Zeche Gneisenau und Umgebung
Unterwegs im Dortmunder Nordosten: Von Äpfeln, Böcken und Eiern
Noch heute, viele Jahre nach dessen Stilllegung, zeigt sich deutlich die Prägung der Zeche Gneisenau für den Dortmunder Ortsteil Derne. Der befindet sich ganz im Norden der Großstadt an der Grenze zur Nachbarstadt Lünen. Die als Denkmal fungierenden Fördergerüste überragen nach wie vor das kleine Ortszentrum und sind dadurch praktisch allgegenwärtig. In benachbarten Ortsteilen finden sich zwei Bergehalden der Zeche, die Halden Östlich und Westlich der Tettenbachstraße, die allerdings als Kombinationshalde auch als Mülldeponie genutzt wurden und einen großen, künstlichen Höhenzug im Dortmunder Nordosten bilden. Teile davon sind rekultiviert und als im Volksmund bezeichnete Greveler Alm ein durchaus beliebter Aussichtspunkt geworden. Allgegenwärtig ist auch das Lanstroper Ei am Rande der zahlreichen Apfelbaumplantagen. Eine indirekte Folgeerscheinung des Untertagebaus ist das Bergsenkungsgewässer Lanstroper See.
In der Karte sind die in diesem Beitrag vorgestellten Ziele markiert. Sie zeigt einen Ausschnitt der Stadt Dortmund und des Kreises Unna. Die Zeche Gneisenau befindet sich ganz im Süden. Von hier verläuft der ebenfalls beschriebene, etwa 6 km lange Radweg auf der Gneisenau-Trasse zum alten Verladehafen am Datteln-Hamm-Kanal. Im Bereich der Stadt Lünen werden auch die Viktoriahalde in Gahmen, das Bergmannsmuseum und die Siedlung Ziethenstraße angefahren.
Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zum Kreuz Dortmund-Nordost und dort auf die B236 Richtung Schwerte. Von der B1 als Verlängerung der A40 aus Richtung Essen und der A44 aus Richtung Kassel auf die B236 Richtung Lünen. Bis zur Ausfahrt Dortmund-Derne / Eving.
► Zeche Gneisenau, zum Landschaftsbauwerk: Aus Richtung Schwerte rechts in die Gneisenau-Allee, aus Richtung Lünen zunächst links, über die Autobahn und dann direkt rechts in die Gneisenau-Allee. Hier kann bereits im Bereich des Landschaftsbauwerks geparkt werden. Ansonsten im Kreisverkehr links in die Altenderner Straße. Links auf den Parkplätzen, auf dieser Straße oder in angrenzenden Nebenstraßen.
► Greveler Alm: Aus Richtung Schwerte rechts in die Gneisenau-Allee, aus Richtung Lünen zunächst links, über die Autobahn und dann direkt rechts in die Gneisenau-Allee. Im Kreisverkehr rechts über die Bahnbrücke und der Hostedder Straße folgen. Der Zugang zur Alm liegt genau gegenüber der Greveler Straße, zur westlichen Halde bereits vorher links in die Tettenbachstraße abbiegen. Der Parkraum an der Hostedder Straße und in der Greveler Straße am Rande ist eingeschränkt.
► Lanstroper Ei / Lanstroper See: Aus Richtung Schwerte rechts in die Gneisenau-Allee, aus Richtung Lünen zunächst links, über die Autobahn und dann direkt rechts in die Gneisenau-Allee. Im Kreisverkehr rechts über die Bahnbrücke und der Hostedder Straße folgen. Der Wasserturm ist bald rechterhand sichtbar und durch ein Schild markiert. Parken kann man am Friedhof Lanstrop, der im Verlauf der Landstraße nach den zwei scharfen Kurven unweit des Lanstroper Sees erreicht wird. Zum See zu Fuß zur Dreihausenstraße, dort links und dann vor der Linkskurve rechts zum Steg.
► Haus Wenge: Auf der A2 bis zur Ausfahrt 14 Lünen-Süd. Rechts abiegen auf die Straße Friedrichshagen und in Lanstrop links abbiegen auf die Schafstallstraße. Hinter der Kleingartenanlage rechts am Rand oder rechts in der Alekestraße am Rand parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem:
Gneisenau-Allee oder Altenderner Straße, Kreuzung Im Schellenkai; Greveler Straße, Kreuzung Hostedder Straße; Tettenbachstraße, Kreuzung Hostedder Straße in Dortmund; Sedanstraße in Lünen; Schafstallstraße oder Alekestraße in Dortmund
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund Hauptbahnhof oder Lünen mit der RB 50 oder 51 bis Derne.
► Zeche, Ausgangspunkt Gneisenau-Trasse: Vom Bahnhof im Kreisverkehr in die Altenderner Straße und hinter dem Einkaufszentrum links in den Stadtteilpark.
► Greveler Alm, Lanstroper Ei, Lanstroper See: Vom Bahnhof im Kreisverkehr in die Hostedder Straße. Der Zugang zur Alm liegt genau gegenüber der Greveler Straße. Zum Lanstroper Ei weiter geradeaus (von weitem sichtbar). Alternativ von Dortmund Innenstadt (Vom Hauptbahnhof zunächst mit einer der Linien in Richtung Hacheney, Westfalenhallen, Aplerbeck oder Hörde bis zum Stadtgarten) mit der U42 bis zur Endstation Grevel. Der Straße am Brandhof folgen bis zur Hostedder Straße.
