Der Emscherbruch

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts schlängelte sich das kleine Flüsschen Emscher im Dreieck zwischen Herten, Gelsenkirchen und Herne durch eine weitgehend unbesiedelte Sumpflandschaft mit Wäldern und Weiden – den nach dem Fluss benannten Emscherbruch. Bis heute hat sich die Landschaft stark gewandelt, hat aber teilweise ihren Charakter erhalten und kann durch eine Wanderung, Radtour oder einem Spaziergang erforscht werden.

Ein Besuch lässt sich sehr gut mit der Zeche Ewald und der Halde Hoheward im Landschaftspark Hoheward sowie der Kunstachse Burgenland zum Park rund um das Schloss Herten verbinden.

In diesem Beitrag werden die typische Landschaft im Emscherbruch, der Ewaldsee, die große Deponie sowie zwei Bahntrassenradwege durch das Gelände näher vorgestellt.

Von der Sumpflandschaft zum Bergbaugebiet

Der Bestandteil Bruch der Bezeichnung Emscherbruch deutet auf eine sumpfige Region hin. Man findet diese Wortsilbe beispielsweise im bekannten Oderbruch in Brandenburg, dort übrigens das Oderbruch genannt. Aber auch hier im Ruhrgebiet haben wir es bereits im Stadtteil Hombruch in Dortmund angetroffen sowie in ähnlichen Formen in der Haldenlandschaft im Brauck in Gladbeck (übrigens mit der Mottbruchhalde), am Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr oder am Thabrauck in Fröndenberg.

Die nachfolgende Karte zeigt die Region, hier noch Emscher-Bruch bezeichnet, zwischen Herten, Krange (Herne-Crange, heute bekannt für die Cranger Kirmes) sowie Gelsenkirchen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Emscher mäandriert auf der Karte am südlichen Bildrand von Ost nach West. Einige Jahre später wird sie kanalisiert und begleitet vom Rhein-Herne-Kanal sein.

Historische Karte vom Emscherbruch um 1900
Historische Karte vom Emscherbruch um 1900

Deutlich zu sehen ist, dass das Gebiet bereits zu diesem Zeitpunkt durch die Zeche Ewald besiedelt und somit der große Wald in der Hertener Mark nicht mehr unberührt ist. Eine Bahnstrecke führt quer durch das Waldgebiet zur Schachtanlage.

Außerdem sind die jungen Bergwerke Zeche Graf Bismarck und – mittig unten – Zeche Unser Fritz zu erkennen. Denn die Nordwanderung des Bergbaus kam gegen Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Stelle an. Es entstanden daher Schachtanlagen, Siedlungen und später auch die Autobahn. Bergsenkungen aus dem Kohleabbau ließen Teile des Geländes weiter versumpfen.

Der Beinahe-Berg statt Sumpflandschaft

Beinahe wäre die Landschaft, wie sie heute hier zu finden ist, größtenteils nicht mehr vorhanden gewesen. Doch es wäre nicht die Versumpfung beziehungsweise Überschwemmung aufgrund der Bergsenkungen gewesen – im Gegenteil: Denn es war geplant, die benachbarte Halde Emscherbruch (heute Halde Hoheward) so zu erweitern, dass ein großes Gebirge bis zur heutigen Zentraldeponie gereicht hätte. Die Ewald-Straße zwischen Herne und Wanne hätte durch einen über 1 km langen Tunnel hindurchgeführt werden müssen. Die „Super-Halde“, wie sie genannt wurde, hätte damit auch große Flächen der heutigen Naturschutzgebiete bedeckt. Daraus wurde jedoch nichts.

Heute ist aus dem alten Emscherbruch aus dem 19. Jahrhundert trotz seiner zentralen Lage im Ruhrgebiet ein recht ursprünglicher Teil übrig geblieben. Der nördliche Bereich wird allerdings von der Autobahn A2 durchquert, im südlichen Teil erhebt sich die große Zentraldeponie Emscherbruch, die dabei aber auch das ehemalige Gelände und Bergehalden der Zeche Graf Bismarck bedeckt. Daneben wird der Emscherbruch durch die Münsterstraße und die Wiedehopfstraße durchkreuzt. In der Mitte, unweit der heutigen Deponie, ist außerdem die Siedlung Eichkamp entstanden.

Die folgende Karte zeigt dazu die aktuelle Situation und kann zur Orientierung bei der Tourenplanung genutzt werden.

Karte vom Emscherbruch
Karte vom Emscherbruch

Emscherbruch heute: Naherholungsgebiet am Städte-Dreieck

Es gibt zwischen der Emscher im Süden und der Autobahn im Norden einige ausgewiesene Naturschutzgebiet-Flächen. Zum einen ist das das NSG Hertener Emscherbruch in Herten, zum anderen die NSG Emscherbruch mit Ewaldsee und Emscherbruch Westlich Kleiweg in Gelsenkirchen. Nördlich der Autobahn gibt es ein weiteres Schutzgebiet, außerdem schließt sich dort der Hertener Schlosswald an.

