Die Zeche Holland
Doppel-Malakowturm, Fördergerüst und ein Bahntrassenradweg
Die Namen der Zechen im Ruhrgebiet sind häufig nach Orten, Tieren oder Namen benannt. So existierten beispielsweise eine Zeche Westfalen oder Emscher-Lippe, eine Zeche Nachtigall oder Alte Haase (Hase) sowie die Zechen Theresia, Graf Schwerin oder Wilhelmine-Victoria. Mancherorts sind es aber auch die Gründer oder Geldgeber, die dem Bergwerk seinen Namen geben – wie beispielsweise bei der Zeche Erin mit Wurzeln auf die irische Insel. Ähnlich verhält sich das wohl auch mit der Zeche Holland und niederländischen Investoren.
Die Zeche Holland begann 1860 mit der Kohleförderung. Sie verteilt sich auf zwei verschiedene Schachtanlagen, die zwar nicht einmal einen Kilometer auseinander, jedoch in verschiedenen Städten liegen. Die Gründungsschachtanlage I / II liegt in Gelsenkirchen an der Stadtgrenze zu Bochum mit dem heutigen und seinerzeit selbständigen Stadtteil Wattenscheid. Die zweite Schachtanlage III-VI unweit der Ortsmitte von Wattenscheid. Bereits 1926 wurde auf der Gründungsschachtanlage die Förderung eingestellt. Bis in die 1960er Jahre blieb sie jedoch aktiv. In der folgenden Karte sind die beiden Schachtanlagen eingetragen. Ergänzt ist auch der im Beitrag ebenfalls vorgestellte Bahntrassenradweg zur Kray-Wanner Bahn mit Anschlüssen an andere wichtige Radwege in der Region. Die Karte ist interaktiv: Mit Klick oder Fingertipp auf die Karte wird sie ausgetauscht gegen eine historische Karte aus den 1930er Jahren, in der die Schachtanlagen und die zahlreichen Bahnstrecken zu ihrer aktiven Zeit zu sehen sind.
Auf dieser Seite werden die beiden Schachtanlagen und der Bahntrassenradweg nach Ückendorf näher vorgestellt.
Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto: Auf der A40 bis zur Ausfahrt 29 Bochum-Wattenscheid-West. Aus allen Richtungen an der Ampel links abbiegen auf die Berliner Straße (aus Richtung Essen zunächst einmal dem Straßenverlauf weiter folgen).
► Zur Schachtanlage I / II: Der Berliner Straße folgen, die in die Lyrenstraße und die Ückendorfer Straße übergeht. Nach 1,9 km liegt rechts die Zeche. Parkraum ist in der kleinen Nebenstraße sehr begrenzt und für Anwohner vorbehalten. Nutzen Sie Parkmöglichkeiten an der Ückendorfer Straße, in den Nebenstraßen (z.B. In der Esch – direkt gegenüber) oder den Supermarktparkplatz in der nächsten rechts Am Dördelmannshof.
► Zur Schachtanlage III-VI: Nach einem Kilometer links abbiegen in die Josef-Haumann-Straße. Dann entweder sofort rechts und im Bereich des Fördergerüsts oder links der Straße weiter folgen und im Gewerbegebiet am Rand parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Ückendorfer Straße, Kreuzung In der Esch in Gelsenkirchen bzw. Josef-Haumann-Straße in Bochum
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Bochum Hbf. (Richtung Buer) oder Gelsenkirchen Hbf. (Richtung Laer) mit der Straßenbahn der Linie 302.
► Zur Schachtanlage I / II: bis Watermanns Weg. Zu Fuß der Ückendorfer Straße nach Norden (aus Richtung Bochum in Fahrtrichtung, aus Richtung Gelsenkirchen gegen die Fahrtrichtung) laufen und nach 200 m rechts abbiegen zur Zeche.
► Zur Schachtanlage III-VI: bis Lohrheidestraße. Zu Fuß in Richtung Süden (Fahrtrichtung Bochum) und dann rechts in die Josef-Haumann-Straße. Alternativ vom Bahnhof Wattenscheid mit dem Bus der Linie 365 ebenfalls bis Lohrheidestraße (eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Freiheitsstraße). Zu Fuß ein Stück zurück gegen die Fahrtrichtung und rechts in die Josef-Haumann-Straße abbiegen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Auf der Kray-Wanner Bahn besteht an der nahen Halde Rheinelbe die Möglichkeit, die Zeche Holland auf der ehemaligen Anschlussbahn zu erreichen (siehe Beschreibung unten).