► Haus Wenge: Von Dortmund Stadtmitte mit der U-Bahn U42 bis Grevel. Von dort mit dem Bus 423 Richtung Lanstrop bis Alekestraße oder Schafstallstraße.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Emscher-Park-Radweg verläuft in der Nähe der Zeche, der ehemaligen Bergehalden und am Lanstroper Ei vorbei. Über die Gneisenau-Trassse besteht bei Lünen eine gute Anbindung an den Sesekeweg, den Lippeauenweg und die Römer-Lippe-Route.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) sowie Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick* und Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Die Zeche Gneisenau
Die Förderung des nach dem Preußischen Generalfeldmarschall August Neidhardt von Gneisenau (1760-1831) benannten Bergwerks begann 1886. Seit 1891 war es in Besitz der Harpener Bergbau AG. Nach Verbund mit der Zeche Viktoria in Lünen 1963 wurde die Zeche Gneisenau 1985 stillgelegt, die benachbarte Kokerei vier Jahre später. Von dem einst riesigen mit Anlagen bebauten Gelände der Großzeche mit Kokerei, Gasometer, Güterbahnhof und vielen Schornsteinen und Kühltürmen vor der Stilllegung in den Achtzigerjahren ist heute nicht mehr viel übrig geblieben.
Das 58 Meter hohe Doppelbockgerüst über dem zentralen Förderschacht IV von 1933 mit den zwei vis-á-vis stehenden Maschinenhäusern bildet eine weithin sichtbare Landmarke in Derne und über den Ort hinaus. Es ist einzigartig in seiner Architektur, die durch Platzmangel geprägt ist.
Fast unscheinbar wirkt dagegen das eher niedrige Fördergerüst über dem Schacht II, ein 1883 gebauter sogenannter Tomson-Bock, benannt nach dem gleichnamigen Werksdirektor der Zeche Gneisenau gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine Abwandlung eines Englischen Bocks und stellt das älteste erhaltene Fördergerüst im Ruhrgebiet dar und ist in jedem Fall das letzte erhaltene seiner besonderen Bauart auf dem europäischen Kontinent. Mit der Zechenschließung hat Derne den wichtigsten Arbeitgeber verloren und wurde vor schwere strukturelle Probleme gestellt. Noch heute gilt Derne als Ortsteil mit hohem Ausländeranteil und solcher mit unterdurchschnittlichem Einkommen.
Stadtteilpark Derne
Seit 1997 betreut die Industriedenkmalstiftung die verbliebenen Gebäude und Anlagen der Zeche Gneisenau. Lange Zeit lag das Zechen- und Kokereigelände im Dornröschenschlaf. Erst im Jahr 2008 wurde der erste Teil des Stadtteilparks eröffnet. Der hügelige Park mit verzweigten Wegen ist ein Element eines neuen Gewerbe- und Erholungsquartiers rings um die Zeche und erschließt auch die bis dahin unzugänglichen Anlagen. Seit 2006 befindet sich im Ortskern von Derne ein Einkaufszentrum. Ende 2013 wurde die große Erweiterung des Stadtteilparks der Öffentlichkeit übergeben.
Neben einem Skaterpark bildet sein Kern ein neu geschüttetes, maximal 20 Meter über Grund hohes Landschaftsbauwerk, das nach Westen bis auf die Umgebungshöhe als schiefe Ebene sanft geneigt ist und seinen höchsten Punkt an der Ostseite mit gutem Überblick auf das Industriedenkmal hat. Bänke laden zu einer besonderen Aussicht ein: Ins Auge fallen neben den Fördertürmen auch die Halden bei Hostedde und der hochgelegene Wasserturm „Lanstroper Ei“. Auch die Skyline von Dortmund ist zu erkennen. Die leuchtend orange angestrichene Schaukel am höchsten Punkt dürfte den Spielplatz mit der besten Aussicht im Ruhrgebiet darstellen – und zugleich ein Novum: er ist vermutlich zu seiner Errichtung der erste Spielplatz auf einer Halde im Revier.
Das Motiv im letzten Foto ist inzwischen teilweise durch einen Händler für Wohnmobile und Wohnwagen zugebaut.
Tomson-Bock über dem Schacht II
Auf dem letzten Foto ist das kleine graue Fördergerüst, das aus dem Dach der zugehörigen Maschinenhalle zu wachsen scheint, eher unscheinbar. Doch bei dem kleinen Bock handelt es sich um das einzige dieser Bauart erhaltene Fördergerüst auf dem europäischen Kontinent und um das älteste erhaltene im Ruhrgebiet überhaupt. Der Tomson-Bock steht über dem Schacht II und stammt aus dem Jahr 1885, feierte also zur Schließung der Zeche sein hundertjähriges Jubiläum. Nach Aufnahme der Zeche Gneisenau in die Industriedenkmalstiftung wurden Gerüst und Halle saniert.
Die Fördermaschine liegt im ersten Obergeschoss der Backsteinhalle hinter den großen Fenstern, die in der Aufnahme oben zu sehen sind. Die Füße des Gerüsts ragen durch das Dach in die Halle, die neben einem Eingangsbereich den größten Teil der oberen Etage ausmacht. Sie besitzt hohe Fenster mit einem sanften Rundbogen. Charakteristisch sind die zwei Rundfenster im Giebel auf Ost- und Westseite der Halle. Im Innern befindet sich auch heute noch die Fördermaschine.
