Das Aquarius-Wassermuseum im Wasserturm Styrum und Schloss Styrum

Wassertürme sind oft markante Wahrzeichen, doch nur wenige verbinden Technik, Geschichte und moderne Museumspädagogik so eindrucksvoll wie der Styrumer Wasserturm in Mülheim an der Ruhr. Ursprünglich für die Wasserversorgung der Thyssen-Werke errichtet, beherbergt der Turm heute das Aquarius Wassermuseum – ein interaktives Erlebnismuseum rund um das Thema Wasser. Als Teil der Route Industriekultur verbindet es spannende Wissensvermittlung mit einem beeindruckenden Ausblick über das Ruhrgebiet. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Technikinteressierte, sondern für alle, die Wasser als lebenswichtige Ressource einmal aus einer neuen Perspektive erleben möchten.

In diesem Beitrag werden der Styrumer Wasserturm mit dem Wassermuseum sowie das benachbarte Schloss Styrum näher vorgestellt.

Der Styrumer Wasserturm ist zweifellos einer der schönsten Wassertürme im Ruhrgebiet. Er wurde 1893 von August Thyssen erbaut, ist etwa 50 Meter hoch und sollte die Wasserversorgung der Thyssen-Werke sicherstellen. Daher steht er unmittelbar neben der Wassergewinnungsanlage Styrum im Ruhrtal, vielleicht gerade einmal 350 Meter von der Ruhr entfernt. Nach dem Umzug der Werke nach Duisburg 1912 übernahm die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) diese Anlage und versorgte damit die Bevölkerung bis 1982. Dann wurde der Wasserturm außer Dienst gestellt.

Heute ist der Turm eine wunderschöne Landmarke im Ruhrtal und ein Ausflugsziel. Der RuhrtalRadweg führt unmittelbar am Wasserturm vorbei. Radfahrende machen hier gerne eine kurze Pause oder nutzen die Gelegenheit direkt für eine Besichtigung. Direkt nebenan befindet sich ja noch der Schlosspark, der ebenfalls besucht werden kann. Beide Ziele werden hier näher vorgestellt.

Teil 1: Das Wassermuseum im romantischen Wasserturm

1992 eröffnete die RWW hier das Aquarius Wassermuseum. Es ist heute ein Ankerpunkt und Teil der Route Industriekultur. Besonders markant ist der Turm durch seinen ungewöhnlichen Nebenaufgang.

Das Aquarius Wassermuseum („aqua“ ist der lateinische Ausdruck für Wasser, bekannt unter anderem vom Wort „Aquarium“) nimmt das gesamte Gebäude von oben bis unten ein. Es ist bedingt durch die Tatsache, dass es sich um einen Turm handelt, übereinander angeordnet. 24 Themenstationen füllen 14 Etagen also von oben nach unten aus. Im Foyer bekommen Besuchende neben einem schematischen Lageplan eine Chipkarte ausgehändigt. Diese muss in Multimediageräte, die an den meisten Stationen stehen, eingeschoben werden, um diese zu aktivieren. Über den dazugehörigen Touchscreen steuern Benutzende dann Filme, Audio, Animationen oder auch ein Quiz. Die Stationen sind für Erwachsene und Kinder gleichermaßen spannend gestaltet.

Die Themenstationen behandeln das Thema Wasser auf der chemischen Seite des H2O, die Wasserverteilung auf der Erde, Quellen und Grundwasser, Brunnen und Trinkwassergewinnung, Speicherung in Wassertürmen und Stauseen, Abwasser und Reinigung in Klärwerken sowie das virtuelle Wasser, das bei der Industrie-Produktion anfällt, mit dem Endverbraucher jedoch nicht in Kontakt kommt.

Ruhrland-Panorama

Thema ist aber auch die Geschichte des Styrumer Wasserturms, des Ruhrlandes im Wandel und – wenn wir schon in einem Museum auf der Route der Industriekultur sind – die Industriegeschichte im Ruhrgebiet. Neben den interaktiv abrufbaren Informationen und Quizanwendungen gibt es verteilt einige unterhaltsame Spiele.

