Natur- und Wasser-Erlebnis-Park Emscherland
Eine grüne Parkanlage im Emschertal, ein Aussichtshügel und Aussichtsturm mit Blick auf das renaturierte Flusstal, eine alte Burganlage und eine beeindruckende neue Brückenkonstruktion, die einen Sprung über die Emscher macht: Das Emschertal zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen hat einen unglaublichen Wandel gemacht. Dort, wo früher der Suderwicher Bach als braune Abwasser-Brühe in die nicht weniger dreckige Emscher floss, ist heute eine Auen-Landschaft, in der sich Tiere und Menschen gleichermaßen wohlfühlen. Kaum hätte man noch vor wenigen Jahren gedacht, dass eines Tages Menschen zur Erholung und zum Genießen der Natur herkommen würden.
An dieser Stelle wird der erst 2023 größtenteils fertiggestellte Natur- und Wasser-Erlebnis-Park Emscherland 2020 näher vorgestellt. Wir flanieren durch den Park im Unterlauf des Suderwicher Baches, besteigen den Aussichtshügel zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal am Ende der sogenannten Emscher-Insel und den hölzernen Turm am Emscherkunstweg. Außerdem machen wir in einem kleinen Hecken-Labyrinth eine Burgbesichtigung. Die wesentlichen Ziele sind in der folgenden Karte eingetragen:
Von der Köttelbecke zur Auenlandschaft
Die Quelle der Emscher befindet sich in Holzwickede. Nach 80 Kilometern durch Dortmund, Essen, Bottrop und Oberhausen mündet sie in den Rhein. Zwischen Henrichenburg, also genau hier, und Oberhausen wird sie vom Rhein-Herne-Kanal begleitet. Die schmale Zunge zwischen Fluss und Kanal wird als Emscher-Insel bezeichnet.
Bereits zum Höhepunkt der Industrialisierung wurde Frischwasser für Haushalte und Industrie aus der südlich fließenden Ruhr gewonnen. Die Emscher im Norden wurde dagegen zum offenen, begradigten und zum Himmel stinkenden Abwasserkanal. Eine lebendige Tier- und Pflanzenwelt war jahrzehntelang undenkbar, bis in den 1990er Jahren die Planungen der Emschergenossenschaft zum Generationenprojekt Emscherumbau begannen.
Generationenprojekt Emscherumbau
Nach dem Abklingen von Bergsenkungen konnte endlich dazu ein unterirdischer Kanal gebaut werden, der fortan statt dem Fluss das Schmutzwasser zu den Kläranlagen abführte. Die Emscher selbst wurde frei von Abwasser. Nach und nach wurden anschließend Abschnitte des nun wieder sauberen Flusses insofern umgebaut, dass die begradigten Ufer abgebrochen und, wo genügend Platz war, breite Auenlandschaften mit Inseln entstanden sind. Bekannt sind dabei die Emscher-Auen am Hof Emschertal oder auch die Emschermündung bei Voerde.
Eine solche ist Landschaft ist seit 2023 auch das Emscherland 2020 am östlichen Ende der Emscher-Insel, wo die Emscher den Rhein-Herne-Kanal unterquert. Der kaskadenartige Einlauf des Suderwicher Bachs wurde vollständig umgestaltet. Die Mündung wurde verlegt und als kleines Delta modelliert, über das sogar Tiere barrierefrei bachaufwärts wandern können.
Ehemalige Ackerflächen wurden zum Natur- und Wasser-Erlebnis-Park, Bodenaushub hat einen kleinen Hügel mit Aussichtspunkten zwischen Fluss und Kanal geschaffen. Doch ein Bildvergleich sagt mehr als tausend Worte: Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Hinweis: Im aktuellen Luftbild ist die noch nicht ganz fertige Situation im Sommer 2022 dargestellt.