Die Maschinenhalle und der Förderturm lassen sich üblicherweise von außen oder nach Absprache mit der Industriedenkmalstiftung besichtigen. Ausnahmen bilden besondere Anlässe wie beispielsweise der Tag des offenen Denkmals, der im Jahre 2016 zur Besichtigung dieses besonderen Bauwerks genutzt wurde. Die folgenden Fotos stammen von diesem Tag und zeigen einige Eindrücke davon:
Doppelbock über dem Schacht IV
Direkt neben der Maschinenhalle mit aufgesetztem Tomson-Bock steht der markante Doppelbock über dem Schacht IV. Die besondere Konstruktion mit sehr steilen Streben aus dem Jahre 1933 ergibt sich aus der Enge des zur Verfügung stehenden Platzes auf dem Zechengelände damals. Auch die beiden Maschinenhäuser, die sich nördlich und südlich anschließen, stehen ungewöhnlich dicht daran. Ursprünglich „überbrückte“ das Fördergerüst eine Halle, die jedoch heute nicht mehr vorhanden ist.
Auch die nördliche Maschinenhalle von Schacht IV war am Tag des offenen Denkmals zugänglich. In ihr steht, ebenfalls im oberen Geschoss, die Zwillings-Dampffördermaschine von 1934. Die Aufschrift lässt erkennen, dass sie in der Gutehoffnungshütte in Oberhausen hergestellt wurde. Rings um die Maschine ist ein kleines Museum eingerichtet. So lässt sich in einer Ecke beispielsweise eine Wohnsituation eines Bergarbeiters betrachten. Daneben findet man eine Sammlung von Kleidungsstücken, Einrichtungsgegenstände oder Werkzeuge. Eine Besonderheit ist die audio-visuelle Simulation einer Seilfahrt, bei der typische Geräusche des Betriebs zu hören sind und Lampen auf einem Steuerpult leuchten.
Die Fotos zeigen Eindrücke vom Denkmaltag 2016. Während einer Führung wurden die Museumsstücke erklärt und auch die Funktion der Maschinen erläutert. Auch diese Halle ist nur nach vorheriger Absprache zu besichtigen. An dieser Stelle sei den Helfern für den wirklich spannend gestalteten Rundgang durch die Halle herzlich gedankt.
Die Zeche im Schnee
Ganz anders erscheint ein Ort, wenn sich im Winter seltenerweise eine Schneedecke über die Landschaft legt. Im Frühjahr 2023 gab es einen Tag mit Schneefall, den ich für einen Besuch des Stadtteilparks, des Landschaftsbauwerks und der Zeche Gneisenau genutzt habe.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Literatur:
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet* und Industrieland Nordrhein-Westfalen: Eine fotografische Reise durch die Industriegeschichte*
Quellen und weitere Informationen:
Internetseite der Industriedenkmalstiftung: www.industriedenkmal-stiftung.de
Förderverein Zeche Gneisenau: www.bergwerk-gneisenau.de
Der Radweg auf der Gneisenau-Trasse
Auf 6 Kilometern Länge vom Zechengelände zum Preußenhafen am Kanal
In den 1930er Jahren wurde eine etwa 6 Kilometer lange Güterbahnstrecke zwischen der Zeche Gneisenau und dem Hafen am Datteln-Hamm-Kanal errichtet. Im Gegensatz zur direkt verlaufenden Bahnstrecke Dortmund-Lünen machte sie einen Bogen vorbei am Zechengelände Preußen 1 I / II bzw. Viktoria III / IV. Seit den 1990er Jahren ist die Trasse in Teilabschnitten zu einem Radweg umgewandelt worden. Bahntrassenradwege sind äußerst beliebt zur schnellen Fortbewegung auf vom Straßenverkehr meist unabhängigen Wegen. Sie sind außerdem steigungsarm. Von der Zeche Gneisenau bis zum Kanalhafen ist netto ein Gefälle von etwa 20 Metern zu befahren.
Der Radweg ist zum größten Teil asphaltiert. Kürzere Abschnitte am südlichen Streckenende bestehen aus einer wassergebundenen Oberfläche. Nachts ist der Weg sogar auf langen Strecken beleuchtet. Viele Straßen werden mit Brücken über- oder unterquert. In Lünen-Süd und unweit der Halde in Gahmen sind einige Wohnstraßen zu queren, an denen der Radweg im Einzelfall sogar Vorfahrt hat. Größte zu überquerende Straße mit einer stärkeren Verkehrsbelastung ist die Bebelstraße kurz vorm Preußenhafen.
Vom Stadtteilpark zur Viktoriahalde
Vom weiter oben beschriebenen Gneisenau-Park am Fuße des Landschaftsbauwerks verläuft die Gneisenau-Trasse in westlicher Richtung und geht in eine langgezogene 90°-Kurve über. Nun fahren wir nach Unterfahren der Brücke der Straße An der Wenge in nördlicher Richtung. Der Kern von Derne liegt nun rechts von uns. Bald verläuft die Gneisenau-Trasse unter der Autobahn A2 hindurch. Hier überqueren wir die Grenze zum Kreis Unna und erreichen die Stadt Lünen. Nun ist der Weg asphaltiert und führt recht idyllisch am Rande von Feldern entlang. Achtung: die zu querende Straße hat Autoverkehr. Vorsicht bei der Überquerung insbesondere mit Kindern, denn sie ist nach links nur spät einsehbar! Bald stehen wir am Fuße der großen Halde neben der Schachtanlage Viktoria III / IV. Bänke laden vor einem Aufstieg zu einer Rast ein.
