Der Alsumer Berg in Duisburg
Vom Hafendorf zum Berg: Ein kleiner Hafen, eine Hauptstraße, etwa 1.500 Einwohner und ringsherum viele Wiesen und Felder – das war das kleine Dorf Alsum um die Wende zum 20. Jahrhundert. Es gehörte seit 1900 zur damals eigenständigen Großstadt Hamborn, die heute wiederum ein Stadtteil von Duisburg ist. Der 1880 errichtete Hafen befand sich in der ursprünglichen Mündung der Emscher, die in der Folgezeit aufgrund von Bergsenkungen zweimal in nördlicher Richtung umgelegt wurde, zunächst nach Walsum und später nach Dinslaken. Eine Eisenbahnstrecke verband den Hafen mit dem Bahnhof Neumühl und führte in einer engen Kurve nördlich um Alsum herum. Über die Matenastraße, die 1911 durch eine Überbauung zu einem später legendären Tunnel wurde, fuhr sogar eine Straßenbahnlinie bis Alsum.
Die folgende Ansicht zeigt Alsum im Jahre 1937. Links oben ist der Rhein mit dem abzweigenden (zu diesem Zeitpunkt schon verkleinerten) Hafen Alsum zu sehen. Dieser ist, wie man am linken Bildrand erkennt, bereits abgetrennt von der Emscher, die zu diesem Zeitpunkt bereits einmal umgelegt wurde. Im Vordergrund stehen Hallen und Schornsteine der August-Thyssen-Hütte.
Ein Ortseingangsschild sucht man allerdings heute vergebens, ebenso den Hafen, die Häuser, die Ortsstraßen und auch die Straßenbahnlinie. Was ist passiert?
Ein Berg anstelle des Dorfes
Ein Hochwasser war es ausnahmsweise nicht, das den Ort ausradiert hat, obwohl ein solches 1926 den Hafen so stark beschädigte, dass der daraufhin aufgegeben und zugeschüttet wurde. Zum Einen wurde das Dorf im Zweiten Weltkrieg schwer durch Bomben beschädigt. Die Einwohnerzahl, in der Hoch-Zeit über 3.000, schrumpfte anschließend auf die Hälfte und das Niveau der Jahrhundertwende zurück.
Das hauptsächliche Problem waren allerdings die schweren Bergsenkungen des Bergbaus, der in der Vergangenheit unterhalb von Alsum Kohle förderte. Im Jahr 1954 wurde im Duisburger Stadtrat beschlossen, das Dorf daher aufzugeben und abzureißen. Der letzte Einwohner verließ Alsum 1965. Danach entstand im Bergsenkungsgebiet eine Schutt- und Trümmerdeponie. Der höchste Punkt liegt auf 71,2 Metern über dem Meeresspiegel, etwa 38 Meter über der Umgebung im Bereich des Zugangs auf Rheindeichhöhe und fast 50 Meter über der Alsumer Straße auf der anderen Seite des Berges. Bis 1980 wurden auch Haus- und Gartenabfälle abgeladen. Benannt ist der inzwischen begrünte und als Naherholungsgebiet erschlossene Hügel nach dem Dorf, das er bedeckt – Alsumer Berg, seltener auch als Beecker Halde bezeichnet.
Die folgende Abbildung ist interaktiv. Zunächst zeigt sie ein aktuelles Luftbild vom Alsumer Berg, der als bewaldete Erhebung am Rheinufer steht und an drei Seiten von Industrieanlagen bzw. der Kläranlage eingerahmt wird. Mit einem Mausklick oder Fingertipp auf die Abbildung ist jedoch dieselbe Situation fast 100 Jahre früher zu sehen: dann zeigt das Luftbild aus den 1920er Jahren das Dorf Alsum. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Einzig ein Teil der Alsumer Straße entspricht noch der historischen Straßenführung – sonst erinnert kaum etwas an Alsum.
Aufstieg zum Alsumer Berg
Heute lässt sich der am Rheinufer gelegene Berg, inzwischen dicht bewaldet, besteigen. Er bietet von oben an drei Stellen eine ganz besondere Aussicht auf eine Kokerei, Hochöfen und ein Stahlwerk und ist daher besonders beliebt zum Fotografieren. Eine Zeit lang stand dort auch ein Kreuz zum Gedenken an das viele Meter tiefer unter den Schuttmassen begrabene Dorf Alsum.
