Die Halde Rheinpreußen am Waldsee in Moers
Es ist die größte Grubenlampe der Welt, die tausende Autofahrende auf der Rheinbrücke der A42 von Duisburg kommend täglich erblicken. Hoch über Moers erhebt sich mit dem sogenannten Geleucht eine der eindrucksvollsten und schönsten Landmarken im Ruhrgebiet. Es ist nicht nur am Tage, sondern auch in der Dämmerung wunderschön anzusehen. Dabei steht es auf einer Halde der Zeche Rheinpreußen, die zu den höchsten im Revier zählt.
Direkt nebenan befindet sich der Waldsee, der sich zusammen mit der Halde für eine kleine Wanderung mit Berg-Etappe und Strandbesuch anbietet. Beide Ziele, Halde und See, werden im Beitrag näher vorgestellt und sind in der Karte eingetragen:
Der Waldsee wird weiter unten vorgestellt. Dort stehen auch ausführliche Informationen zur Anreise zur Halde und zum See.
Halde der Zeche Rheinpreußen
Die Zeche war das erste linksrheinische Bergwerk im Ruhrgebiet und förderte zunächst bei Duisburg ab 1876 Kohle. Die Halde wurde ab 1963 auf dem Gelände eines Baggersees bis 1990 zu ihrer heutigen Form angeschüttet. Sie hat eine Grundfläche von ca. 52 ha und eine Höhe von 103,5 Metern über dem Meeresspiegel. Damit überragt sie das Umland um ca. 77 Meter und ist die siebthöchste Halde im Ruhrgebiet. Dank einer freigehaltenen Böschung auf der Nord- und Ostseite bietet sich dem Besucher ein guter Blick über die Landschaft nach Duisburg, Bottrop und Kamp-Lintfort. Ins Auge fallen insbesondere der zu Füßen verlaufende Rhein, die Autobahn- und Eisenbahnbrücke, die Stahlwerke von Thyssen mit dem Alsumer Berg sowie die Halden Haniel in Bottrop und Pattberg in Repelen.
Eine Grubenlampe als Wahrzeichen für das Ruhrgebiet
Nicht ganz am höchsten Punkt, aber trotzdem auf dem Gipfelplateau, steht die wunderschöne Grubenlampe. Ein sogenanntes Geleucht, natürlich in handlicher Bauweise, war früher ein unabdingbares Utensil im Bergbau, war dieses Hilfsmittel doch unter Tage für den Bergmann meist die einzige Lichtquelle im stockdunklen Stollen. Dieses Exemplar ist dabei eine spezielle Bauform, die sogenannte Davysche Lampe oder Davys-Lampe, die trotz des offenen Feuers durch eine spezielle Gitterkonstruktion ein Entflammen von Grubengas verhinderte und daher lebenswichtig war. Aber nicht nur durch das Spenden von Licht war das Geleucht ein kleiner Lebensretter: Üblicherweise markierten die Grubenlampen (auch die späteren elektrischen Leuchten), ob alle Bergleute einer Schicht wieder heile ans Tageslicht zurückgekehrt waren. Fehlte eine Lampe, so konnte davon ausgegangen werden, dass der Besitzer noch unter Tage war und sich möglicherweise in Schwierigkeiten befand.
Die mit 30 Metern übergroße und leuchtend rot angestrichene Landmarke wurde von Otto Piene (1928-2014) entworfen, um die Jahrtausendwende vorgestellt und unter großem privaten Engagement und der Unterstützung einiger Investoren schließlich 2007 errichtet. Am 17.09.2007 erfolgte die Einweihung.
Die Halde Rheinpreußen ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Man kann das Geleucht an einigen Terminen tagsüber innen erklimmen und als nochmals erhöhten Aussichtspunkt nutzen. Im Innern des Treppenhause läuft man dabei an einer Figur der Heiligen Barbara vorbei, Schutzpatronin der Bergleute.
Die Grubenlampe in der Nacht
Wenn sich die Dämmerung über den Niederrhein legt und andere Bergehalden langsam verwaisen, füllt sich der Parkplatz auf halber Höhe der Halde zusehends. Es sind Spaziergänger und Jogger, die die ruhigen Stunden ausnutzen, aber auch erstaunlich viele Fotografen, die in Warte- und Lauerstellung gehen. Was ist ihr Motiv, hier im Dunklen?
Erst sind es die Rheinbrücken, die Kraftwerke und die Industrie auf Duisburger Rheinseite, die in das rote Licht der untergehenden Abendsonne getaucht werden. Immer mehr künstliche Lichtquellen leuchten auf und machen die tagsüber vielleicht hässliche Industriekulisse mit ihren Anlagen und Schornsteinen und sogar den Verkehr auf der Autobahn zu einem eindrucksvollen Panorama. Auch der hier und dort plötzlich aufsteigende Wasserdampf zeigt sich hell unter dem Abendhimmel. Nur das Geleucht erhebt sich noch dunkel gegen den in den Himmel.