Im Lüner Stadtteil Gahmen befand sich die Schachtanlage Viktoria III / IV (oder Victoria), die von der Zeche Preußen I 1/2 übernommen wurde. Sie ist etwa 3 Kilometer in südwestlicher Richtung von der ersten Schachtanlage an der Lippe entfernt.
Die Halde Viktoria III / IV
An ihrer Stelle befindet sich heute ein kleines Gewerbegebiet. Unmittelbar neben der ehemaligen Schachtanlage schließt sich die flächenmäßig größte Bergehalde der Zeche an. Vielfach wird diese nach der alten Zeche Preußen als Preußenhalde bezeichnet, womit sie jedoch mit der Halde Preußen in Horstmar verwechselt werden kann. Zwei weitere Halden (Station am Lippeauenweg) befinden sich an der Hauptschachtanlage Viktoria I / II unweit der Innenstadt von Lünen an der Lippe.
Auf einer Grundfläche von ca. 15 ha erhebt sich das Bergematerial auf eine Höhe von etwa 24 Metern über der umgebenden Flur und am höchsten Punkt 80 m über den Meeresspiegel. Damit ist Halde Viktoria III / IV zwar knapp die niedrigste der drei Viktoria-Halden, hat aber eine etwa dreifach so große Grundfläche im Vergleich zu den anderen und bildet damit ein nicht zu unterschätzendes Exemplar der Halden im Revier. Eine wesentliche Besonderheit dieser Halde ist das riesige, bis auf wenige Meter Abweichung sehr flache Gipfelplateau, das mit 8 ha etwa die Hälfte der Grundfläche des Berges einnimmt. Damit hat die Halde eine sehr eigentümliche geometrische Grundform.
Dieses Gipfelplateau ist zum größten Teil bewaldet. Ein Wegenetz führt rings um die Fläche und quer darüber. An drei Stellen bieten sich durch Schneisen in der Vegetation Aussichtspunkte. Hier hat der Betrachter einen eingeschränkten Ausblick über die nähere Umgebung. Hervorzuheben sind die beiden Ruhepunkte Ost und West mit Bänken und Liegesesseln aus Holz.
Bergbaulehrpfad zum Bergschaden
Ein Gerät aus dem Bergbau, schön gelb angestrichen, markiert den Beginn eines kleinen Bergbaulehrpfades, der sich fast bis zum Ziel am Preußenhafen erstreckt. Immer wieder werden von nun an Geräte, Maschinen oder kleine Anlagen aus Zechen am Wegesrand stehen.
Hinter der Halde passieren wir eine Grubengas-Anlage. Links von uns liegt das Gewerbegebiet auf dem alten Zechengelände, rechts erhebt sich die Bergehalde. Wir fahren weiter vorbei am nächsten Rastplatz mit ausgestelltem technischen Gerät, überqueren die Bahnstraße auf einer Holzbrücke und legen uns wieder in die Kurve. Die Trasse macht wieder eine scharfe Rechtskurve, sodass wir nun nach Osten fahren. Weitere Maschinenteile des Lehrpfades stehen am Rand der Strecke in der Nähe des Friedhofs.
An der Sedanstraße geben Schilder dem Radweg die Vorfahrt gegenüber dem Straßenverkehr. Hier kann man übrigens rechts abbiegen und kommt (nach nochmaligem Rechtsabbiegen) zum Multikulturellen Forum mit dem Bergmannsmuseum. Auf dem Freigelände finden sich weitere Geräte und eine interessante Kunst-Installation von Hannes Forster mit dem Titel „Bergschaden“, ein im Boden versinkendes Ziegelsteinhaus.
Informationen zum Besuch im Bergmannsmuseum Lünen
Das Museum ist Mo-Do von 09.00-16.00 Uhr und Fr bis 13.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Teile des Geländes sind bei offenem Tor auch außerhalb dieser Zeiten zugänglich (z.B. „Bergschaden“).
Anreise mit dem Auto: Auf der B236 vom Kreuz Dortmund-Nordost (A2) Richtung Schwerte oder von der B1 aus Dortmund oder Unna Richtung Lünen bis zur Ausfahrt Derne. Aus Richtung Lünen links auf die Walther-Kohlmann-Straße, von Dortmund zuerst links auf die Gneisenauallee, dann rechts. An der nächsten Kreuzung rechts auf den Flautweg, dann links auf die Altenderner Straße. Rechts auf die Straße Auf dem Brink, die in die Jägerstraße übergeht. Nach 2,5 km links abbiegen auf die Bahnstraße. Nach 200m liegt das Multikulturelle Forum links.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Bahnstraße 31
Anreise mit Bus und Bahn: Von Lünen Hauptbahnhof / ZOB oder Schulte-Rödding in Dortmund mit Anschluss an die U42 mit dem Bus C5 bis Multikulti / Dammwiese. Ein Halt davor zum Bereitmachen: Lünen-Süd Kirche bzw. Karlstraße.
Von der Zechensiedlung zum Preußenhafen
Biegt man hinter der Sedanstraße an der gelben Denkmallok links ab, so gelangt man in die Zechensiedlung Ziethenstraße. Die Bergarbeitersiedlung der Zeche Preußen besteht aus über 50 Häusern, die jeweils an der Sedan-, Jäger- und Ziethenstraße aneinandergereiht sind. Alle Häuser bestehen aus Ziegelstein und haben auf ihrer Rückseite einen zugehörigen Stall. Man kann mit dem Rad ein wenig durch die Siedlung rollen und sich die Architektur anschauen. Aus Respekt vor den Anwohnern habe ich die Fotos auf ein Minimum reduziert. Ein Schrägluftbild zeigt den Aufbau der Siedlung sehr deutlich.
