Die Ruine der Burg Altendorf in Essen
Es ist immer wieder schön, wenn man neue, unbekannte Orte entdeckt, die man im Ruhrgebiet in dieser Form nicht erwartet oder die eine Besonderheit aufweisen. All diese Punkte erfüllt die Burg Altendorf im Süden von Essen – und manchmal spielt auch der Zufall ein wenig mit, wenn man unwissend genau zur seltenen Öffnungszeit den Ort besucht. So wie ich.
Dort, wo die Ruhr einen großen Bogen zwischen Hattingen und Essen beschreibt, liegt der östlichste Ortsteil Burgaltendorf. Benannt ist dieser nach der historischen Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, die zugleich seine größte Sehenswürdigkeit darstellt. Einmalig ist der zentrale Wohnturm in der eigentlichen Hauptburg – ein fast quadratischer Turm im Baustil der Romanik von 24 Metern Höhe und ehemals mehreren Etagen, der auch tatsächlich bewohnt war. Er stellt heute das am besten erhaltene Bauwerk dieser Art in ganz Westfalen dar. Verbunden über eine Brücke war die Hauptburg samt Turm mit einer Vorburg, die noch heute erkennbar die Form eines verzogenen Trapezes mit vier Eck-Rundtürmen besitzt. Vor- und Hauptburg besaßen eine Ringmauer, also eine Mauer, die rings um die jeweilige Anlage führte. Sie waren jeweils von Wasser umgeben, wie es sich für eine Wasserburg gehört. Im Luftbild lässt sich die Ausdehnung der Burg mit dem markanten Wohnturm gut erkennen.
In den Jahrhunderten nach seinem Bau erfolgten am Turm und den Befestigungen Erweiterungen, Aus- und Umbauten. So wurde der Wohnturm im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance umgebaut. Als die Anlage ab 1800 unbewohnt war, geschah das, was auch viele Jahre später in der Region Bergwerks- und Industriegeländen ohne Funktion passierte: Das Areal verfiel. Die Etagen und Kreuzrippengewölbe im ehemaligen Wohnturm stürzten ein, die Außenfassade bekam große Löcher und Risse. Flächig wurde der Turm von Efeu überwuchert. Im 20. Jahrhundert sorgten zunächst zaghaft und später ausgeprägte Sanierungsarbeiten zum Erhalt der Burgruine. So entstanden beispielsweise die wiederaufgebaute Ringmauer, die Stahlbrücke zum Turm oder das derzeitige Turmdach, das heute als Aussichtsplattform dient.
Der Heimat- und Burgverein Burgaltendorf hat wesentlich zur Sanierung der Anlage beigetragen und betreut die Burg auch heute noch. Im Normalbetrieb lässt sich das Außengelände von Vorburg und Hauptburg jederzeit frei besichtigen. Die alten Burggräben sind heute Wiesen. Zwischen Überresten von Mauern lässt sich der Wohnturm umrunden. Besonders lohnenswert ist jedoch der Besuch während der Öffnungszeiten des alten Wohnturms […].
Im Sommerhalbjahr kann auch der Wohnturm selbst an Wochenenden und Feiertagen besichtigt werden.
Aufstieg auf den Wohnturm
Dann lohnt der Aufstieg über die Wendeltreppen auf die bereits genannte Aussichtsplattform mit einem weiten Blick über das Ruhrtal.
Zu sehen sind Teile der Städte Essen, Bochum und Hattingen. Besondere Landmarken in der Nähe sind die hoch am Berg liegende Herz-Jesu-Kirche von Burgaltendorf, die Horster Mühle an der Ruhr oder die Anlagen in der Nähe des Eisenbahnmuseums, wohingegen dies selbst nicht zu erkennen ist. Schön gestaltete Informationstafeln am Geländer erläutern ringsherum wichtige Ziele der Umgebung auf einem dem Ausblick entsprechenden Foto markiert und geben die derzeitige Blickrichtung auf einer Übersichtskarte an.
Tipp des Autors: Nicht nur, aber besonders während der Öffnungszeiten des Turms ist die Burg ein schönes Ziel für einen Zwischenstopp. Kombinieren lässt sich der Besuch mit dem größten Privaten Eisenbahnmuseum Deutschlands in Dahlhausen oder mit dem Baldeneysee. Mit gewisser Kondition für einen Berganstieg ist die Burg vom RuhrtalRadweg von der Schwimmbrücke Dahlhausen aus erreichbar. Auch eine dort beschriebenen Hochwasser-Alternativroute vorbei am Bahnhof Altendorf (Ruhr) nähert sich Burgaltendorf schon fast in greifbarer Nähe an.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Das Gelände selbst ist ständig frei zugänglich und teilweise zu besichtigen. Der Wohnturm ist in den Sommermonaten gewöhnlich Sa, So und an Feiertagen nachmittags von 15.00-17.00 Uhr geöffnet. Dann ist die Aussichtsplattform auf dem Dach zugänglich. Der Eintritt ist frei. Über eine Spende beim Besuch wird der Bestand der Anlage unterstützt.
Unmittelbar neben dem Turm befindet sich eine Gaststätte in der Vorburg.
Anreise mit dem Auto: Für die durchaus anspruchsvolle Anreise wird die Nutzung von aktuellem Kartenmaterial oder einem Navigationssystem empfohlen. Einfachste Variante ist von der „Essener“ A44 (Zufahrt von der A40 via A52 über die B227) bis zur Ausfahrt 40 Essen-Überruhr. Aus Essen links, aus Velbert rechts abbiegen auf die Langenberger Straße und direkt danach rechts abbiegen ins Deipenbecktal. Am Ende schräg-rechts auf die Alte Hauptstraße. Nach 1,4 km geradeaus in die Burgstraße. Hier rechts auf den Parkplatz zur Burg fahren bzw. alternativ in den Nebenstraßen parken.
Alternativ ist die Burgruine von Bochum über die Schwimmbrücke Dahlhausen (Vorsicht: begrenzte Gewichts- und Breiten-Zulassung), von Hattingen und Steele erreichbar.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Burgstraße 2 in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Durch die unmittelbare Nachbarschaft der Bushaltestelle „Burgaltendorf, Burgruine“ ist eine Anfahrt mit dem Bus besonders einfach. Angefahren wird die Haltestelle u.a. von Bussen der Linien SB15 vom Essener Hauptbahnhof, 180 vom Bahnhof Kupferdreh oder 166 von Steele.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Mit dem Fahrrad ist, wie erwähnt, ein Abstecher vom beliebten RuhrtalRadweg ab Schwimmbrücke Dahlhausen möglich.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Burg Altendorf bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) sowie Kompass Wanderkarte Baldeneysee / Elfringhauser Schweiz* und (1:25.000) Kompass Wanderkarte Südliches Ruhrgebiet* (1:50.000)
In diesen Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Burg Altendorf 1601: Burg und Besitz im Spiegel des Testaments von Arnold von Vittinghoff-Schell*
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Ritter, Ruinen & Romantik: Wanderungen zu Schlössern und Burgen im Ruhrgebiet* und Burgenland Essen – Burgen, Schlösser und feste Häuser in Essen*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°25’1.84″N, 7° 7’25.46″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 369532 m, 5697888 m
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Heimat- und Burgverein Essen-Burgaltendorf: www.hbv-burgaltendorf.de