Von hier aus lässt sich die Kokerei Schwelgern sehr gut beobachten, in der im gewissen Zeitabstand Koksöfen geöffnet, der Koks herausgedrückt und unter den Löschtürmen unter gigantischer Wasserdampfentwicklung abgelöscht werden. Sichtbar sind auch einige Bergehalden in der Umgebung und das Kraftwerk bei Walsum am Rhein.
Ein anderer Aussichtspunkt in der Mitte lässt einen Blick in das flache Niederrheinland auf der anderen Uferseite des Stroms zu. Jenseits des Rheins endet die Industrie abrupt und wird durch Weiden und Felder ersetzt. Der dritte Aussichtspunkt im Süden reicht auf Kraftwerk, Gasometer und die Hochofenanlage, wo der hell- bis dunkelrot angestrichene Hochofen die Innentemperatur symbolisiert. Das auf einigen Fotos sichtbare Gipfelkreuz steht heute nicht mehr.
Alsumer Berg im Schnee
Zugebenermaßen ist der Besuch der meisten Halden und Ausflugsziele im Ruhrgebiet am schönsten bei sonnigem Wetter und während der belaubten Sommersaison. Doch gerade der Alsumer Berg ist auch im Winter besonders lohnenswert. Dann sind mehr Aussichten möglich, die sonst durch das Blätterdach verdeckt werden. Bei kühlen Temperaturen sind die Dampf- und Rauchwolken der zahlreichen Schornsteine und Löschtürme besonders plastisch und groß.
Informationen zum Besuch:
Der Alsumer Berg ist ständig frei zugänglich.
Der Besuch lässt sich kombinieren mit dem nahen Landschaftspark Nord. Dabei können Radfahrende teilweise entlang der Alten Emscher und durch das Stahlwerk fahren. Auf dem anderen Rheinufer liegt die Halde Rheinpreußen bei Moers.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 5 Duisburg-Beeck. Aus Richtung Moers sofort links, aus Richtung Dortmund zunächst geradeaus über die Kreuzung und dann rechts in die Alsumer Straße. Nach etwa 2 km links in den Alsumer Steig und der Beschilderung zum Alsumer Berg folgen. Hier befindet sich kurz darauf links ein Parkplatz mit Zugang zum Rheindeich, über den auch der Alsumer Berg erreicht wird. Dazu dem Weg folgen und an den Informationstafeln links bergauf laufen (Fußweg ca. 700 m).
Hinweis: Der in manchen Anreisebeschreibungen zum Alsumer Berg und als Ausflugstipp beschriebene Matena-Tunnel in unmittelbarer Nachbarschaft ist nicht mehr zugänglich und geschlossen worden.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Alsumer Steig in Duisburg (Parkplatz)
Anreise mit Bus und Bahn:
Nach Schließung des Matena-Tunnels ist die Anreise nur über längere Fußwege möglich. Die Anreise mit dem Auto wird empfohlen, eine Anfahrt mit dem Fahrrad ist entlang des Rheins ebenfalls äußerst reizvoll!
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Am Zugang zum Alsumer Berg auf dem Rheindeich (Knotenpunkt 22 des Radreviers.Ruhr) verlaufen gleich mehrere thematische Fernradwege. Den Alsumer Berg passieren der Erlebnisweg Rheinschiene, die NiederRheinroute und der Rundkurs Ruhrgebiet. Auf der Südseite führt ein Radweg durch das Stahlwerk nach Bruckhausen.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist xx bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000) und Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick* und Halden, Himmel, Horizonte: Die Gipfel des Reviers*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°29’55.56″N, 6°43’39.60″E – Parkplatz am Alsumer Steig
51°29’39.21″N, 6°43’20.89″E – Aufstieg
51°29’51.31″N, 6°43’38.07″E – Gipfelkreuz
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
342276 m, 5707740 m – Parkplatz am Alsumer Steig
341899 m, 5707246 m – Aufstieg
342242 m, 5707609 m – Gipfelkreuz
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Entwicklung von Dorf Alsum: www.alsum.de