Doch dann erstrahlt das Motiv der zahlreich versammelten Fotografen in voller Schönheit und die so wunderschöne Skulptur ist zu einer noch eindrucksvolleren, nächtlichen Landmarke geworden. Hell strahlt das Licht einer Laterne im Innern der Grubenlampe auf der ersten Etage und wackelt sachte im Wind und wirft auf der Wiese vor der Skulptur tanzende Schatten. Wie eine Adventskerze sieht die Spiegelung in dem kleinen, vom Wind stark bewegten Gewässer vor dem Objekt aus.
Diese Halde wird im Reiseführer „Wanderbare Halden“ von Nikola Hollmann & Andrea Slavik beschrieben und ist dort Teil einer Wanderung, die außerdem weitere interessante Ziele in der Umgebung vorstellt. Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick*
Informationen zur Anreise und wichtige Hinweise zum Parken finden Sie ganz unten.
Tipp des Autors:
Die Halde ist durch die gute Aussicht auf das Rheintal und wegen der vielleicht schönsten Landmarke im Ruhrgebiet ein lohnenswertes Ziel. Kombiniert werden kann der Besuch mit zwei weiteren Halden in der Umgebung, der ebenfalls sehenswerten Halde Norddeutschland und der etwas kleineren Halde Pattberg. In Moers ist ein Schloss zu entdecken. Nicht weit entfernt sind auch der Landschaftspark Duisburg-Nord, der Innenhafen sowie der Ruhrorter Hafen und der Zoo in Duisburg.
Der Waldsee
Teilweise nicht nur sprichwörtlich im Schatten der Halde Rheinpreußen liegt der idyllische Waldsee. Sein Besuch lässt sich sehr gut mit der Besteigung der Halde und Besuch des großen, roten Geleuchts auf der Spitze verbinden. Nach Belieben lassen sich Wandertouren durch den Baerler Busch bis zum nahen Lohheidesee oder Radtouren zum und am Rhein entlang zusammenstellen.
Vom Kies-Tagebau zum See
Der Waldsee liegt, so wie die Halde Rheinpreußen auch, im Baerler Busch, früher Königlicher Forst Bärler Busch. Heute teilt die 1992 eröffnete Autobahn A42 zwischen Kamp-Lintfort und Dortmund das Waldgebiet. Es endet im Süden am Fuß der Bergehalde Rheinpreußen. Ein Teil des Baerler Buschs liegt in Duisburg, der kleinere Teil mit dem Waldsee allerdings vollständig in Moers.
Bereits in Karten der 1930er Jahre ist ein kleiner Tagebau eingetragen, der in der Folgezeit immer größer wurde. Von Südwesten aus dehnte sich dieser zur Kiesgewinnung nach Nordosten aus und bildete die Senke, die später der Waldsee sein würde. Anfangs verlief eine Eisenbahnstrecke mitten durch den Tagebau auf einem Damm. Noch heute sind die Gleise am Westufer zu sehen, die kurz vor der Böschung enden. In den 1980er Jahren endete das Auskiesen und der heutige Baggersee behielt seine Form. Besonders markant ist dabei eine große Halbinsel am Südufer.
Angeln und Strandurlaub
Vom Duisburger Stadtteil Baerl, von Moers-Eick sowie von der Halde Rheinpreußen aus kann der Waldsee auf Rad- und Spazierwegen erreicht werden. Ein Parkplatz befindet sich am 1972 geschlossenen Freibad, dessen Gebäude heute nur noch von Sportvereinen genutzt werden.
Ein Weg von etwa 2,5 Kilometern Länge umrundet den Waldsee. Die Runde lässt sich durch kleinere Wege auf einer Halbinsel verlängern. Immer wieder stößt man vor allem im Osten, Norden und Nordwesten auf kleine Strandabschnitte, die bei schönem Wetter gerne genutzt werden und von Schilf- und Röhrichtzonen unterbrochen werden.
So, wie man den See von der Halde und von der Aussichtsplattform auf dem Geleucht sehen kann, lässt sich wiederum das Geleucht von einigen Uferbereichen des Sees anschauen.
Beliebt ist der See bei Anglern, die Hecht und Barsch, Karpfen oder Aale fischen. Ein Angelverein betreut und bewirtschaftet seit 1950 den See und organisiert ordnungsgemäße Abläufe. Mitglieder und Gastangler können hier ihr Glück versuchen (Informationen dazu bietet die Website des ASV Rheinpreußen, Link dazu siehe unten).
