Die Halde Oestrum
Es sind einmal mehr die Straßennamen, die im Gewerbegebiet Mevissen in Oestrum, einem Teil von Duisburg-Bergheim, eine deutliche Sprache sprechen: Mausegatt und Geitling verweisen auf Kohleflöze und sind neben einem kleinen Denkmal mit einer Seilscheibe sichtbare Beweise dafür, dass hier einst aktiver Bergbau stattgefunden hat. Im westlichen Teil des heutigen Gewerbegebietes war dies die Zeche Wilhelmine Mevissen, die mit zwei Schächten von 1912 bis 1973 Kohle förderte, im östlichen Teil jedoch die im gleichen Zeitraum entstandene Zeche Diergardt, die 1967 stillgelegt und deren Abbaufelder von Zeche Wilhelmine Mevissen übernommen wurden. Auf jenem Gelände finden sich heute ein Einkaufszentrum sowie eine Grünanlage namens Diergardtpark.
Das Gewerbegebiet Mevissen wird im Norden durch einen langgestreckten, aber niedrigen Höhenzug begrenzt, der sich bei näherer Betrachtung als Bergehalde der Zeche Wilhelmine Mevissen herausstellt, die auch Halde Oestrum genannt wird. Ein Fußgängerweg, markiert durch weiß-rot-weiße Pfosten an der Straße, führt auf die Halde Oestrum und lässt den Spaziergänger die einst verbotenen Höhen erklimmen. Vom Klettern wird er wahrscheinlich hier allerdings nicht müde werden, denn die Halde überragt die Umgebung gerade einmal um 14 Meter und erreicht eine Höhe von 40 Metern über dem Meeresspiegel.
Überrest einer größeren Bergehalde der Zeche Wilhelmine Mevissen
Im nachfolgenden Luftbild ist die Halde als grüner Hügel oberhalb der Bebauung des Gewerbegebietes zu erkennen und durch die Beschriftung „Halde“ markiert. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Hier wird deutlich, dass die Halde von heute nur noch ein kleiner Überrest ist einer ehemals etwa 17 Hektar großen Bergehalde, die bis zur heutigen ausgebauten Moerser Straße reichte und große Teile des heutigen Gewerbegebietes überdeckt hat. Wie viele andere auch, wurde die Halde Oestrum fächerförmig mit einer großen sowie ebenen Oberfläche aufgeschüttet. Der verschwundene Teil musste erst in den 1990er Jahren im Zuge der Erweiterung des Gewerbegebietes weichen.
Aufstieg auf die kleine Halde
Der Zugang von Seiten des Gewerbegebietes ist recht versteckt in der letzten Linkskurve der Hochstraße kurz vor dem Wendehammer am Ende und kann leicht übersehen werden. Zwischen den Grundstücken zweier Firmen geht es auf einem Pfad zwischen Baumalleen nach Norden zur Halde, deren Böschung aber bald erreicht ist. Der Weg teilt sich noch auf der Böschung dreieckförmig nach links und rechts auf und führt danach praktisch auf dem höchsten Kamm entlang. Dabei kann man in Richtung Osten bis zum besagten Diergardtpark laufen – oder, wenn man sich strikt immer geradeaus hält, weiter entlang ehemaliger Bahntrassen bis zum Überrest des einstigen Verladehafens der Zeche am Rhein unweit der Autobahnbrücke über den großen Strom.
Der künstliche Berg ist recht dicht mit teils dornigen Büschen bewachsen, an einer Stelle wächst ein Birkenwald. Im Norden führt eine Hochspannungsleitung vorbei. Ausblicke beschränken sich (durch Büsche oder Schneisen hindurch) allerdings auf die nächste Umgebung – nicht einmal der Rhein ist zu sehen. Es schließen sich landwirtschaftliche Flächen und die Siedlung Asterlagen an.
Tipp des Autors:
Aufgrund der Kleinräumigkeit und der beschränkten Sichtweite lohnt die Halde Oestrum nur für Haldenfans, die so viele Halden wie möglich besuchen möchten. Dafür sind umliegend zahlreiche andere Ziele empfehlenswert, wie der Toeppersee, der Rheinpark mit der Hochfelder Eisenbahnbrücke, oder das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen.
Informationen zum Besuch:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A40 bis zur Ausfahrt 10 Rheinhausen. Dort auf die L273 Richtung Rheinhausen fahren (zweite Ausfahrt aus Richtung Essen, erste Ausfahrt aus Richtung Moers). Nach 3 km an der ersten Kreuzung links in das Gewerbegebiet und in die Schauerstraße. Die zweite links in die Hochstraße. An der Kreuzung Mausegatt dann geradeaus und durch die Rechtskurve. Direkt hinter der folgenden Linkskurve befindet sich schließlich ein Zugang zur Halde Oestrum. Hier kann am Rand geparkt werden.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Hochstraße, Nähe Kreuzung Mausegatt in Duisburg
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Duisburg Hbf. oder Rheinhausen mit der RB 31 Richtung Xanten bis Trompet. Vom Bahnhofsgebäude rechts auf der Neustraße. Nach 600 m rechts in die Unterstraße. Am Ende rechts über den Bahnübergang und dann direkt links dahinter den Weg nutzen. Er führt bis zur Hochstraße. Links halten und hinter der nächsten Linkskurve rechts auf die Halde. Der Fußweg beträgt insgesamt etwa 1,5 km.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die NiederRheinroute führt westlich an der Halde vorbei. Vom Rhein-Radweg ist ein Abstecher vom alten Hafen der Zeche möglich.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°25’20.08″N, 6°41’03.27″E – Zugang Hochstraße
51°25’24.97″N, 6°41’56.16″E – Zugang St.-Ludger-Kirche
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
338993 m, 5699326 m – Zugang Hochstraße
340019 m, 5699444 m – Zugang St.-Ludger-Kirche
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.