Archäologischer Park Xanten & RömerMuseum

Amphitheater, Insula, Tempel, Thermen und Gemeinschaftstoiletten: Für die Besichtigung einer römischen Siedlung braucht man nicht in die teure italienische Hauptstadt nach Rom zu fahren. Dass sich die Römer in Germanien auch zwischen Rhein und Ruhr angesiedelt haben, zeigen schon einige archäologisch wichtige Stätten in Bergkamen, Herne und Haltern am See. Archäologie bezeichnet die Lehre über das Vergangene und alte. Eine besondere römische Stadt ist die ehemalige Colonia Ulpia Traiana, die sich bei Xanten direkt am Rhein befand und heute auf dem Gelände des bekannten Archäologischen Parks liegt.

Das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands erstreckt sich über die antike Stadt, die etwa um 100 n. Chr. mit dem Status einer Colonia ausgestattet wurde und nach Marcus Ulpius Traianus (Kaiser Trajan) benannt wurde. Sie hatte bis zu 10.000 Einwohner auf einer Fläche von ca. 70 ha.

Als Colonia gehörte sie zu den höchstrangingen Städten im Römischen Reich und war neben dem heutigen Köln die einzige in der niedergermanischen Provinz. Im Norden grenzte sie mit einem Anleger an einen Arm des Rheins, der später trockenfiel und heute nicht mehr vorhanden ist. Im 3. Jahrhundert wurde die Stadt von den Franken überfallen und verfiel in der Folgezeit. Im 5. Jahrhundert dienten die Ruinen der benachbart neu gegründeten Stadt Xanten und später dem Xantener Dom als „Steinbruch“, wurden also wiederverwendet, um neues zu erbauen. Damit verschwand die alte Römerstadt mit der Zeit.

Landesgartenschau im Archäologischen Park

Dass die neue Stadt Xanten neben und nicht auf der Colonia errichtet wurde, ist ein Glücksfall für uns heute. Denn dadurch ist dieses Exemplar praktisch das einzige nördlich der Alpen, das nicht oder nur spärlich überbaut wurde und damit heute gut nachvollziehbar ist. Lange Zeit lag sie unter Weiden und Feldern verborgen. Im 19. und 20. Jahrhundert kam es im Zuge verschiedener Bauprojekte am Rande der Stadt zu Ausgrabungen. Im Jahre 1977 wurde die erste Stufe des Archäologischen Parks eröffnet. Drei Jahre später fand auf dem Gelände eine der ersten Landesgartenschauen in NRW statt.

Blick vom Amphitheater auf das Gelände des Archäologischen Parks in Xanten. Von links nach rechts: Siegfriedmühle vor dem LVR-RömerMuseum, Alleenwege, Hafentempel und Herberge, Xantener Südsee (außen)
Blick vom Amphitheater auf das Gelände des Archäologischen Parks in Xanten. Von links nach rechts: Siegfriedmühle vor dem LVR-RömerMuseum, Alleenwege, Hafentempel und Herberge, Xantener Südsee (außen)

Über drei Eingänge am ehemaligen Hafen, auf der Stadtseite und am RömerMuseum werden die Römerstadt und damit die Zeugen einer eindrucksvollen, Jahrtausende alten Siedlungsgeschichte betreten. Durch die Verwendung der Baumaterialien im Laufe der Zeit sind von den wenigsten Einrichtungen noch nennenswerte oberirdische Überreste erhalten geblieben. Große Teile des Parks sind daher zumindest Teil- oder sogar vollständige Rekonstruktionen.

Hafentempel und Mietshäuser

Ein Beispiel dafür sind die Herbergen und Werkstätten unweit des Hafentempels. Sie stellen eine wahrscheinliche, aber authentische Nachbildung dar und bieten einen einmaligen Einblick, wie römisches Wohnen und Arbeiten seinerzeit an diesem Ort stattfand. An einigen Stellen lassen sich jedoch auch original antike Bauwerke besichtigen, beispielsweise ein Teilstück eines unterirdischen Aquädukts (eine Frischwasser-Leitung) oder Grundmauern von Häusern.