Ein Spaziergang durch den Natur- und Wasser-Erlebnis-Park am Suderwichbach
Ackerflächen und Felder waren noch vor wenigen Jahren dort, wo die Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen verläuft. Schnurgerade und in einem langen Graben floss der Suderwicher Bach als Abwasserkanal zwischen den Feldern hindurch und fiel in bräunlich-dreckigen Kaskaden in die Emscher, wo sich die Abwässer mit denen in der Emscher mischten und sich „alte Bekannte“ trafen. Doch das ist nun Geschichte.
Nicht mehr eingezwängt in einen Kanal, sondern in weiten Bögen, wie ein natürliches Gewässer diese hier auch mit der Zeit gebildet hätte, fließt der Suderwicher Bach heute durch eine grüne Parkanlage mit Auenlandschaft. Am Ende mündet er in der Art eines Deltas in die Emscher. Die alten, trockengefallenen Kaskaden bleiben nur noch als Erinnerung und Quasi-Industriedenkmal erhalten.
Ein Wegenetz durchquert den Park, der aus grünen Wiesen, tiefliegender feuchter Aue, vereinzelten alten Bäumen, Streuobstwiese und blühenden Staudenbeeten besteht. Vielleicht fällt dem den ein oder anderen Besuchenden auf, dass einige Staudenpflanzen streng nach Blütenfarben rot, blau und gelb oder völlig gemischt zusammengesetzt sind. Über Sitz-Stufen kann man sich dem Suderwichbach annähern. Zwei neue, kleine Brücken überqueren den Bach – auf einer davon verläuft der Emscher-Radweg zwischen Quelle und Mündung. Ziemlich genau in der Mitte vom Emscherland ist ein Spielplatz.
Informationen zur Anreise und ausgesuchte GPS-Koordinaten finden Sie ganz unten.
Sprung über die Emscher
Mit einer Länge von über 400 Metern überquert bereits jetzt eine aufregende neue Brücke den Kanal und die Emscher im Bereich des sogenannten Emscherdükers, also an der Stelle, wo die Emscher unter dem Kanal herfließt. Die Brücke hat eine S-Form und trägt zukünftig den Emscherweg direkt ins Emscherland.
Die Brücke wurde im September 2024 eingeweiht. Nach Besuch im Emscherland werde ich an dieser Stelle entsprechende Fotos zeigen.
Der Aussichtshügel und Emscher-Terrassen
Neben dem Sprung über die Emscher führt eine kleine neue Bogenbrücke in Sichtweite davon über die Emscher zu einem grünen Hügel. Dieser Hügel liegt zwischen dem Fluss und dem Rhein-Herne-Kanal und bildet dabei das östliche Ende der sogenannten Emscher-Insel, der langgestreckten Landzunge zwischen den beiden Gewässern zwischen Castrop-Rauxel und Oberhausen.
Über Treppen oder eine Rampe gelangen Radfahrende oder Spaziergänger bis zum Gipfel. Hier ist ein Aussichtspunkt mit Bänken sowie einem Fernrohr eingerichtet. Von dort kann man den Blick über die Nachbarschaft, die neue Mündung des Suderwicher Bachs und den Natur- und Wasser-Erlebnis-Park im Unterlauf des Bachs sowie den Rhein-Herne-Kanal auf der anderen Seite schweifen lassen. Im Süden, hinter der Emscher-Aue, kann man den hölzernen Aussichtsturm am Emscherkunstweg sehen, der im weiteren Verlauf noch näher vorgestellt wird.
Auf der Süd- und Ostseite dieses Hügels soll zukünftig ein Weinberg angelegt werden.
Informationen zur Anreise und ausgesuchte GPS-Koordinaten finden Sie ganz unten.