Von der Siedlung ist es ein Katzensprung bis zum Ziel. Vorbei an den blauen Seilscheiben am Wegesrand überqueren wir die Bebelstraße am Knotenpunkt 21. Von hier aus kann man zum Knoten 22 am Bahnhof Preußen fahren, um von hier mit dem Zug nach Lünen, Dortmund und vor allem zurück nach Derne fahren. Nach einer scharfen Linkskurve, die die alte Bahntrasse erneut in Richtung Norden umschwenkt, erreichen wir den alten Verladehafen am Kanal.
Der Preußenhafen ist heute ein Wasserwanderrastplatz für Boote und Yachten und ein kleines Ausflugsziel am Wasser in Verbindung mit dem benachbarten Seepark Lünen. Am Knotenpunkt 20 besteht Anschluss an den Emscher-Park-Radweg, der hier am Kanal entlang führt. Über den durch den Seepark verlaufenden Sesekeweg, einem Radweg entlang des gleichnamigen Flusses, wird in Lünen-Mitte auch die Römer-Lippe-Route angebunden.
Literatur:
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Radgenuss Ruhrgebiet: Auf Traumtouren durch das Revier*.
Weitere Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°35’43.76″N, 7°32’12.10″E – Gneisenau-Trasse, Preußenhafen
51°33’56.93″N, 7°31’14.06″E – Gneisenau-Trasse, Zeche Gneisenau
51°35’10.22″N, 7°30’42.44″E – Aufstieg Halde Viktoria III / IV
51°35’33.92″N, 7°31’51.50″E – Siedlung Ziethenstraße
51°35’24.74″N, 7°31’30.53″E – Bergmannsmuseum Lünen
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
398642 m, 5717063 m – Gneisenau-Trasse, Preußenhafen
397459 m, 5713785 m – Gneisenau-Trasse, Zeche Gneisenau
396896 m, 5716062 m – Aufstieg Halde Viktoria III / IV
398240 m, 5716767 m – Siedlung Ziethenstraße
397831 m, 5716491 m – Bergmannsmuseum Lünen
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Bahntrassenradweg Gneisenau-Trasse: www.achim-bartoschek.de
Bergmannsmuseum Lünen: www.luenen.de
Die Halden in Grevel
Äste und Blätter liegen schon länger auf der Straße und wurden nicht weggewirbelt, da hier eher selten ein Auto vorbeifährt. Und doch demonstriert der gestrichelte Mittelstreifen, dass es sich bei der Tettenbachstraße um eine wichtige Straße handeln muss. Gehandelt haben musste, sollte man besser sagen, denn nach wenigen hundert Metern sie abrupt an einem Zaun. Hinter diesem türmt sich ein großer Berg der Deponie Dortmund-Nordost auf, der sich vor einigen Jahren an dieser Stelle noch nicht befunden hat.
Früher ging die Straße weiter und führte an einigen Gehöften vorbei zur heutigen L556 nach Lünen. Dabei erhoben sich rechts und links zwei Bergehalden, die einfach Halde Östlich der Tettenbachstraße und Halde Westlich der Tettenbachstraße hießen. Die Straße bildete also zuletzt ein schmales Tal mit Besiedlung, wie auch in der Karte deutlich wird. Benannt ist sie nach dem Tettenbach, der um die Halden herumgeleitet wird. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Aufgestockte Bergehalden
Beide Bergehalden wurden in der Vergangenheit aufgestockt. Die Halde Östlich der Tettenbachstraße wurde schon kurz nach deren Schüttung zu einer Mülldeponie umfunktioniert, die sogenannte Altdeponie Grevel. Im Jahre 1994 wurde die Deponie Dortmund-Nordost in Betrieb genommen. Die auch als Deponie Derne oder Deponie Lanstrop bekannte Anlage zur Ablagerung von Abfällen überdeckt nicht nur nahezu komplett die Halde Westlich der Tettenbachstraße, sondern auch gleich das Tal zwischen der Altdeponie und der Halde, durch das früher die Tettenbachstraße verlief.
Damit werden die Vororte Hofstede und Grevel etwa seit den 1970er Jahren im Norden durch eine Hügelkette begrenzt, die auf einer genordeten Landkarte die Form eines großen L bildet und daher auch mancherorts als Greveler Schweiz bezeichnet wird. Im Innenwinkel dieser Form liegt eine niedrige Erhebung, die als Hienberg bezeichnet wird. Große Teile der Halde Grevel sind heute zur Naherholung nutzbar und durch Wege erschlossen. Eine Photovoltaikanlage nutzt Teile der Fläche zur Stromerzeugung. Die Halde Westlich der Tettenbachstraße ist nur teilweise zu erklimmen, viele Wege enden jedoch am das Gelände umgebenden Zaun.
Die Greveler Alm
Ehemalige Halde Östlich der Tettenbachstraße – Altdeponie Grevel
Beschäftigen wir uns zunächst mit der östlichen Bergehalde, die bereits sehr früh zu einer Müllkippe umfunktioniert wurde. Ihre Basis ist die Halde Östlich der Tettenbachstraße. Die Deponie ist derzeit noch in der Spätphase der Renaturierung, aber durch ein kleines Netz von Wegen zum Spazierengehen erschlossen. Der anschließende Abschnitt der Deponie Dortmund-Nordost ist im Bereich der Überschüttung der ursprünglich verlaufenden Tettenbachstraße durch einen Zaun abgetrennt.