Am höchsten Punkt des Styrumer Wasserturmes befindet sich eine verglaste Galerie rings um den Turmschaft, die hier treffend als Ruhrlandpanorama bezeichnet eine gute Aussicht auf das Ruhrtal mit den benachbarten Städten Mülheim, Duisburg und Oberhausen bietet. Industrieanlagen in Duisburg sind ebenso erkennbar wie der Gasometer in der Neuen Mitte in Oberhausen oder einige der für die Region typischen Bergehalden, beispielsweise Halde Haniel oder die Knappenhalde.

Ist man am Ende der Besichtigung zurück im Foyer angekommen, kann mithilfe der Chipkarte und der darauf gespeicherten Daten, an welchen Stationen man sich z. B. im Quiz interaktiv betätigt hat, eine Urkunde ausgedruckt werden. So nimmt man neben neugelerntem Wissen auch tatsächlich noch ein Zeugnis mit nach Hause.

InformationInformationen zum Besuch und zur Anreise finden Sie ganz unten.

Teil 2: Schloss Styrum – Ein Wasserschloss mit bewegter Geschichte

Schloss Styrum in Mülheim an der Ruhr ist ein historisches Wasserschloss mit jahrhundertealter Geschichte. Es liegt im Stadtteil Styrum und wurde bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Einst diente es als Stammsitz der Herren und späteren Grafen von Limburg-Styrum, einem bedeutenden westfälischen Adelsgeschlecht. Heute gehört es zu den eindrucksvollsten Baudenkmälern der Stadt.

Die heutige Schlossanlage stammt größtenteils aus dem 16. und 17. Jahrhundert, als das Herrenhaus und mehrere Wirtschaftsgebäude errichtet wurden. Die einstige Wasserburgstruktur ist noch erkennbar, auch wenn sich das Schloss über die Jahrhunderte gewandelt hat. Im Jahr 1890 erwarb der Industrielle August Thyssen das Schloss und ließ es aufwendig und zu repräsentativen Zwecken renovieren. Unter seiner Führung erhielt es sein heutiges Erscheinungsbild und diente sowohl als Wohnsitz als auch als Verwaltungsgebäude für sein expandierendes Unternehmen.

Luftaufnahme vom Schloss Styrum mit dem Schlosspark
Blick vom Aquarius-Wassermuseum auf Schloss Styrum

Von der Adelsresidenz über Industriellen-Villa zum Schloss Styrum heute

Seit den 1960er Jahren gehört das Schloss der Stadt Mülheim an der Ruhr und wird heute von der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH verwaltet. Der Zugang zum Schloss ist nur bei besonderen Anlässen oder für angemietete Veranstaltungen möglich.

Das Herrenhaus  mit einem sechseckigen Treppenturm mit geschweifter Turmhaube liegt inmitten des Schlossparks. Eine neobarocke Freitreppe führt direkt in den Garten mit einem Seerosenteich an der Terrasse.

Andere Gebäude wurden abgerissen. Besonders interessant ist die erhaltene umfriedende Schlossmauer mit dem Torhaus an der Südseite, die noch an die einstige Wehranlage erinnert. Die Schlosskapelle ist heute Teil des benachbarten Aquarius Wassermuseums, das die Geschichte der Wasserversorgung in der Region beleuchtet (siehe Beitrag dazu weiter oben).

Frontansicht eines historischen Schloss mit symmetrischer Fassade, großem Dach und dekorativem Eingangsbereich, flankiert von zugeklappten Sonnenschirmen und umgeben von einem gepflegten Garten.
Gartenseite von Schloss Styrum

Der Schlosspark – Ein Ort der Ruhe

Während das Schloss selbst nicht frei zugänglich ist, lädt der Schlosspark jederzeit zum Spazieren und Verweilen ein. Die weitläufigen Grünflächen, alten Bäume und gepflegten Wege schaffen eine idyllische Atmosphäre, die sich zu jeder Jahreszeit lohnt. Im Zuge der Mülheimer Landesgartenschau wurde der Park umfassend saniert und steht heute – wie auch das Schloss – unter Denkmalschutz.

Er bietet sich auch als Pausen- und Rastmöglichkeit während einer Radtour auf dem RuhrtalRadweg an, denn dieser verläuft auf seinen letzten Kilometern vor der Mündung der Ruhr in den Rhein unmittelbar am Schlosspark vorbei.