Emscher-Aue und Aussichtsturm
Parallel zur Emscher führt der Emscherweg, ein Radweg, der von der Quelle in Holzwickede bis zur Mündung in den Rhein bei Voerde verläuft. Neben seiner Rolle als Radweg ist er zugleich Emscherkunstweg. Entlang der Strecke findet man zahlreiche Kunstgegenstände. Zu den bekannteren gehören der Zauberlehrling, das Monument for a forgotten Future, der Obelisk aus Karbon sowie die Slinky-Springs-Brücke am Schloss Oberhausen.
Ein Objekt der seinerzeit noch Emscherkunst bezeichneten Aktion ist im Kulturhauptstadtjahr 2010 auch der Holzturm gewesen. Zu ihm gelangt man über den Emscherweg in Richtung Recklinghausen. Dabei passiert man die neuen, breiten Emscherauen im Mündungsbereich des Suderwicher Bachs. Auch hier war die Emscher zuvor begradigt und im Vergleich zu heute sehr schmal.
Emscherkunstweg: Walkway & Tower
Praktisch am südlichen Ende vom Emscherland steht direkt am Radweg ein hölzerner Aussichtsturm. Er wurde zusammen mit einem ebenfalls aus Holz bestehenden Laufsteg im Zickzack bereits im Zuge der Emscherkunst.2010 vom Japaner Tadashi Kawamata konzipiert und errichtet und trägt den passenden englischen Titel Walkway and Tower.
Über eine Treppe im Innern lässt sich die Aussichtsplattform erklimmen und auf das im Wandel befindliche Emschertal blicken. Der Turm wirkt bei genauerem Hinsehen beschädigt oder provisorisch (beispielsweise durch schief oder lückenhaft angebrachte Holzlatten), was aber bereits von Anfang an so war und vom Künstler beabsichtigt ist. Die Vergänglichkeit hat einen Bezug zum Fluss oder Emschertal.
Der Wandel des Emscherlandes lässt sich besonders gut bei einem Bildvergleich von der Plattform auf dem Holzturm nachvollziehen. Mit der Maus oder dem Finger kann dabei je nach Gerät interaktiv zwischen der früheren Situation von einem Besuch 2017 und heute gewechselt werden.
Wartburginsel und Wasserkreuz an der Alten Fahrt
Hinter dem Sprung über die Emscher liegt nördlich vom Natur- und Wasser-Erlebnis-Park Emscherland die Alte Fahrt. Das ist ein langgestrecktes Gewässer parallel zum Kanal. Es macht das Gelände mit Tennisplätzen und dem Restaurant zu einer weiteren Insel, obwohl es sich ebenfalls strenggenommen nicht um eine Insel handelt. Sie wird als Wartburginsel bezeichnet.
Die Alte Fahrt ist ein ehemaliger Verlauf des Kanals, der zum Ende der 1920er Jahre durch einen Neubau ersetzt wurde und hat deshalb eine so langgestreckte Form. An beiden Seiten ist sie etwa seit den 1940er Jahren nicht mehr an den heutigen Kanal angebunden und bildet somit ein abgeschlossenes Biotop.
Am Ende der Alten Fahrt befindet sich der mittlerweile dritte und neue Emscher-Durchlass unter den Rhein-Herne-Kanal. Mithilfe dieses fließt die Emscher unter dem Kanal durch und wechselt damit von der Süd- auf die Nordseite – und wird dort bis zur Mündung verbleiben. Der zweite langjährige Durchlass befand sich einige hundert Meter weiter südlich und wurde abgerissen.
Im Volksmund wird auch vom Emscher-Düker gesprochen, wobei es sich technisch nicht um eine solche Bauform handelt. Ein Düker stünde wie ein Siphon unter einem Waschbecken vollständig unter Wasser und funktioniert durch den Druck des nachfließenden Wassers. Man kann durch die Brücke hindurchschauen, was bedeutet, dass dieser Durchlass keine Siphon-Form hat. Das Konstrukt wird auch als Wasserkreuz Castrop-Rauxel bezeichnet.