Die Alleen-Wege im Park verlaufen auf den alten Stadtstraßen, die die sogenannten Insulae mit den Mietshäusern, dem Forum (praktisch der Marktplatz) und Tempeln einschlossen. Diese selbst werden durch die weiten Wiesen symbolisiert. Die Bäume rechts und links des Weges entsprechen den Säulen der überdachten Kolonnaden über den Gehwegen von einst. Kolonnaden sind überdachte Gänge, die von vielen Säulen getragen werden. Ein Spaziergang entlang der heutigen Wiesen führte also kurz nach Christi Geburt durch Häuserschluchten.

Amphitheater und Stadtmauer

Besondere Sehenswürdigkeit ist das große, teilrekonstruierte Amphitheater im Osten der Stadt. Es erinnert an eine Miniaturausgabe des berühmten Kolosseums in Rom und hat eine elliptische Grundform von einem maximalen Durchmesser von ca. 100 Metern. Von hier aus verläuft ein Stück begehbarer Stadtmauer mit in regelmäßigen Abständen platzierten Wachtürmen und Stadttoren, die im weiteren Verlauf durch eine hohe Hecke angedeutet ist.

Zwei Tempel, der heute sogenannte Hafentempel nahe der Stadtmauer am ehemaligen und heute verlandeten Rheinufer, und der Matronentempel im neuen Parkbereich nahe des RömerMuseums, sind heute als Teilrekonstruktion oder mit Grundmauern zu besichtigen. Insbesondere der Hafentempel bildet mit den schlanken Säulen und der Ecke eines Gebälks ein bekanntes Motiv. Hier lässt sich unter dem rekonstruierten Nachbau die originale Bodenplatte besichtigen.

Verschiedene moderne Themenpavillons, die über den Park verteilt sind, widmen sich speziellen Bereichen wie dem Straßenverkehr oder römischen Spielen. Nicht zu vergessen ist der große Spielplatz, der sich inmitten einer Insula im Zentrum des Archäologischen Parks befindet.

Auf dem jungen Teil des Archäologischen Parks jenseits der ehemals trennenden Bundesstraße steht das LVR RömerMuseum Xanten. Es ist weithin sichtbar und markant durch rote, verschachtelte Giebelformen auf hallenartigen Gebäuden mit Glasfassaden.

Römermuseum und Schutzbau über den Bädern

Die größte Fläche nimmt der Schutzbau über den antiken Überresten der Bäderanlagen der Stadt Colonia Ulpia Traiana ein. Dabei lehnt sich die Außenform in moderner Variante an die wahrscheinliche Außengestalt der Themen an. Hier lassen sich die unterschiedlichen Bereiche eines typischen römischen Bades noch heute sehr gut nachvollziehen.

So lassen sich Kalt- und Warmbäder, Öfen, eine Art Fußbodenheizung und sogar Rückstände von Marmorfliesen von einer über den Ruinen entlangführenden Stegkonstruktion erkennen. Direkt anschließend befindet sich eine auf mehrere Etagen ausgedehnte Dauerausstellung zum Archäologischen Park, ergänzt um Wechselausstellungen. Hier lassen sich neben der Geschichte und dem Leben in der Stadt auch Ausgrabungen besichtigen.

Tipp des Autors:

Für alle Asterix-Leser und alle anderen Interessierten in die römische Antike ist der Besuch im APX sehr lohnenswert. Insbesondere durch die vielen Spielangebote und kindgerechte Erläuterungen eignet sich der Besuch für die gesamte Familie. Sofern die Füße nach einem Besuch noch tragen, ist ein Besuch der Innenstadt Xantens mit dem Dom (der ja zu Teilen aus der alten Römerstadt besteht) und ein Spaziergang zur Kriemhildmühle Pflicht. Benachbart zum Park befindet sich das Naherholungsgebiet mit den zwei Gewässern Xantener Südsee und Xantener Nordsee. Auch die Bislicher Insel ist nicht weit entfernt. Mit dem Auto sind der Wallfahrtsort Kevelaer und die Stadt Wesel an der Lippemündung in den Rhein gut erreichbar. Erfahrungsgemäß ist der Tag mit dem Besuch im Park jedoch bereits ausreichend ausgefüllt, sodass nicht allzu viele andere Ziele für eine Tour vorgesehen werden sollten.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Der Archäologische Park Xanten ist ganzjährig täglich geöffnet, von März bis Oktober 09.00-18.00 Uhr, Dezember bis Februar 10.00-16.00 Uhr, im November 09.00-17.00 Uhr. Nur an wenigen Einzeltagen (z.B. Weihnachten) ist der Park geschlossen.

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen im Archäologischen Park entsprechen der mittleren Kategorie €€ (zwischen 5,- Euro und 10,- Euro pro Person). Der Eintritt des LVR Römermuseums ist darin eingeschlossen. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist frei! Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.

An verschiedenen Orten im Park befinden sich sanitäre Einrichtungen. Gastronomie ist in der rekonstruierten Herberge nahe des Hafentempels und ein Café am RömerMuseum untergebracht.

Offizielle Internetseite: www.apx.lvr.de

Anreise mit dem Auto:

Die Stadt und der Archäologische Park Xanten sind je nach Ausgangspunkt über zwei Autobahnen zu erreichen.
► Aus Richtung Östliches / Mittleres Ruhrgebiet auf der A2 bis zum Kreuz Oberhausen und dort auf die A3 Richtung Emmerich bis zur Ausfahrt 6 Wesel. Rechts abbiegen auf die B58 Richtung Wesel. Dem Straßenverlauf folgen und die B8 überqueren, anschließend die große Rheinbrücke. Nach 2,5 km rechts abbiegen in die Xantener Straße (L460). In Unterbirten nach ca. 5,5 km rechts abbiegen auf die B57 und dem Verlauf bis zum APX folgen. Ein Parkplatz befindet sich von hier aus beschildert am Hafen des Südsees.

► Aus Richtung Niederrhein / Westliches Ruhrgebiet auf der A40 bis zum Kreuz Kamp-Lintfort und dort auf die A57 bis zur Ausfahrt 5 Sonsbeck. Links abbiegen auf die Kevelaerer Straße. In Sonsbeck links abbiegen auf die Hochstraße. Nach 6 km links abbiegen auf den Trajanring. Dem Verlauf auch durch den Kreisverkehr geradeaus folgen und nach der Beschilderung z.B. zum Parkplatz nahe des Hafens fahren.

Zieleingabe für die jeweiligen Eingänge ins Navigationssystem:
Am Hafentempel: Am Rheintor, Kreuzung Bankscher Weg / B57 in Xanten
An der Stadtmitte: Zur Colonia in Xanten
Am LVR RömerMuseum: Siegfriedstraße, Nähe Kreuzung Trajanstraße in Xanten

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Duisburg, Rheinhausen oder Moers mit der RB 31 Richtung Xanten bis zur Endstation. Von dort zu Fuß geradeaus vom Bahnhofsgebäude in die Hagenbuschstraße gehen. Die zweite Kreuzung links abbiegen in die Siegfriedstraße. Vor der Antoniuskapelle rechts in die Antoniusstraße abbiegen und dieser geradeaus bis zum Eingang am Amphitheater folgen. Der Fußweg beträgt etwa 850 Meter.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Der Archäologische Park wird exzellent durch gleich mehrere z.T. national bedeutsame Radrouten erschlossen. An unterschiedlichen Seiten führen die D-Route D8 „Rhein-Route“ und der Rhein-Radweg, die NiederRheinroute, die Via Romana, die 2-Länder-Route und die hier endende Römer-Lippe-Route an den Park.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Archäologische Park Xanten bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Wesel* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Bikeline Römer-Lippe-Route: Vom Teutoburger Wald zum Niederrhein* (1:50.000, Spiralo-Bindung)

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°40’09.46″N, 6°26’54.13″E – Eingang Hafentempel
51°39’58.18″N, 6°26’58.50″E – Eingang Stadtmitte
51°39’59.43″N, 6°26’28.17″E – Eingang LVR RömerMuseum

51°39’59.55″N, 6°26’25.67″E – RömerMuseum und Thermen
51°40’10.56″N, 6°26’17.91″E – Nordtor
51°40’09.29″N, 6°26’47.07″E – Hafentempel
51°40’01.67″N, 6°27’04.93″E – Amphitheater
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
323554 m, 5727340 m – Eingang Hafentempel
323626 m, 5726988 m – Eingang Stadtmitte
323045 m, 5727047 m – Eingang LVR RömerMuseum

322997 m, 5727053 m – RömerMuseum und Thermen
322860 m, 5727398 m – Nordtor
323418 m, 5727339 m – Hafentempel
323753 m, 5727092 m – Amphitheater

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.