenhöhe.
Parallel zu uns verläuft ein Pilgerweg mit wiederholenden Wegkennzeichen. Wir fahren zügig auf dem Weg am Kanalufer entlang.
Brachen-Kunst und ein tanzender Strommast
Auf der anderen Seite befindet sich das Haus Ripshorst mit dem umgebenden Gehölzgarten und Wiesenflächen. Über den Ripshorststeg, eine ungewöhnlich gebogene Brücke, ist das Gelände an den Emscherweg angebunden. Von weitem ist der „Zauberlehrling„, der tanzende Strommast und ebenfalls Teil der Emscherkunst, drüben zu sehen. Auf unserer Seite liegt hinter der Emscher die Brache der Zeche Vondern. Hier sind auf dem Brachengelände Kunstwerke wie auch die Emschersäule, der Stufenturm oder der Brachenthron zu finden. Man kann die Brache durchfahren, um zur Burg Vondern zu gelangen.
Ganz schmal ist die Emscherinsel an dieser Stelle. An der Tausendfüßlerbrücke sind Fluss und Kanal nur wenige Meter auseinander, sodass gerade einmal die zwei parallelen Rad- und Fußwege dazwischen passen. Geradeaus ist unser Ziel schon gut zu erkennen, weithin sichtbar ist der Große Gasometer der alten Gutehoffnungshütte. Er dient uns nun als Ziel-Landmarke, der das Ende unserer Etappe kennzeichnet. Fast jedenfalls. Ein kleines bisschen weiter fahren wir doch.
Neue Mitte und Gasometer
Auf der anderen Seite erblicken wir die Marina Oberhausen mit dem Sea Life Aquarium und dem Aquapark. Wir könnten die ebenfalls sehr auffällige Tausendfüßlerbrücke nutzen, um zum CentrO, dem bekannten Einkaufszentrum auf dem alten Hüttengelände, zu gelangen. Hier befinden sich neben den beinahe unzähligen Läden in verschiedenen Etagen auch viele Einkehrmöglichkeiten – vom Imbiss in der Coca-Cola-Oase des CentrO bis hin zum bayerischen Gasthaus.
Das höchste Bauwerk ist natürlich der Gasometer, der durch spektakuläre Ausstellungen im Innern der „Tonne“ bekannt wurde. Wir passieren den Gasometer auf der anderen Seite des Kanals. Über eine weitere Brücke würde man von hier aus nun zum OLGA-Park kommen, ein ehemaliges Landesgartenschaugelände auf der alten Zeche Osterfeld.
Wir unterqueren die Tausendfüßlerbrücke. Man erkennt gut, warum die Brücke ihren Namen trägt – die Fahrbahn ruht auf beinahe unzähligen schmalen Stützen und schlängelt sich über den Rhein-Herne-Kanal, den Emscherweg, die Emscher und die Autobahn. Auch die nächsten Brücken sind durchaus sehenswert, denn sie verzahnen sich geradezu in ihrem Stahlfachwerk ineinander.
Etappenziel Schloss Oberhausen im Kaisergarten
Und ganz besonders ist natürlich die Rehberger Brücke, unser Etappenziel. Nach etwas mehr als 30 Kilometern kommen wir nun (zugegebenermaßen etwas hinter dem Gasometer) an der Brücke an, die bekannter unter dem Namen „Slinky Springs to Fame“ ist. Sie sieht tatsächlich so aus, wie das Kinderspielzeug Slinky, diese Feder, die Treppenstufen hinabsteigen kann. Die Brücke führt auf die andere Kanalseite zum Schloss Oberhausen mit dem Kaisergarten, in dem auch ein kleiner Zoo verborgen ist.
Bis hierher hatte die Emscher bis auf die Begradigung ihren ursprünglichen Verlauf. Die nächste Etappe wird sich mit der Umlegung der Emscher beschäftigen, da diese kurz hinter dem Kaisergarten einen Schlenker nach Norden macht, den der Fluss früher nicht besaß. Die Mündung wurde im 20. Jahrhundert zweimal verlegt und der Fluss um etliche Kilometer in seinem Laufweg verlängert.
Von hier aus erreichen wir den Oberhausener Hauptbahnhof sehr gut, um bequem mit dem Regionalexpress oder der S-Bahn zurück nach Herne zum Ausgangspunkt zu gelangen. Es ist die letzte Möglichkeit, dies umsteigefrei zu machen. Daher endet diese Etappe auf dem Emscherweg an dieser Stelle.
Hier geht es zum vierten und letzten Teil der Radtour auf dem Emscherweg ► Etappe 4 von Oberhausen bis zur Rheinmündung bei Dinslaken
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°33’37.29″N, 7°12’34.73″E – Stadthafen Recklinghausen
51°33’40.52″N, 7°12’28.39″E – Museum Strom und Leben
51°31’50.94″N, 7°03’08.49″E – Monument for a Forgotten Future
51°31’20.46″N, 7°02’13.48″E – Doppelbogenbrücke
51°31’41.63″N, 7°01’54.73″E – Nordsternturm mit Herkulesstatue
51°31’02.17″N, 7°00’52.10″E – Die Schwelle (Emscherpark Karnap)
51°30’13.42″N, 6°56’43.09″E – BernePark
51°29’32.41″N, 6°51’31.36″E – Slinky Springs to Fame
51°29’31.50″N, 6°51’37.28″E – Schloss Oberhausen und Galerie
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
375895 m, 5713660 m – Stadthafen Recklinghausen
375775 m, 5713763 m – Museum Strom und Leben
364905 m, 5710654 m – Monument for a Forgotten Future
363820 m, 5709741 m – Doppelbogenbrücke
363477 m, 5710404 m – Nordsternturm mit Herkulesstatue
362238 m, 5709218 m – Die Schwelle (Emscherpark Karnap)
357396 m, 5707845 m – BernePark
351350 m, 5706750 m – Slinky Springs to Fame
351463 m, 5706719 m – Schloss Oberhausen und Galerie
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Offizielle Webseite des Emscherweges: radrouten.eglv.de
Emscherkunst / Emscherkunstweg: www.emscherkunstweg.de