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zeche Holland bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie Kompass Wanderkarte Südliches Ruhrgebiet* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert:
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Bahnradeln im Ruhrgebiet: Auf 12 Radtouren* und Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen*
Ausgesuchte Koordinaten zur Tourenplanung und GPS-Geräte sind in jedem Absatz angegeben.
Die Zeche Holland I / II in Gelsenkirchen
Der einzige erhaltene Doppel-Malakowturm im Ruhrgebiet
Ein beeindruckendes Bauwerk empfängt den Besucher der Gründungsschachtanlage. Die Straße führt genau auf den markanten Doppel-Malakowturm zu. Malakowtürme sind aus Stein gemauerte Fördertürme, die vor den leichteren Stahl-Fördergerüsten gängig waren. Über 100 gab es davon im Ruhrgebiet, 14 sind heute nur noch erhalten. Die Türme erinnern an mächtige Burgen. Benannt sind sie nicht umsonst nach dem Fort Malakow auf der Krim, das seinerzeit ein Sinnbild für Stärke und Widerstandsfähigkeit war. Wenn die Türme auch an sich schon besonders sehenswert und technische Denkmäler sind, hat die Zeche auch noch die Besonderheit, die einzige erhaltene Doppelturm-Anlage im Ruhrgebiet zu sein – manche Quellen sprechen sogar von der einzigen verbliebenen ihrer Art auf dem europäischen Kontinent.
Neben dem Turm, zu einem Wohn- und Bürohaus umgebaut, stehen auf dem ehemaligen Zechengelände noch die Werkhalle, das Maschinenhaus, ein Lüftergebäude und das Pförtnerhaus. Allesamt können zum Teil von außen besichtigt werden oder beherbergen ein Geschäft oder Büros. Wie ein Museum sind die Anlagen nicht zu besichtigen und größtenteils in Privatbesitz.
Nördlich der Über-Tage-Anlagen erstreckt sich ein Überrest der alten Bergehalde. Seit Beendigung der Förderung schrumpfte sie von etwa 5 Hektar Fläche auf die Hälfte. Der höchste Punkt liegt heute im östlichen Teil auf etwa 69 Metern, etwa 19 Meter über der Umgebung. Leider ist die Halde nicht direkt zugänglich. Von einem Supermarktparkplatz im Norden, der auf Teilen ihrer ursprünglichen Ausdehnung liegt, kann sie betrachtet werden. Auf der anderen Seite der Zeche befindet sich übrigens der ebenfalls stillgelegte Güterbahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid. Heute führt der Radschnellweg Ruhr RS1 über das Gelände.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bahn und Fahrrad finden Sie oben auf dieser Seite.
Geographische Koordinaten: 51°29’25.66″N, 7° 7’30.48″E – Doppel-Malakowturm
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
369838 m, 5706035 m – Doppel-Malakowturm
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Zeche Holland III-VI in Wattenscheid
Mit dem Bahntrassenradweg zur Kray-Wanner Bahn und zum RS1
Nur wenige Jahre nach Inbetriebnahme der Zeche Holland I / II in Ückendorf, unmittelbar hinter der Stadtgrenze gelegen, entstand in Wattenscheid eine zweite Schachtanlage an der Lyrenstraße. Die Lage ist äußerst zentral an der Ortsmitte Wattenscheids, die sich unmittelbar östlich anschließt. Der Schacht III ging 1880 in Betrieb. Es folgten Schacht IV, der Wetterschacht V und der Schacht VI. Das heute noch erhaltene Fördergerüst steht über dem ehemaligen Schacht IV und zog 1950 von der Zeche Zollverein hierher um, wurde also gebraucht gekauft. Es stammt ebenso wie die Kaue und Verwaltung vom bekannten Architekten Fritz Schupp, der unter anderem auch für das Aussehen der Zeche Zollverein oder Nordstern verantwortlich ist. Die Gebäude sind im Architekturstil des Neoklassizismus entworfen, der abgewandelt auf monumentale Bauten und Säulen der Antike eingeht. Im Jahr 1983 erfolgte die Stilllegung der Zeche Holland, die kurz zuvor mit der Zeche Zollverein ein Verbundbergwerk bildete.
Die folgende Ansicht zeigt das Gelände der Zeche Holland III-VI etwa in den 1930er Jahren mit Blick nach Westen. Das noch heute erhaltene Fördergerüst ist etwas versteckt in dunkler Gestalt in der Bildmitte zu sehen, der linke Förderturm ist heute nicht mehr vorhanden. Links ist die große Bergehalde zu erkennen, die im Weiteren noch näher besprochen wird. Im Hintergrund verlässt die ebenfalls noch vorgestellte Bahnstrecke das Gelände in Richtung Kray-Wanner Bahn. Die mittig im Vordergrund stehenden Gebäude sind größtenteils heute noch erhalten.
