Der Gleispark Frintrop
Zugreisende passieren in der Anfahrt zum Oberhausener Hauptbahnhof eine auffallende Brücke mit kleinen roten Bögen. Sie überquert neben der Bahnstrecke das Areal eines alten Güterbahnhofs. Der Sammelbahnhof Frintrop wurde mit Niedergang des Bergbaus aufgegeben und eine Zeit lang zu einer großen Eisenbahnbrache, wurde also nicht genutzt. Seit Mitte der 1990er Jahre ist der ehemalige Güterbahnhof ein öffentlicher Park mit Fokus auf der wandelbaren Industrienatur.
Die Fläche erstreckt sich nicht weit entfernt von der bekannten Neuen Mitte direkt an der Stadtgrenze zwischen Essen und Oberhausen. Der alte Sammelbahnhof mit Bahnbetriebswerk lag genau zwischen der Eisenbahnstrecke Essen-Oberhausen (Stammstrecke der Cöln-Mindener Eisenbahn) und der Güterbahn Bottrop-Wedau (Rheinische Bahn) und war damit mancherorts über 250 Meter breit. Seine Länge erstreckte sich über einem Kilometer in Ost-West-Richtung. Das folgende Luftbild zeigt den Rangierbahnhof in Bildmitte Ende der 1950er Jahre.
Er setzte sich aus mehreren nebeneinanderliegenden Gleisharfen zusammen mit stellenweise insgesamt fast 50 parallel verlaufenden Gleisen. Im Osten befand sich ein Ringlokschuppen mit einer Drehscheibe. Damit gehörte er seinerzeit zu den größten Rangierbahnhöfen überhaupt.
Vom Rangierbahnhof zum Ruderalpark und Gleispark
Die folgende interaktive Grafik zeigt in zwei Luftbildern mit unterschiedlichem Datum der Aufnahme den identischen Ausschnitt vom Rangierbahnhof 1926 und dem Gleispark heute. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Deutlich erkennbar sind im historischen Foto die vielen kleinen Güterwaggons auf den harfenförmigen Gleisen, der ringförmige Lokschuppen im östlichen Teil, daneben eine weitere Halle und ein hoher Schornstein mit langem Schattenwurf. All dies ist heute von viel Grün bewachsen, das von Spazierwegen erschlossen ist.
Das Betriebswerk wurde bereits früh in den 1930er Jahren aufgelöst. Lange nach seiner Stilllegung in den Sechzigern wurde der Bahnhof durch den Regionalverband Ruhr 1998 übernommen und 1999 der Öffentlichkeit zunächst unter dem Namen Ruderalpark Frintrop zur Verfügung gestellt. Ruderal-Pflanzen sind solche, die auf Schutt oder Brachen-Gelände wild wachsen und sich auf die speziellen Bedingungen an diesem Standort eingestellt haben. Doch was, außer Erholung inmitten von frischem Grün in der Großstadt, macht den Gleispark zu einer Besonderheit?
Ein Spaziergang durch den Gleispark Frintrop
Es ist die Beobachtung, wie sich die Natur in den typischen Brachestadien das Gelände zurückerobert, die das Gelände vor allem für Pflanzen- und Tierliebhaber interessant macht. Dabei ist insbesondere das tiefe, grobe Schotterbett der in unterschiedlichen Zeiträumen abgebauten Gleisharfen schwierig für Pflanzen zu besiedeln, da Regenwasser schnell versickert und der Boden somit trocken und warm ist. Nur mit viel Mühe schaffen erste Pioniere die Ansiedlung und das langsame Fußfassen.
Dennoch hat sich mit der Zeit gerade hier ein enormer Artenreichtum eingestellt, dem auch die Tiere bald folgten. Königskerze, Flieder, Natternkopf, Distel und Birkenwäldchen sind Vertreter der Pflanzen, Schmetterlinge und Heuschrecken, Specht, Fasan und Feldhase haben sich als tierische Gäste eingestellt.
Darüber hinaus entdeckt man hier und dort noch Relikte der Eisenbahn-Epoche, Stapel mit Gleisschwellen, Betonfundamente oder ähnliches. Einige treppenartige Aussichtspunkte bieten Übersichten auf das Gelände. Ein Rundweg, markiert auf den Lageplänen an den zwei Hauptzugängen, erschließt den Park und ist etwa 2 Kilometer lang.
Brücke Ripshorster Straße
Im Westen werden der Gleispark und die benachbarten Bahnstrecken durch die Brücke der Ripshorster Straße überquert. Diese ist nicht zu verwechseln mit der nahegelegenen sogenannten Ripshorstbrücke oder Ripshorststeg, einer Fußgängerbrücke über den Rhein-Herne-Kanal. Dabei ist die Brücke ein Ersatz einer älteren, wegen Baufälligkeit 2004 abgerissenen Brückenverbindung.
