Das Eisenbahnmuseum Bochum
Im äußersten Südwesten der Stadt Bochum wurde ab 1916 direkt im Städte-Dreieck zwischen Bochum, Essen und Hattingen an der Ruhr das Eisenbahn-Betriebswerk Dahlhausen gegründet. Seine Hauptaufgabe war die Wartung und Reparatur von Dampflokomotiven und Güterwagen, die den anstehenden Güterverkehr der umliegenden florierenden Großzechen im Ruhrgebiet abwickelten.
Gegen Ende der 1960er Jahre schlossen im Zuge der Kohlekrise immer mehr Zechen, die die Dampfloks und Güterwagen des Betriebswerks nutzten. Damit wurde das Betriebswerk zunehmend unnötig und schließlich 1969 geschlossen, die Güterwagen-Ausbesserung bestand noch bis 1982. Bereits ab 1977 wurde das Gelände durch die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) gemietet und nach und nach zum größten privaten Eisenbahnmuseum in Deutschland umgebaut. Heute ist die Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum Träger des Museums.
Ein Rundgang über das Museumsgelände
Die Herzen von Eisenbahnfreunden und Liebhabern nostalgischer Technik schlagen höher, wenn sie das Gelände betreten, denn das Eisenbahnmuseum erweckt das stillgelegte Betriebswerk wieder zum Leben. Der Mittelpunkt ist der 14-ständige Ringlokschuppen mit der davor befindlichen großen Drehscheibe, die häufig und gerne zur Zurschaustellung einer oder mehrerer Loks oder Triebwagen genutzt wird. Hier steht auch das markante, aufgeständerte Stellwerk „Dmf“.
Im Lokschuppen und in zwei weiteren Hallen sowie auf dem Freigelände können zum Teil sogar betriebsfähige Dampflokomotiven, Elektro- und Dieselloks, Triebwagen sowie Personen- und Güterwaggons besichtigt werden. Hier und dort ist ein Erklimmen des Führerstandes möglich. So lassen sich beispielsweise die bis Mitte der 1990er vielerorts im Ruhrgebiet und Sauerland auf Nebenstrecken verkehrenden Dieselloks der Baureihe 212 ebenso besichtigen wie die legendären Akkutriebwagen ETA 150 (Baureihe 515) samt Beiwagen, die mit ihrem markanten Motorbrummen vor allem auf Strecken um Wanne-Eickel, Rheinhausen und Meiderich unterwegs waren.
Natürlich sind auch die roten Brummer, die Schienenbusse der Baureihe 795 und Beiwagen, aus der Nachkriegsgeschichte kaum wegzudenken. Sie verkehren auch an den Fahrtagen als getakteter Museumszug auf der Ruhrtalbahn. Weitere Highlights des Museums sind die Dampflokomotiven der Baureihen 01 von 1925, 044 von 1942 oder 038 von 1918. Unter der großen Vielfalt an Rollmaterial sind weiterhin zu nennen der Schienen-Straßen-Bus von 1953, eine Bahnmeister-Draisine Klv 12, das »Deutsche Krokodil« – die Baureihe E94 von 1952 oder der zweitälteste erhaltene Personenwagen Deutschlands. Außerdem diverse Personen- und Güterwagen unterschiedlichster Baujahre.
Am schönsten sind historische Eisenbahnen sicherlich, wenn sie nicht nur rostend irgendwo abgestellt, sondern liebevoll aufgearbeitet sind, sich bewegen und leben. Man erinnert sich an die gute alte Zeit, in der man vielleicht in diesen Triebwagen oder am Haken dieser Loks gezogen zur Schule oder zur Arbeit gefahren ist. Dazu kommt dieser ganz typische Geruch der Fahrzeuge.
An manchen Tagen werden kurze Führerstandsmitfahrten zum Beispiel an Bord einer richtigen Dampflok angeboten. Mitunter können sich Besuchende auch an der Handhebeldraisine versuchen und eine Strecke hin und zurück fahren. An einigen Tagen pendelt der Wismarer Schienenbus T2 von 1936 mit den typischen Milchkannen als Ladegut zwischen Museum und S-Bahnhof Dahlhausen hin und her. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich mit einer Feldbahn über Teile des Museumsgeländes in gemächlicher Geschwindigkeit ziehen zu lassen (Die Angebote sind tages- und programmabhängig).
Eine kleine Besonderheit ist der alte Wasserturm hinter dem Ringlokschuppen in der besonderen Intze-Bauform, dessen Wasserbehälter nämlich nachträglich um den zuvor bestehenden Schornstein angesetzt wurde. Er trägt heute zur bekannten Kulisse als Hintergrund der Drehscheibe mit dem Schriftzug »Bahnbetriebswerk Bochum-Dahlhausen« bei.
Tipp des Autors:
Entlang der Trasse der hier beginnenden Ruhrtalbahn Richtung Hagen befinden sich zahlreiche weitere sehr lohnenswerte Ziele, die mit dem Museumszug (aktuellen Hinweis unten beachten!) oder auch mit dem Auto in einer Kette je nach Geschmack zu einem ganzen Erlebnistag kombiniert werden können, beispielsweise die Henrichshütte in Hattingen, die Burg Blankenstein, die Zeche Nachtigall mit Stollenführung oder das bergbauhistorisch äußerst interessante Muttental bei Witten, wo ebenfalls ein Museum zur kleineren Ausgabe der Eisenbahn, den Gruben- und Feldbahnen, zu finden ist. Auf dem RuhrtalRadweg ist das Museum zwischen Hattingen und Essen ein willkommenes Etappenziel.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Das Museum ist im Sommerhalbjahr von Dienstag bis Freitag und an Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet (Letzter Einlass: 16.00 Uhr) – nicht jedoch an Samstagen!
Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der mittleren Kategorie €€ (zwischen 5,- Euro und 10,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. An sogenannten Museumstagen ist der Eintritt etwas höher. Als Extra können an bestimmten Tagen Führerstandmitfahrten oder Führungen gebucht werden, die einen Aufpreis kosten – die Daten, an denen dies möglich ist, finden sich auf der Internetseite des Museums. Inhaber der Ruhr-Top-Card haben einmalig freien Eintritt.
Wer Museen gerne etwas ruhiger ohne großen Andrang erlebt, sollte wochentags vormittags vorbeischauen. Alle anderen, die auch Züge in Fahrt und einige Aktionen sehen möchten, sollten das Eisenbahnmuseum am Sonntag oder an Feiertagen besuchen.
Fotografieren ist selbstverständlich kein Problem. Wer allerdings auf das Ablichten bestimmter Fahrzeuge aus ist, muss sich damit abfinden, dass gerade in den Hallen wenig Platz für den Abstand zum Objekt gegeben ist und verschiedene Objekte dicht an dicht neben- oder hintereinander stehen. Maschinenbilder ohne Menschen werden am ehesten unter der Woche am Vormittag erreicht. Ungeduldige sollten ansonsten damit rechnen, dass es auch andere (zahlende!) Besucher und Fanatiker der Eisenbahn geben kann. Dafür halten sich an diesen Tagen sonst im Schuppen stehende im Freien zur Schau gestellte Fahrzeuge in Grenzen.
Hunde können an der Leine mit ins Museum genommen werden.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A40 bis zum Dreieck Bochum-West und dort auf die A448. An der Ausfahrt 4 Bochum-Weitmar aus Richtung A40 rechts, aus Richtung Witten links abbiegen auf die Wasserstraße. Dem Verlauf folgen bis zum Ende. Links abbiegen auf die Hattinger Straße. Nach 3 km weiter geradeaus (Hattinger Straße). Nach 1,7 km rechts abbiegen auf die Dr.-C.-Otto-Straße und dem Verlauf folgen. Dort im Kreisverkehr geradeaus Richtung Essen-Horst fahren. Nach etwa 1,7 km liegt die Zufahrt zum Parkplatz des Museums in einer Linkskurve.
Zieleingabe in das Navigationssystem: Dr.-C.-Otto-Straße 191 in Bochum
Anreise mit Bus und Bahn:
Thematisch kann eine Anreise zu einem Eisenbahnmuseum nicht besser sein als mit der Bahn! Von Essen Hbf. oder Oberhausen Hbf. mit der S3 Richtung Hattingen (Ruhr) Mitte S bis Bochum-Dahlhausen. Alternativ von Bochum Hbf. mit der Straßenbahn der Linie 318 bis Bochum-Dahlhausen (Endstation). Von dort zu Fuß links vom Vorplatz über den Kreisverkehr ca. 1,7 km bis zum Museum an der Dr.-C.-Otto-Straße folgen. Der Zeitbedarf für den Fußweg bei raschem Gang beträgt etwa 20 Minuten. Die Fahrtzeit mit der S-Bahn von Essen beträgt 11 Minuten, für eine Anreise aus der Großstadt ist also etwa eine halbe Stunde einzuplanen.
Sonntags und an Feiertagen fährt vom Bahnhof im Halbstundentakt ein Pendelzug in Form eines nostalgischen Fahrzeugs (meist: Wismarer Schienenbus) direkt zum Museum, was angesichts des langen Fußhin- und rückweges eine bequeme Alternative darstellt. Die Fahrpreise und Abfahrtszeiten sind der offiziellen Webseite des Eisenbahnmuseums zu entnehmen.
Anreise mit dem Museumszug:
Vom Eisenbahnmuseum Bochum organisiert wird an bestimmten Terminen von April bis Oktober eine Verbindung auf der Museumsbahnstrecke zwischen Eisenbahnmuseum und Wengern-Ost angeboten. Eingesetzt wird ein wagenbespannter Zug, gezogen derzeit von einer Diesellok V100 (sonntags), oder ein Wismarer Schienenbus (samstags). Informationen und einen Flyer zum Download bietet die Webseite des Eisenbahnmuseums (siehe unten).
Nach Bekanntwerden neuer Informationen wird der Abschnitt zu Fahrten von Museumsbahnen auf der Ruhrtalbahn zwischen Eisenbahnmuseum und Wengern aktualisiert.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der RuhrtalRadweg und der Rundkurs Ruhrgebiet verlaufen am Eisenbahnmuseum vorbei. Von der Bochumer Innenstadt aus kann der Rad- und Wanderweg auf der Springorum-Trasse genutzt werden.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Eisenbahnmuseum bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Abenteuer im Ruhrgebiet: Lilly, Nikolas und das Bergmannstagebuch* und 365 Tipps für einen schönen Tag im Ruhrgebiet*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°25’59.45″N, 7° 7’34.00″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Weitere Informationen:
Eisenbahnmuseum Bochum: www.eisenbahnmuseum-bochum.de