Auf dem Berg, der im Volksmund auch als Greveler Alm oder etwas schlichter Halde Grevel bezeichnet wird, führt ein Rundweg bald außerhalb der Bewaldung etwas unterhalb des leicht kegelförmigen „Gipfels“. Hin und wieder passiert man einen Gasbrunnen, der entstehendes Deponiegas auffängt. Vom Rundweg aus hat man durch die Lage am Hang meist nur einen Panoramablick in jeweils eine bestimmte Richtung.
Diese Halde wird im Reiseführer „Wanderbare Halden“ von Nikola Hollmann & Andrea Slavik beschrieben und ist dort Teil einer Wanderung, die außerdem weitere interessante Ziele in der Umgebung vorstellt. Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick*
Aussichtspunkte auf der Halde Grevel
An zwei besonderen Stellen befinden sich Sitzgelegenheiten und ein Tisch als runde Betonblöcke oder in der Form eines Ring-Segments. Der östliche der beiden Aussichtspunkte bildet zugleich den höchsten Punkt der Altdeponie und liegt auf 122,8 Metern über dem Meeresspiegel, also rund 34 Meter über dem Ausgangspunkt am kleinen Trafohäuschen an der Hostedder Straße.
Dabei ist das Bergematerial der kleinste Teil der Anhöhe. Wegen der Verschmelzung der künstlichen Berge lässt sich eine exakte Flächenangabe nicht anstellen. Was heute eine begrünte Landschaft mit Naherholungsfaktor darstellt, war zur Zeit der Schüttung nicht unumstritten und wurde seinerzeit als massiver Nachteil und Makel am Wohnwert für die Bevölkerung angesehen. Heute lassen sich zahlreiche Anwohner zum Teil mit Hunden antreffen oder auch Paare, die Hand in Hand den Sonnenuntergang beobachten.
Von der Halde und insbesondere an den beiden Aussichtspunkten reicht der Blick auf die Stadt Dortmund mit der Skyline der Innenstadt und dem Florianturm im Westfalenpark, auf die Zeche Gneisenau, die Zeche Minister Stein in Eving, die Stadt Lünen mit dem Preußenhafen, das auffallend weiße Schloss Cappenberg in Selm, die herausstechende Halde Großes Holz in Bergkamen mit den benachbarten Fördertürmen der Zechen Monopol und Haus Aden, das Kraftwerk in Heil, das „Lanstroper Ei“, den Luftschacht Rote Fuhr und den Flughafen Holzwickede. Die Blickrichtung Osten nach Unna ist leider durch Bewuchs verdeckt.
Stromerzeugung auf der Halde
Schon eine Zeit lang war die Althalde Grevel in Gespräch für die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage zur Erzeugung von Strom aus Sonnenkraft, ähnlich wie es auf der Deponie Kornharpen in Bochum geschehen ist. Im Jahr 2016 wurde schließlich die etwa 3 ha große Anlage auf unbewaldeten Bereichen errichtet. Sie besteht aus ca. 14.600 Solarmodulen mit einer Leistung von maximal 2,4 MW. Damit kann sie den Strombedarf von etwa 1.000 Haushalten ökologisch decken. Die Investition wurde durch mehrere Betreiber gestemmt, darunter auch Genossenschaften von Bürgerbeteiligungen wie Renergie Ruhr-Hellweg aus Fröndenberg (Anteil 25%) und „UNsere Energiegenossenschaft“ aus Unna (Anteil 50%). Errichtet wurde sie von der Fröndenberger Firma Entegro, der ebenfalls selbst Investor (Anteil 25%) der Anlage ist. Die Photovoltaikanlage beeinflusst den Besuch nicht, die Wege bleiben unberührt.
Die Greveler Alm ist außerdem ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Halde Westlich der Tettenbachstraße
Einmal links herum an der Halde vorbei. Viel mehr Aktionen lassen sich an und auf der ehemaligen Halde Westlich der Tettenbachstraße kaum durchführen – außer Müllentsorgung. Auf leicht geneigtem Gelände entstand dort, wo in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ländereien mit Wiesen und Feldern rings um das Rittergut Haus Niederhofen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vorort im Dortmunder Süden) lagen, die westliche von den beiden Halden an der Tettenbachstraße.
Bis zur Aufstockung durch die Deponie Dortmund-Nordost hatte sie eine Fläche von etwa 40 ha. Von der östlichen Schwester auf der anderen Seite der Tettenbachstraße war sie zu der Zeit noch getrennt. Die Deponie vergrößerte die Grundfläche der ursprünglichen Halde um mehr als das Doppelte. Nur Teile vom Süd- und Westhang gehen auf die alte Bergehalde von der letzten Ausdehnung vor 1994 zurück. Das Tal von Tettenbach und der Tettenbachstraße mit angrenzender Besiedlung wurde in der Folgezeit zugeschüttet, sodass die beiden Kombinationsdeponien einen großen Gebirgszug formen.