Unmittelbar neben dem Schloss steht der wunderschöne Wasserturm Styrum, der im Auftrag von August Thyssen 1893 errichtet wurde. Schloss, Schlosspark und Wasserturm bilden zusammen ein besonders schönes Gebäude-Ensemble mit historischen Wurzeln.

Quellen und weitere Informationen:

Schloss Styrum: www.schloss-styrum-muelheim.de
Geschichtsverein Mülheim: www.geschichtsverein-muelheim.ruhr

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Geöffnet ist das Wassermuseum ganzjährig täglich außer montags von 10.00-18.00 Uhr.

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. Für einen zusätzlichen Besuch im Haus Ruhrnatur ist ein Kombiticket erhältlich.

Das Museum ist nicht vollständig barrierearm, da mit den Aufzügen nur vier Etagen erreicht werden können und die übrigen Etagen nur Treppen verbinden. Innerhalb des Gebäudes gibt es sanitäre Anlagen. Im benachbarten Schloss Styrum befindet sich ein Restaurant oder Café. Haustiere dürfen nicht ins Museum mitgenommen werden. Fotografieren war während des eigenen Besuches kein Problem.

Offizielle Internetseite: www.aquarius-wassermuseum.de

Tipp! Der Wasserturm ist durch seine Lage direkt am RuhrtalRadweg sehr gut mit dem Fahrrad zu erreichen. In Mülheim selbst bietet sich der Besuch des Wasserbahnhofs und des Haus Ruhrnatur an, für das im Aquarius-Wassermuseum Kombitickets erworben werden können.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A40 bis zur Ausfahrt 16 Mülheim-Styrum. Aus Richtung Dortmund links, aus Richtung Kamp-Lintfort rechts auf die B223 Richtung Styrum abbiegen. Dem Straßenverlauf so lange folgen, bis hinter einer scharfen Rechtskurve die Bahn überquert wird. Hinter der Brücke rechts auf die Hauskampstraße. Dem Straßenverlauf folgen. Wo sie in die Moritzstraße übergeht, am Straßenrand parken (Beschilderung Schloss Styrum), spätestens in Höhe der rechts abzweigenden Eberhardstraße. Dem Hinweisschild »Fußweg zum Aquarius« durch den Schlosspark folgen (am Schloss links vorbei). Der Fußweg ist nur etwa hundert Meter lang – je nach Parkposition an der Straße.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Moritzstraße, Kreuzung Eberhardstraße in Mülheim an der Ruhr

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Oberhausen Hbf. oder Essen Hbf. mit dem RE 49, von Duisburg Hbf. oder Dortmund Hbf. zusätzlich mit der S1 bzw. S3 bis Mülheim-Styrum. Vom Bahnsteig kommend aus dem Bahnhofsgebäude hinaus und zuerst links der Hauptstraße folgen und in die erste rechts (Limburgstraße) abbiegen. Kurz darauf schräg links in die Eberhardstraße. Am Ende ist die Moritzstraße erreicht. Hier die Straßenseite wechseln und links bis zum Durchgang zum Schlossgarten laufen (Schild »Fußweg zum Aquarius«). Geradeaus auf das Schloss zu und dann schräg links daran vorbei. Der Fußweg benötigt etwa zehn Minuten, was bei der Rückfahrt eingeplant werden sollte.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Mit dem RuhrtalRadweg Winterberg-Duisburg und dem Rundkurs Ruhrgebiet verlaufen gleich zwei Radfernwege direkt am Wasserturm in Styrum vorbei. Auch vom Emscher-Park-Radweg ist ein Abstecher in kurzer Entfernung möglich.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Aquarius bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000) und Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Abenteuer im Ruhrgebiet: Lilly, Nikolas und das Bergmannstagebuch* und 365 Tipps für einen schönen Tag im Ruhrgebiet*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°26’39.90″N, 6°51’20.91″E – Zugang zum Schlosspark
51°26’35.46″N, 6°51’23.49″E – Aquarius Wassermuseum
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 351038 m, 5701289 m – Aquarius Wassermuseum

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.