Ringsherum haben sich mit der Zeit Wohnsiedlungen, Industrie-, Gewerbe- und Hafengebiete an den Emscherbruch angenähert. Zusammen mit dem unmittelbar benachbarten Landschaftspark Hoheward und dem Schlosswald ergibt sich aber eine große Wald- oder Grünfläche und ein abwechslungsreiches Naherholungsgebiet.

Wege zum Radfahren und Wandern

Das Wald- und Sumpfgebiet ist durch zahlreiche Wege für Spaziergänger, Wandernde und Radfahrende erschlossen. Der Grundwasserspiegel liegt teilweise nur knapp unter der Oberfläche: Stellenweise kann man offene Wasserflächen sehen, die von Röhricht bewachsen sind, oder Tümpel, die sich mitten im Wald zwischen den Bäumen erstrecken sowie Gräben, die einigen Spazierwegen rechts und links folgen. Manche Wasserflächen und Tümpel sind von den Wegen einzusehen, weswegen sich hier auch besondere Tiere wie Amphibien oder Wasservögel beobachten lassen.

Baumreihe und einzelstehender Baum auf einer Wiese im Emscherbruch
Kopfweiden und einzelstehender Baum auf einer Wiese im Emscherbruch
Zugefrorenes Biotop mit Röhricht im Emscherbruch
Zugefrorenes Biotop mit Röhricht im Emscherbruch
Wiese und Gräser im winterlichen Emscherbruch
Wiese und Gräser im winterlichen Emscherbruch

Im Bereich des Ewaldsees führen einige Touren des Halden-Hügel-Hoppings vorbei. Dies sind virtuelle Touren, die nicht in der Realität beschildert sind. Empfehlenswert ist eine fertige Tour aus Wanderungen für die Seele – Ruhrgebiet*, in der ein Rundgang von der Zeche Ewald vorbei am Ewaldsee (siehe weiter unten) und vorbei an der großen Zentraldeponie vorgestellt wird.

InformationAusführliche Informationen zur Anreise und Literaturtipps finden Sie weiter unten.

Bahntrassenradwege durch den Emscherbruch

Mit der sogenannten Nordwanderung des Bergbaus sind nicht nur besagte Bergwerke im Emscherbruch entstanden. Die einzelnen Schachtanlagen waren nämlich durch ein Netz von Güterbahnen miteinander verbunden. Die folgende Karte zeigt dazu denselben Ausschnitt wie in der Karte von 1900 weiter oben – nur etwa 35 Jahre später. Zu erkennen sind mehrere Eisenbahnstrecken, die quer durch den Emscherbruch verlaufen. Es fehlt dabei sogar noch ein später entstandener Abzweig zum Schacht Emschermulde ganz im Süden.

Karte mit alten Bahnstrecken im Emscherbruch
Karte mit alten Bahnstrecken im Emscherbruch

Die rot markierten Abschnitte sind heute Bahntrassenradwege, also Radwege, die auf den nun stillgelegten und abgebauten ehemaligen Bahntrassen verlaufen. Die obere bildet heute die zentrale Wegachse im nördlichen Teil des Emscherbruchs und dabei den besten Anschluss an den Landschaftspark Hoheward.

Zwischen der Autobahn A2 verläuft eine bis auf eine einzige Kurve schnurgerade Strecke vorbei am Ewaldsee bis zur Zeche Recklinghausen am rechten Bildrand. Im Landschaftspark Hoheward bildet die Achse bis zur Wanner Straße den AktivLinearPark. Im Bereich des Emscherbruchs verläuft die Trasse der Ewaldbahn auf einem hohen Damm und bietet vor allem im Winter ohne sichtbehinderndes Laub schöne Blicke auf die Sumpflandschaft und Bergsenkungsgewässer. Die Fotos zeigen den Verlauf des Radwegs auf der Ewaldbahn von der Zeche Ewald beziehungsweise Halde Hoppenbruch bis zum Streckenende bei Resse.

Bahntrassenweg auf hohem Damm durch den Emscherbruch. Hinten ist die Halde Hoheward zu erkennen.
Bahntrassenweg auf hohem Damm durch den Emscherbruch. Hinten ist die Halde Hoheward zu erkennen.
Radweg durch den AktivLinearPark in Recklinghausen und Herten
Radweg durch den AktivLinearPark in Recklinghausen und Herten

Ein kurzer Abschnitt verläuft außerdem im Süden neben der Holzbachstraße. Die dort nicht rot markierten Abschnitte liegen heute unter der Zentraldeponie Emscherbruch (siehe weiter unten).

InformationAusführliche Informationen zur Anreise und Literaturtipps finden Sie weiter unten.

Der Ewaldsee im Emscherbruch

Im Jahre 1935 wurde Bodenmaterial zum Bau der naheliegenden Autobahn A2 ausgebaggert. Das entstandene Loch füllte sich mit Wasser und bildet seitdem den damit indirekt durch Menschenhand entstandenen Ewaldsee. Durch sein Röhricht-Nordufer und den baumbestandenen Inseln in der Seemitte ist das knapp 12 ha große Gewässer ein Paradies für Wasservögel, die sich vom Ufer aus gut beobachten lassen. Reiher, Kormoran, Ralle, Enten oder Teichrohrsänger sind nur wenige Beispiele.