Vom übrig gebliebenen Stummel der Tettenbachstraße zweigt direkt am Zaun vor dem zugeschütteten ehemaligen Tal ein Weg nach links ab. Dieser folgt dem Verlauf des umgelegten Tettenbachs westlich um die Deponie herum. Somit ist ein Spaziergang rings um die Deponien, den Hienberg und den Lanstroper See in einer knapp sechs Kilometer langen Runde möglich. Das verlegte Gewässer mündet in den Lüserbach. Der noch teilweise originäre Bergehaldenhang lässt sich in einem kleinen Abschnitt begehen. Ein Weg führt schräg am Hang in die Höhe und stößt bald auf den Zaun rings um das Betriebsgelände der Deponie. Und endet in mehreren abzweigenden Sackgassen. Die Aussicht hält sich in Grenzen und beschränkt sich insbesondere auf der Bergseite auf von hohen Böschungen eingerahmten zum Teil rekultivierten Bereichen der Deponie.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°33’55.37″N, 7°32’58.13″E – Zugang Greveler Alm
51°34’09.97″N, 7°32’41.09″E – Greveler Alm Aussichtspunkt 1
51°34’07.14″N, 7°33’04.52″E – Greveler Alm Aussichtspunkt 2
51°34’14.47″N, 7°31’54.71″E – Halde Westlich der Tettenbachstraße
UTM-Koordinaten (Zone 32):
399462 m, 5713697 m – Zugang Greveler Alm von der Hostedder Straße
399142 m, 5714154 m – Greveler Alm Aussichtspunkt 1
399592 m, 5714058 m – Greveler Alm Aussichtspunkt 2
398253 m, 5714312 m – Halde Westlich der Tettenbachstraße
Der Wasserturm Grevel – „Lanstroper Ei“
Er ist ein Wahrzeichen, Denkmal der Industriegeschichte und steht exponiert auf einer 94 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Anhöhe. Der Greveler Wasserturm, der aufgrund seiner charakteristischen Form auch als Lanstroper Ei bezeichnet wird, wurde 1904 zur Behebung von Engpässen in der Trinkwasserversorgung durch die hier seinerzeit zuständigen Wasserwerke Unna errichtet. Bis dahin kam es immer wieder zu Ausfällen aufgrund des hohen Verbrauchs insbesondere durch die nahen Bergwerke.
Der etwa 60 Meter hohe Turm besitzt einen aufgeständerten Speicher und besteht fast vollständig aus Eisen und Stahl. Typisch für den von Georg Barkhausen konstruierten und benannten und von der Firma August Klönne errichteten Behälter sind die Halbkugelform je an der Unter- und Oberseite sowie eine zylinderförmige Verbindung zur variablen Vergrößerung des Speichervolumens. Etwa 2.000 m³ Wasser konnte der Turm somit bevorraten.
Das Trinkwasser wurde bei Fröndenberg aus der Ruhr gewonnen und vom Hochbehälter auf der Wilhelmshöhe in ca. 12 km Entfernung über natürliches Gefälle vom Haarstrang zugeführt und über einen automatischen Mechanismus durch Schwimmerschalter im Turm reguliert. Neben der Bevölkerung in den umliegenden Dörfern wurde insbesondere die Zeche Gneisenau in Derne und Preußen in Lünen zuverlässig mit Wasser versorgt. Heute ist der Turm nicht nur eine besonders auffällige Landmarke und Wahrzeichen für Lanstrop und Grevel (auf dessen Boden der Turm steht), sondern auch ein Denkmal. Er besitzt den einzigen weltweit noch erhaltenen Wasserbehälter dieser Bauart.
Landmarke für Lanstrop und Grevel
Bereits 1980 wurde der Wasserturm stillgelegt, aber unter Denkmalschutz gestellt. Ihm drohte bereits der Abriss. Während die Umgebung unter massiven Bergsenkungen zu kämpfen hatte (siehe benachbarter Lanstroper See), was starke Einsturzgefahr für das Bauwerk bedeutet hätte, steht der Turm selbst noch in einer Sicherheitszone im Umkreis des 300 m entfernten Luftschachtes Rote Fuhr und ist und war vom Bergbau im Untergrund nicht direkt betroffen. In der Folgezeit wechselte der Turm mehrfach den Besitzer, gelangte dann und wann in mediale Aufmerksamkeit u. a. durch die besondere Akustik im Innern des nun leeren Behälters (Echo von erstaunlichen 22 Sekunden Länge), rottete aber unter Einfluss von Vandalismus vor sich hin.
1997 gründete sich ein Förderverein zum Erhalt und zur Sanierung des Turms. Zu seinem Schutze wurde ein Zaun errichtet und der Zugang verhindert. Eine Planung sieht die Errichtung eines Kulturzentrums mit Gastronomie vor. Doch immer noch steht der Turm vor allem als Landmarke weithin sichtbar auf seiner Erhöhung zwischen Grevel und Lanstrop und ist ein liebgewordenes und für die Anwohner nicht wegzudenkendes Wahrzeichen. Derzeit erfolgt eine Sanierung.
Wasserturm im Schnee
Wie weiter oben die Zeche Gneisenau habe ich an einem verschneiten Wintertag 2023 auch das nahe Lanstroper Ei besucht. Zu seinen Füßen graste eine Herde Schafe. Doch auch vom Friedhof aus hebt sich der markante Wasserturm gut gegen den grauen Winterhimmel ab.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Geographische Koordinaten: 51°34’07.01″N, 7°33’34.53″E – Lanstroper Ei
UTM-Koordinaten (Zone 32): 400170 m, 5714045 m – Lanstroper Ei
Haus Wenge
In der Ortsmitte von Lanstrop befindet sich im Zentrum einer Parkanlage ein auffallend rotes Haus mit markantem Treppengiebel oder auch Staffelgiebel. Es ist das Herrenhaus eines Adelssitzes aus dem 16. Jahrhundert. Dessen Wurzeln reichen ins 13. Jahrhundert. Das markante Haus steht inmitten eines Wassergrabens, der es allerdings nicht gänzlich umschließt. Es hat zwei Geschosse, die typische Steinkreuzfenster mit hölzernen Fensterläden besitzen, wie sie viele Ritterburgen in Abbildungen für und von Kindern auch haben. Auf dem Dach ist ein kleines Türmchen, auf der Westseite ein Erker aus Fachwerk mit einer weiteren kleinen Turmspitze. Mit dem gotischen Baustil ist es das einzige erhaltene Gebäude aus dieser Zeit in Dortmund.