Sie besteht aus zwei Brücken und einem verbindenden Damm in der Mitte. Die Brücke wurde entworfen von Stefan Polónyi und 2009 eingeweiht. Nicht umsonst erinnert die Bogenform der Träger stark an die Doppelbogenbrücke im Nordsternpark – stammt diese doch aus derselben Architektenhand. Die knallroten Bögen verlaufen in der Form einer Sinuskurve über und unter der Straßenebene. Die gesamte Länge des Brückenbauwerks mit einem Damm in der Mitte beträgt etwa 280 Meter. Der größte Brückenteil im Süden mit den markanten Bögen ist ca. 125 Meter lang. Insbesondere in der Nacht ist das Bauwerk durch die Beleuchtung schön anzusehen.
Eine interessante Geschichte nebenbei ist, dass es zur Errichtung des Neubaus zu einer Verschiebung der Stadtgrenze zwischen Essen und Oberhausen gekommen ist. Die Stadtgrenze verläuft nun unmittelbar östlich neben der Brücke parallel zu ihr, die Brücke gehört nun der Stadt Oberhausen. Zweifellos zählt sie heute zu den schönsten Brücken der Stadt.
Der Gleispark ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Der Gleispark Frintrop ist ständig frei zugänglich.
Der Park liegt praktisch am östlichen Ende einer Kette von Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen rings um die Oberhausener Neue Mitte. Hier lassen sich von Schloss Oberhausen mit Kaisergarten und Wildpark über Gasometer, Einkaufszentrum CentrO, Sea Life und dem Gehölzgarten Ripshorst mit dem Emscher Klärpark und dem tanzenden Strommast sowie der Siedlung Eisenheim und dem OLGA-Park zahlreiche abwechslungsreiche Unternehmungen an einem einzigen Tag durchführen.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 11 Oberhausen-Osterfeld / Neue Mitte. Aus Richtung Dortmund dem Verlauf folgen, aus Richtung Moers rechts abbiegen auf die Osterfelder Straße. Es werden Emscher und Kanal überquert. An sich müssten Sie nun links abbiegen in die Ripshorster Straße. Dazu an der nächsten Kreuzung rechts abbiegen, dem Verlauf rechts folgen und dann an eben dieser Ampel geradeaus fahren. Nach 730 Metern befindet sich links ein Parkplatz vom Haus Ripshorst. Alternativ geradeaus weiterfahren, kurz darauf halblinks abbiegen in die Suhlstraße und in dessen Verlauf am Rande parken. Zurück zur Ripshorster Straße und dem weiteren Verlauf folgen bis zur großen Ripshorster Brücke. Auf der Mitte befindet sich der Abstieg zum Gleispark aus Richtung Oberhausen.
Alternative Zugänge: Dellwiger Straße, Kreuzung Werthstraße bzw. Ripshorster Straße, Kreuzung Schienenspur.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Ripshorststraße in Oberhausen
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund Hbf. oder Oberhausen Hbf. mit der RB 32 bis Essen-Dellwig, alternativ mit der S9 von Essen Hbf. oder Bottrop Hbf. bis Essen-Dellwig-Ost. Auf der Dellwiger Straße (vom Bahnhof Essen-Dellwig rechts; von Essen-Dellwig-Ost zunächst zur Donnerstraße und dann links, bis diese in die Dellwiger Straße übergeht) ca. 600 Meter bis zur Straßenbahnhaltestelle Wertstraße. Hier befindet sich rechts ein Tunnel unter den Bahnschienen. Er führt direkt in den östlichen Teil des Gleisparks.
Als Vorbereisende können Fahrgäste auch im RE 3 zwischen Essen-Altenessen und Oberhausen Hbf. kurz hinter bzw. vor Oberhausen die Ripshorster Brücke mit den roten Sinusbögen sehen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Emscher-Park-Radweg und Emscherweg verlaufen auf der nördlichen Seite des Rhein-Herne-Kanals am Gelände von Haus Ripshorst vorbei. Über die Kanalbrücke, vorbei am Informationszentrum auf die Ripshorststraße und auf die Brücke über die Bahn.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Gleispark bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000) und Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*.
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Wanderglück Industriekultur: Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet* und Blühende Oasen: Ausflüge zu den schönsten Parks und Gärten im Ruhrgebiet*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°29’13.56″N, 6°54’51.89″E – Zugang Dellwiger Straße (S-Bahn)
51°29’15.12″N, 6°54’07.72″E – Zugang Brücke Ripshorster Straße
51°29’15.41″N, 6°54’30.10″E – Aussichtsturm
51°29’12.47″N, 6°54’20.57″E – Aussichtsturm
51°29’17.37″N, 6°54’43.72″E – Aussichtspyramide
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
355200 m, 5706057 m – Zugang Dellwiger Straße (von S-Bahnhof)
354349 m, 5706129 m – Zugang Brücke Ripshorster Straße
354781 m, 5706126 m – Aussichtsturm
354595 m, 5706040 m – Aussichtsturm
355045 m, 5706179 m – Aussichtspyramide
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.