Informationen zum Besuch von Halde, Geleucht und Waldsee:
Der See und die Halde Rheinpreußen sind Tag und Nacht frei zugänglich. Das Geleucht kann ebenfalls von außen ständig frei besichtigt werden und ist zu bestimmten Zeiten als Aussichtsplattform geöffnet: April bis Oktober je Mi, Do, Sa und So 14.00-18.00 Uhr, November bis März je Sa und So 13.00-16.00 Uhr. Sonderöffnungszeiten können außerdem mit der Stadtinformation vereinbart werden. Der Eintritt ist übrigens frei.
Die Beleuchtung (Geleucht und Böschung) wird täglich nach Einsetzen der Dämmerung eingeschaltet und erlischt von April bis Oktober um 23.00 Uhr, von November bis März um 21.00 Uhr. Es wird allerdings dringend empfohlen, eine eigene Taschenlampe für den Aufstieg mitzubringen, um den Weg außerhalb der Beleuchtungsbereiche zu sehen und von nächtlichen Fahrradfahrern gesehen zu werden. Bei eingeschalteter Beleuchtung kann man sich auf dem Gipfel (der allerdings im sonst weitgehend unbeleuchteten Dunkel der Halde erst erreicht bzw. auch verlassen werden muss!) prima ohne Hilfsmittel orientieren.
Zum Fotografieren des Geleuchts und Industrie-Panoramas bei Nacht ist ein Stativ empfehlenswert. Es sollte stabil stehen und auch die ein oder andere kräftige Windböe wackelfrei überstehen können.
Als eine der wenigen Halden im Revier kann Halde Rheinpreußen befahren werden. Der Parkplatz erstreckt sich am Rand dieses Weges bis etwa zur halben Höhe, wo die Straße auf einem Wendehammer endet. Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg bis zum Gipfel.
Anreise mit dem Auto (empfohlen):
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 2 Moers-Nord, dort aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Rheinberger Straße Richtung Moers. An der nächsten Ampel links in die Verbandstraße fahren und direkt an der nächsten Kreuzung rechts in die Römerstraße. Nach 1,7 Kilometern im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt in die Gutenbergstraße wählen und sofort (!) dahinter schräg links bergauf auf die Halde fahren. Hier kann man am Rand parken und zu Fuß bis zum Gipfel weitergehen.
In ruhigen Tageszeiten kann es auf diesem Parkplatz zu Autoaufbrüchen kommen. Lassen Sie bitte keine Wertgegenstände sichtbar im Auto liegen oder weichen Sie auf einen alternativen Parkplatz aus (siehe Karte oben).
Alternativ können Sie nämlich auch in der Wohnsiedlung z. B. an der Orsoyer Allee parken und ein Stück weiter zum Kreisverkehr und zur Haldenauffahrt laufen oder sogar mit dem Fahrrad hinauffahren.
Weiterhin alternativ gibt es einen Parkplatz am Waldsee, von dem aus die Halde von Norden bestiegen werden kann.
Zieleingaben ins Navigationssystem: Römerstraße, Kreuzung Gutenbergstraße in Moers bzw. Römerstraße 790 (Parkplatz Waldsee).
Anreise mit Bus und Bahn:
Mit der RB 31 von Duisburg Hauptbahnhof nach Rheinberg von dort mit der Buslinie 913 bis nach Duisburg-Kastellstraße. Dort zu Fuß durch die Kastellstraße und durch den Wald von hinten auf die Halde. Zunächst hinter dem kleinen See links in die Jakob-Schroer-Straße, ein kurzes Stück rechts auf die Gutenbergstraße und sofort rechts in den Rehwinkel. Diesem Weg geradeaus folgen. Dort, wo dieser eine scharfe Rechtskurve macht, befindet sich geradeaus ein Haldenzugang.
Alternativ von Moers mit der Linie 4 Richtung Repelen bis Chemische Werke oder Waldsee. Von den Chemischen Werken entlang der Fahrtrichtung zum Kreisverkehr und dann schräg rechts auf die Halde, von der Haltestelle Waldsee entweder zurück Richtung Kreisverkehr und die genannte Auffahrt oder nördlich der Halde bis zum See und dort den Nordzugang am Clubhaus nutzen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die NiederRheinroute führt an der Halde vorbei. In Höhe der Autobahnbrücke bei Baerl ist ein Abstecher vom Rhein-Radweg (Erlebnisweg Rheinschiene) möglich.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Halde Rheinpreußen bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) und Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000). In Auszeiten für die Seele* wird ein schöner Spaziergang um den Waldsee und auf die Halde zum Geleucht vorgeschlagen.
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Halden, Himmel, Horizonte: Die Gipfel des Reviers* und Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°28’31.06″N, 6°38’48.96″E – Zugang zur Halde
51°28’44.32″N, 6°39’02.32″E – Geleucht
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 336860 m, 5705708 m – Geleucht
Quellen und weitere Informationen:
Internetseite über die Landmarke: www.das-geleucht.de
Angelverein Waldsee: www.asv-rheinpreussen.de