Das Haus Wenge gehört seit den 1950er Jahren der Stadt. Der umgebende Park wurde in den 1960er Jahren in der heutigen Form gestaltet. Er ist gemeinsam mit der benachbarten Kleingartenanlage Auf der Lauke als Grünanlage zu nutzen. Dabei kann das Haus Wenge komplett umrundet werden. Langfristig ist die Zugänglichmachung und Nutzung beispielsweise für Veranstaltungen geplant.
Das Kreuz mit dem Fotografieren
Mit einer Sache kann man an dieser schönen Anlage jedoch verzweifeln: So ansprechend und interessant das historische Haus Wenge anzusehen ist, um so komplizierter ist es jedoch auch, dieses zu fotografieren. Vor allem, wenn man den Anspruch hat, möglichst viel von diesem alten Gebäude zu zeigen. Wegen der alten Bäume mit großen Baumkronen ringsherum ist es im Sommer von vielen Stellen nur teilweise zu sehen, zum Beispiel ein Teil des Treppengiebels, nie aber eine ganze Seite. Das klassische Perspektiv-Foto gibt es nur im Winter, wenn die Bäume kahl sind und womöglich sogar Schnee im Park liegt. Doch auch dann ist kein ungestörtes Foto möglich. Aus diesem Grunde bin ich innerhalb eines halben Jahres gleich dreimal hergekommen und habe Bilder aus drei Jahreszeiten mitgebracht.
Besser einzusehen ist übrigens das Haus Wenge im Miniaturformat: ein kleines Abbild des Rittergutes für Enten in der Gräfte. Liebevoll umgesetzt, fast genauso rot und mit Treppengiebel und Fensterläden.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Der Lanstroper See
Das tiefblaue Wasser des kleinen Stillgewässers war bereits von der Greveler Alm und auch vom Lanstroper Ei aus zu erkennen. Der Lanstroper See liegt zwischen Hienberg und dem namensgebenden Dortmunder Vorort Lanstrop. Schaut man sich historische Aufnahmen oder Karten an, so stellt man fest, dass er sich bis vor einigen Jahren noch nicht hier befunden hat. Bis in die Sechziger wurde hier an dieser Stelle Ackerbau betrieben. Selbst im Jahr 1963 wurde Getreide noch eingesät, doch es sollte stellenweise nicht mehr geerntet werden.
Wo sich früher sogar ein sanfter Berghang befunden hat, kam es ab 1963 durch den Untertagebergbau lokal zu besonders schweren Bergsenkungen von über zehn Metern. Und weil sich die entstandene Kuhle bis unter den Grundwasserspiegel gesenkt hat, wurde diese gemächlich geflutet. Ein neuer See mit einer maximalen Tiefe von etwa fünf Metern und einer Fläche von ca. 7,5 ha wurde unter indirektem Einfluss durch den Menschen innerhalb weniger Jahre bis 1967 unter zunächst noch stark veränderlicher Uferlinie geboren.
Der See wird im Reiseführer „Wanderbare Halden“ von Nikola Hollmann & Andrea Slavik beschrieben und ist dort Teil einer Wanderung, die außerdem weitere interessante Ziele in der Umgebung vorstellt. Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick*
Bergsenkungsgewässer als Natur- und Angelparadies
Somit hat das Gewässer eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie viele andere Bergsenkungsgewässer im Ruhrgebiet, wie dem Beversee, dem Radbodsee oder dem Pleckenbrinksee. Die Straße Friedrichshagen verlief früher weiter westlich in einem Bogen, musste aber wegen immer häufigeren Überspülungen zum heutigen Verlauf umgelegt werden. Dieser Verlauf und die Situation vor Entstehung des Bergsenkungsgewässers Lanstroper See sind in der folgenden Abbildung nachvollziehbar. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Größtenteils ist der See heute Teil des Naturschutzgebietes Lanstroper See. Es umfasst neben dem See auch den benachbarten Hienberg und das Lütke Holz. Es hat eine Größe von etwa dem Zehnfachen des Sees und wurde 1987 ausgewiesen. Besonders gut lässt sich die Tier- und Pflanzenwelt des Gewässers von einem Steg am Südufer beobachten, andere Uferbereiche sind unzugänglich.
Aktueller Hinweis: Aufgrund von geplanten Bauarbeiten kann der Steg unzugänglich sein.
Genutzt wird der See zum Teil zum Angeln. Dabei ist besonders bemerkenswert, wie Fische überhaupt in einen ausschließlich durch Grundwasser angefüllten Binnensee ohne Zu- oder Ablauf gelangen können. Neben dem Fischbesatz durch den Angelverein und wahrscheinlich einzelnen Aussetzungen von Teichfischen dürfte der größte Teil von Zugvögeln eingebracht worden sein, die Laich unter dem Gefieder oder mit der Nahrung aus anderen Seen transportiert haben.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn finden Sie ganz oben auf dieser Seite.