Landschaftsarchäologischer Park Henrichenburg
In der Nähe der Kanalbrücke an der Alten Fahrt lässt sich Baugeschichte erleben. Denn hier wurden im Jahr 1994 bei Vorarbeiten zum Bau eines Wohngebietes zufällig Teile der im 18. Jahrhundert abgerissenen Henrichenburg wiederentdeckt, die dem Ort seinen Namen gibt. Ihre Wurzeln reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück.
Über eine kleine Holzbrücke kann die historische Burg betreten werden. Die Ruinen wurden dokumentiert und mit Erde bedeckt und dadurch konserviert. Heute sind sie ein Bodendenkmal. Grüne Hecken markieren hier nun den Verlauf von Mauern, höhere Bäume die Standorte von Türmen sowie Schornsteinen. Lücken zwischen den Hecken symbolisieren dabei Türen und Durchgänge. Das ist eine sehr schöne Variante, um sich die alte Burg vorstellen zu können, während eigentlich für den Laien so gut wie gar nichts mehr vorhanden ist.
Informationen zum Besuch
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zur Ausfahrt 11 Henrichenburg. Links abbiegen auf die B235 Hebewerkstraße. Dann nach etwa 500 Metern rechts abbiegen auf die Freiheitstraße.
► Emscherland / Wartburginsel: der Straße bis zum Ende folgen und rechts auf die Kanalbrücke. Danach links in die Industriestraße und hier am Rand parken. Links zum Rad- und Fußweg gehen, um am Emscherdurchlass bzw. dem Sprung über die Emscher und dem Emscherland herauszukommen.
► Henrichenburg: Nach 500 Metern rechts abbiegen in die Straße Am Friedhof und sofort links in die In der Stühe. Hier im Kreuzungsbereich sowie am Ende dieser Straße an der T-Kreuzung befindet sich je ein Zugang zur Henrichenburg und unserem Ausgangspunkt.
Zieleingabe ins Navigationssystem: In der Stühe, Nähe Kreuzung Am Friedhof oder Industriestraße in Castrop-Rauxel
Anreise mit Bus und Bahn:
Henrichenburg ist nicht mit der Bahn erreichbar. Die nächsten Bushaltestellen sind Emschertalweg, Wartburg sowie Schöttelkamp mit Anbindung an den Hauptbahnhof in Recklinghausen über die Buslinie 233.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Das vorgestellte Gebiet im Emscherland wird von gleich drei großen Themenwegen durchquert. Der Emscherweg führt aus Richtung Dortmund nach Recklinghausen. Der Parkway EmscherRuhr verbindet das Schiffshebewerk in Waltrop mit dem Kemnader See in Bochum. Die Grüne Acht durchquert das Hügelland von Castrop-Rauxel und führt von hier aus zum Dortmund-Ems-Kanal (mit dortiger Anbindung an die Radroute Dortmund-Ems-Kanal), zum Schloss Bladenhorst sowie in die südlichen Stadtteile. Außerdem besteht in der Nähe ein Anschluss an die König-Ludwig-Trasse.
Kartenmaterial:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Emscherweg bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott*, Radtouren am Wasser*, Das Ruhrgebiet erfahren*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°35’57.86″N, 7°18’12.17″E – Henrichenburg
51°35’46.98″N, 7°17’55.63″E – Wasserkreuz Castrop-Rauxel
51°35’36.13″N, 7°17’39.93″E – Aussichtspunkt auf der Emscherinsel
51°35’50.38″N, 7°17’35.22″E – Spielplatz Emscherland
51°35’22.90″N, 7°17’10.11″E – Walkway and Tower (Emscherkunstweg)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
382493 m, 5717848 m – Henrichenburg
382167 m, 5717519 m – Wasserkreuz Castrop-Rauxel
381857 m, 5717191 m – Aussichtspunkt auf der Emscherinsel
381777 m, 5717633 m – Spielplatz Emscherland
381274 m, 5716796 m – Walkway and Tower (Emscherkunstweg)
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.