In der Folgezeit nach der Schließung hat sich das Gelände in Wattenscheid stark gewandelt. Teile der Anlagen, die Bahnverladung und Bergehalde wurden abgerissen bzw. eingeebnet. Erhalten blieben lediglich das genannte Verwaltungs- und Kauen-Gebäude und der markante Förderturm vom Schacht IV mit dem HOLLAND-Schriftzug als Industriedenkmal. Ein kleines, bananenförmiges Landschaftsbauwerk ist entstanden und schirmt die Wohnbebauung in der Ortsmitte von Wattenscheid vom neuen Gewerbegebiet ab, das auf der Zechenbrache aufgebaut wurde. Es erstreckt sich rechts und links der neuen Josef-Haumann-Straße. Zwischen ihr und der Weststraße, die einst das Gelände nach Süden begrenzte, errichtete man eine neue Wohnsiedlung. Die Reihenhäuser, zum Teil mit markanten Tonnendächern, liegen südlich eines gebogenen, langgestreckten Wasserbassins. Das Fördergerüst präsentiert sich heute im renovierten Zustand inmitten eines kleinen Platzes mit Sitzgelegenheiten. […]
Die folgende Abbildung zeigt das historische Zechengelände in den 1950er Jahren und heute. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Darin lässt sich die Entwicklung besonders gut nachvollziehen und einzelne Gebäude und Straßenzüge entdecken, die schon damals wie heute existiert haben. So erkennt man in der historischen Darstellung deutlich das Zechengelände mit all seinen Anlagen und Gebäuden. Wie eine Harfe erstreckt sich der Verladebahnhof auf einer großen Fläche und mündet in der linken oberen Ecke in die Güter-Anschlussbahn. Unterhalb der beginnenden Güterbahn entdeckt man eine neue Siedlung. An das Zechengelände grenzt die ausgedehnte Bergehalde mit einer Fläche von etwa 6,5 Hektar an.
Die Eisenbahnstrecke zur Zeche Holland wurde zum Radweg und bindet das neue Wohnquartier und Gewerbegebiet an das Netz der Bahntrassenradwege im Ruhrgebiet an. Er ist ganz oben in der Übersichtskarte als pinkfarbenes Band eingezeichnet.
Die Strecke ist nur ca. 1,7 km kurz. Dabei macht sie aber mehrere langgestreckte Kurven und umrundet neben einigen Sportanlagen in Nachbarschaft zum Lohrheidestadion am Ende auch die große Halde Rheinelbe auf ihrer Westseite. An einem ehemaligen Abzweig zum Güterbahnhof, der in der historischen Karte ganz oben gut zu erkennen ist, steht noch das dazugehörige Stellwerk. Die folgenden Aufnahmen zeigen Eindrücke vom Radweg vom Ausgangspunkt an der Zeche bis zum Ziel an der Halde Rheinelbe:
Das Ende des Weges markiert die Windwaage, ein Objekt im Zusammenhang mit dem Skulpturenpark Rheinelbe, zu der auch die große Himmelstreppe auf der Halde zählt. Von hier aus führt die Auffahrt zum Gipfel der Halde. Sie erfordert ein wenig Kondition oder einen geladenen Akku fürs E-Bike. Der Radweg hat an dieser Stelle außerdem eine Anbindung an den Bahntrassenradweg auf der Kray-Wanner Bahn, über den man recht einfach zur nahen Erzbahntrasse oder zur Zollvereinbahn zum UNESCO Welterbe Zollverein mit Zeche und Kokerei gelangt. Seit 2021 existiert außerdem südwestlich der Halde ein Anschluss an den Radschnellweg RS1, der auf der Bahnstrecke am alten Güterbahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid entlangführt und im Endausbau quer durch das Ruhrgebiet reicht. Auf einer kleinen Brücke überquert unser kleiner Radweg zwischen der Zeche Holland und der Halde Rheinelbe den RS1, hat aber keine direkte Verbindung.
Geographische Koordinaten:
51°29’00.88″N, 7° 7’34.88″E – Fördergerüst Holland IV
51°29’01.36″N, 7° 7’43.58″E – Lohnhalle
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
369903 m, 5705267 m – Fördergerüst Holland IV
370071 m, 5705277 m – Lohnhalle
Bahntrassenradweg Zeche Holland: www.achim-bartoschek.de
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bahn und Fahrrad finden Sie oben auf dieser Seite.