Die Zeche Ewald hatte direkten Einfluss auf den See, da früher über Rohrleitungen und ein Pumpenhaus warmes Grubenwasser eingeleitet wurde, sodass im Winter ein komplettes Zufrieren verhindert wurde. Zur Kühlung wurde Wasser wiederum aus dem See entnommen und der Zeche zugeführt.

Spazierwege führen heute um den See im Grenzgebiet zwischen Herten und Gelsenkirchen herum. An einigen Stellen tun sich immer wieder Zugänge zum Ufer mit kleinen Stegen auf. Am südlichsten Punkt befindet sich eine Aussichtsplattform.

Zum Angeln können Erlaubnisscheine erworben werden. Barsch, Brasse, Karpfen und Hecht warten auf eine behutsame Pflege und Kontrolle des Fischbestands.

InformationAusführliche Informationen zur Anreise und Literaturtipps finden Sie weiter unten.

Geographische Koordinaten: 51°34’13.20″N, 7°08’04.88″E – Ewaldsee
UTM-Koordinaten (Zone 32): 370728 m, 5714899 m – Ewaldsee

Zentraldeponie Emscherbruch

Ganz im Süden überdeckt die Zentraldeponie Teile der Ebene und sticht durch einen hohen Deponiekörper aus der Landschaft hervor. Die Zentraldeponie Emscherbruch entstand ab 1968 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Graf Bismarck VII / VIII. Derzeit beträgt ihre Höhe etwa 120 Meter über dem Meeresspiegel und damit bis zu 85 Meter über der Umgebung. Zum Vergleich ist die Halde Hoheward nebenan etwa 150 Meter über dem Meeresspiegel und 100 Meter über der Umgebung hoch und damit gar nicht viel höher. Die Halde Hoppenbruch ist sogar von der Fläche her etwas kleiner. Die Grundfläche der Zentraldeponie Emscherbruch beträgt etwa 100 ha.

Trotz der herausragenden Lage und Sichtbarkeit aus der Ferne ist die Deponie nicht öffentlich zugänglich. Ähnlich gute Aussichten hat man von der nahen Halde Hoppenbruch oder Halde Hoheward.

Blick von der Halde Hoheward auf die Halde Hoppenbruch (mit Windrad) und die Deponie Emscherbruch im Hintergrund
Blick von der Halde Hoheward auf die Halde Hoppenbruch (mit Windrad) und die Deponie Emscherbruch im Hintergrund

Informationen zum Besuch im Emscherbruch:

Auf den Wegen ist der Emscherbruch ständig frei zu besuchen. Es gelten die üblichen Verhaltensweisen in Naturschutzgebieten, um Pflanzen und Tiere nicht zu stören bzw. diese zu schädigen.

Rings um das Gebiet gibt es verschiedene Wanderparkplätze. Außerdem ist es durch umliegende Bushaltestellen gut mit dem Nahverkehr erreichbar.

Anreise mit dem Auto:

Auf der Autobahn A2 bis zur Ausfahrt 7 Herten. Rechts abbiegen auf die Münsterstraße. Zum Parkplatz an der Ewaldstraße rechts abbiegen und dann nach etwa 300 m links abbiegen, zum Parkplatz an der Münsterstraße weiter geradeaus und nach etwa 1,2 km hinter der Fußgängerampel links. Oder von der Autobahn links auf die Münsterstraße, rechts auf die Ewaldstraße und dann im Bereich der Zeche Ewald am Besucherzentrum oder in der Albert-Einstein-Allee parken.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Münsterstraße oder Ewaldstraße in Gelsenkirchen, Albert-Einstein-Allee oder Ewaldstraße in Herten. Bitte die Lage von unterschiedlichen Straßen mit gleichem Namen in den beiden Städten berücksichtigen!

Anreise mit Bus und Bahn:

Im Osten vom Emscherbruch ist das Gebiet über die Bushaltestelle Bergwerk Ewald 1/2 erreichbar, in der Mitte über die Haltestelle Eichkamp in der Siedlung Eichkamp, im Süden über die Haltestelle Fleuthebrücke sowie im Westen mit der Haltestelle Herzfelder Straße.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:

Im Süden besteht Anschluss an den Emscherweg und die Erzbahntrasse sowie die Deutsche Fußballroute NRW. Der Emscher-Park-Radweg durchquert den Emscherbruch. Über den Landschaftspark Hoheward besteht Anschluss an den Radweg auf der Allee des Wandels. Wandernde können auf verschiedenen Touren des Halden-Hügel-Hoppings (z. B. Tour NE, NW) vom nahen Landschaftspark Hoheward aus zum Ewaldsee gelangen.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Emscherbruch bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Wanderungen für die Seele: Ruhrgebiet* und Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott*.

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Wanderbare Halden: Die schönsten Revier-Wandertouren mit Aus- und Weitblick* sowie Wanderglück Industriekultur: Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet*